E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > Wärme - Verbände: Wärmewende braucht verlässliche Signale
Quelle: Shutterstock / JPC-PROD
Wärme

Verbände: Wärmewende braucht verlässliche Signale

Der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) hat die Ergebnisse seiner jährlich erscheinenden Branchenstudie vorgelegt. Der VKU präsentiert einen Energiefonds zur Finanzierung der Wärmewende.
Für das laufende Jahr erwartet der BWP einen Absatz von knapp unter 200.000 Wärmepumpen, für das Jahr 2025 werden bei den aktuellen Bedingungen rund 260.000 Geräte prognostiziert. Den im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnenden Marktrückgang um 45 Prozent begründet der Verband mit einer starken Verunsicherung von Verbraucherinnen und Verbrauchern. Erst in der Dreieinigkeit aus Ordnungsrecht, CO2-Preis und Förderung werde die Wärmewende das nötige Tempo zur Erreichung der Klimaschutzziele gewinnen.

Anlässlich der Fachmesse Heat Expo vom 26. bis 28. November in Dortmund hat auch der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) seine Mitglieder nach einem aktuellen Stimmungsbild zur Wärmewende befragt. Fast alle Unternehmen gaben an, ihre Investitionen in Wärme-Erzeugung und den Ausbau der Wärme-Infrastruktur zu erhöhen. Gleichzeitig wurde als größtes Investitionshindernis eine unklare Finanzierung genannt. Die Frage, ob bezahlbare Wärmeversorgung in Zukunft gesichert ist, wurde mehrheitlich verneint.

Mehr Eigenkapital für Energieunternehmen aus Fonds

VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing mahnte: „Um die Fernwärme massiv ausbauen zu können, brauchen wir klare rechtliche Rahmenbedingungen und kein ständiges politisches Hin und Her.“ Dafür müsse auch die Wärmelieferverordnung angepasst werden, die seit 2013 für einen fast vollständigen Ausbaustopp bei der Fernwärme gesorgt hat, forderte er. Der Verband schlägt daher die Auflage eines Energiewende-Fonds vor, um auch privates Kapital beispielsweise aus Pensionsfonds und Rentenkassen zu mobilisieren. Damit könnte das Eigenkapital der Energieunternehmen gestärkt werden.

Vor allem die Ankündigungen zur kommunalen Wärmeplanung und die nicht ausreichende Bekanntheit der Förderprogramme sorgten für eine Kaufzurückhaltung, die auch den Gesamtmarkt der Wärmeerzeuger stark zurückgeworfen habe. „Hoffnung auf einen sich erholende Absatz gäben insbesondere die weiter steigenden Förderzahlen der Kfw“, sagte BWP-Geschäftsführer Martin Sabel vor Journalisten. In seinen Schlussfolgerungen ruft der BWP dazu auf, sich in der Gebäudepolitik zukünftig nicht allein auf die Einführung des europäischen Emissionshandels (ETS 2) zu verlassen.

Neue Regierung muss klaren Wärmewende-Kurs setzen
 
„Die Branche hat hohe Erwartungen an die bevorstehenden Wahlen und einen möglichen Regierungswechsel“, sagte Sabel. Die Ergebnisse der Branchenstudie zeigten, dass sich die neue Regierung nicht allein auf den CO2-Emissionshandel verlassen darf, der ab 2027 europaweit für die Sektoren Gebäude und Verkehr eingeführt wird, warnte er. Die erwartbar höheren Kosten für fossile Energieträger könnten Haushalte überlasten, die nicht den Energieträger wechseln können. Das würde zu sozialer Unruhe führen.

„Industrie, Handwerk und Gebäudeeigentümer benötigen positive Anreize zugunsten der erneuerbaren Alternativen, speziell der Wärmepumpe“, regte Sabel an. Deshalb müsse parallel die Entlastung des Strompreises, etwa im Bereich der Stromsteuer und Netzentgelte, angegangen werden. „Die Flankierung über die im vergangenen Jahr geschaffenen Rahmenbedingungen der Heizungsförderung (BEG) und im Gebäudeenergiegesetz (GEG) sollte stabil gehalten werden“, empfahl er weiter.

Studie mit zwei Szenarien

In der Branchenstudie wurden zwei Szenarien modelliert. Im ersten Szenario werden die aktuell geltenden Rahmenbedingungen fortgeschrieben (Business-as-usual). Darin abgebildet sind auch jährlich wiederkehrende Unsicherheiten über die Finanzierung der BEG-Förderung und Debatten über die Zukunft der Heizungsregelungen im Gebäudeenergiegesetz, die weiterhin zu Verunsicherungen führen. Damit wäre der ab 2027 einsetzende europäische Emissionshandel in diesem Szenario das dominierende Lenkungsinstrument im Gebäudebereich.

