E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > E-World - Keine Horrorprognosen für den Winter
Quelle: Fotolia / tomas
E-World

Keine Horrorprognosen für den Winter

Im Vorfeld der Fachmesse E-world geht der Chef der Bundesnetzagentur von gut gefüllten Gasspeichern im Herbst aus. Unzufrieden hingegen ist er mit dem Fortschritt des Netzausbaus.
25 Grad Celsius zeigte das Thermometer zur Mittagszeit in Essen am Vortag der diesjährigen Fachmesse "E-world energy & water". Bei diesen frühsommerlichen Temperaturen ein Fachpublikum auf den nächsten Winter einzustimmen, dieser Herausforderung musste sich Klaus Müller auf dem „Führungstreffen Energie“ stellen. Was dem Präsidenten der Bundesnetzagentur mit gewohnt charmanten Worten gelang, zumal er auch keine „Horrorprognosen“ verkündete: „Die Gasversorgung ist derzeit stabil, die Gasspeicher sind aktuell zu 71,8 Prozent gefüllt.“

Ein Wert, der nach seinen Worten etwa doppelt so hoch im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist. Bis zum Beginn des Gaswirtschaftsjahres im Herbst erwartet Müller gut gefüllte Speicher, und zwar „zu marktbasierten Preisen“. Dass der zurückliegende Winter den deutschen Steuerzahler viel Geld für alternative Gasimporte nach dem Stopp der Lieferungen aus Russland gekostet hat, deutete Müller mit einer ziemlich saloppen Formulierung an: „Wir sind gut durch den zurückliegenden Winter gekommen, weil wir viele Gasmengen eingekauft haben, die uns lieb und teuer gewesen sind.“
 
Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur, spricht am Vortag der Messe "E-world" 2023 auf dem "Führungstreffen Energie".
Quelle: Volker Stephan

Damit auch im kommenden Winter die Heizungen nicht ausgestellt werden müssen, setzt Müller zum einen weiter auf eine Diversifizierung der Bezugsquellen. In Europa werden, so seine Prognose, die meisten Mengen aus Norwegen, Belgien und den Niederlanden kommen. Für den Präsidenten der Bundesnetzagentur ist es zudem eine ausgemachte Sache, dass LNG-Gas eine immer wichtigere Rolle für die Versorgungssicherheit übernehmen wird.

Müller befürwortet LNG-Terminal am Hafen Mukran

Noch gibt es bei den LNG-Mengen reichlich Luft nach oben: „An den Importen hat LNG derzeit einen Anteil von 7 Prozent“, so Müller. Neben den bereits bestehenden LNG-Terminals in Wilhelmshaven, Brunsbüttel und Lubmin sprach sich Müller eindeutig für den Neubau im Hafen Mukran auf der Insel Rügen aus: „Auch wenn dieses Vorhaben auf der Insel von Lokalpolitik und Tourismuswirtschaft abgelehnt wird, brauchen wir diese weitere Anlandungsstation.“ Angesichts des seit Wochen anhaltenden Widerstandes auf der Insel gegen das neue LNG-Terminal appellierte Müller an politische Unterstützung aus Süddeutschland: „Für eine sichere Gasversorgung in diesen Regionen brauchen wir unbedingt das Terminal in Mukran."

Müller vermied es in Essen in die Diskussion einzusteigen, wie viele LNG-Terminals in Deutschland für die künftige Gasversorgung notwendig sind. Es dürften wohl noch einige werden, denn nach Ãœberlegungen der Bundesnetzagentur soll LNG im Jahr 2026 rund 60 Prozent der Gasimporte decken.

Der Gassektor wird in den kommenden Jahren nicht die einzige Baustelle für Müller bleiben. Nach wie vor als unbefriedigend bewertet der Chef der Netzagentur den Ausbau der Ãœbertragungsnetze. Noch immer warten Leitungen im Umfang von 6.000 Kilometern auf die Genehmigung, weitere 4.000 Kilometer, die als unverzichtbar gelten, sind im „Vorbereitungsstadium“.
 

Damit ist das Übertragungsnetz der Zukunft aber noch nicht fertig gebaut. Wohin die Reise geht, haben die vier Übertragungsnetzbetreiber im März angedeutet. Als notwendig erachtet das Quartett unter anderem fünf weitere HGÜ-Leitungen oder drei zusätzliche Nord-Süd-Verbindungen. Um die vielen geplanten Offshore-Windparks in Nord- und Ostsee anzuschließen, braucht es nach den Überlegungen der Netzbetreiber an die 35 neue Konverterstationen, die teilweise fern von den Küsten liegen.

