Schaltvorgang im Umspannwerk Würgau. Quelle: Tennet
Die Bezahlbarkeit der Energiewende stand im Mittelpunkt des Netzgipfels von Tennet. Spitzenvertreter der Branche kamen in einem der modernsten Umspannwerke Europas zusammen.
Neben Energiewende und Strompreismodellen, die die Industrie im Land wettbewerbsfähig halten, ging es bei der hochkarätig besetzten Tagung um den Fachkräftemangel, um resiliente Lieferketten, den Einsatz von KI sowie den Ausbau und die Digitalisierung der Netze. Die Veranstaltung fand zum zweiten Mal statt, diesmal im Umspannwerk Würgau bei Scheßlitz (Bayern).
Tennet-COO Tim Meyerjürgens erklärte: „Wir können die Energiewende mit all ihren großen Herausforderungen nur im Verbund mit verlässlichen Industrie- und Branchen-Partnern sowie im konstruktiven Austausch mit Politik und Behörden schultern. Die intensiven Gespräche und Diskussionen beim Netz-Gipfel haben verdeutlicht, dass uns das gemeinsame Ziel einer erfolgreichen Energiewende eint und wir dabei eine Vielzahl an kompetenten und extrem stark engagierten Mitstreitern haben.“
Florian Herrmann, Leiter der Bayerischen Staatskanzlei: „Der Ausbau der Netze und der erneuerbaren Energien hat für die Staatsregierung höchste Priorität. Zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit brauchen wir aber schnell zusätzliche Kraftwerke – die Kraftwerksstrategie des Bundes ist ebenso dringend wie überfällig.“ Hier sei es eigentlich schon fünf nach zwölf. Auch bei den Strompreisen brauche man endlich Bewegung, zum Beispiel durch eine Senkung der Stromsteuer für alle und einen Zuschuss zu den Ãœbertragungsnetzentgelten aus dem Bundeshaushalt.
Ein Nein aus Bayern zur Aufteilung der StrompreiszoneDie Strompreise sind für die deutsche Wirtschaft im internationalen Vergleich viel zu hoch. Eine Aufteilung der deutschen Stromgebotszone würde den gesamten Wirtschaftsstandort Deutschland weiter schwächen. Wir lehnen das mit Nachdruck ab.“ Die Unternehmen würden dann nicht aus Süddeutschland in den Norden umsiedeln, sondern gleich in die USA oder nach Asien abwandern.
Kerstin Andreae, Hauptgeschäftsführerin den Branchenverbandes BDEW, betonte: „Das Strommarktdesign ist zentral für die Gestaltung einer zukunftsfähigen, nachhaltigen und wettbewerbsfähigen Energieversorgung. Die Weichen, die wir heute stellen, werden unser Stromsystem prägen. Im Hinblick auf den Investitionsrahmen für steuerbare Kapazitäten fordert der BDEW einen integrierten Kapazitätsmarkt, bei dem die Festlegung des Absicherungsniveaus der Versorgungssicherheit in staatlicher Verantwortung liegt und bei der Erfüllung derselben alle Technologien einbezogen werden.“ Der Staat müsse den politischen und rechtlichen Rahmen setzen, die Unternehmen investieren und die erforderlichen Kapazitäten, Speicher und Flexibilitäten zur Verfügung stellen.
|
Die Teilnehmer des Tennet Netz-Gipfels von links: Wolfgang Weber, Vorsitzender der Geschäftsführung ZVEI; Michael D. Lewis, CEO Uniper; Kerstin Andreae, Geschäftsführerin BDEW; Tim Meyerjürgens, COO Tennet; Dr. Florian Herrmann, Staatsminister; Frank A. Bergner, Gesellschafter und Beirat der RIBE Gruppe; Bernd Afflerbach, geschäftsführender Gesellschafter MATTHÄI; Gerhard Salge, CTO Hitachi Energy Quelle: Tennet |
Für Wolfgang Weber, Vorsitzender der Geschäftsführer des Verbandes ZVEI, braucht es in Deutschland eine Effizienzwende durch Elektrifizierung. Das sei der sinnvollste Weg in eine klimaneutrale Zukunft und gehe einher mit der Neuaufstellung des Energiesystems. Die enormen Investitionen in die Infrastrukturen, die das mit sich bringt, erforderten eine gemeinsame Kraftanstrengung aller Beteiligten, seien aber machbar. „Dafür muss sich die Industrie wieder mehr auf einmal getroffene politische Entscheidungen verlassen können. Diese Effizienzwende bedingt zudem wettbewerbsfähige Strompreise. Denn die Umstellung auf strombasierte, klimafreundliche Technologien bringen wir am schnellsten voran, wenn diese für alle Nutzergruppen wirtschaftlich attraktiv sind.“
Michael Lewis, Vorstandsvorsitzender von Uniper, betonte, wenn die Energiewende zum Erfolg werden soll, brauche es pragmatische Ansätze − auch in der Regulierung. „Ohne verlässliche Rahmenbedingungen gibt es keine Investitionen und ohne Investitionen keine Energiewende.“
Gerhard Salge, CTO von Hitachi Energy: „Um den Herausforderungen der Energiewende zu begegnen, ist es notwendig, den Anteil der erneuerbaren Energien im Strommix weiter zu erhöhen, gleichzeitig die Verfügbarkeit und die Qualität der Stromversorgung sicherzustellen und das Netz stabil zu halten.“ Auch für ihn ist es „sehr wichtig, verlässlich planen zu können, sowohl bei den Investitionen in unsere Fabriken und bei der Einstellung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als auch bei der Entwicklung von neuen innovativen Lösungen“.
Mittwoch, 11.09.2024, 16:59 Uhr
© 2024 Energie & Management GmbH