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Energie & Management > Smart Meter - Industrie kritisiert Digitalisierungsgesetz
Quelle: Shutterstock / Shcherbakov Ilya
Smart Meter

Industrie kritisiert Digitalisierungsgesetz

Der VIK befürchtet, das Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende führe zu mehr Komplexität und höheren Kosten bei geringerer Datenqualität.
In der energieintensiven Industrie hält sich die Begeisterung über das am 20. April 2023 vom Bundestag verabschiedete Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende in Grenzen. Der Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft (VIK) befürchtet zusätzliche Kosten für seine Mitglieder, ohne dass sie einen funktionalen Mehrwert erlangen. Die Industrie nutze schon seit Jahren modernste digitale Messinfrastruktur.

Die derzeit am Markt verfügbaren intelligenten Messsystemen, auf die sich das Gesetz beziehe, würden wichtige Funktionalitäten, wie etwa die Messung von Blindenergie oder Leistungsmessungen für Spitzenlastabrechnungen, jedoch noch nicht anbieten, beklagt der Verband. Ein verpflichtender Einsatz würde daher für viele Industrie- und Arealnetzbetreiber eine Verschlechterung der Funktionalitäten und Datenqualität bedeuten.

Die umfangreiche Digitalisierung der Stromnetze und eine flächendeckende Nutzung von Smart Metern sei zwar dringend notwendig, sagt Christian Seyfert. "Bei den technischen Standards und Vorgaben für die Industrie sehen wir aber noch sehr viel Nachholbedarf", so der Hauptgeschäftsführer des VIK.

Keine Unterscheidung zwischen privatem und industriellem Messstellenbetrieb

Die Verantwortlichen beim Verband der industriellen Energie-Großverbraucher sehen die Gefahr, dass mit einem Wechsel zu den vom Gesetz definierten intelligenten Messsystemen bestimmte energiewirtschaftliche Prozesse, wie etwa die Einhaltung vereinbarter Leistungsgrenzwerte, nicht mehr in entsprechender Qualität abgebildet werden können.
 
 
"Die Politik muss sicherstellen, dass nicht nur eine agile Entwicklung durch die Smart-Meter-Gateway-Hersteller, sondern auch die behördliche Zertifizierung zügig erfolgt, damit die von der Registrierenden Leistungsmessung (RLM) bekannten und heute bei Smart-Metern noch nicht umgesetzten Leistungsmerkmale schnell auf dem Markt verfügbar sind. Dies ist essenziell, um die Netz- und Systemdienlichkeit großer industrieller Verbraucher auch beim Smart Meter-Rollout zu erhalten", heißt es in einer Mitteilung des VIK.

Der Verband geht auch auf die Diskussion um die sogenannte Preisobergrenzen ein, die für eine Deckelung der Messstellenbetreiber-Erlöse sorgen. Hier sei eine Unterscheidung zwischen dem Messstellenbetrieb für Privathaushalte und für Industrieunternehmen erforderlich. Da das Gesetz hier nicht differenziere, fehle es an der notwendigen Realitätsnähe. Die technischen Anforderungen bei industriellen Anwendungsfällen seien wesentlich höher als die Anforderungen im privaten Umfeld. Im Hoch- und Mittelspannungsbereich müssten Messstellenbetreiber hochpreisige Messtechnik einsetzen. Entsprechend hoch seien auch ihre Kosten.

Alles in allem führe das nun vom Bundestag beschlossene Gesetz zu einer deutlichen Zunahme an Komplexität und Kosten für die Industrie, aber nicht zu Vereinfachungen.

Freitag, 21.04.2023, 15:22 Uhr
Fritz Wilhelm
Energie & Management > Smart Meter - Industrie kritisiert Digitalisierungsgesetz
Quelle: Shutterstock / Shcherbakov Ilya
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Industrie kritisiert Digitalisierungsgesetz
Der VIK befürchtet, das Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende führe zu mehr Komplexität und höheren Kosten bei geringerer Datenqualität.
In der energieintensiven Industrie hält sich die Begeisterung über das am 20. April 2023 vom Bundestag verabschiedete Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende in Grenzen. Der Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft (VIK) befürchtet zusätzliche Kosten für seine Mitglieder, ohne dass sie einen funktionalen Mehrwert erlangen. Die Industrie nutze schon seit Jahren modernste digitale Messinfrastruktur.

Die derzeit am Markt verfügbaren intelligenten Messsystemen, auf die sich das Gesetz beziehe, würden wichtige Funktionalitäten, wie etwa die Messung von Blindenergie oder Leistungsmessungen für Spitzenlastabrechnungen, jedoch noch nicht anbieten, beklagt der Verband. Ein verpflichtender Einsatz würde daher für viele Industrie- und Arealnetzbetreiber eine Verschlechterung der Funktionalitäten und Datenqualität bedeuten.

Die umfangreiche Digitalisierung der Stromnetze und eine flächendeckende Nutzung von Smart Metern sei zwar dringend notwendig, sagt Christian Seyfert. "Bei den technischen Standards und Vorgaben für die Industrie sehen wir aber noch sehr viel Nachholbedarf", so der Hauptgeschäftsführer des VIK.

Keine Unterscheidung zwischen privatem und industriellem Messstellenbetrieb

Die Verantwortlichen beim Verband der industriellen Energie-Großverbraucher sehen die Gefahr, dass mit einem Wechsel zu den vom Gesetz definierten intelligenten Messsystemen bestimmte energiewirtschaftliche Prozesse, wie etwa die Einhaltung vereinbarter Leistungsgrenzwerte, nicht mehr in entsprechender Qualität abgebildet werden können.
 
 
"Die Politik muss sicherstellen, dass nicht nur eine agile Entwicklung durch die Smart-Meter-Gateway-Hersteller, sondern auch die behördliche Zertifizierung zügig erfolgt, damit die von der Registrierenden Leistungsmessung (RLM) bekannten und heute bei Smart-Metern noch nicht umgesetzten Leistungsmerkmale schnell auf dem Markt verfügbar sind. Dies ist essenziell, um die Netz- und Systemdienlichkeit großer industrieller Verbraucher auch beim Smart Meter-Rollout zu erhalten", heißt es in einer Mitteilung des VIK.

Der Verband geht auch auf die Diskussion um die sogenannte Preisobergrenzen ein, die für eine Deckelung der Messstellenbetreiber-Erlöse sorgen. Hier sei eine Unterscheidung zwischen dem Messstellenbetrieb für Privathaushalte und für Industrieunternehmen erforderlich. Da das Gesetz hier nicht differenziere, fehle es an der notwendigen Realitätsnähe. Die technischen Anforderungen bei industriellen Anwendungsfällen seien wesentlich höher als die Anforderungen im privaten Umfeld. Im Hoch- und Mittelspannungsbereich müssten Messstellenbetreiber hochpreisige Messtechnik einsetzen. Entsprechend hoch seien auch ihre Kosten.

Alles in allem führe das nun vom Bundestag beschlossene Gesetz zu einer deutlichen Zunahme an Komplexität und Kosten für die Industrie, aber nicht zu Vereinfachungen.

Freitag, 21.04.2023, 15:22 Uhr
Fritz Wilhelm

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