E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > Kernkraft - Kühltürme sind nur noch ein Trümmerhaufen
Die beiden Kühltürme des Kernkraftwerks Grafenrheinfeld prägten über Jahrzehnte das Landschaftsbild. Quelle: Preussen Elektra
Kernkraft

Kühltürme sind nur noch ein Trümmerhaufen

Tausende verfolgten das Spektakel, einer verzögerte es. Die markanten Kühltürme des Kernkraftwerks Grafenrheinfeld  in Bayern liegen jetzt als Trümmerhaufen auf dem Gelände.
Sie waren 143 Meter hoch und prägten das Landschaftsbild weit über Grafenrheinfeld bei Schweinfurt in Nordbayern hinaus. Die beiden Kühltürme des Kernkraftwerks am Main, das vor 50 Jahren erbaut und 2015 abgeschaltet wurde. Ihr Durchmesser am Boden betrug 105 Meter, ganz oben waren es noch 64 Meter. In wenigen Sekunden war es dann am 16. August vorbei damit, die 34.000 Tonnen Stahlbeton stürzten vor den Augen mehrerer tausend Schaulustiger zusammen.

Allerdings mit eineinhalbstündiger Verspätung. Ein Mann war auf einen Strommast in der Nähe geklettert und musste von der Polizei in Gewahrsam genommen werden. Der 36-Jährige ist offensichtlich Atomkraftbefürworter und wollte mit der Aktion gegen die Sprengung demonstrieren. Er wurde mittlerweile wegen Hausfriedensbruchs und Nötigung angeklagt. Ansonsten verlief alles, wie es in einer Mitteilung von Preussen Elektra heißt, nach Plan: Um 19.55 Uhr fiel der nördliche und 15 Sekunden später der südliche Kühlturm zusammen.

260 Tonnen Sprengstoff

Die Vorbereitung der Aktion, die nur rund 30 Sekunden dauerte, hatte – wie berichtet – Jahre in Anspruch genommen. Schließlich musste sichergestellt werden, dass die Trümmer nicht auf andere Teile des Kernkraftwerks stürzen, vor allem nicht auf die Zwischenlager, in denen 88 Castoren mit hochradioaktiven Brennelementen lagern.

Seit Juni schließlich wurden die Kühltürme selbst für die Sprengung präpariert. Es wurden Schlitze in die Hülle gesägt und Löcher für die Sprengladungen gebohrt. 1.340 elektronische Zünder kamen zum Einsatz und 260 Tonnen Sprengstoff. Verantwortlich für die Aktion zeichnete ein Team der Thüringer Sprenggesellschaft unter Leitung von Sprengmeisterin Ulrike Matthes. Die Kosten werden mit drei Millionen Euro angegeben.
 
260 Tonnen Sprengstoff sorgten dafür, dass die 
Kühltürme planmäßig in sich zusammensackten
Quelle: Preussen Elektra

Der Bauschutt, der jetzt auf dem Kraftwerksgelände liegt, soll zum größten Teil zum Verfüllen der beiden Kühlturmtassen verwendet werden. Die Fläche ist für die Lagerung von Rückbaumaterial aus dem Kernkraftwerk vorgesehen. Das restliche Drittel des Betonbruchs sowie Kunststoffe und Metalle werden, wie es seitens Preussen Elektra heißt, dem Wertstoffkreislauf zugeführt.

Auch Stromtrassen waren abgeschaltet

Zur Absicherung der Sprengaktion waren rund 50 Feuerwehrleute und 200 Polizeibeamte im Einsatz. Nicht nur Straßen wurden gesperrt: Auch vier Höchstspannungsleitungen, die in der Nähe vorbeiführen, mussten abgeschaltet werden, um Kurzschlüssen durch den bei der Sprengung aufgewirbelten Staub vorzubeugen. Das war letztendlich auch noch ein Unsicherheitsfaktor für den Sprengtermin. Denn wäre zu viel Windkraftstrom im Netz gewesen, hätte man die vier Trassen nicht außer Betrieb nehmen können.

Das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld war nach dem Baustart 1974 von 1981 bis 2015 am Netz. Es hatte eine Leistung von 1.345 MW und produzierte insgesamt 333 Milliarden kWh Strom. Der Anteil an der Stromversorgung in Deutschland lag damit bei 1,6 Prozent. Die Anlage geriet immer wieder durch Störfälle in die Schlagzeilen, 240 meldepflichtige Ereignisse wurden registriert.

