E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > Kernkraft - Slowaken fahren H2-Projekte zugunsten der Kernkraft zurück
Quelle: Shutterstock / Olga Khalizeva
Kernkraft

Slowaken fahren H2-Projekte zugunsten der Kernkraft zurück

Nach dem Machtwechsel im vorigen Herbst forciert die slowakische Regierung unter dem Linkspopulisten Robert Fico Kernkraft zulasten von Wasserstoff.
Wasserstoff könne zwar eine große Zukunft in der Energieversorgung haben, höhere Priorität hätten derzeit jedoch die Fertigstellung des vierten Blocks im westslowakischen Kernkraftwerk Mochovce und die Unterstützung der Kernkraft als solche, stellt Wirtschaftsministerin Denisa Sakova klar. Es sei schlichtweg nicht an der Zeit, um massiv in Wasserstoff zu investieren.

Damit sind auf unbestimmte Zeit eine Reihe von Investitions- und Forschungsvorhaben auf Eis gelegt, die von der konservativen Vorgängerregierung initiiert wurden. Unter anderem war der Geschäftsgegenstand von „JESS“, der halbstaatlichen Kernenergiegesellschaft der Slowakei, umgewidmet worden, sodass sich das Unternehmen vor allem Photovoltaik und der Erforschung und Produktion von Wasserstoff widmen sollte. Außerdem entstand in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität im ostslowakischen Kosice ein großzügig gefördertes Wasserstoff-Zentrum. 

Robert Fico, der inzwischen zum vierten Mal an der Spitze einer Regierung steht, hat sich schon vor Jahren für Kernenergie stark gemacht. Früheren Planungen zufolge sollte der in der Slowakei verbrauchte Strom sogar zu nicht weniger als 80 Prozent aus Atomreaktoren stammen. 

Wirtschaftsministerin Sakova knüpft daran an, wenn sie betont, dass die Strompreise in der Slowakei gerade wegen der intensiven Nutzung von Kernkraft vergleichsweise niedrig seien. Außerdem müsse der Staat wieder eine größere Rolle in der Energieversorgung spielen. Nur so ließen sich die Bürger in Notsituationen schützen. Die Ministerin lässt jedoch offen, ob der Fiskus seine Beteiligungen an Energieversorgern ausbauen wolle oder sich mittelfristig die Rechtslage ändere. 

Brüssel mahnt mehr Erneuerbare an 

Bedeckt hält sie sich auch dazu, in welcher Form Kernkraft in der Slowakei forciert werden soll. Ob man weiter in große Anlagen investiere oder künftig auf kleine modulare Reaktoren setze, werde zurzeit intensiv erörtert. Mit Spannung wird erwartet, ob nach jahrelangen Bauverzögerungen in diesem Jahr in Mochovce ein vierter Reaktor in Betrieb geht.

Nach einem Rüffel aus Brüssel sucht die Ressortchefin außerdem nach Lösungen zum Ausbau von Solar- und Windenergie. Die Europäische Kommission hatte in ihrer Bewertung des slowakischen Energieplans bis 2030 kurz vor dem Jahreswechsel eine Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien von 22 auf 35 Prozent sowie detaillierte Sektorpläne und Ziele für Gebäude, Industrie oder verbindliche Ziele für Wärme und Kühlung angemahnt. Die Slowakei soll auch mehr Informationen darüber liefern, wie viel heimische Waldbiomasse bis 2030 energetisch genutzt werden soll. In der Vergangenheit hatte gerade Biomasse dazu beigetragen, die Ziele im Bereich der erneuerbaren Energiequellen zu erreichen und beispielsweise den Anteil erneuerbarer Energien zwischen 2018 und 2019 von 11,9 Prozent auf 16,9 Prozent zu steigern.

Unterdessen gibt es in puncto Kernkraft mehrdeutige Signale aus Ungarn. Im Dezember 2023 erteilte die ungarische Atombehörde die Bewilligung für die Baugrube für das Atomkraftwerk Paks II. Inzwischen sind die Bauarbeiten in vollem Gange. Allerdings sind wichtige Fragen rund um das Großvorhaben weiter ungeklärt. Etwa ist fraglich, wie die Reaktoren gekühlt werden sollen. Schon heute wird die Donau an heißen Sommertagen durch die schon vorhandenen Reaktoren stärker als erlaubt gekühlt. Sorgen bereitet auch der niedrige Wasserstand des Flusses rund um Paks. 

Ungarischen Medien zufolge bereitet sich die Regierung in Budapest darauf vor, die geplanten Meiler nicht fertigstellen zu können. Der Leiter der ungarischen Vertretung in Brüssel, Benedek Javor, werte die angedachte Laufzeitverlängerung für Paks I bis 2050 jedenfalls als entsprechendes Zeichen. Wind- und Solarprojekte könnten hingegen leicht so ausgebaut werden, dass die Stromversorgung auch dann sichergestellt sei, wenn Paks I vom Netz genommen werde. 

