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Energie & Management > Windkraft Onshore - Chinesischer Produzent darf deutsche Windparks bestücken
BWE-Präsidentin Bärbel Heidebroek warnt in Bad Driburg vor China. Quelle: E&M / Volker Stephan
Windkraft Onshore

Chinesischer Produzent darf deutsche Windparks bestücken

Der chinesische Turbinenhersteller Sany Re geht voraussichtlich schon 2025 in Deutschland an Land. Für Standorte in Niedersachsen und Schleswig-Holstein sind Vereinbarungen getroffen.
Der von der heimischen Branche mit Unbehagen erwartete Onshore-Markteintritt chinesischer Turbinenhersteller steht unmittelbar bevor. Sany Renewable Energy steigt demnach in ein Projekt ein, das Siemens Gamesa aufgrund des vorläufig gestoppten Vertriebs der Plattformen 4.X und 5.X nicht mehr bedienen konnte.

Während der Windenergietage NRW am 21. und 22. November im ostwestfälischen Bad Driburg war die Billigkonkurrenz aus Fernost ein wichtiges Thema. Aus Insiderkreisen verlautete dabei, dass der Bremer Projektentwickler Energiekontor AG die Lücke von Siemens Gamesa bei einem zwei Anlagen umfassenden Vorhaben in Niedersachsen mit der chinesischen Sany Re füllen werde.

Eine Sprecherin von Energiekontor bestätigte auf Anfrage dieser Redaktion, dass das Unternehmen bei einer Reihe von Projekten Ersatz für genehmigte oder im Genehmigungsprozess befindliche Anlagen von Siemens Gamesa benötigt. Zu einer bereits geschlossenen Absichtserklärung mit Sany Re äußerte sie sich nicht konkret. Über keines der infrage kommenden Vorhaben ließen sich derzeit valide Aussagen über Anlagentyp, Baustart oder Inbetriebnahmedatum treffen. Dafür mangele es an Zuschlägen in der EEG-Ausschreibung oder an abgeschlossenen Projektfinanzierungen.

Sany Re bereitet nach eigenen Angaben derzeit die Fertigung eigener Anlagen in Europa vor. Eine Standort-Auswahl für die Produktionsstätten steht aus, auch Deutschland sei im Rennen, hatte Geschäftsführer Paulo Fernando Soares Ende September im Rahmen der Wind Energy in Hamburg erklärt (wir berichteten). Bis 2026 lassen die Chinesen demnach ausschließlich in der Heimat gefertigte Windkraftanlagen in die Alte Welt liefern.

Dies gilt auch für ein weiteres Projekt, das noch ein wenig weiter fortgeschritten sein soll als das niedersächsische mit Energiekontor. Hier, hieß es in Bad Driburg, sei der Kaufvertrag für Anlagen in einem Park in Schleswig-Holstein bereits unterzeichnet. Mit der Inbetriebnahme der Turbinen sei innerhalb von neun Monaten zu rechnen, also etwa im Spätsommer 2025.

Der Markteintritt chinesischer Firmen im deutschen Binnenland ist eine Neuigkeit. Bei Meereswindparks ist er bereits fest vereinbart. Der Investmentfonds Luxcara hatte für die Offshore-Farm „Waterkant“ einen Kaufvertrag mit Mingyang Smart Energy geschlossen. 16 Anlagen der 18,5-MW-Klasse sollen von 2028 an etwa 90 Kilometer vor der Insel Borkum ihren Dienst aufnehmen (wir berichteten).

BWE warnt vor China

Bärbel Heidebroek, Präsidentin des Bundesverbands Windenergie (BWE), äußerte sich am 22. November in Bad Driburg als Rednerin grundsätzlich zur Lage der deutschen Hersteller angesichts der heraufziehenden Konkurrenz aus China. Sie glaube nicht, dass ein fairer Wettbewerb möglich sei. „Ein bisschen China im Markt wird es niemals geben“, sagte sie.

Die Erfahrungen aus anderen Bereichen, etwa Solarenergie, zeige, dass die Unternehmen aus dem Reich der Mitte meistens 80 bis 90 Prozent der Marktanteile eroberten. „Das möchte ich nicht“, sagte Bärbel Heidebroek. Ein fairer Wettbewerb für deutsche Firmen sei wegen der staatlichen Subventionen bei Produktion und Finanzierung in China nicht möglich.

Neben einem ruinösen Preiskampf begründete die BWE-Präsidentin ihre Skepsis auch mit Sicherheitsargumenten. Wenn chinesische Anlagen den deutschen und europäischen Markt eroberten und zugleich die Anlagensteuerung in China verbleibe, stelle sich die Frage der Cybersicherheit. Die Möglichkeit, Anlagen von China aus abzuschalten, erhöhe also die Gefahr für einen – auch mutwillig herbeigeführten – Blackout. „Unsere Daten müssen in Europa bleiben“, sagte Bärbel Heidebroek. Hierfür seien gesetzliche Regelungen zum Schutz der erneuerbaren Energieversorgung zu schaffen.

