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Energie & Management > Kernkraft - DIW: Kernenergie keine Option in der Klimakrise
Quelle: Shutterstock / hxdyl
Kernkraft

DIW: Kernenergie keine Option in der Klimakrise

In ihrem aktuellen Wochenbericht erteilen die Forschenden des DIW der Kernenergie eine Absage und fordern Transparenz bei der Endlagersuche.
Auch wenn mit dem Vollzug des Kernenergieausstiegs in Deutschland ein Anstieg der CO2-Emissionen verbunden sei, gibt es laut Christian von Hirschhausen keinen Grund, diese Technologie als klimaschonende Option weiter in Betracht zu ziehen. Denn es handele sich nur um einen kurzfristigen Effekt, der durch einen beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien und die Nutzung von Flexibilitätsoptionen zu ihrer Netzintegration wieder kompensiert werde, so der Forschungsdirektor beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung und Professor an der TU Berlin.

Hinzu komme noch ein beschleunigter Ausstieg aus der Erdgasnutzung, wie von Hirschhausen betont: „Wir müssen aus fossilem Erdgas genauso aussteigen wie aus der Kohle, wenn wir die Klimaschutzziele in Deutschland, in Europa oder weltweit einhalten möchten.“
 
Eine weitere Nutzung der Kernenergie zur Bekämpfung des Klimawandels kommt aus Sicht des Wirtschaftswissenschaftlers nicht in Frage. Weder im aktuellen Technologiestadium noch in einem zurzeit in der Grundlagenforschung stehenden Technologiestadium könne sie relevant sein. „Kurzfristig sind die bestehenden Kraftwerke der sogenannten Generation „Drei plus“ zu teuer und auch ihre Planung würde sehr lange dauern. Vor 2050 stünden sie praktisch nicht bereit, gibt er zu bedenken. Andere Konzepte, etwa die sogenannten Small Modular Reactors, seien ebenfalls keine Option, da Forschungs-, Produktions- und Umsetzungszyklen zwei bis drei Jahrzehnte dauern, möglicherweise sogar noch länger.
 
Die Diskussion über das EU-Taxonomie-Verfahren, in dem die Kommission Vorschläge entwickelt, welche Technologien im Rahmen des Green Deals als nachhaltig gelten sollen, kommentiert von Hirschhausen kurz und knapp: „Weder Kernkraft noch fossiles Erdgas haben in der EU-Taxonomie etwas verloren.“
 
Für die Endlagersuche muss die radioaktive Abfallmenge gedeckelt sein
 
Das endgültige Ende der Kernkraftnutzung hat auch einen ganz praktischen Nutzen: Die radioaktiven Abfallmengen sind begrenzt und erlauben eine konkrete Planung der Endlagerung – sowohl der Logistik als auch der Endlagerformationen. Das DIW weist darauf hin, dass ein Endlager gefunden werden muss, welches eine sichere Lagerung für mehr als 1 Mio. Jahre gewährleistet. Deshalb halten die Wissenschaftler Transparenz und Partizipation der Bevölkerung im Standortauswahlverfahren für essentiell.
 
„Die Beendigung der kommerziellen Nutzung der Kernenergie ist eine Bedingung für die Akzeptanz der Endlagersuche. Das hat das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung, das sogenannte BASE, schon vor 20 Jahren festgestellt“, gibt von Hirschhausen zu bedenken. Er hält es für undenkbar, im Jahr 2031 einen Endlagerstandort festzulegen, wenn die Menge nicht vorher gedeckelt wurde.

Laut DIW muss ein geeigneter Standort für die Lagerung von 27.000 Kubikmetern hochradioaktiven Abfalls gefunden werden, so dass der Bundestag im Jahr 2031 die entsprechende Standortfestlegung treffen kann. Daran werde sich die Errichtung der Lagerstätten anschließen – ein „komplexes Problem mit erheblichen sozio-technischen Herausforderungen“, heißt es im Wochenbericht des Instituts.

Zu einer vollständigen Atomwende gehört dann noch die Schließung der Brennelementefabrik in Lingen und der Urananreicherungsanlage in Gronau. Und konsequent sei die Atomwende letztlich nur dann, wenn sich die Bundesregierung auch in Europa und international gegen eine Laufzeitverlängerung von Kernkraftwerken stark mache und sich dafür einsetze, dass keine Investitionen und Fördermittel mehr in die Kernenergie fließen.

