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Energie & Management > Wasserstoff - Mehr grüner Wasserstoff made in Germany nötig
Quelle: Shutterstock / petrmalinak
Wasserstoff

Mehr grüner Wasserstoff made in Germany nötig

Die für Deutschland benötigten Mengen an importiertem, grünem Wasserstoff werden in naher Zukunft nicht bereitstehen, stellt eine aktuelle Studie des Wuppertal Instituts fest.  
Sowohl die Bundesregierung als auch die NRW-Landesregierung haben kürzlich Strategien vorgestellt, die stark auf Wasserstoffimporte setzen. Die Bundesregierung rechnet mit einer Importquote von bis zu 70 Prozent, während das Land NRW langfristig eine Importquote von sogar 90 Prozent anstrebt. Der Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW), in dessen Auftrag die Studie entstanden ist, sieht in dieser Importabhängigkeit ein großes Risiko für die Versorgungssicherheit. Der Verband plädiert einmal mehr für einen stärkeren Fokus auf die heimische Produktion von grünem Wasserstoff.

Die Studie, die vom Wasserstoffnetzwerk „Hy.Region.Rhein.Ruhr e.V.“ unterstützt wurde, unterstreicht diese Ansicht. „Die Strategie, bei grünem Wasserstoff hauptsächlich auf Importe zu setzen, birgt erhebliche Unsicherheiten. Potenzielle Lieferländer sind weit davon entfernt, bis 2030 ausreichende Mengen nach Deutschland zu exportieren.“, so Milan Nitzschke. Es gelte, sich auf eigene Lösungen konzentrieren, so das Vorstandsmitglied im LEE NRW und Geschäftsführer der „SL NaturEnergie GmbH“.
 
Studie „Perspektiven für die Erzeugung von grünem Wasserstoff in Europa und für H2-Importe nach Deutschland“.
Zum Öffnen bitte auf das PDF klicken
Quelle: Wuppertal Institut

Die Studie des Wuppertal Instituts stellt fest, dass trotz vieler Ankündigungen kein europäisches Land über nennenswerte Projekte zur Wasserstofferzeugung verfügt, die bereits umgesetzt, im Bau befindlich oder endgültig beschlossen sind. Somit bleibe unklar, wann und ob diese Projekte realisiert werden. Hinzu komme, dass potenzielle Exportländer wie Spanien den inländisch produzierten Wasserstoff bereits für ihre eigene Stahl- und Ammoniakindustrie verplant haben. Auch Importe aus Ländern außerhalb Europas, etwa aus Namibia oder Saudi-Arabien, würden vorerst nur in geringem Umfang möglich sein, so die Studienautoren.

Forderung nach Neubewertung der Nationalen Wasserstoffstrategie 

Mit Blick auf diese Unsicherheitsfaktoren fordert Nitzschke eine Neubewertung der Wasserstoffstrategie der Bundesregierung. „Um die ehrgeizigen Ausbauziele zu erreichen, muss die Bundesregierung stärker auf heimische Wasserstoffproduktion setzen. Ein entschlossener Ausbau der Wind- und Solarenergie ist dafür die Grundlage“, so Nitzschke. Die Ampelkoalition plant, bis Ende des Jahrzehnts die installierte Solarleistung auf 215.000 MW und die Windenergieleistung an Land auf 115.000 MW zu erhöhen. Klar sei bereits, dass der erzeugte Ökostrom zeitweise den Bedarf übersteigen werde − überschüssige Energie, die zur Wasserstoffproduktion genutzt werden könnte, anstatt abgeregelt zu werden.

Nitzschke spricht sich vor diesem Hintergrund für mehr Investitionen in die heimische Elektrolysekapazität aus, um die vorhandenen Wind- und Solarenergieressourcen effektiv für die Wasserstoffproduktion nutzen zu können. 