Wärme- und Wärmepumpenmarkt könnten sich in den kommenden beiden Jahren zwar leicht erholen. Ende der 2020er Jahre käme es in diesem Szenario nach Einschätzung der an der Studie mitarbeitenden Experten aus Heizungsunternehmen und Wärmepumpenbranche jedoch erneut zu starker Kaufzurückhaltung. Ohne positive Anreize für erneuerbare Wärmeerzeuger würde die Zielmarke von 500.000 jährlich installierten Wärmepumpen erst im Jahr 2030 erreicht. Die Klimaschutzziele im Gebäudebereich würden verfehlt.
 
Im zweiten Szenario (Ambitioniert) bereitet die neue Bundesregierung die Öffentlichkeit transparent auf den bevorstehenden Emissionshandel und steigende Preise vor. Dazu gehöre auch, die Verwendung der Einnahmen aus dem CO2-Preis frühzeitig zu klären. Zudem müsse die neue Legislaturperiode genutzt werden, um Entlastungen beim Strompreis zu erreichen. Insbesondere Absenkungen bei Netzentgelten, Stromsteuer und Mehrwertsteuer könnten Anreize zur Investition in die Wärmepumpe als Alternative zu Öl und Gas verstärken. Aufgrund hoher Marktanteile könne die Wärmepumpe dann bereits 2027 die Marke von 500.000 jährlichen Installationen erreichen.
 
„Polemische Debatten um eine mögliche Rücknahme der sinnvollen Vorgaben für neue Heizungen im GEG oder zu vermeintlich astronomischen Kosten schaden der deutschen Wirtschaft, die auf Planungssicherheit angewiesen ist“, mahnt der BWP. Die Parteien sollte das Ziel verbinden, dass Deutschland auch weiterhin zu den Vorreitern bei der Klimaschutztechnologie Wärmepumpe gehört, fasste Sabel die Erwartungshaltung der Branche zusammen.

Die BWP-Studie zu Wärmepumpen 2024 steht als PDF zum Download bereit.


Dienstag, 26.11.2024, 14:48 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Wärme - Verbände: Wärmewende braucht verlässliche Signale
Quelle: Shutterstock / JPC-PROD
Wärme
Verbände: Wärmewende braucht verlässliche Signale
Der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) hat die Ergebnisse seiner jährlich erscheinenden Branchenstudie vorgelegt. Der VKU präsentiert einen Energiefonds zur Finanzierung der Wärmewende.
Für das laufende Jahr erwartet der BWP einen Absatz von knapp unter 200.000 Wärmepumpen, für das Jahr 2025 werden bei den aktuellen Bedingungen rund 260.000 Geräte prognostiziert. Den im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnenden Marktrückgang um 45 Prozent begründet der Verband mit einer starken Verunsicherung von Verbraucherinnen und Verbrauchern. Erst in der Dreieinigkeit aus Ordnungsrecht, CO2-Preis und Förderung werde die Wärmewende das nötige Tempo zur Erreichung der Klimaschutzziele gewinnen.

Anlässlich der Fachmesse Heat Expo vom 26. bis 28. November in Dortmund hat auch der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) seine Mitglieder nach einem aktuellen Stimmungsbild zur Wärmewende befragt. Fast alle Unternehmen gaben an, ihre Investitionen in Wärme-Erzeugung und den Ausbau der Wärme-Infrastruktur zu erhöhen. Gleichzeitig wurde als größtes Investitionshindernis eine unklare Finanzierung genannt. Die Frage, ob bezahlbare Wärmeversorgung in Zukunft gesichert ist, wurde mehrheitlich verneint.

Mehr Eigenkapital für Energieunternehmen aus Fonds

VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing mahnte: „Um die Fernwärme massiv ausbauen zu können, brauchen wir klare rechtliche Rahmenbedingungen und kein ständiges politisches Hin und Her.“ Dafür müsse auch die Wärmelieferverordnung angepasst werden, die seit 2013 für einen fast vollständigen Ausbaustopp bei der Fernwärme gesorgt hat, forderte er. Der Verband schlägt daher die Auflage eines Energiewende-Fonds vor, um auch privates Kapital beispielsweise aus Pensionsfonds und Rentenkassen zu mobilisieren. Damit könnte das Eigenkapital der Energieunternehmen gestärkt werden.