Donnerstag, 25.11.2021, 14:10 Uhr
Fritz Wilhelm
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Kernkraft
DIW: Kernenergie keine Option in der Klimakrise
In ihrem aktuellen Wochenbericht erteilen die Forschenden des DIW der Kernenergie eine Absage und fordern Transparenz bei der Endlagersuche.
Auch wenn mit dem Vollzug des Kernenergieausstiegs in Deutschland ein Anstieg der CO2-Emissionen verbunden sei, gibt es laut Christian von Hirschhausen keinen Grund, diese Technologie als klimaschonende Option weiter in Betracht zu ziehen. Denn es handele sich nur um einen kurzfristigen Effekt, der durch einen beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien und die Nutzung von Flexibilitätsoptionen zu ihrer Netzintegration wieder kompensiert werde, so der Forschungsdirektor beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung und Professor an der TU Berlin.

Hinzu komme noch ein beschleunigter Ausstieg aus der Erdgasnutzung, wie von Hirschhausen betont: „Wir müssen aus fossilem Erdgas genauso aussteigen wie aus der Kohle, wenn wir die Klimaschutzziele in Deutschland, in Europa oder weltweit einhalten möchten.“
 
Eine weitere Nutzung der Kernenergie zur Bekämpfung des Klimawandels kommt aus Sicht des Wirtschaftswissenschaftlers nicht in Frage. Weder im aktuellen Technologiestadium noch in einem zurzeit in der Grundlagenforschung stehenden Technologiestadium könne sie relevant sein. „Kurzfristig sind die bestehenden Kraftwerke der sogenannten Generation „Drei plus“ zu teuer und auch ihre Planung würde sehr lange dauern. Vor 2050 stünden sie praktisch nicht bereit, gibt er zu bedenken. Andere Konzepte, etwa die sogenannten Small Modular Reactors, seien ebenfalls keine Option, da Forschungs-, Produktions- und Umsetzungszyklen zwei bis drei Jahrzehnte dauern, möglicherweise sogar noch länger.
 
Die Diskussion über das EU-Taxonomie-Verfahren, in dem die Kommission Vorschläge entwickelt, welche Technologien im Rahmen des Green Deals als nachhaltig gelten sollen, kommentiert von Hirschhausen kurz und knapp: „Weder Kernkraft noch fossiles Erdgas haben in der EU-Taxonomie etwas verloren.“
 
Für die Endlagersuche muss die radioaktive Abfallmenge gedeckelt sein
 
Das endgültige Ende der Kernkraftnutzung hat auch einen ganz praktischen Nutzen: Die radioaktiven Abfallmengen sind begrenzt und erlauben eine konkrete Planung der Endlagerung – sowohl der Logistik als auch der Endlagerformationen. Das DIW weist darauf hin, dass ein Endlager gefunden werden muss, welches eine sichere Lagerung für mehr als 1 Mio. Jahre gewährleistet. Deshalb halten die Wissenschaftler Transparenz und Partizipation der Bevölkerung im Standortauswahlverfahren für essentiell.
 
„Die Beendigung der kommerziellen Nutzung der Kernenergie ist eine Bedingung für die Akzeptanz der Endlagersuche. Das hat das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung, das sogenannte BASE, schon vor 20 Jahren festgestellt“, gibt von Hirschhausen zu bedenken. Er hält es für undenkbar, im Jahr 2031 einen Endlagerstandort festzulegen, wenn die Menge nicht vorher gedeckelt wurde.

Laut DIW muss ein geeigneter Standort für die Lagerung von 27.000 Kubikmetern hochradioaktiven Abfalls gefunden werden, so dass der Bundestag im Jahr 2031 die entsprechende Standortfestlegung treffen kann. Daran werde sich die Errichtung der Lagerstätten anschließen – ein „komplexes Problem mit erheblichen sozio-technischen Herausforderungen“, heißt es im Wochenbericht des Instituts.

Zu einer vollständigen Atomwende gehört dann noch die Schließung der Brennelementefabrik in Lingen und der Urananreicherungsanlage in Gronau. Und konsequent sei die Atomwende letztlich nur dann, wenn sich die Bundesregierung auch in Europa und international gegen eine Laufzeitverlängerung von Kernkraftwerken stark mache und sich dafür einsetze, dass keine Investitionen und Fördermittel mehr in die Kernenergie fließen.

Donnerstag, 25.11.2021, 14:10 Uhr
Fritz Wilhelm

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