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Energie & Management > Wärme - Verband fordert Einsatz von Trinkwasser zum Heizen
Quelle: Pixabay / ri
Wärme

Verband fordert Einsatz von Trinkwasser zum Heizen

Mit Trinkwasser heizen – das hält der Energie- und Wasserwrtschaftsverband aus Schleswig-Holstein für klimafreundlich, kostengünstig und sicher. Der Idee steht eine Verordnung im Weg.
Eine neue Idee für die Wärmewende kommt vom Verband der Schleswig-Holsteinischen Energie- und Wasserwirtschaft (VSHEW). Er will das Trinkwasser im öffentlichen Netz für das Heizen verwenden. Dass aus Wasser Wärme werden kann, ist in der Energiewende längst kein Geheimnis mehr. Die Geothermie sucht und findet etwa warme Wasserschichten im Erdreich und wärmt dadurch Wohnungen. Bei der hier verwendeten Technik setzt der VSHEW an: Wärmetauscher könnten auch im Leitungsnetz der Trinkwasserversorgung zum Einsatz kommen.

Bei langen Leitungsrohren könnten die Tauscher gleich an mehreren Stellen das Wasser herunterkühlen, weil die Flüssigkeit sich im Erdreich immer wieder aufwärme. Die dabei frei werdende Wärme stehe dann als Heizenergie zur Verfügung. Der Verband rechnet vor, dass über diese Lösung landesweit eine Wärmemenge vom Bedarf des gesamten Landeskreises Rendsburg-Eckernförde zusammenkommen würde.

Wasserversorger im Norden mit Wärmepotenzial für 60.000 Haushalte

Denn die 47 größten Wasserversorgungsunternehmen in Schleswig-Holstein kämen mit ihrer Menge von jährlich 163 Millionen Kubikmetern ausgeliefertem Wasser auf ein Potenzial von rund 1 Milliarde kWh Wärme. Das reiche für 60.000 Haushalte – etwa so viel wie im Landkreis vorhanden. Dies sei ein signifikanter Beitrag zu einer klimaneutralen und kostengünstigen Wärmeversorgung, findet der VSHEW.

Der Verband ist auf der Suche nach Verbündeten an der Fachhochschule Westküste fündig geworden. Mit Oliver Opel zitiert der VSHEW in einer Mitteilung einen Professor der Hochschule, der durch die Wärmeentnahme keine negative Beeinträchtigung erwartet. „Die technische Abkühlung des Trinkwassers würde sogar zu einer hygienischen Verbesserung führen“, so der Hochschullehrer.

Einen Haken hat die Sache. Die Trinkwasserverordnungen in Bund und Land lassen diese Nutzung derzeit nicht zu. Als „unsinniges Tabu“ bezeichnet das Andreas Wulff, Vorstandsvorsitzender des VSHEW sowie Geschäftsführer der Stadtwerke in Brunsbüttel und in Steinburg. Er wolle „nicht länger tatenlos zusehen, wie ausgerechnet im Klimaschutzland Schleswig-Holstein in großem Stil nachhaltige Energie verschwendet wird“.

Entsprechend richtet der Verband Forderungen an die politischen Entscheidungsträger. Die Landesregierung solle im Bundesrat auf eine Novellierung der Trinkwasserverordnung hinwirken. Andernfalls könne das nördlichste Bundesland auch im Alleingang eine eigene Novelle beschließen.

Umweltministerium will „sinnvolle Möglichkeit“ prüfen lassen

Aus dem Kieler Ministerium für Energie­wende, Klimaschutz, Umwelt und Natur kommt vorsichtige Unterstützung. Eine Sprecher sagte auf Anfrage unserer Redaktion, die in der Schweiz und Italien erprobte Idee könne „eine sinnvolle und grundlegende Möglichkeit der Wärmegewinnung sein“. In Schleswig-Holstein ließe sich etwa ein einstelliger Prozentsatz des gesamten Wärmebedarfs darüber decken.

Es seien allerdings umfangreiche Prüfungen nötig, um etwa eine mögliche Beeinträchtigung des Trinkwassers bewerten zu können. Die Verantwortung für das Ändern der Trinkwasserverordnung sieht das Umweltministerium derweil beim Bund. Schleswig-Holstein würde es begrüßen, wenn dieser „eine fundierte Prüfung und Bewertung vornimmt“.

Spannend dürfte ferner die Frage sein, ob sich die gewünschten Effekte auch tatsächlich einstellen. Ein Vorbehalt ist dieser: Falls durch den Eingriff kälteres Wasser in den Haushalten ankommt, sei es womöglich für bestimmte Bereiche des täglichen Gebrauchs stärker zu erwärmen als zuvor. Der dafür erforderliche Mehreinsatz von Energie könnte sich dann kontraproduktiv auf die erhoffte Ökobilanz auswirken.

