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Am 1. Juni werden 1.000 MW statt 2.000 MW Offshore-Windleistung unter den Hammer kommen. Das ist ein Resultat des Flächenentwicklungsplans, den das BSH jetzt veröffentlicht hat.
Einen Tag, bevor die Bundesnetzagentur die diesjährige Ausschreibung einer weiteren, nicht untersuchten Offshore-Windfläche bekanntgeben muss, hat das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) am 30.
Januar die dazu erforderliche rechtliche Grundlage veröffentlicht: den Flächenentwicklungsplan (FEP) für Nord- und Ostsee.
Bis dahin war er nur im Entwurf vorhanden, in der endgültigen Fassung hat er sich aber noch drastisch verändert: Kurzfristig muss die Netzagentur die von ihr vorbereitete Bekanntmachung der Juni-Ausschreibung daher erheblich umschreiben.
Am 1.
Juni 2025 kommt nämlich zwar dieselbe Nordseefläche N-9.4 unter den Hammer, die schon im FEP-Vorentwurf und -Entwurf vorgesehen war, um darauf Offshore-Windenergieanlagen zu errichten, allerdings nur für 1.000
MW statt 2.000
MW. Das BSH halbierte die genehmigte Leistungsdichte, vor allem, um Abschattungseffekte mit bestehenden Windparks in südöstlicher Richtung sowie mit den anderen noch zu bebauenden Flächen dieses Clusters − N-9.1 bis N-9.5 − zu minimieren. Auf Deutsch: Der künftige Windpark soll anderen nicht so viel Wind wegnehmen beziehungsweise ihnen weniger Luftturbulenzen bescheren.
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Oben in Dunkelgelb die Nordsee-Fläche N-9.4 für den Juni 2025, deren künftige Leistung das BSH halbiert hat - weil sie bestehenden Windparks südöstlich davon (schraffiert) sonst Wind nehmen Quelle: BSH |
Auch die Fläche N-9.5 soll mit 1.000
MW nur halb so leistungsdicht belegt werden, wie ursprünglich vorgesehen, sie ist aber erst 2028 in der Ausschreibung.
Allerdings dürfen die bei N-9.4 und N-9.5 siegenden Bieter dann doch jeweils bis zu 1.200
MW installieren, da die Flächen effizienter an die Netzanbindungssysteme angeschlossen werden sollen, auch wenn sie nominell nur jeweils 1.000
MW ableiten, so der FEP.
Die Halbierung der auszuschreibenden Leistung hält der Bundesverband Windenergie Offshore (BWO) für „eine gute Nachricht. Sie ermöglicht den geplanten Projekten und den in deren Windschatten liegenden Offshore-Windparks eine bessere Windenernte und erhöht damit die Menge des Stroms aus Offshore-Wind in der Nordsee“, erklärte BWO-Geschäftsführer Stefan Thimm.
Er kritisierte aber, „dass die zu installierende Leistung in der diesjährigen Auktion einen Tag vor deren Start um ein Gigawatt gekürzt wird. Hier benötigt die Branche mehr Planungssicherheit“.
Der vierte „FEP zum Ausbau der Windenergie auf See“ legt mittelfristig den Ausbaupfad der Offshore-Windenergie auf 40.000
MW bis 2034, sowohl räumlich als auch zeitlich fest. Die installierte Leistung soll bis dahin mehr als vervierfacht werden, ein Jahr früher, als im Windenergie-auf-See-Gesetz vorgeschrieben.
Auch langfristig weniger Leistung, als bisher vorgesehenDie Potenzialgebiete nach 2034 sind zwar erweitert worden, aber um 20.000
MW geringer als in FEP-Vorentwurf und -Entwurf. 2037 sollen erst 60.000
MW erreicht werden. Stefan Thimm vom BWO rügt dies als „Rückschritt“: „Dies ist ein Problem für den dringend benötigten Hochlauf der Lieferkette und erschwert Investitionsentscheidungen. Dies verschlechtert die Chancen auf mehr Wertschöpfung und Arbeitsplätze in Deutschland und Europa. Es ist wichtig, dass dieser Ausblick rasch erweitert wird und das gesetzliche Ziel von mindestens 70
GW bis 2045 über Legislaturperioden hinweg stabil bleibt.“
Die Nordseefläche N-13.4 wiederum wird in zwei 1.000-MW-Flächen aufgeteilt − das findet der BWO gut. Thimm: „Dies kann sich positiv auf die Akteursvielfalt auswirken und einen gesunden Wettbewerb fördern.“
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Die Gebietskulisse des endgültigen Flächenentwicklungsplans 2025 für Nord- und Ostsee - Zur Vollansicht bitte auf die Seekarte klicken - Quelle: BSH |
WWF: überambitioniertDer Umweltverband WWF kritisiert dagegen das BSH, es schieße mit der Festlegung von letztlich 70.000
MW den FEP dagegen für überambitioniert: Leider vergibt der Plan die Chance, Klima- und Biodiversitätsschutz Hand in Hand umzusetzen und schießt „über sein Ziel hinaus. Er sieht eine Bebauung auf einem Viertel der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) vor und beplant dabei auch Gebiete, die für die Natur besonders wichtig sind“, heißt es in einer Mitteilung.
Der Plan überschreite die gesetzlichen Ausbauziele bis 2035 und büße damit Flexibilität ein. So könnten neue wissenschaftliche Erkenntnisse und technische Innovationen in Zukunft kaum mehr in den Ausbau einfließen.
Sinnvoller wäre es aus Sicht des WWF, sich stärker am Stromertrag (MWh pro Jahr) statt an reinen Kapazitätszielen (MW) zu orientieren, und sich stärker mit den Nachbarstaaten für eine effizientere und ökologischere Flächenbewirtschaftung zu koordinieren. Auch der für die Nordsee zuständige Übertragungsnetzbetreiber Tennet hatte dieser Tage einen Übergang zu Strommengen-Zielen gefordert.
Ob die Bundesnetzagentur die Juni-Ausschreibung noch rechtzeitig zum 1.
Februar veröffentlicht, war von ihr am 30.
Januar nicht zu erfahren.
Donnerstag, 30.01.2025, 17:42 Uhr
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