Bild: Jonas Rosenberger
Einer Studie zufolge genießt der lokale Energieversorger als möglicher Partner beim Aufbau von betrieblicher Ladeinfrastruktur ein höheres Vertrauen als andere Dienstleister.
Stadtwerke haben gute Karten, wenn es um den Ausbau der Ladeinfrastruktur bei Gewerbe- und Industriebetrieben geht. Sie haben zumindest einen Vertrauensvorschuss. Das ergab eine Studie der Gesellschaft für angewandte Marktforschung in der Energiewirtschaft (G.A.M.E.). In einem nach Schulnoten geführten Ranking, das die den jeweiligen potenziellen Partnern zugerechnete Lösungskompetenz widerspiegelt, stehen die Energieunternehmen ganz oben.
Allerdings, so GAME-Geschäftsführer Urs Neuhöffer, der wesentliche Ergebnisse der Untersuchung im Rahmen einer Online-Konferenz der Energieagentur NRW präsentierte, habe niemand eine glatte Eins oder Zwei erreichen können. Angeführt wird die Rangliste von den lokalen Energieversorgern mit 2,7. Dahinter folgen die Regionalversorger und überregionale Anbieter mit 2,8. Spezialisierte Mobilitätsdienstleister werden mit 3,0 bewertet, während Autohäuser und Autohersteller auf die Note 3,2 kommen.
Es ist „nur“ die Einschätzung der Flottenbetreiber, wer wohl der am besten geeignete Partner sein könnte. Für Stadtwerke dürfte es aber ein ermutigendes Zeichen und ein guter Hinweis sein, wo ein Ausbau der Geschäftsaktivitäten rund um die Elektromobilität besonders erfolgversprechend ist.
Zwar gibt es in Deutschland laut Kraftfahrtbundesamt einen PKW-Bestand von rund 42,5
Mio. privat genutzten und lediglich 5,2
Mio. gewerblich genutzten Fahrzeugen. Während die Haltedauer insgesamt durchschnittlich fast elf Jahre betrage, würden Geschäftswagen jedoch schon nach drei bis fünf Jahren, je nach Leasing-Vertrag, ersetzt. „Gewerbe- und Industrie sind also die Kunden, die in relativ kurzen Zyklen entscheiden müssen, welche Antriebstechnologie sie nutzen“, sagte Neuhöffer. Daraus lasse sich die These ableiten: Die Betreiber gewerblicher PKW-Flotten werden zu den wesentlichen Treibern der Elektromobilität gehören.
Betreiber gewerblicher PKW-Flotten als Treiber der ElektromobilitätDie Analyse ergab, dass 70
% der 1.083 befragten Betriebe bereits E-Autos oder Hybrid-Fahrzeuge einsetzen. Erwartungsgemäß steigt mit der Unternehmensgröße auch die Größe der Flotte. Allerdings haben derzeit 62
% der Betreiber keine eigene Ladeinfrastruktur. Dies birgt nach Ansicht von Neuhöffer ein beträchtliches Geschäftspotenzial. Aber auch die 38
%, die schon Ladesäulen installiert haben, seien nach wie vor als Kunden interessant, da fast die Hälfte davon bisher lediglich über ein bis zwei Ladepunkte verfügt.
Rund ein Drittel der Firmen gab an, in den nächsten 24 Monaten in den Auf- oder Ausbau der betrieblichen Ladeinfrastruktur investieren zu wollen. Angesichts der Rückmeldungen im Erhebungszeitraum September 2020 bis Januar 2021 geht Neuhöffer davon aus, dass der Zustimmungswert stetig zunimmt. Er halte es durchaus für möglich, so der GAME-Geschäftsführer, dass bei einer erneuten Befragung die Zahl jetzt schon auf 40
% oder darüber gestiegen sein könnte.
Die Studie mit dem Titel
„Neue Geschäftsmodelle Elektromobilität: Ausbau der betrieblichen Ladeinfrastruktur bis 2023. Eine Analyse des e-mobility Monitor 2020“ entstand in Zusammenarbeit mit der FH Münster. Auf dem Campus der Hochschule im westfälischen Steinfurt hat die Gesellschaft für angewandte Marktforschung in der Energiewirtschaft ihren Sitz. Insgesamt wurden 1.081 Interviews mit den jeweiligen Fuhrparkverantwortlichen aus zehn Branchen mit PKW-Flotten von mehr als zehn Fahrzeugen geführt.
Ansprechpartner waren vor allem Flottenmanager (65,9
%), Mitarbeiter der allgemeinen Verwaltung (11,3
%) und Einkaufsverantwortliche (6,9
%). Die Verantwortlichen für das betriebliche Energiemanagement spielen nach Erkenntnissen der Studienautoren bislang allerdings keine entscheidende Rolle hinsichtlich der E-Auto-Flotten der Unternehmen.
Mittwoch, 24.02.2021, 16:48 Uhr
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