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Energie & Management > Klimaschutz - Experten sehen Handlungsbedarf für die Energiewende
Quelle: Fotolia / PhotographyByMK
Klimaschutz

Experten sehen Handlungsbedarf für die Energiewende

Die Expertenkommission zum Energiewende-Monitoring sieht politischen Handlungsbedarf in nahezu allen Bereichen der Energiewende. Die von ihr aufgestellte Ampel stehe zumeist auf Gelb.
„Eine sichere und preisgünstige Energieversorgung bei gleichzeitiger Erreichung der Klimaschutzziele in Deutschland bis 2045 ist kein Selbstläufer“, fasste der
Vorsitzende der Expertenkommission zum Energiewende-Monitoring zusammen. Prof. Andreas Löschel hält insbesondere beim Aus- und Aufbau der Netze für Strom und Wasserstoff sowie bei der Schaffung der passenden Rahmenbedingungen für die Energiewende weitere Anstrengungen für nötig.

Die Bundesregierung hatte 2011 für das Monitoring der Energiewende eine unabhängige Expertenkommission eingesetzt. Sie legte am 26. Juni ihren aktuellen Bericht vor. Staatssekretär Philipp Nimmermann nahm ihn im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) entgegen. Nimmermann sagte: „Der Monitoring-Bericht der Expertenkommission liefert einen faktenbasierten Überblick über den Fortschritt der Energiewende.“

Ausbau erneuerbarer Energieanlagen beschleunigt

Die Kommission bestätige die neue Dynamik beim Ausbau der erneuerbaren Energien. Im vergangenen Jahr konnte erstmals über die Hälfte des Bruttostromverbrauchs in Deutschland aus erneuerbaren Energiequellen gedeckt werden. „Wichtige Bedingungen für den Kohleausstieg sind der weitere und beschleunigte Ausbau der erneuerbaren Energien, der Zubau regelbarer Gaskraftwerke, deren Betrieb mittelfristig mit Wasserstoff möglich sein muss, sowie der Aus- und Aufbau der Netze für Strom und Wasserstoff“, stellte Felix Matthes fest.

„Bei den absehbaren CO2-Preisen dürfte dann der Kohleausstieg im Wesentlichen marktgetrieben stattfinden“, prognostiziert die Kommission. Gleichzeitig befänden sich die Qualität und Zuverlässigkeit der Strom- und Gasversorgung in Deutschland auf einem hohen Niveau. Hier gebe es durch den Umbau des Energiesystems keine Abstriche.
 
CO2-basierte Energiepreisreform empfohlen

Die Expertenkommission begrüßt die Senkung der Stromkosten durch die Bundesregierung, die durch die Umfinanzierung der EEG-Umlage und die Absenkung der Stromsteuer für das produzierende Gewerbe umgesetzt wurde. Gleichzeitig empfiehlt sie, die Stromsteuer auch für die anderen Verbrauchergruppen dauerhaft abzusenken.

„Dies sollte im Rahmen einer CO2-basierten Energiepreisreform geschehen, bei der die Umlagen und Abgaben auf Strom gesenkt werden und dies mit einer höheren CO2-Bepreisung fossiler Energieträger gegenfinanziert wird“, erläuterte Prof. Anke Weidlich. Das schaffe Anreize, den Verbrauch fossiler Energieträger zu reduzieren und fördere verstärkte Elektrifizierung, etwa durch Wärmepumpen für Gebäudeheizungen, Elektroautos im Verkehr und neue Prozesstechnologien in der Industrie.

Weiterer Handlungsbedarf

Insbesondere beim Ausbau der Stromnetze, als einer der zentralen Voraussetzungen für den erfolgreichen Ausbau der erneuerbaren Energien und für das Erreichen der Klimaschutzziele, sieht die Kommission dringenden Handlungsbedarf. „Der Prozess zur Entwicklung einer gemeinsamen langfristigen Systementwicklungsstrategie (SES) zur Vereinheitlichung der Netzplanungsprozesse für Strom, Gas und Wasserstoff ist zu begrüßen“, so die Experten.