Freitag, 22.11.2024, 12:54 Uhr
Volker Stephan
Energie & Management > Windkraft Onshore - Chinesischer Produzent darf deutsche Windparks bestücken
BWE-Präsidentin Bärbel Heidebroek warnt in Bad Driburg vor China. Quelle: E&M / Volker Stephan
Windkraft Onshore
Chinesischer Produzent darf deutsche Windparks bestücken
Der chinesische Turbinenhersteller Sany Re geht voraussichtlich schon 2025 in Deutschland an Land. Für Standorte in Niedersachsen und Schleswig-Holstein sind Vereinbarungen getroffen.
Der von der heimischen Branche mit Unbehagen erwartete Onshore-Markteintritt chinesischer Turbinenhersteller steht unmittelbar bevor. Sany Renewable Energy steigt demnach in ein Projekt ein, das Siemens Gamesa aufgrund des vorläufig gestoppten Vertriebs der Plattformen 4.X und 5.X nicht mehr bedienen konnte.

Während der Windenergietage NRW am 21. und 22. November im ostwestfälischen Bad Driburg war die Billigkonkurrenz aus Fernost ein wichtiges Thema. Aus Insiderkreisen verlautete dabei, dass der Bremer Projektentwickler Energiekontor AG die Lücke von Siemens Gamesa bei einem zwei Anlagen umfassenden Vorhaben in Niedersachsen mit der chinesischen Sany Re füllen werde.

Eine Sprecherin von Energiekontor bestätigte auf Anfrage dieser Redaktion, dass das Unternehmen bei einer Reihe von Projekten Ersatz für genehmigte oder im Genehmigungsprozess befindliche Anlagen von Siemens Gamesa benötigt. Zu einer bereits geschlossenen Absichtserklärung mit Sany Re äußerte sie sich nicht konkret. Über keines der infrage kommenden Vorhaben ließen sich derzeit valide Aussagen über Anlagentyp, Baustart oder Inbetriebnahmedatum treffen. Dafür mangele es an Zuschlägen in der EEG-Ausschreibung oder an abgeschlossenen Projektfinanzierungen.

Sany Re bereitet nach eigenen Angaben derzeit die Fertigung eigener Anlagen in Europa vor. Eine Standort-Auswahl für die Produktionsstätten steht aus, auch Deutschland sei im Rennen, hatte Geschäftsführer Paulo Fernando Soares Ende September im Rahmen der Wind Energy in Hamburg erklärt (wir berichteten). Bis 2026 lassen die Chinesen demnach ausschließlich in der Heimat gefertigte Windkraftanlagen in die Alte Welt liefern.

Dies gilt auch für ein weiteres Projekt, das noch ein wenig weiter fortgeschritten sein soll als das niedersächsische mit Energiekontor. Hier, hieß es in Bad Driburg, sei der Kaufvertrag für Anlagen in einem Park in Schleswig-Holstein bereits unterzeichnet. Mit der Inbetriebnahme der Turbinen sei innerhalb von neun Monaten zu rechnen, also etwa im Spätsommer 2025.

Der Markteintritt chinesischer Firmen im deutschen Binnenland ist eine Neuigkeit. Bei Meereswindparks ist er bereits fest vereinbart. Der Investmentfonds Luxcara hatte für die Offshore-Farm „Waterkant“ einen Kaufvertrag mit Mingyang Smart Energy geschlossen. 16 Anlagen der 18,5-MW-Klasse sollen von 2028 an etwa 90 Kilometer vor der Insel Borkum ihren Dienst aufnehmen (wir berichteten).

BWE warnt vor China

Bärbel Heidebroek, Präsidentin des Bundesverbands Windenergie (BWE), äußerte sich am 22. November in Bad Driburg als Rednerin grundsätzlich zur Lage der deutschen Hersteller angesichts der heraufziehenden Konkurrenz aus China. Sie glaube nicht, dass ein fairer Wettbewerb möglich sei. „Ein bisschen China im Markt wird es niemals geben“, sagte sie.

Die Erfahrungen aus anderen Bereichen, etwa Solarenergie, zeige, dass die Unternehmen aus dem Reich der Mitte meistens 80 bis 90 Prozent der Marktanteile eroberten. „Das möchte ich nicht“, sagte Bärbel Heidebroek. Ein fairer Wettbewerb für deutsche Firmen sei wegen der staatlichen Subventionen bei Produktion und Finanzierung in China nicht möglich.

Neben einem ruinösen Preiskampf begründete die BWE-Präsidentin ihre Skepsis auch mit Sicherheitsargumenten. Wenn chinesische Anlagen den deutschen und europäischen Markt eroberten und zugleich die Anlagensteuerung in China verbleibe, stelle sich die Frage der Cybersicherheit. Die Möglichkeit, Anlagen von China aus abzuschalten, erhöhe also die Gefahr für einen – auch mutwillig herbeigeführten – Blackout. „Unsere Daten müssen in Europa bleiben“, sagte Bärbel Heidebroek. Hierfür seien gesetzliche Regelungen zum Schutz der erneuerbaren Energieversorgung zu schaffen.

Freitag, 22.11.2024, 12:54 Uhr
Volker Stephan

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