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Energie & Management > Wasserstoff - Österreichs Wasserstoffstrategie: Regierung lobt Umsetzung
Quelle: Shutterstock / Shawn Hempel
Wasserstoff

Österreichs Wasserstoffstrategie: Regierung lobt Umsetzung

Die österreichische Bundesregierung zeigt sich in ihrem ersten diesbezüglichen Bericht zufrieden. Doch es bleibt noch mancherlei zu tun, nicht zuletzt hinsichtlich des Rechtsrahmens.
Am 13. August übermittelten das Energie- und das Wirtschaftsministerium dem Bundesparlament den ersten Umsetzungsbericht zur „Wasserstoffstrategie für Österreich“. Diese datiert vom 2. Juni 2022 und sieht unter anderem vor, bis 2030 Elektrolyseure mit einer Gesamtkapazität von 1.000 MW zu errichten sowie Förderungen für die Produktion grünen Wasserstoffs zu schaffen, mit dem der bislang auf Basis fossiler Rohstoffe erzeugte konventionelle Wasserstoff weitgehend substituiert werden soll.

Den energetischen und stofflichen Bedarf der Industrie möchte Österreich ab dem Jahr 2030 zu 80 Prozent mit „grünem“ Wasserstoff decken. Ferner soll die nötige Infrastruktur für den Transport von Wasserstoff innerhalb Österreichs sowie für Importe etabliert werden. Dem dienen acht sogenannte „Aktionsfelder“ über die gesamte Wertschöpfung hinweg. Die beiden Ministerien loben in ihrem Bericht ausdrücklich die „beträchtlichen“ Fortschritte bei der Umsetzung der Strategie. Wie sich zeigt, bleibt aber noch mancherlei zu tun.

Den derzeitigen Jahresbedarf Österreichs an Wasserstoff beziffert der Umsetzungsbericht mit 116.000 Tonnen. Rund 63 Prozent davon entfallen auf die Herstellung von Ammoniak für industrielle Zwecke. Weitere 31 Prozent benötigt die Raffinerie Schwechat des Öl-, Gas- und Chemiekonzerns OMV östlich von Wien zur Entschwefelung von Kraftstoffen sowie anderen Erzeugnissen. Je 4 Prozent dienen der Bereitstellung von Prozesswärme und sonstigen Zwecken.

Elektrolyseure in Umsetzung

Zurzeit beläuft sich die Gesamtleistung der Elektrolyseure in Österreich laut dem Umsetzungsbericht auf 18,2 MW. Der größte davon ist eine Anlage mit 6 MW beim Stahlkonzern Voestalpine in der oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz. Im Bau befindet sich ein 10-MW-Elektrolyseur in der Raffinerie Schwechat. Geplant sind drei Anlagen mit je 60 MW, davon eine unweit des Windparks Zurndorf rund 45 Kilometer südöstlich von Wien. Den mit 200 MW bislang größten Elektrolyseur Österreichs möchte die OMV ebenfalls in Schwechat errichten. Der Posten des Projektleiters wurde Ende Juli ausgeschrieben. Eine Reihe kleinerer Vorhaben ist in Planung.

Ob es mit den bekannten Projekten möglich ist, die für 2030 erstrebte Gesamtleistung von 1.000 MW zu erreichen, legt der Umsetzungsbericht nicht dar. Jedenfalls aber stellt Österreich mit dem am 5. Juli vom Parlament beschlossenen Wasserstoffförderungsgesetz bis einschließlich 2040 insgesamt 820 Millionen Euro für die Produktion von grünem Wasserstoff bereit.

„Startnetz“ geplant

Das Konzept eines „Startnetzes“ für den österreich-internen Transport von grünem“Wasserstoff hatte das Energieministerium (BMK), wie berichtet, am 8. April im Rahmen des „integrierten österreichische Netzinfrastrukturplans“ (ÖNIP) publiziert. Vorgesehen ist, bestehende Erdgasleitungen mit rund 1.400 Kilometern Länge umzuwidmen sowie Pipelines mit etwa 300 Kilometern Länge neu zu errichten. Umzuwidmen wären insbesondere Teilstränge der West-Austria-Gasleitung (WAG), die Österreich mit Deutschland verbindet, und der Trans-Austria-Gasleitung (TAG), die nach Italien führt.

