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Energie & Management > Bilanz - EVN Niederösterreich: Halbjahresgewinn steigt um 71 Prozent
Quelle: Pixabay / Gerd Altmann
Bilanz

EVN Niederösterreich: Halbjahresgewinn steigt um 71 Prozent

Der niederösterreichische Energiekonzern EVN hat hohe Verluste seiner Vertriebstochter mehr als egalisiert. Auch die Aussichten für das Gesamtjahr sind gut: Eine Sonderdividende winkt.
Einen Gewinn von 217 Millionen Euro hat der niederösterreichische Energiekonzern EVN im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2022/23 erwirtschaftet. Im Vergleich mit dem ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2021/22 entspricht dies einer Steigerung um 71 Prozent.

Die Umsatzerlöse erhöhten sich um 3 Prozent auf 2,19 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) wuchs um 11 Prozent auf rund 466,4 Millionen Euro, das operative Ergebnis (Ebit) um 44 Prozent auf 304 Millionen Euro. Die Ebitda-Marge lag bei 21 Prozent und war somit mehr als doppelt so hoch wie der Richtwert von 10 Prozent.

Zurückzuführen waren die besseren Ergebnisse laut dem Aktionärsbrief „vor allem auf Preiseffekte in der erneuerbaren Stromerzeugung, Bewertungseffekte aus Absicherungsgeschäften sowie höhere Absatzpreise bei der EVN Wärme“.

Als Wermutstropfen erwiesen sich die Verluste von 223 Millionen Euro, die die Vertriebsgesellschaft EVN KG erlitt. Sie ergaben sich dem Aktionärsbrief zufolge aus „hohen Beschaffungskosten für Energie, die nur zeitverzögert weitergegeben werden können, geringeren Stichtagsbewertungen von Absicherungsgeschäften", Drohverlust-Rückstellungen aus Lieferverträgen sowie der Bewertung von Erdgasvorräten, die im Vorjahr angesichts drohender Gaslieferstopps zu deutlich höheren Großhandelspreisen angeschafft worden waren.

Andere Gesellschaften, die in den Konsolidierungskreis des EVN-Konzerns einbezogen sind, lieferten dagegen höhere Ergebnisbeiträge als im Vorjahreszeitraum. Dies betraf etwa die Gasförderungs- und Speichergesellschaft RAG Austria mit 37 Millionen Euro (plus 58 Prozent) sowie die Burgenland Energie mit 16 Millionen Euro (plus 13 Prozent).

Bei der Präsentation der Halbjahresbilanz am 25. Mai konstatierte Vorstandssprecher Stefan Szyszkowitz, trotz des beträchtlichen Halbjahresverlusts der EVN KG stehe der EVN-Konzern insgesamt „gut da“. Auch die Aussichten für das Gesamtjahr seien positiv. Zu rechnen sei mit einem Konzernergebnis von etwa 250 Millionen Euro. Gegenüber 2021/22 wäre dies ein Plus von etwa 20 Prozent.

Vor kurzem erhielt die EVN eine Dividende von rund 158 Millionen Euro vom größten österreichischen Stromkonzern Verbund, an dem sie mit 12,6 Prozent beteiligt ist. Diese wird laut Szyszkowitz großteils an die EVN-Aktionäre weitergegeben. Sie sollen eine Sonderdividende von 0,62 Euro je Aktie erhalten. Die voraussichtliche Basisdividende bezifferte Szyszkowitz mit 0,52 Euro je Aktie.

Der größte Aktionär der EVN ist das Land Niederösterreich mit 51,0 Prozent, gefolgt von den Wiener Stadtwerken mit 28,4 Prozent. Rund 19,7 Prozent der EVN-Aktien sind im Streubesitz, 0,9 Prozent hält das Unternehmen selbst.

Wie die Kunden auf die Massenkündigung reagieren

Wie berichtet, hatte die EVN Anfang März die Versorgungsverträge von etwa 40 Prozent ihrer Strom- und Gaskunden per Ende Juni gekündigt. Den rund 300.000 Betroffenen bot sie neue Verträge mit einer Fixpreis-Garantie sowie einer Bindungsfrist von einem Jahr an. Die Angebote bedürfen der ausdrücklichen Zustimmung der Kundschaft, um Rechtssicherheit zu schaffen.