Montag, 8.01.2024, 10:39 Uhr
Karin Rogalska
Energie & Management > Kernkraft - Slowaken fahren H2-Projekte zugunsten der Kernkraft zurück
Quelle: Shutterstock / Olga Khalizeva
Kernkraft
Slowaken fahren H2-Projekte zugunsten der Kernkraft zurück
Nach dem Machtwechsel im vorigen Herbst forciert die slowakische Regierung unter dem Linkspopulisten Robert Fico Kernkraft zulasten von Wasserstoff.
Wasserstoff könne zwar eine große Zukunft in der Energieversorgung haben, höhere Priorität hätten derzeit jedoch die Fertigstellung des vierten Blocks im westslowakischen Kernkraftwerk Mochovce und die Unterstützung der Kernkraft als solche, stellt Wirtschaftsministerin Denisa Sakova klar. Es sei schlichtweg nicht an der Zeit, um massiv in Wasserstoff zu investieren.

Damit sind auf unbestimmte Zeit eine Reihe von Investitions- und Forschungsvorhaben auf Eis gelegt, die von der konservativen Vorgängerregierung initiiert wurden. Unter anderem war der Geschäftsgegenstand von „JESS“, der halbstaatlichen Kernenergiegesellschaft der Slowakei, umgewidmet worden, sodass sich das Unternehmen vor allem Photovoltaik und der Erforschung und Produktion von Wasserstoff widmen sollte. Außerdem entstand in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität im ostslowakischen Kosice ein großzügig gefördertes Wasserstoff-Zentrum. 

Robert Fico, der inzwischen zum vierten Mal an der Spitze einer Regierung steht, hat sich schon vor Jahren für Kernenergie stark gemacht. Früheren Planungen zufolge sollte der in der Slowakei verbrauchte Strom sogar zu nicht weniger als 80 Prozent aus Atomreaktoren stammen. 

Wirtschaftsministerin Sakova knüpft daran an, wenn sie betont, dass die Strompreise in der Slowakei gerade wegen der intensiven Nutzung von Kernkraft vergleichsweise niedrig seien. Außerdem müsse der Staat wieder eine größere Rolle in der Energieversorgung spielen. Nur so ließen sich die Bürger in Notsituationen schützen. Die Ministerin lässt jedoch offen, ob der Fiskus seine Beteiligungen an Energieversorgern ausbauen wolle oder sich mittelfristig die Rechtslage ändere. 

Brüssel mahnt mehr Erneuerbare an 

Bedeckt hält sie sich auch dazu, in welcher Form Kernkraft in der Slowakei forciert werden soll. Ob man weiter in große Anlagen investiere oder künftig auf kleine modulare Reaktoren setze, werde zurzeit intensiv erörtert. Mit Spannung wird erwartet, ob nach jahrelangen Bauverzögerungen in diesem Jahr in Mochovce ein vierter Reaktor in Betrieb geht.

Nach einem Rüffel aus Brüssel sucht die Ressortchefin außerdem nach Lösungen zum Ausbau von Solar- und Windenergie. Die Europäische Kommission hatte in ihrer Bewertung des slowakischen Energieplans bis 2030 kurz vor dem Jahreswechsel eine Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien von 22 auf 35 Prozent sowie detaillierte Sektorpläne und Ziele für Gebäude, Industrie oder verbindliche Ziele für Wärme und Kühlung angemahnt. Die Slowakei soll auch mehr Informationen darüber liefern, wie viel heimische Waldbiomasse bis 2030 energetisch genutzt werden soll. In der Vergangenheit hatte gerade Biomasse dazu beigetragen, die Ziele im Bereich der erneuerbaren Energiequellen zu erreichen und beispielsweise den Anteil erneuerbarer Energien zwischen 2018 und 2019 von 11,9 Prozent auf 16,9 Prozent zu steigern.

Unterdessen gibt es in puncto Kernkraft mehrdeutige Signale aus Ungarn. Im Dezember 2023 erteilte die ungarische Atombehörde die Bewilligung für die Baugrube für das Atomkraftwerk Paks II. Inzwischen sind die Bauarbeiten in vollem Gange. Allerdings sind wichtige Fragen rund um das Großvorhaben weiter ungeklärt. Etwa ist fraglich, wie die Reaktoren gekühlt werden sollen. Schon heute wird die Donau an heißen Sommertagen durch die schon vorhandenen Reaktoren stärker als erlaubt gekühlt. Sorgen bereitet auch der niedrige Wasserstand des Flusses rund um Paks. 

Ungarischen Medien zufolge bereitet sich die Regierung in Budapest darauf vor, die geplanten Meiler nicht fertigstellen zu können. Der Leiter der ungarischen Vertretung in Brüssel, Benedek Javor, werte die angedachte Laufzeitverlängerung für Paks I bis 2050 jedenfalls als entsprechendes Zeichen. Wind- und Solarprojekte könnten hingegen leicht so ausgebaut werden, dass die Stromversorgung auch dann sichergestellt sei, wenn Paks I vom Netz genommen werde. 

Montag, 8.01.2024, 10:39 Uhr
Karin Rogalska

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.