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Energie & Management > Elektrofahrzeuge - Chinesischer Autohersteller plant weitere Batteriewechselstationen
E-Auto Nio in der Batteriewechselstation. Quelle: Nio
Elektrofahrzeuge

Chinesischer Autohersteller plant weitere Batteriewechselstationen

Der chinesische E-Autohersteller Nio und der Ladeinfrastruktur-Anbieter Mer wollen gemeinsam Batteriewechselstationen in Deutschland und Österreich errichten.
An mehr als 15 Premium-Standorten sollen bis zum Jahr 2025 Ladestationen entstehen, die den E-Mobilisten sowohl Ladesäulen als auch jeweils eine Batteriewechselstation bieten. Dies geht aus einer gemeinsamen Mitteilung des chinesischen E-Autoherstellers Nio und der Statkraft-Tochtergesellschaft Mer hervor. Die Unternehmen wollen sich künftig bei der Entwicklung von Standorten für Ladelösungen gegenseitig unterstützen. Darüber hinaus sollen die Nutzer auch für die Angebote von Mer rund um das Flottenmanagement begeistert werden. Für den ersten gemeinsamen Standort, der sich in der Nähe von Bielefeld befindet, laufen die Planungen bereits.

Die Verantwortlichen bei Nio sehen die Batteriewechselstationen als Ergänzung zur herkömmlichen Ladeinfrastruktur. "Neben den Lademöglichkeiten an der heimischen Wallbox und an Schnellladern bekommen unsere User maximale Flexibilität durch den Batterietausch, bei dem zukünftig auch zwischen verschiedenen Batteriegrößen gewechselt werden kann", sagt Ralph Kranz, General Manager der Nio Deutschland GmbH.

Nio hat einem aktuellen Tweet zufolge weltweit 1.398 Stationen – 14 davon in Europa – in Betrieb, an denen bisher rund 22 Millionen Batteriewechsel vorgenommen wurden. Darüber hinaus betreibt Nio 2.555 herkömmliche Ladestationen mit 15.152 Ladepunkten. Bis 2025 will Nio in 25 Ländern vertreten sein, wie der für den Aufbau der Wechselstationen in Europa verantwortliche Produktmanager Yong Wang bei einer VDE-Konferenz im vergangenen Herbst in Frankfurt erklärte. Weltweit soll es mehr als 4.000 Power-Swap-Stationen geben, davon rund 1.000 außerhalb Chinas.

Erste deutsche Power Swap Station bereits bei Augsburg

Im Dezember 2022 hatte EnBW eine "großangelegte Partnerschaft" mit Nio verkündet. Bis zu 20 Schnellladeparks des Energieversorgers sollen zusätzlich mit Batteriewechselstationen ausgestattet werden, hieß es damals. Und Timo Sillober bezeichnete die Kooperation mit dem chinesischen Hersteller als Partnerschaft von "zwei großen Treibern der Mobilitätswende". Die Batteriewechsellösung sei für E-Auto-Nutzer ein "spannender Ansatz", der Schnellladelösungen insbesondere auf langen Strecken ergänzen könne, so der Chief Sales & Operations Officer bei EnBW. Allerdings handelt es sich um eine exklusive Lösung nur für Nio-Kunden.

Die erste Power-Swap-Station in Deutschland nahm Nio im September 2022 in Zusmarshausen bei Augsburg an der A8 eröffnet. Das Projekt wurde mit dem Ladeparkbetreiber Sortimo realisiert. Die Bauzeit betrug drei Monate. Nach der ersten Ankündigung vor rund zwei Jahren haben Nio und Shell nun auch ihre erste gemeinsame Batteriewechselstation in Betrieb genommen. Diese befindet sich im niederländischen Harmelen.

Großangelegte Partnerschaft mit EnBW

Eine solche Anlage hat etwa die Größe einer Doppelgarage. Nio-Manager Wang bezifferte bei seinem Vortrag in Frankfurt am Main die für den Betrieb erforderliche Anschlussleistung mit "500 bis 1.250 kVa". Damit seien innerhalb von 24 Stunden bei voller Auslastung etwa 300 Batteriewechsel möglich. Denn der einzelne Tauschvorgang werde im Idealfall, wenn der Betrieb einmal vollautomatisch läuft, in nicht einmal fünf Minuten vollzogen. Entsprechend könnten es zwölf bis 13 Wechsel pro Stunde sein. Daher werden auch immer 13 Batterien an einer Station vorgehalten.