„Zukünftig sollte jedoch auch das benötigte CO2-Netz in die Überlegungen zur
Systementwicklungsstrategie dringend einbezogen werden“, sagte Prof. Veronika Grimm. „Die Kosten des Netzausbaus könnten gesenkt werden, indem bei der Umsetzung von Gleichstromprojekten Freileitungen vorgesehen werden, statt wie bisher Erdkabeln den Vorrang einzuräumen“, ergänzte sie.

Wasserstoff im Kommen

Der Bericht unterstreiche auch die große Bedeutung von Wasserstoff als zukünftigem Energieträger. Hier ist sowohl ein europäisches Netz als auch eine starke Importstrategie wichtig. „Mit dem Aufbau eines Wasserstoff-Transportnetzes in Deutschland haben wir dafür nun die Weichen gestellt“, so der Staatssekretär. Das schaffe Planungssicherheit für Investitionen in die Infrastruktur, aber auch für Abnehmer und Erzeuger von Wasserstoff − und schafft so die Grundlage für einen erfolgreichen Wasserstoff-Hochlauf.

Die Expertenkommission betont, dass die Bundesregierung angesichts des hohen
zukünftigen Bedarfs an Wasserstoff, die Wasserstoffbeschaffung und den Aufbau
globaler Handelsplattformen vorantreiben muss. Dabei sollte eine ausreichende
Diversifizierung der Importe von Anfang an mitgedacht werden.

Herausforderungen markierte die Expertenkommission besonders im Verkehrs- und Gebäudesektor, wo Deutschland noch nicht auf dem nötigen Minderungspfad zur Treibhausgasneutralität ist. Der Kommission gehören Andreas Löschel (Vorsitzender), Veronika Grimm, Anke Weidlich und Herr Felix Matthes an.

Der Expertenbericht zum Energiewende-Monitoring ist im Internet veröffentlicht.

Mittwoch, 26.06.2024, 14:59 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Klimaschutz - Experten sehen Handlungsbedarf für die Energiewende
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Klimaschutz
Experten sehen Handlungsbedarf für die Energiewende
Die Expertenkommission zum Energiewende-Monitoring sieht politischen Handlungsbedarf in nahezu allen Bereichen der Energiewende. Die von ihr aufgestellte Ampel stehe zumeist auf Gelb.
„Eine sichere und preisgünstige Energieversorgung bei gleichzeitiger Erreichung der Klimaschutzziele in Deutschland bis 2045 ist kein Selbstläufer“, fasste der
Vorsitzende der Expertenkommission zum Energiewende-Monitoring zusammen. Prof. Andreas Löschel hält insbesondere beim Aus- und Aufbau der Netze für Strom und Wasserstoff sowie bei der Schaffung der passenden Rahmenbedingungen für die Energiewende weitere Anstrengungen für nötig.

Die Bundesregierung hatte 2011 für das Monitoring der Energiewende eine unabhängige Expertenkommission eingesetzt. Sie legte am 26. Juni ihren aktuellen Bericht vor. Staatssekretär Philipp Nimmermann nahm ihn im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) entgegen. Nimmermann sagte: „Der Monitoring-Bericht der Expertenkommission liefert einen faktenbasierten Überblick über den Fortschritt der Energiewende.“

Ausbau erneuerbarer Energieanlagen beschleunigt

Die Kommission bestätige die neue Dynamik beim Ausbau der erneuerbaren Energien. Im vergangenen Jahr konnte erstmals über die Hälfte des Bruttostromverbrauchs in Deutschland aus erneuerbaren Energiequellen gedeckt werden. „Wichtige Bedingungen für den Kohleausstieg sind der weitere und beschleunigte Ausbau der erneuerbaren Energien, der Zubau regelbarer Gaskraftwerke, deren Betrieb mittelfristig mit Wasserstoff möglich sein muss, sowie der Aus- und Aufbau der Netze für Strom und Wasserstoff“, stellte Felix Matthes fest.

