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Milliardeninvestitionen, Beteiligungen an Förderprojekten, neue Abkommen: China spielt im Öl- und Gasgeschäft in Zentralasien eine immer größere Rolle.
China baut seinen Einfluss im zentralasiatischen Öl- und Gassektor kontinuierlich aus - durch milliardenschwere Investitionen, langfristige Lieferabkommen und strategische Partnerschaften. Von Kasachstan bis Turkmenistan sichern sich chinesische Staatskonzerne Zugänge zu Förder- und Pipelineprojekten, finanzieren neue petrochemische Anlagen und werden zu zentralen Akteuren der regionalen Energiearchitektur.
In Kasachstan könnte sich derzeit ein seltener Einstiegspunkt für Beijing eröffnen. Wegen westlicher Sanktionen erwägt Lukoil den Ausstieg aus dem Offshore-Projekt Kalamkas-Khazar im Kaspischen Meer, dessen Entwicklung sich bereits verzögert. Branchenbeobachter spekulieren daher über chinesisches Interesse an Lukoils 50-Prozent-Anteil. Das Projekt gilt als vielversprechend: Frühere Schätzungen gehen von 81 Millionen Tonnen Öl und 22 Milliarden Kubikmetern Gas aus, zudem wurden neue Lagerstätten nachgewiesen.
Gleichzeitig haben beide Länder 2025 umfangreiche Energieabkommen geschlossen. Präsident Kassym-Jomart Tokajew präsentierte Vereinbarungen im Wert von 1,5 Milliarden Dollar allein für den Energiesektor. Dazu zählt ein milliardenschwerer Gaschemiekomplex in der Region Aktöbe, den die China National Petroleum Corporation (CNPC) gemeinsam mit kasachischen Partnern umsetzen soll. Weitere Projekte betreffen Pipeline-Infrastruktur für Ethananlagen, neue Explorationslizenzen sowie gemeinsame petrochemische Vorhaben zwischen Sinopec und KazMunayGas.
Wachsende Bedeutung
Auch in Usbekistan verstärkt China seine Position. Dort verhandelte das Energieministerium 2024 und 2025 mit CNPC über die Modernisierung der Gasförderung, neue Kondensatfelder und den Ausbau von Speicheranlagen. CNPC hat bisher mehr als 5 Milliarden Dollar investiert und treibt mit Uzbekneftegaz gemeinsam den Ausbau der zentralasiatisch-chinesischen Gaspipeline voran. Für Taschkent, das seit Jahren mit sinkender Gasproduktion kämpft, ist chinesisches Kapital zu einem unverzichtbaren Stabilitätsfaktor geworden.
In Turkmenistan wiederum entwickelt CNPC die vierte Phase des gigantischen Gasfelds Galkynysh - mit einer geplanten Jahreskapazität von 10 Milliarden Kubikmetern. Bereits heute bezieht China rund 40 Milliarden Kubikmeter turkmenisches Gas pro Jahr über drei Leitungen. Mit der Fertigstellung der neuen „Line D“ soll die Gesamtkapazität auf 65 Milliarden Kubikmeter steigen, was Turkmenistans Abhängigkeit von China weiter verstärken würde.
Während westliche Unternehmen selektiver agieren und Russland an Einfluss verliert, nutzt China seine finanziellen Ressourcen, schnelle Projektumsetzung und industrielle Kapazitäten, um die strategische Infrastruktur der Region maßgeblich mitzugestalten. Damit entsteht schrittweise eine neue energiepolitische Ordnung, in der das Reich der Mitte weit mehr als ein Käufer von Rohstoffen ist.
Freitag, 5.12.2025, 17:24 Uhr
Andrea Kraus
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