Dienstag, 12.03.2024, 13:37 Uhr
Volker Stephan
Energie & Management > Wärme - Verband fordert Einsatz von Trinkwasser zum Heizen
Quelle: Pixabay / ri
Wärme
Verband fordert Einsatz von Trinkwasser zum Heizen
Mit Trinkwasser heizen – das hält der Energie- und Wasserwrtschaftsverband aus Schleswig-Holstein für klimafreundlich, kostengünstig und sicher. Der Idee steht eine Verordnung im Weg.
Eine neue Idee für die Wärmewende kommt vom Verband der Schleswig-Holsteinischen Energie- und Wasserwirtschaft (VSHEW). Er will das Trinkwasser im öffentlichen Netz für das Heizen verwenden. Dass aus Wasser Wärme werden kann, ist in der Energiewende längst kein Geheimnis mehr. Die Geothermie sucht und findet etwa warme Wasserschichten im Erdreich und wärmt dadurch Wohnungen. Bei der hier verwendeten Technik setzt der VSHEW an: Wärmetauscher könnten auch im Leitungsnetz der Trinkwasserversorgung zum Einsatz kommen.

Bei langen Leitungsrohren könnten die Tauscher gleich an mehreren Stellen das Wasser herunterkühlen, weil die Flüssigkeit sich im Erdreich immer wieder aufwärme. Die dabei frei werdende Wärme stehe dann als Heizenergie zur Verfügung. Der Verband rechnet vor, dass über diese Lösung landesweit eine Wärmemenge vom Bedarf des gesamten Landeskreises Rendsburg-Eckernförde zusammenkommen würde.

Wasserversorger im Norden mit Wärmepotenzial für 60.000 Haushalte

Denn die 47 größten Wasserversorgungsunternehmen in Schleswig-Holstein kämen mit ihrer Menge von jährlich 163 Millionen Kubikmetern ausgeliefertem Wasser auf ein Potenzial von rund 1 Milliarde kWh Wärme. Das reiche für 60.000 Haushalte – etwa so viel wie im Landkreis vorhanden. Dies sei ein signifikanter Beitrag zu einer klimaneutralen und kostengünstigen Wärmeversorgung, findet der VSHEW.

Der Verband ist auf der Suche nach Verbündeten an der Fachhochschule Westküste fündig geworden. Mit Oliver Opel zitiert der VSHEW in einer Mitteilung einen Professor der Hochschule, der durch die Wärmeentnahme keine negative Beeinträchtigung erwartet. „Die technische Abkühlung des Trinkwassers würde sogar zu einer hygienischen Verbesserung führen“, so der Hochschullehrer.

Einen Haken hat die Sache. Die Trinkwasserverordnungen in Bund und Land lassen diese Nutzung derzeit nicht zu. Als „unsinniges Tabu“ bezeichnet das Andreas Wulff, Vorstandsvorsitzender des VSHEW sowie Geschäftsführer der Stadtwerke in Brunsbüttel und in Steinburg. Er wolle „nicht länger tatenlos zusehen, wie ausgerechnet im Klimaschutzland Schleswig-Holstein in großem Stil nachhaltige Energie verschwendet wird“.

Entsprechend richtet der Verband Forderungen an die politischen Entscheidungsträger. Die Landesregierung solle im Bundesrat auf eine Novellierung der Trinkwasserverordnung hinwirken. Andernfalls könne das nördlichste Bundesland auch im Alleingang eine eigene Novelle beschließen.

Umweltministerium will „sinnvolle Möglichkeit“ prüfen lassen

Aus dem Kieler Ministerium für Energie­wende, Klimaschutz, Umwelt und Natur kommt vorsichtige Unterstützung. Eine Sprecher sagte auf Anfrage unserer Redaktion, die in der Schweiz und Italien erprobte Idee könne „eine sinnvolle und grundlegende Möglichkeit der Wärmegewinnung sein“. In Schleswig-Holstein ließe sich etwa ein einstelliger Prozentsatz des gesamten Wärmebedarfs darüber decken.

Es seien allerdings umfangreiche Prüfungen nötig, um etwa eine mögliche Beeinträchtigung des Trinkwassers bewerten zu können. Die Verantwortung für das Ändern der Trinkwasserverordnung sieht das Umweltministerium derweil beim Bund. Schleswig-Holstein würde es begrüßen, wenn dieser „eine fundierte Prüfung und Bewertung vornimmt“.

Spannend dürfte ferner die Frage sein, ob sich die gewünschten Effekte auch tatsächlich einstellen. Ein Vorbehalt ist dieser: Falls durch den Eingriff kälteres Wasser in den Haushalten ankommt, sei es womöglich für bestimmte Bereiche des täglichen Gebrauchs stärker zu erwärmen als zuvor. Der dafür erforderliche Mehreinsatz von Energie könnte sich dann kontraproduktiv auf die erhoffte Ökobilanz auswirken.

Dienstag, 12.03.2024, 13:37 Uhr
Volker Stephan

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