„Bei den absehbaren CO2-Preisen dürfte dann der Kohleausstieg im Wesentlichen marktgetrieben stattfinden“, prognostiziert die Kommission. Gleichzeitig befänden sich die Qualität und Zuverlässigkeit der Strom- und Gasversorgung in Deutschland auf einem hohen Niveau. Hier gebe es durch den Umbau des Energiesystems keine Abstriche.
 
CO2-basierte Energiepreisreform empfohlen

Die Expertenkommission begrüßt die Senkung der Stromkosten durch die Bundesregierung, die durch die Umfinanzierung der EEG-Umlage und die Absenkung der Stromsteuer für das produzierende Gewerbe umgesetzt wurde. Gleichzeitig empfiehlt sie, die Stromsteuer auch für die anderen Verbrauchergruppen dauerhaft abzusenken.

„Dies sollte im Rahmen einer CO2-basierten Energiepreisreform geschehen, bei der die Umlagen und Abgaben auf Strom gesenkt werden und dies mit einer höheren CO2-Bepreisung fossiler Energieträger gegenfinanziert wird“, erläuterte Prof. Anke Weidlich. Das schaffe Anreize, den Verbrauch fossiler Energieträger zu reduzieren und fördere verstärkte Elektrifizierung, etwa durch Wärmepumpen für Gebäudeheizungen, Elektroautos im Verkehr und neue Prozesstechnologien in der Industrie.

Weiterer Handlungsbedarf

Insbesondere beim Ausbau der Stromnetze, als einer der zentralen Voraussetzungen für den erfolgreichen Ausbau der erneuerbaren Energien und für das Erreichen der Klimaschutzziele, sieht die Kommission dringenden Handlungsbedarf. „Der Prozess zur Entwicklung einer gemeinsamen langfristigen Systementwicklungsstrategie (SES) zur Vereinheitlichung der Netzplanungsprozesse für Strom, Gas und Wasserstoff ist zu begrüßen“, so die Experten.

„Zukünftig sollte jedoch auch das benötigte CO2-Netz in die Überlegungen zur
Systementwicklungsstrategie dringend einbezogen werden“, sagte Prof. Veronika Grimm. „Die Kosten des Netzausbaus könnten gesenkt werden, indem bei der Umsetzung von Gleichstromprojekten Freileitungen vorgesehen werden, statt wie bisher Erdkabeln den Vorrang einzuräumen“, ergänzte sie.

Wasserstoff im Kommen

Der Bericht unterstreiche auch die große Bedeutung von Wasserstoff als zukünftigem Energieträger. Hier ist sowohl ein europäisches Netz als auch eine starke Importstrategie wichtig. „Mit dem Aufbau eines Wasserstoff-Transportnetzes in Deutschland haben wir dafür nun die Weichen gestellt“, so der Staatssekretär. Das schaffe Planungssicherheit für Investitionen in die Infrastruktur, aber auch für Abnehmer und Erzeuger von Wasserstoff − und schafft so die Grundlage für einen erfolgreichen Wasserstoff-Hochlauf.

Die Expertenkommission betont, dass die Bundesregierung angesichts des hohen
zukünftigen Bedarfs an Wasserstoff, die Wasserstoffbeschaffung und den Aufbau
globaler Handelsplattformen vorantreiben muss. Dabei sollte eine ausreichende
Diversifizierung der Importe von Anfang an mitgedacht werden.

Herausforderungen markierte die Expertenkommission besonders im Verkehrs- und Gebäudesektor, wo Deutschland noch nicht auf dem nötigen Minderungspfad zur Treibhausgasneutralität ist. Der Kommission gehören Andreas Löschel (Vorsitzender), Veronika Grimm, Anke Weidlich und Herr Felix Matthes an.

Der Expertenbericht zum Energiewende-Monitoring ist im Internet veröffentlicht.

Mittwoch, 26.06.2024, 14:59 Uhr
Susanne Harmsen

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