Von der Redaktion darauf angesprochen, sagte Szyszkowitz, bislang hätten rund 180.000 Kunden das Angebot angenommen. Er rechne zwar mit einem „gewissen Abfluss“. Doch habe die EVN im vergangenen Jahr etwa 40.000 Kunden von Versorgern übernommen, die den Markt verlassen hätten, weil sie die hohen Großhandelspreise nicht an die Endkunden weitergeben konnten. Nach Angaben der EVN waren 2022 etwa 62 alternative Anbieter in Niederösterreich tätig. Derzeit sind es zwölf.
 
 
Mehr Grün im Kraftwerksmix

Laut dem unter anderem für die Erzeugung zuständigen EVN-Vorstand Franz Mittermayer setzt der Konzern den Ökostromausbau und den Umstieg auf eine möglichst CO2-neutrale Stromerzeugung fort. Bis 2030 sollen in Österreich, Bulgarien und eventuell auch Nordmazedonien zusätzliche Windparks mit 350 MW Gesamtleistung errichtet werden. Zurzeit verfügt die EVN über Windkraftanlagen mit 407 MW. Der Anteil der erneuerbaren Energien an ihrer Stromerzeugung stieg im Betrachtungszeitraum auf Jahresbasis von 60 auf 72 Prozent.

Ihre Investitionen in den Ausbau der erneuerbaren Energien, die Netzinfrastruktur und die Wasserversorgung in Niederösterreich will die EVN von derzeit 400 Millionen Euro pro Jahr auf 600 Millionen Euro steigern. Geplant ist, am Kraftwerksstandort Dürnrohr etwa 40 Kilometer westlich von Wien zwei schnell startende Gasturbinen zu installieren, die auf längere Sicht mit Wasserstoff betrieben werden sollen. Die Unterlagen für die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) werden derzeit vorbereitet, berichtete Mittermayer der Redaktion.

Donnerstag, 25.05.2023, 14:34 Uhr
Klaus Fischer
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EVN Niederösterreich: Halbjahresgewinn steigt um 71 Prozent
Der niederösterreichische Energiekonzern EVN hat hohe Verluste seiner Vertriebstochter mehr als egalisiert. Auch die Aussichten für das Gesamtjahr sind gut: Eine Sonderdividende winkt.
Einen Gewinn von 217 Millionen Euro hat der niederösterreichische Energiekonzern EVN im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2022/23 erwirtschaftet. Im Vergleich mit dem ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2021/22 entspricht dies einer Steigerung um 71 Prozent.

Die Umsatzerlöse erhöhten sich um 3 Prozent auf 2,19 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) wuchs um 11 Prozent auf rund 466,4 Millionen Euro, das operative Ergebnis (Ebit) um 44 Prozent auf 304 Millionen Euro. Die Ebitda-Marge lag bei 21 Prozent und war somit mehr als doppelt so hoch wie der Richtwert von 10 Prozent.

Zurückzuführen waren die besseren Ergebnisse laut dem Aktionärsbrief „vor allem auf Preiseffekte in der erneuerbaren Stromerzeugung, Bewertungseffekte aus Absicherungsgeschäften sowie höhere Absatzpreise bei der EVN Wärme“.

Als Wermutstropfen erwiesen sich die Verluste von 223 Millionen Euro, die die Vertriebsgesellschaft EVN KG erlitt. Sie ergaben sich dem Aktionärsbrief zufolge aus „hohen Beschaffungskosten für Energie, die nur zeitverzögert weitergegeben werden können, geringeren Stichtagsbewertungen von Absicherungsgeschäften", Drohverlust-Rückstellungen aus Lieferverträgen sowie der Bewertung von Erdgasvorräten, die im Vorjahr angesichts drohender Gaslieferstopps zu deutlich höheren Großhandelspreisen angeschafft worden waren.