Als wichtigstes Neubauprojekt gilt der etwa 60 Kilometer lange „H2-Collector Ost“. Er soll bereits ab 2026 die Windparks im Nordburgenland mit dem Raum Wien verbinden. Laut dem Umsetzungsbericht zur Wasserstoffstrategie sind die Umwidmungen bei der WAG und der TAG ein „integraler Bestandteil des ‚European Hydrogen Backbone‘-Projekts und damit würde auch der Import von Wasserstoff nach Österreich und der Transit in der Region (Deutschland, Italien, Slowenien, Slowakei) ermöglicht.“

Als Importquellen gelten laut einer Studie im Auftrag des BMK unter anderem Tunesien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Rumänien sowie der Oman. Deshalb engagiert sich Österreich gemeinsam mit Deutschland und Italien beim Aufbau eines „Wasserstoff-Südkorridors“.

Offener Rechtsrahmen

Offen ist insbesondere noch eine Reihe rechtlicher Rahmenbedingungen. Wie berichtet, fand das „Erneuerbares-Gas-Gesetz“ (EGG) am 4. Juli nicht die nötige Zweidrittelmehrheit im Bundesparlament. Dem Vernehmen nach laufen Verhandlungen zwischen der Regierung und der Opposition zwecks Beschlusses des EGG vor der Wahl am 29. September. Ob dies gelingt, bleibt abzuwarten. Kaum mehr Chancen eingeräumt werden dem Beschluss des Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungs-Gesetzes (EABG), das auch Wasserstoffprojekten dienlich wäre.

Gearbeitet wird unter anderem an Ausbildungsprogrammen für Fachkräfte im Bereich Wasserstoff sowie an Projekten zur Forschungsförderung. Noch nicht weit fortgeschritten ist die Nutzung von Wasserstoff im Verkehrssektor: Im Oktober 2023 waren dem Bericht zufolge nur 67 Wasserstoff-Brennstoffzellen-Pkw in Österreich unterwegs.

Der Umsetzungsbericht zur Wasserstoffstrategie ist dem Parlament alle zwei Jahre vorzulegen. Das Energieministerium veröffentlicht ihn auf seiner Website.
 

Mittwoch, 14.08.2024, 12:21 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Wasserstoff - Österreichs Wasserstoffstrategie: Regierung lobt Umsetzung
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Wasserstoff
Österreichs Wasserstoffstrategie: Regierung lobt Umsetzung
Die österreichische Bundesregierung zeigt sich in ihrem ersten diesbezüglichen Bericht zufrieden. Doch es bleibt noch mancherlei zu tun, nicht zuletzt hinsichtlich des Rechtsrahmens.
Am 13. August übermittelten das Energie- und das Wirtschaftsministerium dem Bundesparlament den ersten Umsetzungsbericht zur „Wasserstoffstrategie für Österreich“. Diese datiert vom 2. Juni 2022 und sieht unter anderem vor, bis 2030 Elektrolyseure mit einer Gesamtkapazität von 1.000 MW zu errichten sowie Förderungen für die Produktion grünen Wasserstoffs zu schaffen, mit dem der bislang auf Basis fossiler Rohstoffe erzeugte konventionelle Wasserstoff weitgehend substituiert werden soll.

Den energetischen und stofflichen Bedarf der Industrie möchte Österreich ab dem Jahr 2030 zu 80 Prozent mit „grünem“ Wasserstoff decken. Ferner soll die nötige Infrastruktur für den Transport von Wasserstoff innerhalb Österreichs sowie für Importe etabliert werden. Dem dienen acht sogenannte „Aktionsfelder“ über die gesamte Wertschöpfung hinweg. Die beiden Ministerien loben in ihrem Bericht ausdrücklich die „beträchtlichen“ Fortschritte bei der Umsetzung der Strategie. Wie sich zeigt, bleibt aber noch mancherlei zu tun.

Den derzeitigen Jahresbedarf Österreichs an Wasserstoff beziffert der Umsetzungsbericht mit 116.000 Tonnen. Rund 63 Prozent davon entfallen auf die Herstellung von Ammoniak für industrielle Zwecke. Weitere 31 Prozent benötigt die Raffinerie Schwechat des Öl-, Gas- und Chemiekonzerns OMV östlich von Wien zur Entschwefelung von Kraftstoffen sowie anderen Erzeugnissen. Je 4 Prozent dienen der Bereitstellung von Prozesswärme und sonstigen Zwecken.