"Unser Ziel ist die Bidirektionalität", erklärte Wang. Angesichts einer Speicherkapazität von 13 mal 75 kWh – der Kapazität einer herkömmlichen Nio-Batterie – stehe eine Speicherkapazität von etwa 1.000 kWh zur Verfügung. Durch das Pooling von vielen Stationen könnte ein virtuelles Speicherkraftwerk im Gigawattstundenbereich entstehen. "Diese Kapazität wollen wir nutzen, um Systemdienstleistungen anzubieten oder sie zum Beispiel für das Peak Shaving einsetzen", sagte Wang.

Feldversuche des Start-ups Palo Alto scheiterten 2007

Ob sich "Battery as a Service" weltweit etabliert, ist noch fraglich. Schon 2007 war das Start-up Better Place aus dem kalifornischen Palo Alto angetreten, Batteriewechselstationen aufzubauen und ging nach Feldversuchen in Dänemark, Israel und Japan schließlich 2014 in die Insolvenz. Damals war der Marktanteil von E-Autos insgesamt noch sehr gering.

Zumindest mittel- und langfristig könnten die Bestrebungen Chinas, weltweiter Technologieführer zu werden, allerdings doch noch für einen Umschwung sorgen. Dafür spricht nach Einschätzung von Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des CAR-Center Automotive Research, das Prinzip "Größe setzt den Standard". Vor diesem Hintergrund bleiben den europäischen Anbietern die Alternativen, entweder einen Konfrontationskurs zu fahren und eine Spaltung in zwei E-Mobilitätswelten in Kauf zu nehmen oder eine Kooperationsstrategie zu verfolgen. Dabei sei zu beachten, dass die deutschen Autobauer rund 40 Prozent ihrer Umsätze in China erzielen.

Eine Reihe chinesischer E-Auto-Hersteller hat mittlerweile die komplette Modellpalette auf den Batterietausch ausgerichtet. Nach eigenen Angaben hat Nio nun insgesamt knapp 330.000 Fahrzeuge verkauft, allein 2022 etwa 200.000.

Bei Anlegern hat die Nio-Aktie allerdings in den vergangenen Monaten für Verdruss gesorgt. An der New Yorker Börse ging der Kurs zwischen Januar 2021 und Mai 2023 von 61,95 auf 7,93 US-Dollar zurück.
 

Freitag, 19.05.2023, 17:17 Uhr
Fritz Wilhelm
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E-Auto Nio in der Batteriewechselstation. Quelle: Nio
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Chinesischer Autohersteller plant weitere Batteriewechselstationen
Der chinesische E-Autohersteller Nio und der Ladeinfrastruktur-Anbieter Mer wollen gemeinsam Batteriewechselstationen in Deutschland und Österreich errichten.
An mehr als 15 Premium-Standorten sollen bis zum Jahr 2025 Ladestationen entstehen, die den E-Mobilisten sowohl Ladesäulen als auch jeweils eine Batteriewechselstation bieten. Dies geht aus einer gemeinsamen Mitteilung des chinesischen E-Autoherstellers Nio und der Statkraft-Tochtergesellschaft Mer hervor. Die Unternehmen wollen sich künftig bei der Entwicklung von Standorten für Ladelösungen gegenseitig unterstützen. Darüber hinaus sollen die Nutzer auch für die Angebote von Mer rund um das Flottenmanagement begeistert werden. Für den ersten gemeinsamen Standort, der sich in der Nähe von Bielefeld befindet, laufen die Planungen bereits.

Die Verantwortlichen bei Nio sehen die Batteriewechselstationen als Ergänzung zur herkömmlichen Ladeinfrastruktur. "Neben den Lademöglichkeiten an der heimischen Wallbox und an Schnellladern bekommen unsere User maximale Flexibilität durch den Batterietausch, bei dem zukünftig auch zwischen verschiedenen Batteriegrößen gewechselt werden kann", sagt Ralph Kranz, General Manager der Nio Deutschland GmbH.

Nio hat einem aktuellen Tweet zufolge weltweit 1.398 Stationen – 14 davon in Europa – in Betrieb, an denen bisher rund 22 Millionen Batteriewechsel vorgenommen wurden. Darüber hinaus betreibt Nio 2.555 herkömmliche Ladestationen mit 15.152 Ladepunkten. Bis 2025 will Nio in 25 Ländern vertreten sein, wie der für den Aufbau der Wechselstationen in Europa verantwortliche Produktmanager Yong Wang bei einer VDE-Konferenz im vergangenen Herbst in Frankfurt erklärte. Weltweit soll es mehr als 4.000 Power-Swap-Stationen geben, davon rund 1.000 außerhalb Chinas.

