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Die Exportperformance von deutschen Gütern zur Erzeugung erneuerbarer Energien ist enttäuschend. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft.
Beim Export von Gütern "made in Germany" tut sich Deutschland im Sektor der erneuerbaren Energien schwerer als gedacht. Dies zeigen Forschende des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in einer aktuellen Studie. Demnach sinken oder stagnieren die Exportzahlen wichtiger Güter für die Erzeugung erneuerbarer Energien seit Jahren. Konkret in den Blick genommen haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Exportzahlen von Solarmodulen, Wechselrichtern, Windkraftanlagen und Elektrolyseuren.
Als Paradebeispiel für das nachlassende Exportgeschäft zieht das IW die Entwicklung im
Solarmodul-Bereich heran. Wurden 2010 noch Solarmodule im Wert von 8,5
Mrd. US-Dollar (7,3
Mrd.
Euro) exportiert, waren es 2019 nur noch 2,1 Mrd. Euro. Ende der 2000er-Jahr waren Solarmodule aus Deutschland noch auf der ganzen Welt gefragt, die Technologie schien eine deutsche Erfolgsgeschichte zu werden. Die Bundesregierung förderte großzügig, der Solarausbau boomte und dennoch kam es für die Solarindustrie zum Absturz.
Zum Vergleich zieht das IW die Exportzahlen Chinas heran: 2010 exportierte die Volksrepublik noch Solarmodule im Wert von 21,5
Mrd. Euro, 2019 war es geringfügig weniger: 20,1
Mrd. Euro. Zur Erinnerung: Der deutsche Export von
Solarmodulen rutschte im gleichen Zeitraum um über 70
% auf 2,1
Mrd. ab. "Hersteller machten reihenweise Pleite oder wurden mitsamt ihrem geförderten Wissen ins Ausland verkauft − spätestens als hierzulande die Vergütung für Strom aus erneuerbaren Energien zurückgefahren wurde", schreiben die Studienautoren Jürgen Matthes und Thilo Schaefer in einer Mitteilung.
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Exporte von ausgewählten Gütern zur Herstellung erneuerbarer Energien. Zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken Quelle: UNCTAD |
Auch bei
Wechselrichtern hat China in absoluten Zahlen die Nase vorn: Hier kam die Volksrepublik 2019 mit einem Exportwert von umgerechnet 15,7
Mrd. Euro auf über das Dreifache des deutschen Exportvolumens (5,1
Mrd. Euro). Bei
Windkraftanlagen ist Deutschland nach Dänemark noch zweitgrößter Exporteur weltweit − mit doppelt so hohen Ausfuhren wie China im Jahr 2019. Doch gingen die Ausfuhren auch hier nach einem Maximum von rund 2,7
Mrd. Euro im Jahr 2012 schon bis 2014 auf 1,9
Mrd. Euro zurück und verharren seitdem (bis auf einen kurzen Einbruch 2017) in etwa auf diesem Niveau. "China baute seine Exporte dagegen deutlich aus und könnte bei einem Anhalten dieses Trends Deutschland mittelfristig überflügeln", befürchten die Forscher.
Auch beim Export von
Elektrolyseuren zur Herstellung von Wasserstoff zeichnet das IW ein enttäuschendes Bild: Hier sank der deutsche Export von 185
Mio. Euro (2010) auf 95
Mio. Euro (2019). Zum Vergleich: Elektrolysegeräte aus China wurden dagegen 2019 in Höhe von 210
Mio. Euro exportiert. 2010 lag die Exportsumme noch bei 148
Mio.
Euro.
Zu hohe Produktionskosten in Deutschland Als Gründe für das vergleichsweise schlechte Abschneiden deutscher Exportzahlen im Erneuerbaren-Sektor machen die IW-Forscher die zu niedrigen technologischen Ansprüche und die leichte Kopierbarkeit vieler Produkte verantwortlich. Deren Herstellung biete sich daher eher in Ländern wie China an. Deutschland dagegen sei zwar ein Hochtechnologieland, aber eben auch ein Land mit hohen Produktionskosten. Laut IW-Ökonom Jürgen Matthes hätten deutsche Hersteller nur mit hohem Innovationsanspruch und komplizierter, schwer standardisierbarer Technologie auf Dauer gute Chancen.
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IW-Kurzbericht "Exportperformance von Gütern zur Herstellung erneuerbarer Energien enttäuscht". Zum Öffnen des PDF bitte auf das Bild klicken Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft |
Mit Blick auf klimapolitisch motivierte Förderprogramme empfehlen die Forscher die Berücksichtigung, in welchen Bereichen deutsche Ingenieurskunst dauerhaft komparative Vorteile im Wettbewerb hat. Vorne sehen sie im Bereich der Klimaschutzgüter den deutschen Maschinenbau und die Elektroindustrie. Hier sollten bestehende Erfahrungen genutzt und vorhandene komparative Vorteile weiterentwickelt werden können.
Andernfalls, so schreiben die Autoren, bestehe die Gefahr, dass mit hohen Subventionen neue Kapazitäten aufgebaut werden, die bei einer Förderkürzung wieder in sich zusammenbrechen. "Deutsche Steuergelder fließen dann am Ende in den Aufbau von Wissen und Produktion im Ausland. Das hat im Fall der Photovoltaik zwar zu einem weltweiten technologischen
Hochlauf und einer enormen Kostendegression beigetragen, taugt aber nicht zum Vorbild", schreiben die Autoren in ihrem Fazit.
Einen dreiseitigen
Kurzbericht zu der IW-Studie bietet das IW auf seiner Internetseite zum
Download an.
Dienstag, 10.08.2021, 14:44 Uhr
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