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Der langjährige Geschäftsführer der Stadtwerke Weimar, Jörn Otto, verlässt Mitte kommenden Jahren vorzeitig das Unternehmen. Zu den Gründen gibt es unterschiedliche Darstellungen.
Jörn Otto und die Stadtwerke Weimar gehen ab Mitte nächsten Jahres getrennte Wege. Beide Seiten haben sich auf einen Aufhebungsvertrag verständigt. Der Arbeitsvertrag des Geschäftsführers hätte noch bis 2027 gegolten, wie der Pressesprecher der Stadt gegenüber der Redaktion erklärte. Der Aufsichtsratsvorsitzende des Kommunalversorgers, Oberbürgermeister Peter Kleine (parteilos), habe dieser Tage den Stadtrat über eine entsprechende Einigung zwischen dem 60-Jährigen und den Gremien der Stadtwerke unterrichtet. Zeitgleich habe Otto die Mitarbeiter des Unternehmens informiert.
Jörn Otto steht seit September 2012 an der Spitze der Stadtwerke. „Nach anspruchsvollen Jahren in Weimar sehe ich nun die Zeit gekommen, mich einer neuen beruflichen Herausforderung zu stellen“, begründete er seinen Schritt. „Zunächst liegt mein Fokus darauf, meine Zeit bei den Stadtwerken Weimar ordentlich zu Ende zu bringen und eine vollständige Übergabe zu gewährleisten.“
Kleine äußerte sich nicht zu Gründen für Ottos vorzeitigen Abschied. Die Lokalpresse erinnerte an die Kritik, der sich der Geschäftsführer in der Vergangenheit ausgesetzt sah. So musste die Stadt im Herbst 2023 eine Finanzierungslücke in Höhe 4,5
Millionen Euro für den Breitband-Ausbau schließen. Hintergrund: In einer Machbarkeitsstudie im Jahr 2018 war zunächst von einer Trassenlänge von 40
Kilometer ausgegangen worden. Daraus wurden später 80. Die prognostizierten Kosten stiegen von 4,7 auf mehr als 15
Millionen Euro. Die Stadtwerke stoppten das Vergabeverfahren und starteten ein neues und sollen sich dabei verkalkuliert haben.
Positive JahresabschlüsseDie
Ostthüringer Zeitung vermutet, dass auch der „Porsche-Skandal“ aus dem Jahr 2021 noch eine Rolle gespielt haben könnte. Die Stadtwerke hatten damals eine E-Porsche Taycan geleast. Jörn Otto soll den Sportwagen in der Stadtwerke-Flotte damit gerechtfertigt haben, dass man „beim Thema Elektromobilität weiterhin innovativ“ sein wolle. Peter Kleine fuhr ihm in die Parade und verlangte, die Aufhebung des Leasing-Vertrags. Laut Zeitung soll das Vertrauen in Otto bereits damals „sowohl betriebsintern als extern“ beschädigt gewesen sein.
In diesem Jahr in die Schlagzeilen geraten sind die Stadtwerke wegen einer Fernwärme-Rechnung, die sie einem Stahl- und Maschinenbauunternehmen für die Wintermonate 2022/23 gestellt hatten. Der Versorger hatte etwa 100.000
Euro, gefordert, bekam aber nur 50.000
Euro. Das Unternehmen zweifelte an den Preisindizes, die die Stadtwerke angesetzt hatten und sah seine Existenz gefährdet. Der Streit landete vor Gericht (wir berichteten).
Die Jahresabschlüsse des kommunalen Unternehmens waren auch während zurückliegender Krisenjahre positiv. Für das Geschäftsjahr 2022 stand ein Ergebnis nach Steuern in Höhe von 5,5
Millionen Euro zu Buche, die Umsatzerlöse betrugen 65
Millionen Euro. Die offiziellen Zahlen für 2023 stehen aus. Doch: „Es wird ein der milden Witterung entsprechender und planmäßiger Jahresabschluss prognostiziert“, teilt der Versorger mit.
Mittwoch, 30.10.2024, 17:30 Uhr
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