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Trotz der aktuellen politischen Verwerfungen in der Bundesregierung müssten Energieeffizienz und die kommunale Wärmewende auf Kurs bleiben, mahnen diverse Verbände.
In einem gemeinsamen Positionspapier erklären neun deutsche Klima- und Umweltorganisationen, darunter Greenpeace, BUND, Deutsche Umwelthilfe (DUH) und Powershift, was sie unter einer „guten Wärmeplanung” verstehen. So sollten sich Kommunen vor Kostenfallen wie Wasserstoff hüten, um die Wärmewende sozialverträglich zu gestalten. Zugleich kritisieren Energieeffizienzexperten scharf eine Initiative der GdW, die Klimaschutzvorgaben im Gebäudebereich aufzuweichen.
Das vom Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) initiierte „Manifest“ fordert einen „Paradigmenwechsel“ in der Klimapolitik und stellt die Rolle der Energieeffizienz von Gebäuden grundlegend infrage. Der angeblich bisher verfolgte „Effizienzpfad“ solle zugunsten einer alleinigen Fokussierung auf CO2-Ziele verlassen werden. Dem widersprechen der Effizienzverband (Deneff) und der Energieberatendenverband GIH.
Heizmaterialien dürfen nicht zu teuer werden„Diese Strategie würde zu hohen Transformationskosten führen und Mietende dauerhaft mit hohen Energiekosten belasten“, warnen die Expertenverbände. „Energieeffizienz ist ein zentraler Baustein für bezahlbares Wohnen, eine sichere Energieversorgung und den Klimaschutz“, mahnte Christian Noll, geschäftsführender Vorstand der Deneff. Benjamin Weismann, Geschäftsführer des GIH, erläutert: „Eine Absage an Effizienzanforderungen ist kurzsichtig.“ Auf den ersten Blick sei es für Vermieter kostengünstiger. Für Mieter führe dies zu unkalkulierbaren Kostenrisiken, da sie die Verbrauchskosten tragen, aber am Gebäudezustand und der Beheizung nichts ändern können.
Ein vollständiger Umstieg auf erneuerbare Wärme ohne Senkung des Energiebedarfs würde enorme Investitionen und Importe von synthetischem Gas und Öl erfordern, warnen die Verbände. Deshalb sei eine höhere Energieeffizienz dringend notwendig, fordern Deneff und GIH. Priorität müsse insbesondere die Sanierung der Bestandsgebäude mit den höchsten Energiekosten haben. Nur so könne die klimafreundliche Transformation bezahlbar und sozial gerecht gestaltet werden. Effizienz sei keine Option, sondern eine unabdingbare Voraussetzung für eine sichere und bezahlbare Energiewende.
Kommunale Wärmewende muss sozial verträglich sein„Mit der kommunalen Wärmewende investieren wir in eine saubere und sichere Zukunft“, sagte Mira Jäger, Energieexpertin von Greenpeace aus Anlass des ersten Jahrestages des Gesetzes zur Kommunalen Wärmeplanung. Das Positionspapier der Umweltverbände betont, dass Wasserstoff oder Biomethan für Gebäudeheizungen ungeeignet sind, unter anderem weil sie Kostenfallen darstellen. Kommunen sollten stattdessen ihr Augenmerk auf tatsächlich verfügbare, klimaschützende und kosteneffiziente Lösungen legen, wie etwa die Wärmepumpe oder nachhaltige Wärmenetze.
Kommunen könnten Förderprogramme des Bundes aufstocken oder für eine klimaschutz- und sozialverträgliche Wärmeversorgung vor Ort sorgen, indem sie bei Gebäuden in kommunaler Hand Lösungen umsetzen, die die Warmmiete nicht erhöhen. Die Versorgung mit fossilen Energiequellen wie Erdgas muss gemäß dem deutschen Klimaschutzgesetz spätestens 2045 in ganz Deutschland beendet sein. Heute heizen noch die Hälfte aller Haushalte mit fossilem Gas, ein weiteres Drittel mit Öl oder fossiler Fernwärme. Diese Heizungen müssen entsprechend innerhalb von maximal zwei Jahrzehnten auf erneuerbare Wärmequellen umgestellt werden. Dies müsse für alle Haushalte bezahlbar geschehen, appellieren die Verbände.
Das
Positionspapier zur Wärmewende der Umweltverbände steht im Internet bereit.
Montag, 18.11.2024, 16:38 Uhr
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