Andere Gesellschaften, die in den Konsolidierungskreis des EVN-Konzerns einbezogen sind, lieferten dagegen höhere Ergebnisbeiträge als im Vorjahreszeitraum. Dies betraf etwa die Gasförderungs- und Speichergesellschaft RAG Austria mit 37 Millionen Euro (plus 58 Prozent) sowie die Burgenland Energie mit 16 Millionen Euro (plus 13 Prozent).

Bei der Präsentation der Halbjahresbilanz am 25. Mai konstatierte Vorstandssprecher Stefan Szyszkowitz, trotz des beträchtlichen Halbjahresverlusts der EVN KG stehe der EVN-Konzern insgesamt „gut da“. Auch die Aussichten für das Gesamtjahr seien positiv. Zu rechnen sei mit einem Konzernergebnis von etwa 250 Millionen Euro. Gegenüber 2021/22 wäre dies ein Plus von etwa 20 Prozent.

Vor kurzem erhielt die EVN eine Dividende von rund 158 Millionen Euro vom größten österreichischen Stromkonzern Verbund, an dem sie mit 12,6 Prozent beteiligt ist. Diese wird laut Szyszkowitz großteils an die EVN-Aktionäre weitergegeben. Sie sollen eine Sonderdividende von 0,62 Euro je Aktie erhalten. Die voraussichtliche Basisdividende bezifferte Szyszkowitz mit 0,52 Euro je Aktie.

Der größte Aktionär der EVN ist das Land Niederösterreich mit 51,0 Prozent, gefolgt von den Wiener Stadtwerken mit 28,4 Prozent. Rund 19,7 Prozent der EVN-Aktien sind im Streubesitz, 0,9 Prozent hält das Unternehmen selbst.

Wie die Kunden auf die Massenkündigung reagieren

Wie berichtet, hatte die EVN Anfang März die Versorgungsverträge von etwa 40 Prozent ihrer Strom- und Gaskunden per Ende Juni gekündigt. Den rund 300.000 Betroffenen bot sie neue Verträge mit einer Fixpreis-Garantie sowie einer Bindungsfrist von einem Jahr an. Die Angebote bedürfen der ausdrücklichen Zustimmung der Kundschaft, um Rechtssicherheit zu schaffen.

Von der Redaktion darauf angesprochen, sagte Szyszkowitz, bislang hätten rund 180.000 Kunden das Angebot angenommen. Er rechne zwar mit einem „gewissen Abfluss“. Doch habe die EVN im vergangenen Jahr etwa 40.000 Kunden von Versorgern übernommen, die den Markt verlassen hätten, weil sie die hohen Großhandelspreise nicht an die Endkunden weitergeben konnten. Nach Angaben der EVN waren 2022 etwa 62 alternative Anbieter in Niederösterreich tätig. Derzeit sind es zwölf.
 
 
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Laut dem unter anderem für die Erzeugung zuständigen EVN-Vorstand Franz Mittermayer setzt der Konzern den Ökostromausbau und den Umstieg auf eine möglichst CO2-neutrale Stromerzeugung fort. Bis 2030 sollen in Österreich, Bulgarien und eventuell auch Nordmazedonien zusätzliche Windparks mit 350 MW Gesamtleistung errichtet werden. Zurzeit verfügt die EVN über Windkraftanlagen mit 407 MW. Der Anteil der erneuerbaren Energien an ihrer Stromerzeugung stieg im Betrachtungszeitraum auf Jahresbasis von 60 auf 72 Prozent.

Ihre Investitionen in den Ausbau der erneuerbaren Energien, die Netzinfrastruktur und die Wasserversorgung in Niederösterreich will die EVN von derzeit 400 Millionen Euro pro Jahr auf 600 Millionen Euro steigern. Geplant ist, am Kraftwerksstandort Dürnrohr etwa 40 Kilometer westlich von Wien zwei schnell startende Gasturbinen zu installieren, die auf längere Sicht mit Wasserstoff betrieben werden sollen. Die Unterlagen für die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) werden derzeit vorbereitet, berichtete Mittermayer der Redaktion.

Donnerstag, 25.05.2023, 14:34 Uhr
Klaus Fischer

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