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Energie & Management > Wasserstoff - EU-weit stärkerer Wasserstoffhochlauf notwendig
Bild: Shutterstock/petrmalinak
Wasserstoff

EU-weit stärkerer Wasserstoffhochlauf notwendig

Von einem deutlich höheren Wasserstoffbedarf in Europa geht eine Studie im Auftrag des Forschungsnetzwerks "Hydrogen4EU" aus. Auch Wasserstoff aus Erdgas spielt darin eine Rolle.
Den Zeitpunkt für die Veröffentlichung der Studie sieht die Initiative Zukunft Gas gut gewählt. Jetzt unternehme die Europäische Union die ersten legislativen Schritte, um ihre Klimaschutzzielsetzungen bis 2050 zu erreichen − wenn auch nur langsam, wie Timm Kehler, der Vorstand der Brancheninitiative, bei der Onlinepräsentation der Studie am 2. Juni anmerkte.

"Angesichts der gewaltigen Aufgabe, nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa einen Wasserstoffmarkt zu schaffen, hilft uns Zögerlichkeit nicht weiter", so Kehler mit Blick auf die Schaffung eines gesetzlichen Rahmens für die Wasserstoffwirtschaft. Auch nicht förderlich sei eine rein nationale Sicht auf den Wasserstoffmarkt.

Zukunft Gas gehört neben Unternehmen wie Equinor, Shell und Wintershall Dea dem Netzwerk "Hydrogen4EU" an, das die Studie in Auftrag gegeben hat. Durchgeführt wurde sie von der Unternehmensberatung Deloitte, der norwegischen Forschungsorganisation "SINTEG" und dem französischen Forschungsinstitut IFP Energies Nouvelles. 

Die Autorinnen und Autoren unterzogen das gesamte europäische Energiesystem einer Analyse. Ziel war es, den potenziellen Beitrag von kohlenstoffneutralem Wasserstoff einerseits und von erneuerbar erzeugtem Wasserstoff andererseits zum Erreichen der EU-Klimaziele zu bewerten: die Reduktion der Treibhausgasemissionen um 55 % bis 2030 (im Vergleich zu 1990) und Netto-null-Emissionen bis 2050. Zu kohlenstoffneutralem Wasserstoff zählt die Studie auch sogenannten blauen Wasserstoff, der über die Dampfreformierung von Erdgas erzeugt wird. Das dabei entstehende CO2 wird abgeschieden und gespeichert.
 

Die Forschungspartner beleuchten zwei Technologiepfade: ein technologieoffenes Szenario und ein Szenario, das von einem Schub bei den Erneuerbaren ausgeht und überwiegend auf grünen Wasserstoff setzt. 

EU-Wasserstoffbedarf weit über bislang prognostizierten Zahlen

In beiden Szenarien gehen sie von einem Anstieg des Wasserstoffbedarfs bis 2050 auf über 100 Mio. Tonnen aus, 2030 könnte der Bedarf bereits bei über 30 Mio. Tonnen liegen. Damit geht der Beitrag von Wasserstoff zur vollständigen Dekarbonisierung weit über das hinaus, was die europäische Wasserstoffstrategie vorschlägt, betonte Johannes Trüby. So prognostiziert die EU-Kommission bis 2030 einen Bedarf von 10 Mio. Tonnen Wasserstoff. Trüby leitet bei Deloitte in Paris die Energiemarktanalyse und -modellierung. 
 
Die Entwicklung der Wasserstoffproduktion in der EU in den beiden untersuchten Technologiepfaden

Eine zentrale Erkenntnis der Studie: Ein Technologiemix und damit auch CO2-neutrale Technologien sind für eine kostengünstigere und effektivere Bereitstellung von Wasserstoff unverzichtbar. Laut Studie wird 2030 der erzeugte Wasserstoff zum großen Teil auf Erdgas basieren: auf 94 % im technologieoffenen Szenario und auf 68 % im Szenario, das von einem Schub der erneuerbaren Energieträger ausgeht. Auch nach dem Markthochlauf des Wasserstoffs 2050 bleibt die Produktion mithilfe von Erdgas signifikant (44 % respektive 19 %).

