Quelle: Fotolia / sdecoret
Der Chef des österreichischen Öl-, Gas- und Chemiekonzerns will seinen bis Ende August kommenden Jahres laufenden Vertrag nicht verlängern. Er forcierte vor allem das Chemiegeschäft.
Alfred Stern, der Generaldirektor des österreichischen Öl-, Gas- und Chemiekonzerns, verzichtet auf die Verlängerung seines Vertrags, der bis einschließlich 31.
August 2026 läuft. Das teilte die OMV am 20.
Mai mit. Über die Pläne hinsichtlich seiner Nachfolge werde die Öffentlichkeit „zu gegebener Zeit“ informiert. Gründe für den Abgang Sterns nannte der Konzern nicht. Dieser selbst dankte dem Aufsichtsrat „für das mir entgegengebrachte Vertrauen und die Möglichkeit, OMV für ein neues Zeitalter erfolgreich aufzustellen“.
Stern ist seit September 2021 Generaldirektor der OMV. Dem Vorstand gehörte er seit April 2021 an und war für den damaligen Geschäftsbereich „Chemicals & Materials“ zuständig. Zuvor hatte er seit Juli 2018 den Chemiekonzern Borealis geleitet, der zu 75
Prozent der OMV gehört. Wie berichtet, will die OMV diesen Anteil in ein Gemeinschaftsunternehmen mit der Abu Dhabi National Oil Company (Adnoc) einbringen. Dieses soll unter der Bezeichnung „Borouge Group International“ (BGI) viertgrößter Polyolefin-Anbieter der Welt fungieren.
 |
Alfred Stern Quelle: OMV |
Unumstritten war Stern, dessen Vertrag im September 2024 verlängert wurde, in der OMV nie. Er folgte als Generaldirektor nach konzerninternen Auseinandersetzungen Rainer Seele, dem nicht zuletzt vorgeworfen wurde, für die Aufstockung des Anteils der OMV an der Borealis von 36 auf 75
Prozent mit rund 4
Milliarden Euro deutlich zu viel bezahlt zu haben – eine bis heute unbewiesene Anschuldigung. Ferner wurden Seele seine als allzu eng erachteten Beziehungen zum russischen Gaskonzern Gazprom zur Last gelegt.
Im Gerangel um die Nachfolge Seeles setzte sich Stern schließlich gegen seinen aus dem Ölgeschäft kommenden Vorstandskollegen Johann Pleininger durch. Anders als Stern hatte dieser sein gesamtes Berufsleben in der OMV verbracht. In der Folge forcierte Stern zulasten des traditionellen Öl- und Gasgeschäfts das Chemiegeschäft der OMV, das er oftmals als deren „Wachstumsmotor“ bezeichnete und als solchen in der Konzernstrategie verankerte. Als Sterns wohl wichtigstes diesbezügliches Projekt galt die Schaffung der BGI, ein Vorhaben, über das die OMV und die Adnoc seit Mitte Juli 2023 verhandelten. In diesem Zusammenhang wurde immer wieder von Meinungsverschiedenheiten zwischen Stern und seinem Nachfolger an der Spitze der Borealis, Thomas Gangl, der diese Mitte 2024 verließ, berichtet.
In energiewirtschaftlicher Hinsicht wird Stern als jener Mann in Erinnerung bleiben, unter dessen Führung die OMV ihre seit 1968 bestehenden Gaslieferverträge mit der Gazprom beendete. Am 11.
Dezember 2024 kündigte sie mit sofortiger Wirkung den bis 2040 laufenden Take-or-Pay-Vertrag mit dem russischen Konzern.
Dienstag, 20.05.2025, 14:20 Uhr
© 2025 Energie & Management GmbH