Montag, 19.08.2024, 08:44 Uhr
Günter Drewnitzky
Energie & Management > Kernkraft - Kühltürme sind nur noch ein Trümmerhaufen
Die beiden Kühltürme des Kernkraftwerks Grafenrheinfeld prägten über Jahrzehnte das Landschaftsbild. Quelle: Preussen Elektra
Kernkraft
Kühltürme sind nur noch ein Trümmerhaufen
Tausende verfolgten das Spektakel, einer verzögerte es. Die markanten Kühltürme des Kernkraftwerks Grafenrheinfeld  in Bayern liegen jetzt als Trümmerhaufen auf dem Gelände.
Sie waren 143 Meter hoch und prägten das Landschaftsbild weit über Grafenrheinfeld bei Schweinfurt in Nordbayern hinaus. Die beiden Kühltürme des Kernkraftwerks am Main, das vor 50 Jahren erbaut und 2015 abgeschaltet wurde. Ihr Durchmesser am Boden betrug 105 Meter, ganz oben waren es noch 64 Meter. In wenigen Sekunden war es dann am 16. August vorbei damit, die 34.000 Tonnen Stahlbeton stürzten vor den Augen mehrerer tausend Schaulustiger zusammen.

Allerdings mit eineinhalbstündiger Verspätung. Ein Mann war auf einen Strommast in der Nähe geklettert und musste von der Polizei in Gewahrsam genommen werden. Der 36-Jährige ist offensichtlich Atomkraftbefürworter und wollte mit der Aktion gegen die Sprengung demonstrieren. Er wurde mittlerweile wegen Hausfriedensbruchs und Nötigung angeklagt. Ansonsten verlief alles, wie es in einer Mitteilung von Preussen Elektra heißt, nach Plan: Um 19.55 Uhr fiel der nördliche und 15 Sekunden später der südliche Kühlturm zusammen.

260 Tonnen Sprengstoff

Die Vorbereitung der Aktion, die nur rund 30 Sekunden dauerte, hatte – wie berichtet – Jahre in Anspruch genommen. Schließlich musste sichergestellt werden, dass die Trümmer nicht auf andere Teile des Kernkraftwerks stürzen, vor allem nicht auf die Zwischenlager, in denen 88 Castoren mit hochradioaktiven Brennelementen lagern.

Seit Juni schließlich wurden die Kühltürme selbst für die Sprengung präpariert. Es wurden Schlitze in die Hülle gesägt und Löcher für die Sprengladungen gebohrt. 1.340 elektronische Zünder kamen zum Einsatz und 260 Tonnen Sprengstoff. Verantwortlich für die Aktion zeichnete ein Team der Thüringer Sprenggesellschaft unter Leitung von Sprengmeisterin Ulrike Matthes. Die Kosten werden mit drei Millionen Euro angegeben.
 
260 Tonnen Sprengstoff sorgten dafür, dass die 
Kühltürme planmäßig in sich zusammensackten
Quelle: Preussen Elektra

Der Bauschutt, der jetzt auf dem Kraftwerksgelände liegt, soll zum größten Teil zum Verfüllen der beiden Kühlturmtassen verwendet werden. Die Fläche ist für die Lagerung von Rückbaumaterial aus dem Kernkraftwerk vorgesehen. Das restliche Drittel des Betonbruchs sowie Kunststoffe und Metalle werden, wie es seitens Preussen Elektra heißt, dem Wertstoffkreislauf zugeführt.

Auch Stromtrassen waren abgeschaltet

Zur Absicherung der Sprengaktion waren rund 50 Feuerwehrleute und 200 Polizeibeamte im Einsatz. Nicht nur Straßen wurden gesperrt: Auch vier Höchstspannungsleitungen, die in der Nähe vorbeiführen, mussten abgeschaltet werden, um Kurzschlüssen durch den bei der Sprengung aufgewirbelten Staub vorzubeugen. Das war letztendlich auch noch ein Unsicherheitsfaktor für den Sprengtermin. Denn wäre zu viel Windkraftstrom im Netz gewesen, hätte man die vier Trassen nicht außer Betrieb nehmen können.

Das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld war nach dem Baustart 1974 von 1981 bis 2015 am Netz. Es hatte eine Leistung von 1.345 MW und produzierte insgesamt 333 Milliarden kWh Strom. Der Anteil an der Stromversorgung in Deutschland lag damit bei 1,6 Prozent. Die Anlage geriet immer wieder durch Störfälle in die Schlagzeilen, 240 meldepflichtige Ereignisse wurden registriert.

Montag, 19.08.2024, 08:44 Uhr
Günter Drewnitzky

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.