Erste deutsche Power Swap Station bereits bei Augsburg

Im Dezember 2022 hatte EnBW eine "großangelegte Partnerschaft" mit Nio verkündet. Bis zu 20 Schnellladeparks des Energieversorgers sollen zusätzlich mit Batteriewechselstationen ausgestattet werden, hieß es damals. Und Timo Sillober bezeichnete die Kooperation mit dem chinesischen Hersteller als Partnerschaft von "zwei großen Treibern der Mobilitätswende". Die Batteriewechsellösung sei für E-Auto-Nutzer ein "spannender Ansatz", der Schnellladelösungen insbesondere auf langen Strecken ergänzen könne, so der Chief Sales & Operations Officer bei EnBW. Allerdings handelt es sich um eine exklusive Lösung nur für Nio-Kunden.

Die erste Power-Swap-Station in Deutschland nahm Nio im September 2022 in Zusmarshausen bei Augsburg an der A8 eröffnet. Das Projekt wurde mit dem Ladeparkbetreiber Sortimo realisiert. Die Bauzeit betrug drei Monate. Nach der ersten Ankündigung vor rund zwei Jahren haben Nio und Shell nun auch ihre erste gemeinsame Batteriewechselstation in Betrieb genommen. Diese befindet sich im niederländischen Harmelen.

Großangelegte Partnerschaft mit EnBW

Eine solche Anlage hat etwa die Größe einer Doppelgarage. Nio-Manager Wang bezifferte bei seinem Vortrag in Frankfurt am Main die für den Betrieb erforderliche Anschlussleistung mit "500 bis 1.250 kVa". Damit seien innerhalb von 24 Stunden bei voller Auslastung etwa 300 Batteriewechsel möglich. Denn der einzelne Tauschvorgang werde im Idealfall, wenn der Betrieb einmal vollautomatisch läuft, in nicht einmal fünf Minuten vollzogen. Entsprechend könnten es zwölf bis 13 Wechsel pro Stunde sein. Daher werden auch immer 13 Batterien an einer Station vorgehalten.

"Unser Ziel ist die Bidirektionalität", erklärte Wang. Angesichts einer Speicherkapazität von 13 mal 75 kWh – der Kapazität einer herkömmlichen Nio-Batterie – stehe eine Speicherkapazität von etwa 1.000 kWh zur Verfügung. Durch das Pooling von vielen Stationen könnte ein virtuelles Speicherkraftwerk im Gigawattstundenbereich entstehen. "Diese Kapazität wollen wir nutzen, um Systemdienstleistungen anzubieten oder sie zum Beispiel für das Peak Shaving einsetzen", sagte Wang.

Feldversuche des Start-ups Palo Alto scheiterten 2007

Ob sich "Battery as a Service" weltweit etabliert, ist noch fraglich. Schon 2007 war das Start-up Better Place aus dem kalifornischen Palo Alto angetreten, Batteriewechselstationen aufzubauen und ging nach Feldversuchen in Dänemark, Israel und Japan schließlich 2014 in die Insolvenz. Damals war der Marktanteil von E-Autos insgesamt noch sehr gering.

Zumindest mittel- und langfristig könnten die Bestrebungen Chinas, weltweiter Technologieführer zu werden, allerdings doch noch für einen Umschwung sorgen. Dafür spricht nach Einschätzung von Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des CAR-Center Automotive Research, das Prinzip "Größe setzt den Standard". Vor diesem Hintergrund bleiben den europäischen Anbietern die Alternativen, entweder einen Konfrontationskurs zu fahren und eine Spaltung in zwei E-Mobilitätswelten in Kauf zu nehmen oder eine Kooperationsstrategie zu verfolgen. Dabei sei zu beachten, dass die deutschen Autobauer rund 40 Prozent ihrer Umsätze in China erzielen.

Eine Reihe chinesischer E-Auto-Hersteller hat mittlerweile die komplette Modellpalette auf den Batterietausch ausgerichtet. Nach eigenen Angaben hat Nio nun insgesamt knapp 330.000 Fahrzeuge verkauft, allein 2022 etwa 200.000.

Bei Anlegern hat die Nio-Aktie allerdings in den vergangenen Monaten für Verdruss gesorgt. An der New Yorker Börse ging der Kurs zwischen Januar 2021 und Mai 2023 von 61,95 auf 7,93 US-Dollar zurück.
 

Freitag, 19.05.2023, 17:17 Uhr
Fritz Wilhelm

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