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Energie & Management > Österreich - Gasversorgung für kommende zwei Winter sicher
Quelle: Pixabay / Rudy and Peter Skitterians
Österreich

Gasversorgung für kommende zwei Winter sicher

Laut dem Regulator E-Control haben die Gaslieferanten ebenso wie der Bund gut vorgesorgt. Ihm zufolge kann Österreich bis auf Weiteres auch ohne Gas aus Russland gut auskommen.
Auch bei einem vollständigen Ausfall der Erdgaslieferungen aus Russland ist die Versorgung Österreichs für die kommenden beiden Winter (2024/25 und 2025/26) gesichert. Das betonten der Vorstand des Regulators E-Control, Alfons Haber, und die Leiterin der Gasabteilung der Behörde, Carola Millgramm, bei einem Pressegespräch am 2. Dezember in Wien. „Die Gasmengen sind auf dem Markt verfügbar, die Leitungen sind ebenfalls verfügbar“, konstatierte Haber. Über Italien und damit die Trans-Austria-Gasleitung (TAG) könne Österreich rund 95 Milliarden kWh pro Jahr beziehen, über Deutschland und damit die West-Austria-Gasleitung (WAG) weitere 90 Milliarden kWh. Zum Vergleich: 2023 verbrauchten die Österreichs Gaskunden von der Industrie bis zu den Haushalten rund 75,6 Milliarden kWh. Für heuer erwartet die E-Control einen Verbrauch in ähnlicher Höhe.

Erschwert werden die Einfuhren durch Deutschland allerdings durch die dort geltende Gasspeicherumlage, stellte Haber fest. Diese beläuft sich ab 1. Januar 2025 bekanntlich auf 2,99 Euro/MWh. Zwar war geplant, sie auf internationale Transite nicht anzuwenden. Wegen des Bruchs der Ampelkoalition unterblieb indessen bis dato die notwendige Änderung des Energiewirtschaftsgesetzes. Ob diese noch rechtzeitig erfolgen kann, ist unklar.

Ungeachtet dessen plädierten Haber und Millgramm für den zügigen Ausbau der WAG und damit das in den vergangenen Monaten viel diskutierte Projekt „WAG Loop 1“. Damit ließe sich die Importkapazität auf der Pipeline um etwa 27 Milliarden kWh pro Jahr oder 30 Prozent steigern. Haber bestätigte auf Anfrage der Redaktion, dass ohne die Umsetzung dieses Vorhabens bei einem vollständigen Ausfall der russischen Gaslieferungen die Kompressoren auf der WAG „auf Anschlag“ gefahren werden müssten. Wie berichtet, hatte davor der Generaldirektor des Energiekonzerns Verbund, Michael Strugl, schon im Frühjahr gewarnt. Der Verbund ist mit 51 Prozent am Fernleitungsunternehmen Gas Connect Austria (GCA) beteiligt, das die WAG betreibt.

Staatliche Vorsorge

Die bis auf Weiteres gute Versorgungslage Österreichs ist laut Haber und Millgramm aber auch staatlichen Maßnahmen zu verdanken. Sie verwiesen auf die Beschaffung der „strategischen Gasreserve“ durch den Bund im Jahr 2022. Diese beläuft sich auf rund 20 Milliarden kWh und steht bis April 2026 für Notfälle zur Verfügung und kostete etwa 3,95 Milliarden Euro.

Ferner verwiesen die beiden E-Control-Vertreter auf die seit Juli des heurigen Jahres geltende Pflicht der Gasversorger, der Behörde jährlich bis 1. Oktober sogenannte „Versorgungssicherheitskonzepte“ zu übermitteln. Diese haben insbesondere klarzulegen, dass auch bei einem Ausfall der jeweils größten Bezugsquelle des Lieferanten die Versorgung seiner Kunden gewährleistet ist. Haber zufolge legten sämtliche Betroffenen die Konzepte rechtzeitig vor. Die Angaben zeigten glaubhaft, dass die Unternehmen ihren Pflichten nachkommen können.

