Das geplante Holzgaskraftwerk. Quelle: Hansewerk
Der Wärmeversorger Hansewerk Natur errichtet in Schleswig-Holstein ein Holzgaskraftwerk. Die Anlage soll Ende 2023 in Betrieb gehen.
In Wahlstedt im Kreis Segeberg (Schleswig-Holstein) wird Waldrestholz künftig für die Herstellung von Holzgas genutzt. Der Energieversorger Hansewerk Natur baut dort jetzt eine Holzgaserzeugungsanlage kombiniert mit einem Holzgas-Blockheizkraftwerk (BHKW). Wie das Unternehmen mit Sitz in Quickborn mitteilt, wird die Anlage eine elektrische Leistung von 1 MW und eine thermische Leistung von 1,4 MW haben.
Die thermische Leistung ergibt sich aus 985 kW vom BHKW und 425 kW – Abwärme – aus der Holzgaserzeugung. Insgesamt will Hansewerk mit der neuen Technik rund 6 Millionen kWh Strom und mehr als 7 Millionen kWh Wärme im Jahr erzeugen.
Das Gesamtinvestitionsvolumen für die Anlage, die in das bereits bestehende Heizwerk in Wahlstedt integriert wird, beziffert das Energieunternehmen auf 10 Millionen Euro. Die Wirtschaftsförderung und Technologietransfer Schleswig-Holstein GmbH fördert das Projekt. „Wir setzen hier auf die bisher im Norden nicht genutzte Technik der Holzgas-Erzeugung und damit die hochwertigste Umwandlung von Holz in Energie“, sagt der technische Geschäftsführer von Hansewerk Natur, Nikolaus Meyer.
Restholz aus der Region
Als Rohstoff soll ausschließlich regionales Waldrestholz zum Einsatz kommen. „Es handelt sich um Holz, das sonst nicht weiter wirtschaftlich genutzt und somit verrotten würde“, erläutert Hendrik Voß, Leiter des zuständigen Betriebscenters. „Dabei legen wir Wert auf Regionalität: Das Restholz stammt aus einem Umkreis von maximal 200 Kilometern um Wahlstedt.“ Mit der Technologie, die man in Wahlstedt einsetzen werde, entstehe ein „besonders reines Holzgas“, erklärt das Unternehmen. Treibgasbestandteile sind Wasserstoff, Kohlenmonoxid und Methan, Bestandteile an Teeren würden im Produktionsprozess eliminiert und seien danach kaum noch nachweisbar.
Zur Herstellung von Holzgas werden Restholzhackschnitzel verkohlt, das im Holz gebundene Gas wird so von den Feststoffen getrennt. Übrig bleibt Kohle, die nahezu vollständig aus Kohlenstoff besteht. Diese „Bio-Kohle“ könne in industriellen Produktionsprozessen, in der Landwirtschaft als Bodenverbesserer oder Futtermittelzusatz sowie im Straßenbau genutzt werden, erklärt Hansewerk. Mit solch reinem Holzgas können laut Technikern hocheffiziente Blockheizkraftwerke betrieben werden. Die Abwärme, die bei der Erzeugung und Verdichtung des Gases entsteht, will man Wahlstedt zum Trocknen des waldfrischen Restholzes nutzen. Projektleiter Markus Weihe spricht von einem großen Schritt auf dem Weg, „bis 2030 unsere Energieerzeugung vollständig klimaneutral zu gestalten.“
Hansewerk Natur betreibt in Norddeutschland Blockheizkraftwerke, Heizzentralen und Kälteanlagen. Die Nah- und Fernwärmenetze messen laut Unternehmen rund 850 Kilometer. Der Versorger gehört zur Hansewerk-Gruppe, die sich wiederum mehrheitlich im Besitz des Energieriesen Eon befindet.
Montag, 30.01.2023, 16:37 Uhr
Manfred Fischer
© 2024 Energie & Management GmbH