Matthias Lux, Vorsitzender der Geschäftsführung der Stadtwerke Halle. Quelle: Stadtwerke Halle / Felix Abraham
Die Stadtwerke haben in den kommenden Jahren erhebliche Investitionen zu stemmen. Wie die Stadtwerke Halle die Finanzierung angehen, erläutert deren Geschäftsführer Matthias Lux.
Als kommunale Unternehmen spielen die Stadtwerke bei der kommunalen Wärmeplanung und ihrer Umsetzung eine wesentliche Rolle. Doch die Finanzierung der Energiewende, insbesondere der Wärmewende, bereitet vielen Stadtwerke-Chefs Kopfzerbrechen.
Bei den Stadtwerken Halle beträgt der sich zusätzlich zu den üblichen Finanzierungserfordernissen ergebende Investitionsbedarf für die verschiedenen Energiewende-Aufgaben in den nächsten zehn Jahren rund 1,2 Milliarden Euro. So muss die gesamte Gruppe im Vergleich zum derzeitigen jährlichen Ausbau unter anderem eine Verdopplung der Trafostationen, eine Versechsfachung der Fernwärmenetzanschlüsse und eine Vervierfachung der Fernwärmetrassen stemmen.
Beim Ausbau der erneuerbaren Energien kommen Projektgesellschaften zum Tragen. Mit der Ingenieurversorgung Baden-Württemberg als Co-Investor wurde beispielsweise die EVH Grüne Energie gegründet.
Verzicht auf Mehrheit der Anteile
„Die Grundlage für eine Kreditentscheidung von Banken ist üblicherweise die Bilanz eines Unternehmens. Die ist aber nicht unendlich strapazierfähig“, sagt Matthias Lux im Gespräch mit E&M. Deshalb sei es hilfreich, bestimmte Projekte „off-balance“ zu finanzieren, mit mindestens einem Partner in einer eigenen Gesellschaft, erklärt der Geschäftsführer der Stadtwerke Halle. Man müsse allerdings dazu bereit sein, auf die Mehrheit der Stimmrechte − eine Off-Balance-Finanzierung ist nur möglich, wenn man 50 Prozent oder weniger Anteile hält − und damit die Kontrolle zu verzichten. „Das ist für uns auch kein Problem, denn es kommt nicht darauf an, Macht auszuüben. Die energiewirtschaftliche Komponente ist für uns entscheidend. Wir wollen grünen Strom erzeugen“, betont Lux.
Mit der Ingenieurversorgung sind die Interessen der Stadtwerke Halle vollständig komplementär. Dies gilt auch für ein Bauunternehmen, das Flächen zur Verfügung hatte, in einem anderen Projekt. Bei der Zusammenarbeit mit Stadtwerken, etwa den Stadtwerken Dessau, ist die Situation eine andere. „Wir müssen uns den erzeugten Strom teilen. Aber wir haben einen Partner mit hoher energiewirtschaftlicher Kompetenz, der sowohl bei den Behörden als auch den Banken, den Kommunen, den Grundstückseigentümern und nicht zuletzt in der Bevölkerung großes Vertrauen genießt“, sagt Lux. In seinen Augen ist dies viel wert und auch ein wichtiges Signal an die Öffentlichkeit, welches die Bedeutung der Energiewende unterstreicht.
Gespräche mit der Kommune über Eigenkapital sinnvoll
Neben der Off-Balance-Finanzierung kommen Fördermittel, Kredite und am Ende auch Eigenkapital in Frage, um die Investitionen zu finanzieren. Aus Lux‘ Sicht sollte man auf jeden Fall mit der Kommune, die im Regelfall größter oder sogar alleiniger Gesellschafter der Stadtwerke ist, sprechen. „Das klingt auf den ersten Blick absurd, weil die meisten Städte ja kein Geld haben. Aber zum einen sprechen wir ja nicht über Konsum, sondern Investitionen, die auch Gewinne erzielen“, betont der Stadtwerke-Geschäftsführer. Zum anderen sei die Transformation, welche die Versorger derzeit durchlaufen, durchaus mit einer Neugründung zu vergleichen – mit höherem Cashflow. Dies könne eine Basis für zusätzliches Eigenkapital sein.
Außerdem lenkt Lux den Blick auf die Innenfinanzierungskraft. Denn mit den anstehenden Investitionen werden auch die Abschreibungen mitwachsen, zwar nicht sprunghaft angesichts der langen Nutzungsdauer etwa der Netze. „Aber man darf diesen Beitrag nicht außer Acht lassen“, mahnt Lux.
Das vollständige Interview mit dem Vorsitzenden der Geschäftsführung der Stadtwerke Halle zur Finanzierung der Energiewende lesen Sie im Dezember im Jahresmagazin von E&M.
Mittwoch, 27.11.2024, 16:41 Uhr
Fritz Wilhelm
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