Die Investitionsmengen, die die Studie für beide Szenarien offenlegt, unterscheiden sich stark: Soll im Jahr 2050 der größte Teil des in der EU erzeugten Wasserstoffs mit Strom aus regenerativen Energien erzeugt werden, sind Wind- und Solarkapazitäten im Umfang von 1,8 Mio. MW sowie eine Elektrolyseleistung von 1,6 Mio. MW nötig. Damit ließen sich laut Studie 75 Mio. Tonnen grüner Wasserstoff erzeugen. Der Haken: Dieses grüne Szenario schlägt mit rund 70 Mrd. Euro pro Jahr teurer zu Buche als das technologieoffene Szenario. Timm Kehler geht bei der Nutzung von Erdgas von einer grundlegenden Veränderung in den kommen Jahren aus: "Während der Energieträger heute primär den Wärmemarkt und die Industrie bedient, wird er künftig zudem für die Wasserstoff- und Stromerzeugung verwendet."
 
V.o.l.: Charlie Grüneberg, Timm Kehler (beide Zukunft Gas) und Johannes Trüby (Deloitte) diskutierten über den künftigen Wasserstoffmarkt
Bild: E&M

Eine wichtige Rolle schreibt die Hydrogen4EU-Studie auch Importen aus dem außereuropäischen Ausland zu. Je nach Szenario könnten 10 bis 15 % des Wasserstoffbedarfs der EU 2050 von außerhalb kommen. Insbesondere Russland und Algerien sieht die Studie als wichtige Wasserstoffexporteure.

Die Hydrogen4EU-Studie steht auf der Internetseite der Initiative Zukunft Gas zum Download bereit. 

Mittwoch, 2.06.2021, 14:29 Uhr
Davina Spohn
Energie & Management > Wasserstoff - EU-weit stärkerer Wasserstoffhochlauf notwendig
Bild: Shutterstock/petrmalinak
Wasserstoff
EU-weit stärkerer Wasserstoffhochlauf notwendig
Von einem deutlich höheren Wasserstoffbedarf in Europa geht eine Studie im Auftrag des Forschungsnetzwerks "Hydrogen4EU" aus. Auch Wasserstoff aus Erdgas spielt darin eine Rolle.
Den Zeitpunkt für die Veröffentlichung der Studie sieht die Initiative Zukunft Gas gut gewählt. Jetzt unternehme die Europäische Union die ersten legislativen Schritte, um ihre Klimaschutzzielsetzungen bis 2050 zu erreichen − wenn auch nur langsam, wie Timm Kehler, der Vorstand der Brancheninitiative, bei der Onlinepräsentation der Studie am 2. Juni anmerkte.

"Angesichts der gewaltigen Aufgabe, nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa einen Wasserstoffmarkt zu schaffen, hilft uns Zögerlichkeit nicht weiter", so Kehler mit Blick auf die Schaffung eines gesetzlichen Rahmens für die Wasserstoffwirtschaft. Auch nicht förderlich sei eine rein nationale Sicht auf den Wasserstoffmarkt.

Zukunft Gas gehört neben Unternehmen wie Equinor, Shell und Wintershall Dea dem Netzwerk "Hydrogen4EU" an, das die Studie in Auftrag gegeben hat. Durchgeführt wurde sie von der Unternehmensberatung Deloitte, der norwegischen Forschungsorganisation "SINTEG" und dem französischen Forschungsinstitut IFP Energies Nouvelles. 