Überdies sind die Gasversorger seit Oktober 2023 zur Einhaltung eines gesetzlichen „Versorgungssicherheitsstandards“ verpflichtet. Sie haben dazu den Nachweis ausreichender Speicherkapazitäten für eine vollständige Versorgung ihrer Haushaltskunden über 45 Tage zu erbringen. Dieser Zeitraum reduziert sich auf 30 Tage, wenn das eingespeicherte Gas nicht aus Russland stammt. Auch diesbezüglich haben die betreffenden Unternehmen laut Haber „ausreichend vorgesorgt“. Mit 26. November habe der Füllstand der Speicher etwa 90 Prozent betragen. Von der eingespeicherten Menge von 92 Milliarden kWh stünden den österreichischen Kunden mindestens 49 Milliarden kWh zur Verfügung.

Ukraine: Transitlage unklar

Keine gesicherten Informationen hat die E-Control nach Angaben Habers und Millgramms, ob ab 1. Januar 2025 weiter russisches Gas durch die Ukraine in die EU gelangen wird. Bekanntlich läuft der diesbezügliche Transitvertrag mit Jahresende aus. Die Ukraine betonte mehrfach, ihn nicht verlängern zu wollen. Immer wieder bekräftigte sie jedoch sinngemäß, Shipper aus anderen Ländern könnten jederzeit gerne Kapazitäten auf dem Bratstwo-Pipelinesystem buchen. Millgramm erinnerte einmal mehr daran, dass die Ukraine als Mitglied der Energy Community der EU zur Abwicklung von Transitwünschen europäischer Shipper verpflichtet ist. „Ob entsprechende Buchungen erfolgt sind, wissen wir nicht“, räumte Millgramm ein. Die Futures-Preise auf den europäischen Gasbörsen deuteten allerdings nicht auf eine Einstellung der Transite durch die Ukraine um die Jahreswende hin.

Die Lieferungen an die österreichische OMV stellte die russische Gazprom im Gefolge eines Schiedsgerichtsurteils, wie berichtet, am 16. November ein.

„An den Haaren herbeigezogen“ sind laut Millgramm jedenfalls Befürchtungen, österreichische Haushalte müssten im kommenden Winter wegen allfälliger Probleme mit Gaseinfuhren frieren, betonte Millgramm. Das werde definitiv nicht geschehen.

Dienstag, 3.12.2024, 09:29 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Österreich - Gasversorgung für kommende zwei Winter sicher
Quelle: Pixabay / Rudy and Peter Skitterians
Österreich
Gasversorgung für kommende zwei Winter sicher
Laut dem Regulator E-Control haben die Gaslieferanten ebenso wie der Bund gut vorgesorgt. Ihm zufolge kann Österreich bis auf Weiteres auch ohne Gas aus Russland gut auskommen.
Auch bei einem vollständigen Ausfall der Erdgaslieferungen aus Russland ist die Versorgung Österreichs für die kommenden beiden Winter (2024/25 und 2025/26) gesichert. Das betonten der Vorstand des Regulators E-Control, Alfons Haber, und die Leiterin der Gasabteilung der Behörde, Carola Millgramm, bei einem Pressegespräch am 2. Dezember in Wien. „Die Gasmengen sind auf dem Markt verfügbar, die Leitungen sind ebenfalls verfügbar“, konstatierte Haber. Über Italien und damit die Trans-Austria-Gasleitung (TAG) könne Österreich rund 95 Milliarden kWh pro Jahr beziehen, über Deutschland und damit die West-Austria-Gasleitung (WAG) weitere 90 Milliarden kWh. Zum Vergleich: 2023 verbrauchten die Österreichs Gaskunden von der Industrie bis zu den Haushalten rund 75,6 Milliarden kWh. Für heuer erwartet die E-Control einen Verbrauch in ähnlicher Höhe.

Erschwert werden die Einfuhren durch Deutschland allerdings durch die dort geltende Gasspeicherumlage, stellte Haber fest. Diese beläuft sich ab 1. Januar 2025 bekanntlich auf 2,99 Euro/MWh. Zwar war geplant, sie auf internationale Transite nicht anzuwenden. Wegen des Bruchs der Ampelkoalition unterblieb indessen bis dato die notwendige Änderung des Energiewirtschaftsgesetzes. Ob diese noch rechtzeitig erfolgen kann, ist unklar.

