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Laut Österreichs Regulator ist weiterhin mit einer guten Versorgungslage zu rechnen. Der Kraftwerkspark wird sich aber verändern, der Gasbezug sollte stärker diversifiziert werden.
Trotz der zeitweilig erheblichen Turbulenzen auf den Strom- und Erdgasmärkten war die Versorgung Österreichs in den vergangenen beiden Jahren gesichert. Bis auf Weiteres ist keine Änderung dieser Situation zu erwarten. Dies ist, grob zusammengefasst, die Kernbotschaft der Monitoringberichte „Versorgungssicherheit Strom“ und „Versorgungssicherheit Gas“ für das Jahr 2022, die die Regulierungsbehörde E-Control am 28. Februar der Presse vorstellte.
Im Stromsektor erhöhte sich die Kraftwerksleistung 2022 um 1.256
MW auf 25.335
MW. Den größten Zubau erzielte die Photovoltaik (PV) mit rund 1.000
MW, gefolgt von der Windkraft mit 200
MW, der Laufwasserkraft mit 130
MW, (Pump-)Speicherkraftwerke mit 50
MW und Biomasseanlagen mit 20
MW.
Im Gegenzug gingen mit fossilen Energieträgern befeuerte thermische Kraftwerke mit etwa 170
MW vom Netz. Im Jahr 2023 belief sich der Leistungszuwachs allein bei der PV auf etwa 2.600
MW, die Windkraft kam auf 240
MW. Dem gegenüber sank der elektrische Endverbrauch von 2021 auf 2022 um rund 1,8
Prozent auf 63,3
Milliarden kWh. Laut der E-Control war dies vor allem dem Bedarfsrückgang bei den Haushalten geschuldet, der sich auf 4,5
Prozent belief.
E-Control-Vorstand Alfons Haber erläuterte, wegen des hohen Anteils erneuerbarer Energien hänge die Stromaufbringung in Österreich stark von der Witterung ab. Im Wesentlichen dominiere die Laufwasserkraft die Erzeugung. Im „Trockenjahr“ 2022 sei diese teils extrem niedrig gewesen: „Deshalb war Österreich bilanziell gesehen nur in neun Wochen Nettoexporteur elektrischer Energie statt 14 Wochen im Jahr 2021.“ Dennoch war in den Wintermonaten die Stromversorgung jederzeit für die folgenden drei Wochen mit „österreichischer Erzeugung“ gesichert. Auch für den zu Ende gehenden Winter 2023/24 stellte Entso-E, der Verband der europäischen Übertragungsnetzbetreiber, keine Risiken für Österreich fest.
„Völlig anderer“ KraftwerksparkHaber ergänzte, im Jahr 2030 werde der Kraftwerkspark „völlig anders ausschauen als heute.“ Zu rechnen sei mit einer Gesamtleistung von etwa 41.000
MW. Dominieren werde die PV, auf die 13.635
MW entfallen dürften, gefolgt von der Windkraft mit 7.422
MW, den (Pump-)Speicherkraftwerken mit 6.985
MW, den Laufwasserkraftwerken mit 6.834
MW und den thermischen Anlagen mit 5.516
MW. Die Biomasse kommt laut den Berechnungen der E-Control auf etwa 709
MW.
Somit würden rund 51,2
Prozent der gesamten installierten Leistung auf PV und Wind entfallen. Die Wasserkraft käme auf etwa 33,6
Prozent. die thermische Erzeugung auf 13,4
Prozent, die Biomasse schließlich auf 1,7
Prozent. Auf Basis stundengenauer Simulationen unter Berücksichtigung unterschiedlicher Wetterlagen erwartet die E-Control statistisch gesehen nur wenige Minuten pro Jahr eine Unterdeckung des Strombedarfs, die mithilfe von Importen bewältigt werden müsste.
Lage bei Gas entspanntAuch die Lage im Gassektor ist laut Haber entspannt. Per 1.
November 2023 seien die Speicher mit rund 97
Milliarden kWh zu „annähernd 100 Prozent“ befüllt gewesen, derzeit seien sie es rund 78
Prozent. Selbst bei einem Totalausfall der Importe aus Russland und einer überdurchschnittlich kalten Witterung werde Österreich mit einem Füllstand von etwa 19
Prozent „aus der Winterperiode kommen. Bei Gleichbleiben der derzeitigen Importsituation und normalen Witterungsverhältnissen ist ein Speicherstand von etwa 67
Prozent möglich.“ Von den eingespeicherten Mengen lassen sich Haber zufolge etwa 57
Prozent österreichischen Kunden zuordnen.
Transitvertragsende kein ProblemBekanntlich endet per 31.
Dezember der Transitvertrag zwischen dem ukrainischen Gasnetzbetreiber TSOUA und dem russischen Gaslieferanten Gazprom Export. Ab dann dürfte es laut der E-Control „keine weiteren langfristigen Lieferbeziehungen“ zwischen den beiden Gesellschaften mehr geben. Immer wieder wird daher über mögliche dramatische Auswirkungen auf Österreich spekuliert, das nach wie vor den Großteil der jährlich benötigten rund 9
Milliarden Kubikmeter Erdgas aus Russland bezieht. Rund 6
Milliarden Kubikmeter erhält der Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV aufgrund eines bis 2040 laufenden Take-or-Pay-Vertrags.
Haber und die Leiterin der Abteilung Gas der E-Control, Carola Millgramm, rechnen aber nicht mit Lieferausfällen aufgrund des Endes des Transitvertrags. Als Mitglied der Energy Community der EU muss die Ukraine das EU-Energierecht einhalten und von Shippern aus der EU gewünschte Transite gewährleisten. Ein Indiz dafür, dass durch das Ende des Vertrags keine drastischen Probleme zu erwarten sind, sind laut Haber die Futures im Gasgroßhandel: „Sie zeigen für 2025 und die Folgejahre keine großen Preisausschläge.“ Eine stärkere Diversifizierung des Gasbezugs sei dennoch zu empfehlen, etwa durch Einfuhren über Deutschland und Italien, betonte Haber.
Die Monitoringberichte
Strom und
Gas finden sich auf der Website der E-Control.
Donnerstag, 29.02.2024, 13:14 Uhr
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