Vor allem die Ankündigungen zur kommunalen Wärmeplanung und die nicht ausreichende Bekanntheit der Förderprogramme sorgten für eine Kaufzurückhaltung, die auch den Gesamtmarkt der Wärmeerzeuger stark zurückgeworfen habe. „Hoffnung auf einen sich erholende Absatz gäben insbesondere die weiter steigenden Förderzahlen der Kfw“, sagte BWP-Geschäftsführer Martin Sabel vor Journalisten. In seinen Schlussfolgerungen ruft der BWP dazu auf, sich in der Gebäudepolitik zukünftig nicht allein auf die Einführung des europäischen Emissionshandels (ETS 2) zu verlassen.

Neue Regierung muss klaren Wärmewende-Kurs setzen
 
„Die Branche hat hohe Erwartungen an die bevorstehenden Wahlen und einen möglichen Regierungswechsel“, sagte Sabel. Die Ergebnisse der Branchenstudie zeigten, dass sich die neue Regierung nicht allein auf den CO2-Emissionshandel verlassen darf, der ab 2027 europaweit für die Sektoren Gebäude und Verkehr eingeführt wird, warnte er. Die erwartbar höheren Kosten für fossile Energieträger könnten Haushalte überlasten, die nicht den Energieträger wechseln können. Das würde zu sozialer Unruhe führen.

„Industrie, Handwerk und Gebäudeeigentümer benötigen positive Anreize zugunsten der erneuerbaren Alternativen, speziell der Wärmepumpe“, regte Sabel an. Deshalb müsse parallel die Entlastung des Strompreises, etwa im Bereich der Stromsteuer und Netzentgelte, angegangen werden. „Die Flankierung über die im vergangenen Jahr geschaffenen Rahmenbedingungen der Heizungsförderung (BEG) und im Gebäudeenergiegesetz (GEG) sollte stabil gehalten werden“, empfahl er weiter.

Studie mit zwei Szenarien

In der Branchenstudie wurden zwei Szenarien modelliert. Im ersten Szenario werden die aktuell geltenden Rahmenbedingungen fortgeschrieben (Business-as-usual). Darin abgebildet sind auch jährlich wiederkehrende Unsicherheiten über die Finanzierung der BEG-Förderung und Debatten über die Zukunft der Heizungsregelungen im Gebäudeenergiegesetz, die weiterhin zu Verunsicherungen führen. Damit wäre der ab 2027 einsetzende europäische Emissionshandel in diesem Szenario das dominierende Lenkungsinstrument im Gebäudebereich.

Wärme- und Wärmepumpenmarkt könnten sich in den kommenden beiden Jahren zwar leicht erholen. Ende der 2020er Jahre käme es in diesem Szenario nach Einschätzung der an der Studie mitarbeitenden Experten aus Heizungsunternehmen und Wärmepumpenbranche jedoch erneut zu starker Kaufzurückhaltung. Ohne positive Anreize für erneuerbare Wärmeerzeuger würde die Zielmarke von 500.000 jährlich installierten Wärmepumpen erst im Jahr 2030 erreicht. Die Klimaschutzziele im Gebäudebereich würden verfehlt.
 
Im zweiten Szenario (Ambitioniert) bereitet die neue Bundesregierung die Öffentlichkeit transparent auf den bevorstehenden Emissionshandel und steigende Preise vor. Dazu gehöre auch, die Verwendung der Einnahmen aus dem CO2-Preis frühzeitig zu klären. Zudem müsse die neue Legislaturperiode genutzt werden, um Entlastungen beim Strompreis zu erreichen. Insbesondere Absenkungen bei Netzentgelten, Stromsteuer und Mehrwertsteuer könnten Anreize zur Investition in die Wärmepumpe als Alternative zu Öl und Gas verstärken. Aufgrund hoher Marktanteile könne die Wärmepumpe dann bereits 2027 die Marke von 500.000 jährlichen Installationen erreichen.
 
„Polemische Debatten um eine mögliche Rücknahme der sinnvollen Vorgaben für neue Heizungen im GEG oder zu vermeintlich astronomischen Kosten schaden der deutschen Wirtschaft, die auf Planungssicherheit angewiesen ist“, mahnt der BWP. Die Parteien sollte das Ziel verbinden, dass Deutschland auch weiterhin zu den Vorreitern bei der Klimaschutztechnologie Wärmepumpe gehört, fasste Sabel die Erwartungshaltung der Branche zusammen.

Die BWP-Studie zu Wärmepumpen 2024 steht als PDF zum Download bereit.


Dienstag, 26.11.2024, 14:48 Uhr
Susanne Harmsen

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.