Elektrolyseure in Umsetzung

Zurzeit beläuft sich die Gesamtleistung der Elektrolyseure in Österreich laut dem Umsetzungsbericht auf 18,2 MW. Der größte davon ist eine Anlage mit 6 MW beim Stahlkonzern Voestalpine in der oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz. Im Bau befindet sich ein 10-MW-Elektrolyseur in der Raffinerie Schwechat. Geplant sind drei Anlagen mit je 60 MW, davon eine unweit des Windparks Zurndorf rund 45 Kilometer südöstlich von Wien. Den mit 200 MW bislang größten Elektrolyseur Österreichs möchte die OMV ebenfalls in Schwechat errichten. Der Posten des Projektleiters wurde Ende Juli ausgeschrieben. Eine Reihe kleinerer Vorhaben ist in Planung.

Ob es mit den bekannten Projekten möglich ist, die für 2030 erstrebte Gesamtleistung von 1.000 MW zu erreichen, legt der Umsetzungsbericht nicht dar. Jedenfalls aber stellt Österreich mit dem am 5. Juli vom Parlament beschlossenen Wasserstoffförderungsgesetz bis einschließlich 2040 insgesamt 820 Millionen Euro für die Produktion von grünem Wasserstoff bereit.

„Startnetz“ geplant

Das Konzept eines „Startnetzes“ für den österreich-internen Transport von grünem“Wasserstoff hatte das Energieministerium (BMK), wie berichtet, am 8. April im Rahmen des „integrierten österreichische Netzinfrastrukturplans“ (ÖNIP) publiziert. Vorgesehen ist, bestehende Erdgasleitungen mit rund 1.400 Kilometern Länge umzuwidmen sowie Pipelines mit etwa 300 Kilometern Länge neu zu errichten. Umzuwidmen wären insbesondere Teilstränge der West-Austria-Gasleitung (WAG), die Österreich mit Deutschland verbindet, und der Trans-Austria-Gasleitung (TAG), die nach Italien führt.

Als wichtigstes Neubauprojekt gilt der etwa 60 Kilometer lange „H2-Collector Ost“. Er soll bereits ab 2026 die Windparks im Nordburgenland mit dem Raum Wien verbinden. Laut dem Umsetzungsbericht zur Wasserstoffstrategie sind die Umwidmungen bei der WAG und der TAG ein „integraler Bestandteil des ‚European Hydrogen Backbone‘-Projekts und damit würde auch der Import von Wasserstoff nach Österreich und der Transit in der Region (Deutschland, Italien, Slowenien, Slowakei) ermöglicht.“

Als Importquellen gelten laut einer Studie im Auftrag des BMK unter anderem Tunesien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Rumänien sowie der Oman. Deshalb engagiert sich Österreich gemeinsam mit Deutschland und Italien beim Aufbau eines „Wasserstoff-Südkorridors“.

Offener Rechtsrahmen

Offen ist insbesondere noch eine Reihe rechtlicher Rahmenbedingungen. Wie berichtet, fand das „Erneuerbares-Gas-Gesetz“ (EGG) am 4. Juli nicht die nötige Zweidrittelmehrheit im Bundesparlament. Dem Vernehmen nach laufen Verhandlungen zwischen der Regierung und der Opposition zwecks Beschlusses des EGG vor der Wahl am 29. September. Ob dies gelingt, bleibt abzuwarten. Kaum mehr Chancen eingeräumt werden dem Beschluss des Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungs-Gesetzes (EABG), das auch Wasserstoffprojekten dienlich wäre.

Gearbeitet wird unter anderem an Ausbildungsprogrammen für Fachkräfte im Bereich Wasserstoff sowie an Projekten zur Forschungsförderung. Noch nicht weit fortgeschritten ist die Nutzung von Wasserstoff im Verkehrssektor: Im Oktober 2023 waren dem Bericht zufolge nur 67 Wasserstoff-Brennstoffzellen-Pkw in Österreich unterwegs.

Der Umsetzungsbericht zur Wasserstoffstrategie ist dem Parlament alle zwei Jahre vorzulegen. Das Energieministerium veröffentlicht ihn auf seiner Website.
 

Mittwoch, 14.08.2024, 12:21 Uhr
Klaus Fischer

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