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Energie & Management > Gaskraftwerke - Analysten: Gasblöcke werden um Milliarden teurer
Quelle: Fotolia / Ralf Urner
Gaskraftwerke

Analysten: Gasblöcke werden um Milliarden teurer

Für zu rosig hält das Analyseunternehmen Aurora Research die Annahmen des Bundeswirtschaftsministeriums zu den Kraftwerksausschreibungen.
Bekanntlich endet am 23. Oktober die Frist, um zu den beiden Konsultationsdokumenten zum geplanten Kraftwerkssicherheitsgesetz (KWSG) Stellung zu nehmen. Wie berichtet, hatte das Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) diese am 11. September veröffentlicht. Sie tragen den Titel „Neue Ausschreibungen für wasserstofffähige Gaskraftwerke und Langzeitspeicher für Strom“ und „Ausschreibungen für steuerbare Kapazitäten für einen Beitrag zur Versorgungssicherheit“.

Im Zuge der Ausschreibungen soll von kommendem Jahr an die Errichtung von Kraftwerken mit insgesamt rund 13.000 MW Leistung vergeben werden. Ihre Auffassungen zu den in den Dokumenten enthaltenen Vorschlägen erörteten Fachleute des auch in Berlin vertretenen britischen Beratungsunternehmens Aurora Energy Research am 22. Oktober bei einem Webinar.

Die Kosten für die Umsetzung des KWSG beziffert das BMWK mit rund 14 Milliarden Euro, von denen 12 Milliarden auf Kapitalkosten und 2 Milliarden auf Betriebskosten entfallen. Nach Ansicht von Aurora ist diese Schätzung jedoch zweifelhaft: Laut dem „Base Scenario“ des Unternehmens ist mit etwa 18 bis 22 Milliarden Euro zu rechnen, wobei die Kapitalkosten mit bis zu 17 Milliarden Euro beziffert werden. Näher an den Schätzungen des Ministeriums ist das „Net-Zero“-Szenaro von Aurora. Dabei kommt das Beratungsunternehmen auf 15 bis 20 Milliarden Euro, die Kapitalkosten liegen bei 10 bis 15 Milliarden Euro.

Rentabilität verbessern

Möglichkeiten, die Kosten zu verringern, sieht Aurora unter anderem darin, neue Gaskraftwerke am Standort bestehender Anlagen zu errichten und den Umbau von Kohle- zu Gasblöcken zuzulassen. Eine weitere Möglichkeit bestünde darin, den bivalenten Betrieb von Anlagen zu gestatten. Konkret hieße das, dass wasserstofffähige Kraftwerke mit Erdgas weiterfahren dürften, wenn sie ihre nach den Vorstellungen des BMWK förderfähigen 800 „Wasserstoff-Betriebsstunden“ pro Jahr ausgeschöpft haben. Damit ließe sich die Rentabilität der Anlagen verbessern, die Aurora zufolge eine der größten Herausforderungen im Zusammenhang mit dem KWSG darstellt.

Grundsätzlich erscheint es Aurora sinnvoll, dass sich Errichter von Gas-Kombikraftwerken an den Ausschreibungen für Kapazitäten zur Versorgungssicherheit beteiligen. Kommen sie zum Zuge, ist ihre „Rentabilitätslücke“ um rund 17 Prozent geringer als beim Gewinn einer Ausschreibung für Kapazitäten zur Dekarbonisierung.

Lediglich geringe Auswirkungen auf die Rentabilität sollte dagegen der geplante Rückforderungsmechanismus haben. Die Analysten von Aurora rechnen damit, dass über die Gesamtlaufzeit der Subventionen aufgrund des KWSG maximal 1,3 Prozent der Margen abgeschöpft werden dürften.