Die Autorinnen und Autoren unterzogen das gesamte europäische Energiesystem einer Analyse. Ziel war es, den potenziellen Beitrag von kohlenstoffneutralem Wasserstoff einerseits und von erneuerbar erzeugtem Wasserstoff andererseits zum Erreichen der EU-Klimaziele zu bewerten: die Reduktion der Treibhausgasemissionen um 55 % bis 2030 (im Vergleich zu 1990) und Netto-null-Emissionen bis 2050. Zu kohlenstoffneutralem Wasserstoff zählt die Studie auch sogenannten blauen Wasserstoff, der über die Dampfreformierung von Erdgas erzeugt wird. Das dabei entstehende CO2 wird abgeschieden und gespeichert.
 

Die Forschungspartner beleuchten zwei Technologiepfade: ein technologieoffenes Szenario und ein Szenario, das von einem Schub bei den Erneuerbaren ausgeht und überwiegend auf grünen Wasserstoff setzt. 

EU-Wasserstoffbedarf weit über bislang prognostizierten Zahlen

In beiden Szenarien gehen sie von einem Anstieg des Wasserstoffbedarfs bis 2050 auf über 100 Mio. Tonnen aus, 2030 könnte der Bedarf bereits bei über 30 Mio. Tonnen liegen. Damit geht der Beitrag von Wasserstoff zur vollständigen Dekarbonisierung weit über das hinaus, was die europäische Wasserstoffstrategie vorschlägt, betonte Johannes Trüby. So prognostiziert die EU-Kommission bis 2030 einen Bedarf von 10 Mio. Tonnen Wasserstoff. Trüby leitet bei Deloitte in Paris die Energiemarktanalyse und -modellierung. 
 
Die Entwicklung der Wasserstoffproduktion in der EU in den beiden untersuchten Technologiepfaden

Eine zentrale Erkenntnis der Studie: Ein Technologiemix und damit auch CO2-neutrale Technologien sind für eine kostengünstigere und effektivere Bereitstellung von Wasserstoff unverzichtbar. Laut Studie wird 2030 der erzeugte Wasserstoff zum großen Teil auf Erdgas basieren: auf 94 % im technologieoffenen Szenario und auf 68 % im Szenario, das von einem Schub der erneuerbaren Energieträger ausgeht. Auch nach dem Markthochlauf des Wasserstoffs 2050 bleibt die Produktion mithilfe von Erdgas signifikant (44 % respektive 19 %).

Die Investitionsmengen, die die Studie für beide Szenarien offenlegt, unterscheiden sich stark: Soll im Jahr 2050 der größte Teil des in der EU erzeugten Wasserstoffs mit Strom aus regenerativen Energien erzeugt werden, sind Wind- und Solarkapazitäten im Umfang von 1,8 Mio. MW sowie eine Elektrolyseleistung von 1,6 Mio. MW nötig. Damit ließen sich laut Studie 75 Mio. Tonnen grüner Wasserstoff erzeugen. Der Haken: Dieses grüne Szenario schlägt mit rund 70 Mrd. Euro pro Jahr teurer zu Buche als das technologieoffene Szenario. Timm Kehler geht bei der Nutzung von Erdgas von einer grundlegenden Veränderung in den kommen Jahren aus: "Während der Energieträger heute primär den Wärmemarkt und die Industrie bedient, wird er künftig zudem für die Wasserstoff- und Stromerzeugung verwendet."
 
V.o.l.: Charlie Grüneberg, Timm Kehler (beide Zukunft Gas) und Johannes Trüby (Deloitte) diskutierten über den künftigen Wasserstoffmarkt
Bild: E&M

Eine wichtige Rolle schreibt die Hydrogen4EU-Studie auch Importen aus dem außereuropäischen Ausland zu. Je nach Szenario könnten 10 bis 15 % des Wasserstoffbedarfs der EU 2050 von außerhalb kommen. Insbesondere Russland und Algerien sieht die Studie als wichtige Wasserstoffexporteure.

Die Hydrogen4EU-Studie steht auf der Internetseite der Initiative Zukunft Gas zum Download bereit. 

Mittwoch, 2.06.2021, 14:29 Uhr
Davina Spohn

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