Bei der Vorstellung der Gebäude-Allianz-Initiative. Quelle E&M / Susanne Harmsen
Mit dem Bundesbau- und Wirtschaftsministerium führte ein Verbändebündnis ein Gespräch zur energetischen Gebäudesanierung. Das Bündnis forderte die sozial verträgliche Beschleunigung.
Derzeit geht es im Parlament um den Bundeshaushalt. Heute reichte das Bauministerium seine Vorlage für 2025 ein. Dazu passend fand ein Sanierungsgipfel statt. Hier sprachen Vertreterinnen und Vertreter der Gebäudeallianz mit Staatssekretären aus dem Bundesbauministerium (BMWSB) und Wirtschaftsministerium (BMWK). Ein klimaneutraler Gebäudesektor ist entscheidend, damit Deutschland seine Klimaziele einhält. Das Bündnis fordert neben einer ambitionierten auch eine sozial gerechte Sanierungsstrategie sowie die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung.
Die Gebäude-Allianz ist ein breites Bündnis aus Umwelt-, Industrie-, Verbraucher- und Wohlfahrtsverbänden, organisierter statt. Spitzenvertreterinnen und Spitzenvertreter von 15 Verbänden diskutierten mit den Staatssekretären Rolf Bösinger (BMWSB) und Philipp Nimmermann (BMWK) die dringend notwendige Sanierungsoffensive. Die Verbände stellten dabei ein Factsheet vor, das die vielfältigen Potenziale energetischer Sanierungen herausstellt.
Sanierung und Dekarbonisierung als Gewinn verstehenDemnach könnten Eigentümerinnen und Eigentümer sowie Mieterinnen und Mieter durch einen geringeren Energieverbrauch sparen, Vermieterinnen und Vermieter sicherten langfristig den Wert ihrer Immobilien. Die Wirtschaft profitiere von Investitionen, die Volkswirtschaft von geringeren Klimafolgekosten und das Klima von sinkenden Emissionen.
Irmela Colaco, Leiterin Wohn- und Gebäudepolitik beim BUND appellierte: „Worauf wartet die Ampel noch? Wir brauchen eine wirksame und sozial gerechte Sanierungsoffensive, angefangen bei den Gebäuden, die besonders viel Energie verbrauchen.“ Die EU-Gebäuderichtlinie muss dafür zügig und ambitioniert umgesetzt werden, forderte die Vertreterin des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND).
Den positiven Effekt auf die Wirtschaftskraft betonte Christian Noll, Geschäftsführer der Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz (Deneff): „Die Lösungen für die Gebäudeenergiewende sind längst da“, sagte er. Um sie umzusetzen, brauchten Wirtschaft und Immobilienhalter Planungssicherheit. Bisher habe das ständige Vor- und Zurück in Bauvorschriften und Förderungen zum Abwarten geführt. „Ein kluger Mix aus Mindeststandards und gezielter Förderung ist der Schlüssel, um die Gebäudeeffizienz effektiv zu steigern“, riet Noll.
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Vergleich der Kosten und Nutzen energetischer Gebäudesanierung (zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken) Quelle: FÖS |
Soziale Fragen beachtenZur Frage der gesellschaftlichen Vorteile führt Melanie Weber-Moritz, Bundesdirektorin des Deutschen Mieterbunds (DMB), aus: „Um sowohl bezahlbares Wohnen als auch die Klimaziele im Gebäudebestand zu erreichen, müssen die energetisch schlechten Gebäude sozialverträglich saniert werden.“ Wichtig für Mieterinnen und Mieter sei, dass energetische Sanierungen keine höhere Warmmiete zur Folge haben. Dies solle eine mieterfreundliche Überarbeitung der Modernisierungsumlage garantieren, forderte sie.
Eva Maria Welskopp-Deffaa, Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes, stellt fest, dass öffentliche Gebäuden von Kitas über Schulen, Seniorenheime, Jugendhilfeeinrichtungen und Einrichtungen für Menschen mit Behinderung den Anfang machen sollten. Das verhinderten aber aktuell die Kostenvorgaben auch der zuständigen Behörden. „Hier erreicht jeder investierte Euro Menschen, die unter Hitze und Kälte besonders leiden – Kinder und Alte, Menschen mit besonderen Bedarfen“, erinnerte sie.
Es überfordere allerdings die gemeinnützigen Träger der Freien Wohlfahrtspflege ebenso wie die Kommunen, wenn sie bei der klimagerechten Gebäudesanierung auf sich selbst gestellt blieben, sagte die Caritas-Vertreterin zugleich. „Wir erwarten von der Klimasozialpolitik der Bundesregierung, dass sie bei der Gebäudesubstanz der sozialen Infrastruktur Prioritäten setzt“, forderte Welskopp-Deffaa abschließend.
Hintergrund der EU-RichtlinieIm April 2024 wurde die Europäische Gebäuderichtlinie (EPBD) final beschlossen. Die Richtlinie soll zum Erreichen der Klimaziele und zur Bekämpfung von Energiearmut beitragen. Eine besondere Rolle spielen darin die Mindesteffizienzstandards für Bestandsgebäude (MEPS).
Darüber hinaus gibt es Regelungen, um für eine sozialverträgliche Ausgestaltung der Sanierungsoffensive zu sorgen, sogenannte „social safeguards“, sie beziehen sich sowohl auf die gezielte Unterstützung von Eigentümerinnen und Eigentümer als auch auf den Schutz von Mietenden vor einem Anstieg der Wohnkosten durch Sanierungen. Die Bundesregierung hat nun zwei Jahre Zeit, um die Richtlinie in nationales Recht umzusetzen. Bis zum 31.
Dezember 2025 muss der Entwurf eines nationalen Sanierungsfahrplans an die Kommission gesandt werden.
Das
Verbändepapier zum Sanierungsgipfel steht im Internet bereit.
Dienstag, 10.09.2024, 15:08 Uhr
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