„Bei der Fülle dieser Vorhaben war ich im Frühjahr wirklich überrascht, dass der große öffentliche Aufschrei ausgeblieben ist“, bekannte Müller. Absehbar ist, dass sich die Bundesbürger in so manchen Regionen auf weitere Baustellen einstellen müssen: Bis 2032 soll es, so die Ankündigung von Klaus Müller, ein Kernnetz für den Transport von Wasserstoff geben: „Das ist notwendig für den Wasserstoff-Hochlauf, die vorhandenen Gasnetze reichen dafür nicht aus.“

Montag, 22.05.2023, 15:38 Uhr
Ralf Köpke
Energie & Management > E-World - Keine Horrorprognosen für den Winter
Quelle: Fotolia / tomas
E-World
Keine Horrorprognosen für den Winter
Im Vorfeld der Fachmesse E-world geht der Chef der Bundesnetzagentur von gut gefüllten Gasspeichern im Herbst aus. Unzufrieden hingegen ist er mit dem Fortschritt des Netzausbaus.
25 Grad Celsius zeigte das Thermometer zur Mittagszeit in Essen am Vortag der diesjährigen Fachmesse "E-world energy & water". Bei diesen frühsommerlichen Temperaturen ein Fachpublikum auf den nächsten Winter einzustimmen, dieser Herausforderung musste sich Klaus Müller auf dem „Führungstreffen Energie“ stellen. Was dem Präsidenten der Bundesnetzagentur mit gewohnt charmanten Worten gelang, zumal er auch keine „Horrorprognosen“ verkündete: „Die Gasversorgung ist derzeit stabil, die Gasspeicher sind aktuell zu 71,8 Prozent gefüllt.“

Ein Wert, der nach seinen Worten etwa doppelt so hoch im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist. Bis zum Beginn des Gaswirtschaftsjahres im Herbst erwartet Müller gut gefüllte Speicher, und zwar „zu marktbasierten Preisen“. Dass der zurückliegende Winter den deutschen Steuerzahler viel Geld für alternative Gasimporte nach dem Stopp der Lieferungen aus Russland gekostet hat, deutete Müller mit einer ziemlich saloppen Formulierung an: „Wir sind gut durch den zurückliegenden Winter gekommen, weil wir viele Gasmengen eingekauft haben, die uns lieb und teuer gewesen sind.“
 
Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur, spricht am Vortag der Messe "E-world" 2023 auf dem "Führungstreffen Energie".
Quelle: Volker Stephan

Damit auch im kommenden Winter die Heizungen nicht ausgestellt werden müssen, setzt Müller zum einen weiter auf eine Diversifizierung der Bezugsquellen. In Europa werden, so seine Prognose, die meisten Mengen aus Norwegen, Belgien und den Niederlanden kommen. Für den Präsidenten der Bundesnetzagentur ist es zudem eine ausgemachte Sache, dass LNG-Gas eine immer wichtigere Rolle für die Versorgungssicherheit übernehmen wird.

Müller befürwortet LNG-Terminal am Hafen Mukran

Noch gibt es bei den LNG-Mengen reichlich Luft nach oben: „An den Importen hat LNG derzeit einen Anteil von 7 Prozent“, so Müller. Neben den bereits bestehenden LNG-Terminals in Wilhelmshaven, Brunsbüttel und Lubmin sprach sich Müller eindeutig für den Neubau im Hafen Mukran auf der Insel Rügen aus: „Auch wenn dieses Vorhaben auf der Insel von Lokalpolitik und Tourismuswirtschaft abgelehnt wird, brauchen wir diese weitere Anlandungsstation.“ Angesichts des seit Wochen anhaltenden Widerstandes auf der Insel gegen das neue LNG-Terminal appellierte Müller an politische Unterstützung aus Süddeutschland: „Für eine sichere Gasversorgung in diesen Regionen brauchen wir unbedingt das Terminal in Mukran."

Müller vermied es in Essen in die Diskussion einzusteigen, wie viele LNG-Terminals in Deutschland für die künftige Gasversorgung notwendig sind. Es dürften wohl noch einige werden, denn nach Ãœberlegungen der Bundesnetzagentur soll LNG im Jahr 2026 rund 60 Prozent der Gasimporte decken.

Der Gassektor wird in den kommenden Jahren nicht die einzige Baustelle für Müller bleiben. Nach wie vor als unbefriedigend bewertet der Chef der Netzagentur den Ausbau der Ãœbertragungsnetze. Noch immer warten Leitungen im Umfang von 6.000 Kilometern auf die Genehmigung, weitere 4.000 Kilometer, die als unverzichtbar gelten, sind im „Vorbereitungsstadium“.
 

Damit ist das Übertragungsnetz der Zukunft aber noch nicht fertig gebaut. Wohin die Reise geht, haben die vier Übertragungsnetzbetreiber im März angedeutet. Als notwendig erachtet das Quartett unter anderem fünf weitere HGÜ-Leitungen oder drei zusätzliche Nord-Süd-Verbindungen. Um die vielen geplanten Offshore-Windparks in Nord- und Ostsee anzuschließen, braucht es nach den Überlegungen der Netzbetreiber an die 35 neue Konverterstationen, die teilweise fern von den Küsten liegen.

„Bei der Fülle dieser Vorhaben war ich im Frühjahr wirklich überrascht, dass der große öffentliche Aufschrei ausgeblieben ist“, bekannte Müller. Absehbar ist, dass sich die Bundesbürger in so manchen Regionen auf weitere Baustellen einstellen müssen: Bis 2032 soll es, so die Ankündigung von Klaus Müller, ein Kernnetz für den Transport von Wasserstoff geben: „Das ist notwendig für den Wasserstoff-Hochlauf, die vorhandenen Gasnetze reichen dafür nicht aus.“

Montag, 22.05.2023, 15:38 Uhr
Ralf Köpke

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.