Erwartungen an Strommengen „unrealistisch“

Für eher unrealistisch erachtet das Beratungsunternehmen die Strommengen, die sich dem Ministerium zufolge mit den auf Basis des KWSG errichteten Kraftwerken im Zeitraum 2029 bis 2045 erzeugen lassen. Sie werden mit 668 Milliarden kWh beziffert, von denen 619 Milliarden kWh auf den Erdgas- und 49 Milliarden kWh auf den Wasserstoffeinsatz entfallen sollen. Aurora dagegen geht von maximal 270 Milliarden kWh aus, davon maximal 30 Milliarden kWh mittels Einsatz von Wasserstoff.

Als „ziemlich ambitioniert“ bezeichnet das Beratungsunternehmen deshalb die CO2-Verminderungen von bis zu 97 Millionen Tonnen, die die Bundesregierung mit dem KWSG erreichen möchte. Aurora hält demgegenüber lediglich bis zu 44 Millionen Tonnen für möglich. Die Kosten pro Tonne vermiedenen CO2 dürften mit 388 bis 573 Euro etwa 1,7 bis 3,5 Mal so hoch ausfallen, wie vom BMWK angegeben. Das Ministerium geht von 160 bis 229 Euro je Tonne aus.

Ein Steuerungsgremium fehlt auch

Sinnvoll ist den Modellierungsspezialisten von Aurora zufolge zudem, ein Steuerungsgremium hinsichtlich der regionalen Verteilung der Kapazitäten auf Basis des KWSG einzurichten. Der Grund: Wegen des Ausstiegs aus der Kernkraft fehlen insbesondere im Süden Deutschlands flexible Kraftwerke, die die wetterbedingt schwankende Stromerzeugung mittels erneuerbarer Energien ausgleichen können. Das Risiko strategischer Angebote bei den Ausschreibungen könne mit einem Einheitspreisverfahren („pay as clear“) weitestgehend ausgeschaltet werden.

Ferner empfehlen die Fachleute, einen an das Datum der jeweiligen Auktion gekoppelten Zeitpunkt festzulegen, bis zu dem die bezuschlagten Gaskraftwerks-Vorhaben in Betrieb gehen müssen. Dies würde laut Aurora einen Anreiz für die zügige Errichtung der Anlagen bieten.

Dienstag, 22.10.2024, 15:40 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Gaskraftwerke - Analysten: Gasblöcke werden um Milliarden teurer
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Analysten: Gasblöcke werden um Milliarden teurer
Für zu rosig hält das Analyseunternehmen Aurora Research die Annahmen des Bundeswirtschaftsministeriums zu den Kraftwerksausschreibungen.
Bekanntlich endet am 23. Oktober die Frist, um zu den beiden Konsultationsdokumenten zum geplanten Kraftwerkssicherheitsgesetz (KWSG) Stellung zu nehmen. Wie berichtet, hatte das Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) diese am 11. September veröffentlicht. Sie tragen den Titel „Neue Ausschreibungen für wasserstofffähige Gaskraftwerke und Langzeitspeicher für Strom“ und „Ausschreibungen für steuerbare Kapazitäten für einen Beitrag zur Versorgungssicherheit“.

Im Zuge der Ausschreibungen soll von kommendem Jahr an die Errichtung von Kraftwerken mit insgesamt rund 13.000 MW Leistung vergeben werden. Ihre Auffassungen zu den in den Dokumenten enthaltenen Vorschlägen erörteten Fachleute des auch in Berlin vertretenen britischen Beratungsunternehmens Aurora Energy Research am 22. Oktober bei einem Webinar.

Die Kosten für die Umsetzung des KWSG beziffert das BMWK mit rund 14 Milliarden Euro, von denen 12 Milliarden auf Kapitalkosten und 2 Milliarden auf Betriebskosten entfallen. Nach Ansicht von Aurora ist diese Schätzung jedoch zweifelhaft: Laut dem „Base Scenario“ des Unternehmens ist mit etwa 18 bis 22 Milliarden Euro zu rechnen, wobei die Kapitalkosten mit bis zu 17 Milliarden Euro beziffert werden. Näher an den Schätzungen des Ministeriums ist das „Net-Zero“-Szenaro von Aurora. Dabei kommt das Beratungsunternehmen auf 15 bis 20 Milliarden Euro, die Kapitalkosten liegen bei 10 bis 15 Milliarden Euro.

