Mitarbeiter von Tennet und LS Cable. Quelle: Tennet
Tennet lässt die Kabel für seine Netzanschlussprojekte in der Nordsee − wie „BalWin4“ und „LanWin1“ − in Südkorea fertigen. Am 30. Mai startete bei LS Cabel in Donghae deren Produktion.
Ein „neues technologisches Kapitel“ schlägt der niederländische Netzbetreiber Tennet mit dem nun erfolgten Produktionsstart bei dem südkoranischen Unternehmen LS Cabel auf. Der Start ist, wie Tennet in einer Mitteilung vom 31. Mai bekannt gibt, Teil eines Rahmenvertrages, den der Netzbetreiber im Mai 2023 mit dem Konsortium geschlossen hat. Dieses besteht aus den Unternehmen LS Cable & Systems, Denys und der Jan De Nul Gruppe. Der Vertrag umfasst die Produktion und Verlegung von vier 525-kV-Gleichstrom-Kabelsystemen für die Tennet-Netzanschlussprojekte in der Nordsee.
Die Produktion der ersten Gleichstromkabel soll, wie es weiter heißt, 2028 abgeschlossen sein und für die Netzanbindung der Windparkprojekte Balwin 4 und Lanwin 4 zum Einsatz kommen. Für beide Netzanbindungen wird jeweils neben einem Plus- und Minuspol künftig ein zusätzliches Kabel – ein sogenannter metallischer Rückleiter – verlegt. Dieser soll im Fall von Wartungs- oder Reparaturarbeiten dafür sorgen, dass der Strom weiterfließen kann. Ergänzt werden die drei Kabel durch ein zusätzliches Kommunikationskabel.
In Summe entstehen für die Projekte Balwin 4 und Lanwin 1 Kabel in einer Länge von 1.650 Kilometer (Trassenlänge je Projekt: 275 Kilometer, davon 165 Kilometer Seekabel und 110 Kilometer Landkabel). Der innen liegende Leiter besteht aus Kupfer, sodass die Kabel zu echten Schwergewichten werden: Ein Kabelmeter wiegt laut Tennet 76 Kilogramm. Das Gesamtgewicht für das Seekabel beträgt somit je Projekt rund 25.000 Tonnen.
Mit 525 kV wird die Übertragungsleistung für Offshore-Windenergie auf ein neues Spannungslevel gehoben. Mit den Kabeln soll es möglich sein, 2.000 MW Gleichstrom über weite Entfernungen verlustarm zu übertragen. Bislang waren 320-kV-Kabel für Offshore-Netzanbindungen üblich.
Zum Zeitplan
Für die Verlegung der Kabel rechnet Tennet voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2026. Zum Einsatz dafür soll das speziell für den Transport und die Verlegung der 525-kV-Gleichstromkabel auf dem Meeresboden das von der Jan De Nul Group entwickelte Kabelverlegeschiff „Fleeming Jenkin“ kommen. Etwa zeitgleich soll die Verlegung der Landkabel durch das Bauunternehmen Denys beginnen. Hierfür erfolgen die Arbeiten, wie üblich, in offener Bauweise mit einem Kabelgraben sowie in geschlossener Bauweise mithilfe von Horizontalbohrungen. Letztere werden zur Querung von Gewässern und bestehenden Infrastrukturen wie Bahnlinien, Deichen, Straßen eingesetzt. Bis 2029 / 2030 sollen die Arbeiten beendet sein, da dann die Inbetriebnahme von Balwin 4 (2029) und Lanwin 1 (2030) vorgesehen ist.
Die Netzanbindungssysteme und Interkonnektoren von Tennet übertragen rund 16.000 MW Strom, womit rein rechnerisch über 20 Millionen Haushalte in Europa mit Strom aus der Nordsee versorgt werden können. Bis 2031 plant Tennet eigenen Angaben nach weitere 19 Offshore-Netzanbindungssysteme mit einer Gesamtkapazität von 32.200 MW im Nordseeraum − 14.800 MW davon in Deutschland und 17.400 MW in den Niederlanden.
Als erster grenzüberschreitender Übertragungsnetzbetreiber plant, baut und betreibt das Unternehmen mit seinen 8.300 Mitarbeitern ein über 25.000 Kilometer langes Hoch- und Höchstspannungsnetz in den Niederlanden und in großen Teilen Deutschlands. Vor allem in den Bundesländern Bayern, Bremen, Hessen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein sowie in Teilen von Nordrhein-Westfalen.
Freitag, 31.05.2024, 11:44 Uhr
Davina Spohn
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