Bemühungen in alle Richtungen intensivieren

Auch Thomas Patermann, Vorsitzender des Wasserstoffnetzwerks „Hy.Region.Rhein.Ruhr“, betont die Bedeutung des Erneuerbaren-Ausbaus für eine sichere Wasserstoffversorgung: „In der Rhein-Ruhr-Region ist dieser Ausbau besonders wichtig, um die lokale Wasserstoffproduktion nachhaltig zu fördern.“ Manfred Fischedick, Präsident des Wuppertal Instituts, empfiehlt, das Ambitionsniveau in der Wasserstoffstrategie hochzuhalten. „Trotz ehrgeiziger Ziele für den heimischen Ausbau ist es entscheidend, die Bemühungen zu intensivieren − sowohl in der Eigenproduktion als auch in der Kooperation mit europäischen Partnern und globalen Allianzen.“

Nina Scheer, Klimaschutz- und energiepolitische Sprecherin der SPD im Bundestag, betont: „Es muss sich in der Breite der Akteure − von den Kommunen bis hin zu den Unternehmen − lohnen, in Speicher und damit auch Wasserstoffgewinnung aus erneuerbaren Energien zu investieren.“ Die Zahlen der Studie würden zeigen, dass „wir uns auf ausreichende Importe nicht verlassen können, da die betreffenden Länder eigene wachsende Bedarfe an Wasserstoff haben. Nach wie vor gibt es in Deutschland keine ausreichenden Maßnahmen“, so Scheer.

Beim Ausbau erneuerbarer Energien sieht die Politikerin nach wie vor mengenseitige Hemmnisse. Zudem müssten endlich, so ihre Forderung, die sicherheitspolitische Dimension der Energiewende erkannt werden. Scheer: „Deutschland muss seine Energieversorgung dringend auf Resilienz mit Erneuerbaren trimmen, um Erpressbarkeiten einzudämmen und die Energie dauerhaft bezahlbar zu halten.“

Die Studie „Perspektiven für die Erzeugung von grünem Wasserstoff in Europa und für H2-Importe nach Deutschland“ steht auf der Internetseite des LEE NRW zum Download bereit.

Dienstag, 3.09.2024, 15:21 Uhr
Davina Spohn
Energie & Management > Wasserstoff - Mehr grüner Wasserstoff made in Germany nötig
Quelle: Shutterstock / petrmalinak
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Mehr grüner Wasserstoff made in Germany nötig
Die für Deutschland benötigten Mengen an importiertem, grünem Wasserstoff werden in naher Zukunft nicht bereitstehen, stellt eine aktuelle Studie des Wuppertal Instituts fest.  
Sowohl die Bundesregierung als auch die NRW-Landesregierung haben kürzlich Strategien vorgestellt, die stark auf Wasserstoffimporte setzen. Die Bundesregierung rechnet mit einer Importquote von bis zu 70 Prozent, während das Land NRW langfristig eine Importquote von sogar 90 Prozent anstrebt. Der Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW), in dessen Auftrag die Studie entstanden ist, sieht in dieser Importabhängigkeit ein großes Risiko für die Versorgungssicherheit. Der Verband plädiert einmal mehr für einen stärkeren Fokus auf die heimische Produktion von grünem Wasserstoff.

Die Studie, die vom Wasserstoffnetzwerk „Hy.Region.Rhein.Ruhr e.V.“ unterstützt wurde, unterstreicht diese Ansicht. „Die Strategie, bei grünem Wasserstoff hauptsächlich auf Importe zu setzen, birgt erhebliche Unsicherheiten. Potenzielle Lieferländer sind weit davon entfernt, bis 2030 ausreichende Mengen nach Deutschland zu exportieren.“, so Milan Nitzschke. Es gelte, sich auf eigene Lösungen konzentrieren, so das Vorstandsmitglied im LEE NRW und Geschäftsführer der „SL NaturEnergie GmbH“.
 
