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Der Nabu NRW reagiert mit einer Einladung zum Dialog auf die Demonstration des Erneuerbaren-Branchenverbands vom 10. November. Für das Gespräch sei aber eine Moderation sinnvoll.
Die ersten Zeichen auf Annäherung im Streit von Klimaschützern und Naturschützern in Nordrhein-Westfalen gehen vom Naturschutzbund (Nabu) aus. Dieser hatte am 10. November vor der eigenen Haustür in Düsseldorf eine Demonstration des Landesverbands Erneuerbare Energien (LEE NRW) über sich ergehen lassen müssen. Die Windkraft-Lobby hatte dabei dem Nabu NRW vorgeworfen, in den vergangenen Jahren mit Klagen mehr als 100 Windkraftanlagen mit einer Kapazität von über 540 MW blockiert zu haben.
In einem offenen Brief an den LEE-Vorsitzenden Reiner Priggen bekundet die Geschäftsführerin des Nabu NRW, Heike Naderer, nun ihr Interesse an einem "persönlichen Gespräch, ohne Polemik und auf Basis valider Fakten". Dialogbereitschaft hatte auch Priggen am Rande der Demonstration in Düsseldorf signalisiert. Über die Öffentlichkeit hatten beide Seiten sich zuvor wechselweise "Heuchelei" (Priggen) und "Einschüchterungsversuche" (Naderer) vorgehalten.
Nabu mengt Einladung zum Gespräch einige Vorwürfe bei
Naderer geizt in ihrem Schreiben allerdings nicht mit Vorwürfen. So spiele der Branchenverband die Klima- und Biodiversitätskrise gegeneinander aus, indem er den Eindruck erwecke, "dass dem Schwund der Artenvielfalt und dem Verlust wertvoller Lebensräume allein mit der Errichtung und dem Betrieb von Windenergieanlagen begegnet werden könnte". Neben einem wichtigen Beitrag zur Energiewende führe die Windenergie auch "zu schwerwiegenden Beeinträchtigungen des Arten- und Biodiversitätsschutzes, wenn Windenergieanlagen am falschen Standort errichtet werden", so Naderer.
Die Nabu-Chefin kritisiert Priggens Verband dafür, die "Schattenseiten der Windenergienutzung aus der Betrachtung auszublenden" und "die Augen davor zu verschließen, dass alljährlich bis zu 250.000 Fledermäuse sowie ungezählte Greifvögel, Eulen und Singvögel an den Rotoren zu Tode kommen". Der LEE NRW hatte im Zusammenhang mit der Demonstration argumentiert, dass der Nabu den Artenschutz häufig nur vorschiebe und in Wahrheit das Landschaftsbild schützen wolle.
Eine Brücke zum Dialog baut der Nabu dem Erneuerbaren-Verband mit dem Versuch, auf die Gemeinsamkeiten abzuheben. "Angesichts der genannten Krisen ist kein Platz für Polemik und Provokation zwischen zwei Organisationen, die in vieler Hinsicht am gleichen Strang ziehen", schreibt Heike Naderer. Bis zum Abend des 12. November lag dem Nabu NRW keine offizielle Antwort des Erneuerbaren-Verbands vor, so eine Sprecherin des Naturschutzbundes gegenüber unserer Redaktion.
Der LEE kommt Mitte November wieder zu einer seiner regelmäßigen Vorstandssitzungen zusammen. Dann dürfte auch das Gesprächsangebot des Nabu Thema sein. Für ein gemeinsames Gespräch zwischen Naderer und Priggen, so erklärte die Nabu-Sprecherin, sei der Klima-Diskurs NRW als Forum denkbar. Wünschenswert sei eine neutrale Moderation des Gesprächs.
Der Klima-Diskurs NRW ist ein unabhängiger Verein, der sich den Klimaschutz auf die Fahnen geschrieben hat und dafür Akteure aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft vernetzt. Nabu NRW und LEE NRW gehören beide dem Klima-Diskurs als Mitglieder an.
Freitag, 12.11.2021, 17:40 Uhr
Volker Stephan
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