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Das geringe politische Potenzial der Kleinwasserkraft kann das enorme technische zunichtemachen. Das haben die Stadtwerke Rosenheim vor Jahren erlebt:
Die Kleinwasserkraft könnte in der 65.000-Einwohner-Stadt Rosenheim allein an vier untersuchten Bächen zwischen 0,7 und 1,4
MW der Durchschnittlast von 40
MW decken. Eine Jahres-Stromausbeute von ingesamt 5,8
Millionen kWh sei realistisch.
Diese Ergebnisse aus einer zwölf Jahre alten Potenzialstudie der Hydroprojekt Ingenieurgesellschaft zitierte der Bereichsleiter Müllheizkraftwerk der Stadtwerke Rosenheim, Reinhold Egeler, auf dem Anwenderforum Kleinwasserkraft vergangene Woche.
Allein, umgesetzt wurde bisher keines der aufgezeigten 16
Projekte. Jedes der Vorhaben habe einen rechtlichen oder politischen Haken gehabt, der es rechtlich oder politisch nicht durchsetzbar erscheinen lasse, meinte Egeler. Am Zusammenfluss zweier Bäche etwa, zu dem von einem beliebten Platz der Stadt seit einer Landesgartenschau eine Betontreppe führt, sei zwar nicht mit Anwohnerprotesten zu rechnen. Dafür verunmöglichten Veränderungssperren aus einem Architektenvertrag zur Gartenschau ein Wasserkraftwerk.
Zudem wären zwar zwei Wasserschnecken wirtschaftlich, nicht jedoch ein technisch ebenso mögliches und eventuell optisch reizvolles Wasserrad. Es würde sich nach den Berechnungen der Rosenheimer erst nach 20
Jahren amortisieren.
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Reinhold Egeler von den Stadtwerken Rosenheim auf dem Anwenderforum Kleinwasserkraft Quelle: E&M / Georg Eble |
An der potenziellen Lärmbelästung der Anwohner dagegen würde nach Egelers Einschätzung die Reaktivierung eines Mühlenkraftwerks scheitern. Derzeit fließt das Wasser ungenutzt die Fallhöhe von bis zu 1
Meter ab.
Bei einem anderen Bach, der in einem tiefen Gerinne parallel zum Inn fließt, müsste das Querbauwerk für eine Turbine oder zwei Wasserräder oder Wasserschnecken erst errichtet werden. Enge Platzverhältnisse und eine Lage im Landschaftsschutzgebiet würden sowohl den Bau als auch das Genehmigungsverfahren verkomplizieren, so Egeler.
Ökologische Vorschriften verschärfen sichGenerell erhöhe das Wasserhaushaltsgesetz (WHG), mit dem Deutschland die EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) umsetzt, die betriebswirtschaftlichen Risiken. Gemäß Paragraf
27, der von 2027 an Wirkung entfaltet, müssen Maßnahmen an Gewässern deren Ökologie verbessern. Bisher reicht es, wenn sie sie nicht verschlechtern.
Die Gutachter von 2011 hatten Kleinwasserkraftwerke an 16
Standorten im bayerischen Rosenheim und seiner allernächsten Umgebung für technisch sinnvoll erachtet. Sie hätten Leistungen zwischen 5 und 200
kW. Am Inn dagegen, der Rosenheim durchquert, ist demnach das elektrische Potenzial durch zwei große Laufwasserkraftwerke quasi ausgeschöpft. Egelers Fazit: "Derzeit ist kein sinnvoller Standort erkennbar."
Besucherbilanz des AnwenderforumsDas 26. Internationale Anwenderforum Kleinwasserkraft mit kleiner Ausstellung fand am 28. und 29.
September in Rosenheim statt. Knapp 130
Fachbesucher hatten sich angemeldet. In Hoch-Zeiten vor Corona waren es laut Veranstaltungsbeirat bis zu 300 gewesen.
Donnerstag, 5.10.2023, 09:30 Uhr
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