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Erstmals seit Februar 2022 hat es bei einer Ausschreibung für Windenergie an Land mehr Gebote als Zuschläge gegeben. Minister Habeck wusste seit einem Monat Bescheid.
Inmitten von Freude über die erste überzeichnete Onshorewind-Ausschreibung seit Februar 2022, die am 1.
August 2024 stattfand, hat der Bundesverband Windenergie (BWE) die Drosselung des Volumens und die Informationspolitik der Bundesnetzagentur kritisiert. Die Behörde veröffentlichte die Ergebnisse erst am 17.
September, während Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) bereits am 17.
August gegenüber der
Deutschen Presseagentur von der Überzeichnung gesprochen hatte.
Aus der Ausschreibung am 1.
August standen einem auf gut 2.700
MW gedrosselten Leistungsvolumen 239
Gebote mit insgesamt 2.961
MW gegenüber, so viel wie noch nie zuvor, teilt die Netzagentur mit. Durch die Drosselung von ursprünglich gut 4.000
MW, die die Behörde aus Sorge vor einer weiteren Unterzeichnung verfügt hatte, konnten nur 230
Gebote mit zusammen 2.723
MW bezuschlagt werden.
Wäre die Drosselung nicht so stark ausgefallen, wären nach Zahlen des BWE zusätzlich 252
MW mit einem Garantiestrompreis bezuschlagt worden. BWE-Präsidentin Bärbel Heidebroek sprach von einer „verpassten Chance“. Die leer ausgegangenen Projektierer können sich jetzt zum 1.
November an der vierten und letzten Onshore-Ausschreibung dieses Jahres beteiligen. Dort kommen bisher mit Nachlaufeffekten aus früheren Ausschreibungen 4.094
MW statt der ursprünglich angesetzten 2.500
MW unter den Hammer. Laut Bärbel Heidebroek steht jetzt schon fest, dass die Behörde das Volumen nicht erneut drosseln kann. Behördenpräsident Klaus Müller versprach eine Entscheidung bis zum 18.
Oktober.
Die Verbandspräsidentin appellierte an die Träger immissionschutzrechtlich genehmigter Vorhaben, tatsächlich im November dabei zu sein, damit in diesem Jahr das jährliche Ausbauziel von 10.000
MW bezuschlagt werden kann. Die „bedauerliche“ Drosselung im August bremse den Ausbau aus, ebenso die Information über die Zuschläge nach erst sechseinhalb Wochen, die die zentrale Finanzierungsgrundlage für die Projekte ist.
Im Schnitt erneut praktisch beim HöchstwertDie Zuschlagswerte lagen im gewichteten Mittel mit 7,33
Cent/kWh nahe am gesetzlichen Höchstwert von 7,35
Cent/kWh, genauso wie bei der Ausschreibung vom Mai. Es gab aber auch erfolgreiche Gebote bis hinab auf 5,73
Cent/kWh. Im Mai hatte der günstigste Zuschlag noch bei 7,20
Cent/kWh gelegen (wir berichteten).
Netzagentur-Chef Klaus Müller gab sich selbst überrascht über die Überzeichnung. Es hätten sich „außergewöhnlich viele“ Projektierer mit älteren immissionsrechtlichen Genehmigungen beteiligt. Dies sei bei der Entscheidung, zu drosseln, nicht bekannt gewesen.
Das windkraftkritische Bayern lässt aufhorchenMit der regionalen Verteilung der Zuschläge ist der BWE nach wie vor unzufrieden: 70
Prozent entfielen auf die fünf eher nördlichen Länder Nordrhein-Westfalen, Brandenburg, Schleswig-Holstein, Hessen und Niedersachsen - in der Reihenfolge der installierten Leistung. Allerdings ließ das von den windkraftkritischen Parteien CSU und Freie Wähler regierte Bayern mit 101
MW aufhorchen, während das von Grünen und CDU regierte Baden-Württemberg diesmal ein Totalausfall war.
Die Bundesnetzagentur veröffentlicht die Erneuerbaren-Ausschreibungen und deren anlagenscharfe Ergebnisse
auf einer Unterseite.
Dienstag, 17.09.2024, 17:02 Uhr
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