Studie „Perspektiven für die Erzeugung von grünem Wasserstoff in Europa und für H2-Importe nach Deutschland“.
Zum Öffnen bitte auf das PDF klicken
Quelle: Wuppertal Institut

Die Studie des Wuppertal Instituts stellt fest, dass trotz vieler Ankündigungen kein europäisches Land über nennenswerte Projekte zur Wasserstofferzeugung verfügt, die bereits umgesetzt, im Bau befindlich oder endgültig beschlossen sind. Somit bleibe unklar, wann und ob diese Projekte realisiert werden. Hinzu komme, dass potenzielle Exportländer wie Spanien den inländisch produzierten Wasserstoff bereits für ihre eigene Stahl- und Ammoniakindustrie verplant haben. Auch Importe aus Ländern außerhalb Europas, etwa aus Namibia oder Saudi-Arabien, würden vorerst nur in geringem Umfang möglich sein, so die Studienautoren.

Forderung nach Neubewertung der Nationalen Wasserstoffstrategie 

Mit Blick auf diese Unsicherheitsfaktoren fordert Nitzschke eine Neubewertung der Wasserstoffstrategie der Bundesregierung. „Um die ehrgeizigen Ausbauziele zu erreichen, muss die Bundesregierung stärker auf heimische Wasserstoffproduktion setzen. Ein entschlossener Ausbau der Wind- und Solarenergie ist dafür die Grundlage“, so Nitzschke. Die Ampelkoalition plant, bis Ende des Jahrzehnts die installierte Solarleistung auf 215.000 MW und die Windenergieleistung an Land auf 115.000 MW zu erhöhen. Klar sei bereits, dass der erzeugte Ökostrom zeitweise den Bedarf übersteigen werde − überschüssige Energie, die zur Wasserstoffproduktion genutzt werden könnte, anstatt abgeregelt zu werden.

Nitzschke spricht sich vor diesem Hintergrund für mehr Investitionen in die heimische Elektrolysekapazität aus, um die vorhandenen Wind- und Solarenergieressourcen effektiv für die Wasserstoffproduktion nutzen zu können. 

Bemühungen in alle Richtungen intensivieren

Auch Thomas Patermann, Vorsitzender des Wasserstoffnetzwerks „Hy.Region.Rhein.Ruhr“, betont die Bedeutung des Erneuerbaren-Ausbaus für eine sichere Wasserstoffversorgung: „In der Rhein-Ruhr-Region ist dieser Ausbau besonders wichtig, um die lokale Wasserstoffproduktion nachhaltig zu fördern.“ Manfred Fischedick, Präsident des Wuppertal Instituts, empfiehlt, das Ambitionsniveau in der Wasserstoffstrategie hochzuhalten. „Trotz ehrgeiziger Ziele für den heimischen Ausbau ist es entscheidend, die Bemühungen zu intensivieren − sowohl in der Eigenproduktion als auch in der Kooperation mit europäischen Partnern und globalen Allianzen.“

Nina Scheer, Klimaschutz- und energiepolitische Sprecherin der SPD im Bundestag, betont: „Es muss sich in der Breite der Akteure − von den Kommunen bis hin zu den Unternehmen − lohnen, in Speicher und damit auch Wasserstoffgewinnung aus erneuerbaren Energien zu investieren.“ Die Zahlen der Studie würden zeigen, dass „wir uns auf ausreichende Importe nicht verlassen können, da die betreffenden Länder eigene wachsende Bedarfe an Wasserstoff haben. Nach wie vor gibt es in Deutschland keine ausreichenden Maßnahmen“, so Scheer.

Beim Ausbau erneuerbarer Energien sieht die Politikerin nach wie vor mengenseitige Hemmnisse. Zudem müssten endlich, so ihre Forderung, die sicherheitspolitische Dimension der Energiewende erkannt werden. Scheer: „Deutschland muss seine Energieversorgung dringend auf Resilienz mit Erneuerbaren trimmen, um Erpressbarkeiten einzudämmen und die Energie dauerhaft bezahlbar zu halten.“

Die Studie „Perspektiven für die Erzeugung von grünem Wasserstoff in Europa und für H2-Importe nach Deutschland“ steht auf der Internetseite des LEE NRW zum Download bereit.

Dienstag, 3.09.2024, 15:21 Uhr
Davina Spohn

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