Ungeachtet dessen plädierten Haber und Millgramm für den zügigen Ausbau der WAG und damit das in den vergangenen Monaten viel diskutierte Projekt „WAG Loop 1“. Damit ließe sich die Importkapazität auf der Pipeline um etwa 27 Milliarden kWh pro Jahr oder 30 Prozent steigern. Haber bestätigte auf Anfrage der Redaktion, dass ohne die Umsetzung dieses Vorhabens bei einem vollständigen Ausfall der russischen Gaslieferungen die Kompressoren auf der WAG „auf Anschlag“ gefahren werden müssten. Wie berichtet, hatte davor der Generaldirektor des Energiekonzerns Verbund, Michael Strugl, schon im Frühjahr gewarnt. Der Verbund ist mit 51 Prozent am Fernleitungsunternehmen Gas Connect Austria (GCA) beteiligt, das die WAG betreibt.

Staatliche Vorsorge

Die bis auf Weiteres gute Versorgungslage Österreichs ist laut Haber und Millgramm aber auch staatlichen Maßnahmen zu verdanken. Sie verwiesen auf die Beschaffung der „strategischen Gasreserve“ durch den Bund im Jahr 2022. Diese beläuft sich auf rund 20 Milliarden kWh und steht bis April 2026 für Notfälle zur Verfügung und kostete etwa 3,95 Milliarden Euro.

Ferner verwiesen die beiden E-Control-Vertreter auf die seit Juli des heurigen Jahres geltende Pflicht der Gasversorger, der Behörde jährlich bis 1. Oktober sogenannte „Versorgungssicherheitskonzepte“ zu übermitteln. Diese haben insbesondere klarzulegen, dass auch bei einem Ausfall der jeweils größten Bezugsquelle des Lieferanten die Versorgung seiner Kunden gewährleistet ist. Haber zufolge legten sämtliche Betroffenen die Konzepte rechtzeitig vor. Die Angaben zeigten glaubhaft, dass die Unternehmen ihren Pflichten nachkommen können.

Überdies sind die Gasversorger seit Oktober 2023 zur Einhaltung eines gesetzlichen „Versorgungssicherheitsstandards“ verpflichtet. Sie haben dazu den Nachweis ausreichender Speicherkapazitäten für eine vollständige Versorgung ihrer Haushaltskunden über 45 Tage zu erbringen. Dieser Zeitraum reduziert sich auf 30 Tage, wenn das eingespeicherte Gas nicht aus Russland stammt. Auch diesbezüglich haben die betreffenden Unternehmen laut Haber „ausreichend vorgesorgt“. Mit 26. November habe der Füllstand der Speicher etwa 90 Prozent betragen. Von der eingespeicherten Menge von 92 Milliarden kWh stünden den österreichischen Kunden mindestens 49 Milliarden kWh zur Verfügung.

Ukraine: Transitlage unklar

Keine gesicherten Informationen hat die E-Control nach Angaben Habers und Millgramms, ob ab 1. Januar 2025 weiter russisches Gas durch die Ukraine in die EU gelangen wird. Bekanntlich läuft der diesbezügliche Transitvertrag mit Jahresende aus. Die Ukraine betonte mehrfach, ihn nicht verlängern zu wollen. Immer wieder bekräftigte sie jedoch sinngemäß, Shipper aus anderen Ländern könnten jederzeit gerne Kapazitäten auf dem Bratstwo-Pipelinesystem buchen. Millgramm erinnerte einmal mehr daran, dass die Ukraine als Mitglied der Energy Community der EU zur Abwicklung von Transitwünschen europäischer Shipper verpflichtet ist. „Ob entsprechende Buchungen erfolgt sind, wissen wir nicht“, räumte Millgramm ein. Die Futures-Preise auf den europäischen Gasbörsen deuteten allerdings nicht auf eine Einstellung der Transite durch die Ukraine um die Jahreswende hin.

Die Lieferungen an die österreichische OMV stellte die russische Gazprom im Gefolge eines Schiedsgerichtsurteils, wie berichtet, am 16. November ein.

„An den Haaren herbeigezogen“ sind laut Millgramm jedenfalls Befürchtungen, österreichische Haushalte müssten im kommenden Winter wegen allfälliger Probleme mit Gaseinfuhren frieren, betonte Millgramm. Das werde definitiv nicht geschehen.

Dienstag, 3.12.2024, 09:29 Uhr
Klaus Fischer

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