Rentabilität verbessern

Möglichkeiten, die Kosten zu verringern, sieht Aurora unter anderem darin, neue Gaskraftwerke am Standort bestehender Anlagen zu errichten und den Umbau von Kohle- zu Gasblöcken zuzulassen. Eine weitere Möglichkeit bestünde darin, den bivalenten Betrieb von Anlagen zu gestatten. Konkret hieße das, dass wasserstofffähige Kraftwerke mit Erdgas weiterfahren dürften, wenn sie ihre nach den Vorstellungen des BMWK förderfähigen 800 „Wasserstoff-Betriebsstunden“ pro Jahr ausgeschöpft haben. Damit ließe sich die Rentabilität der Anlagen verbessern, die Aurora zufolge eine der größten Herausforderungen im Zusammenhang mit dem KWSG darstellt.

Grundsätzlich erscheint es Aurora sinnvoll, dass sich Errichter von Gas-Kombikraftwerken an den Ausschreibungen für Kapazitäten zur Versorgungssicherheit beteiligen. Kommen sie zum Zuge, ist ihre „Rentabilitätslücke“ um rund 17 Prozent geringer als beim Gewinn einer Ausschreibung für Kapazitäten zur Dekarbonisierung.

Lediglich geringe Auswirkungen auf die Rentabilität sollte dagegen der geplante Rückforderungsmechanismus haben. Die Analysten von Aurora rechnen damit, dass über die Gesamtlaufzeit der Subventionen aufgrund des KWSG maximal 1,3 Prozent der Margen abgeschöpft werden dürften.

Erwartungen an Strommengen „unrealistisch“

Für eher unrealistisch erachtet das Beratungsunternehmen die Strommengen, die sich dem Ministerium zufolge mit den auf Basis des KWSG errichteten Kraftwerken im Zeitraum 2029 bis 2045 erzeugen lassen. Sie werden mit 668 Milliarden kWh beziffert, von denen 619 Milliarden kWh auf den Erdgas- und 49 Milliarden kWh auf den Wasserstoffeinsatz entfallen sollen. Aurora dagegen geht von maximal 270 Milliarden kWh aus, davon maximal 30 Milliarden kWh mittels Einsatz von Wasserstoff.

Als „ziemlich ambitioniert“ bezeichnet das Beratungsunternehmen deshalb die CO2-Verminderungen von bis zu 97 Millionen Tonnen, die die Bundesregierung mit dem KWSG erreichen möchte. Aurora hält demgegenüber lediglich bis zu 44 Millionen Tonnen für möglich. Die Kosten pro Tonne vermiedenen CO2 dürften mit 388 bis 573 Euro etwa 1,7 bis 3,5 Mal so hoch ausfallen, wie vom BMWK angegeben. Das Ministerium geht von 160 bis 229 Euro je Tonne aus.

Ein Steuerungsgremium fehlt auch

Sinnvoll ist den Modellierungsspezialisten von Aurora zufolge zudem, ein Steuerungsgremium hinsichtlich der regionalen Verteilung der Kapazitäten auf Basis des KWSG einzurichten. Der Grund: Wegen des Ausstiegs aus der Kernkraft fehlen insbesondere im Süden Deutschlands flexible Kraftwerke, die die wetterbedingt schwankende Stromerzeugung mittels erneuerbarer Energien ausgleichen können. Das Risiko strategischer Angebote bei den Ausschreibungen könne mit einem Einheitspreisverfahren („pay as clear“) weitestgehend ausgeschaltet werden.

Ferner empfehlen die Fachleute, einen an das Datum der jeweiligen Auktion gekoppelten Zeitpunkt festzulegen, bis zu dem die bezuschlagten Gaskraftwerks-Vorhaben in Betrieb gehen müssen. Dies würde laut Aurora einen Anreiz für die zügige Errichtung der Anlagen bieten.

Dienstag, 22.10.2024, 15:40 Uhr
Klaus Fischer

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