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Die EnBW Contracting GmbH ist neuer Vertragspartner der baden-württembergischen Stadt Wernau. Ziel: die energetische Versorgung eines Kongresszentrums und weiterer Gebäude.
Das Quadrium der württembergischen Stadt Wernau (Neckar) besteht aus dem Rathaus, dem Tagungs- und Kongresszentrum mit Stadthalle und einer Wellness-Landschaft mit Hallenbad. Da der Wärmeliefervertrag für den Komplex im vergangenen Jahr ausgelaufen war, entschloss sich die Stadt, die Energieversorgung künftig effizienter und regenerativer auszurichten. Die Stadt hat die EnBW als Contractingdienstleister beauftragt, das gesamte Heizsystem im Quadrium zu modernisieren und auch zu betreiben. Gleichzeitig ist der Contractor verpflichtet worden, in den nächsten Jahren weitere Energieeffizienz-Maßnahmen durchzuführen.
Der künftige Anlagenpark soll aus folgenen Komponenten bestehen:
- zwei Pelletkesseln mit je 330 kW thermischer Leistung, einem Pelletlager sowie Pufferspeicher;
- einer (revisiblen) Luft-Wasser-Wärmepumpe mit etwa 90 kW thermischer Leistung;
- einem Blockheizkraftwerk (BHKW) mit 50 kW elektrischer und 110 kW thermischer Leistung sowie
- einer Photovoltaikanlage mit 113 kW auf dem Dach des Rathauses
- und einer weiteren PV-Anlage auf dem Dach der Stadthalle mit 99 kW.
Als Wärmequelle für die Wärmepumpe soll die Außenluft des Bodenbach-Kanals dienen, der unter dem Schwimmbad durchfließt. Die Wärmepumpe soll revisibel ausgelegt werden, das heißt, sie kann im Sommer als Unterstützung für die vorhandene Kompressionskälteanlage auf Kühlung umgestellt werden. Im Betrieb sollen auf diese Weise mindestens 65
Prozent der Wärme aus regenerativen Quellen stammen. Um Strom einzusparen, soll die Beleuchtung in der Wellness-Landschaft modernisiert werden.
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Im Dezember 2023 wurden die Verträge unterzeichnet. In der hinteren Reihe von links: Rechtsanwalt Matthias Weise (Terra Consulting GmbH), Daniel Köpf (EnBW Contracting GmbH), Anastasia Mitrou (Sachgebietsleitung Hochbau), Michael Bauer (Beigeordneter); vordere Reihe von links: Matthias Schnerring (EnBW Contracting) und Wernaus Bürgermeister a. D. Armin Elbl Quelle: Stadt Wernau |
Neben dem Aufbau des geplanten Anlagenparks soll die EnBW Contracting weitere Effizienzmaßnahmen umsetzen. Dazu zählt nach Angaben der Stadt unter anderem der Austausch bestehender Pumpen durch effizientere. EnBW soll das Mess-, Steuerungs- und Regelungsmanagementsystem (MSR) optimieren und auch die Gebäudeleittechnik (GLT) auf den Stand der Technik bringen. Auch soll der Austausch der Raumlufttechnikgeräte (RLT-Geräte) in der Stadthalle und im Hallenbad untersucht werden. Ebenfalls sind Möglichkeiten es zur Wärmerückgewinnung aus den Abwässern, besonders des Schwimmbads, zu prüfen.
Warum es vier rechtlich selbstständige Verträge gibtZudem wird der Dienstleister
für die Stadtverwaltung ein neues Zählerwesen installieren. Es wollen mehr als 80 fernauslesbare Wärme-, Strom, und auch Wasserverbrauchszählern zur Erfassung der Verbräuche und deren Zuordnung zu den entsprechenden Verbrauchergruppen im Quadrium installiert und mit der Datenbank der Stadtverwaltung verbunden werden.
Als technischer Projektplaner wurde die Terra Consulting GmbH aus Kirchheim unter Teck herangezogen, die vertrags- und energierechtliche Begleitung erfolgte durch Rechtsanwalt Matthias Weise aus Meckenbeuren und die vergaberechtliche Begleitung erfolgte durch die Stuttgarter Kanzlei W2K. Dies sei aufgrund auch der vertraglichen Komplexität auch wichtig gewesen.
Insgesamt gibt es nach Informationen der Stadt Wernau vier Verträge: einen Effizienzcontracting-Vertrag, einen Mietvertrag für die Flächen, einen Pachtvertrag für das BHKW und einen BHKW-Einrichter- und Betriebsführungs-Vertrag. Der Pacht- und der Betriebsführungs-Vertrag haben eine andere Laufzeit als der eigentliche Werklieferungs-Vertrag. Hintergrund ist, dass das BHKW nach einer gewissen Zahl an Betriebsstunden eine Vollwartung hat, bei der der Motorblock komplett ausgetauscht wird. Die Stadtverwaltung möchte sich bewusst offenhalten, wie weit die technische Entwicklung in zehn Jahren ist und ob es Sinn ergibt, dann ein BHKW weiterzubetreiben.
So viel spart die Stadt„Das ausgefeilte Verfahren und auch die rechtssichere Vorgehensweise, die die Stadt zusammen mit den Projektbeteiligten gewählt haben, sind in der heutigen Zeit wichtig, schließlich geht es um viel Geld. Bei einem Jahresverbrauch von 580.000 Euro über eine Laufzeit von 15 beziehungsweise zehn Jahre kommt eine enorme Summe zusammen“, sagte der damalige Bürgermeister Armin Elbl im Oktober 2023 im Stadtrat. Damit würden die jährlichen Kosten unter den bisherigen mehr als 600.000 Euro liegen. Es sei es ein unglaublich gutes Ergebnis, das erreicht wurde. Elbl: „Schließlich stößt die Stadt mit dem Projekt umwelttechnisch in eine andere Kategorie vor und spart trotzdem noch Geld.“
Freitag, 2.02.2024, 13:30 Uhr
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