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Der neue Vorsitzende der Erneuerbaren-Branche Nordrhein-Westfalens ist im Amt. Und Hans-Josef Vogel fordert direkt „mehr demokratische Geschwindigkeit“ beim Zubau der Ökoenergien.
Ein Verwaltungsfachmann außer Dienst will den Behörden Beine machen. Hans-Josef Vogel setzt als neuer Vorsitzender des Landesverbands Erneuerbare Energien in Nordrhein-Westfalen (LEE NRW) darauf, dass alle Ebenen – von der Landesregierung bis zu den Kreisverwaltungen – ihre Prozesse im Sinne des Ausbaus der Ökoenergien beschleunigen.
Am Abend des 4. Mai wählte die Mitgliederversammlung des LEE NRW den vormaligen Regierungspräsidenten des Regierungsbezirks Arnsberg für zwei Jahre an die Spitze der Lobbyorganisation. Er tritt die Nachfolge von Reiner Priggen (70) an, der das Ehrenamt seit 2016 bekleidet und aus persönlichen Gründen keine erneute Kandidatur angestrebt hatte.
"Aktivist für Klimaschutz und Erneuerbare"Gegenüber unserer Redaktion begründete Hans-Josef Vogel (67) sein Interesse am Amt beim LEE NRW damit, dass er nach seiner Pensionierung „Aktivist für Klimaschutz und erneuerbare Energien“ habe werden wollen. Der Verband sei „eine Aktionsplattform, die wie für mich geschaffen ist, mit Machern der Energiewende“.
Zu seinen ersten offiziellen Terminen zählen ein Besuch auf der Messe E-World in Essen und ein Abstecher ins münsterländische Saerbeck. Dort nimmt das Unternehmen Enapter am 24. Mai den weltweit ersten Elektrolyseur in Betrieb, der die Anionenaustauschmembran-Technologie (AEM) im Megawatt-Maßstab verwendet.
Die Zusammenkunft des Landesverbands im Wissenschaftspark Gelsenkirchen nutzte Hans-Josef Vogel für einen Appell an die anwesenden Vertreterinnen und Vertreter der Mitgliedsunternehmen: Um schnell zu mehr Klimaschutz zu kommen, müsse „der LEE NRW demokratische Geschwindigkeit für den Ausbau der Erneuerbaren organisieren“.
Damit zielt der LEE-Vorsitzende auf Planungs-, Genehmigungs- und Verwaltungsverfahren ab. Sie seien „inhaltlich neu auszurichten“. Ein Beispiel nimmt der Mann mit CDU-Parteibuch sich dabei an Bayern. Im Freistaat hat das Umweltministerium ein Rundschreiben an Bezirksregierungen, Kreisverwaltungen und Wasserwirtschaftsämter geschickt, um dem vom Bund gesetzlich verbrieften „überragenden öffentlichen Interesse“ der Erneuerbaren Rechnung zu tragen. Andere Belange, etwa der Artenschutz, dürften nur in Ausnahmefällen zum Verhinderungsgrund werden, diese sei zu begründen und zu dokumentieren. „Was in Bayern machbar ist, sollte in NRW überhaupt kein Problem sein“, so Hans-Josef Vogel.
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Führungswechsel beim Erneuerbaren-Verband in NRW: Hans-Josef Vogel (l.) übernimmt den Vorsitz von Reiner Priggen. Quelle: LEE NRW / Jochen Tack |
Politik der Landesregierung "nur ein Anfang"Bei der schwarz-grünen Landesregierung in Düsseldorf, seit Juni 2022 im Amt, erkennt Hans-Josef Vogel „Bewegung“ bei Klimaschutz und Ausbau der Erneuerbaren. Dies könne aber „nur ein Anfang sein“, so der LEE-Chef. Mehr Tempo sei auch durch digitale Verfahren möglich. Wer Prozesse verzögere und Nötiges verschiebe, „der vergrößert und verschärft die Zumutungen, Lasten und Freiheitsbeschränkungen“.
Inhaltlich erneuerte Hans-Josef Vogel die Forderung, die nach wie vor geltende Regel abzuschaffen, nach der neue Windkraftanlagen einen Abstand von 1.000 Metern zur Wohnbebauung einzuhalten haben. Dies ist ein Relikt der abgewählten CDU-FDP-Koalition (2017-2022), von dem die Konservativen auch im neuen Bündnis nicht lassen wollen. Alle erforderlichen Anstrengungen, so Hans-Josef Vogel, seien vor dem Hintergrund zu sehen, dass der Klimawandel sich „nur noch für eine kurze Zeit eindämmen und aufhalten lässt. Später sind seine Folgen unumkehrbar.“
Freitag, 5.05.2023, 09:11 Uhr
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