Podium bei den Metering Days 2024. Quelle: Fritz Wilhelm
Bei den Metering Days herrschte viel Optimismus bezüglich des Smart Meter Rollouts. Und es wurde deutlich, dass eine Smart-Grid-Infrastruktur die Steuerbarkeit von Anlagen voraussetzt.
Bei den Metering Days, die der ZVEI jährlich in Fulda veranstaltet, fiel dem Präsidenten der Bundesnetzagentur Klaus Müller die Rolle des Party Crashers zu. Er mahnte mehr Effizienz bei der Energiewende und dem Smart Meter Rollout an und machte deutlich, dass er die Zahl der bisher von den Messstellenbetreibern installierten intelligenten Messsysteme für unzureichend hält.
Er sei sich sicher, dass im Koalitionsvertrag der nächsten Bundesregierung beim Thema Energiewende, wenn man das Zieldreieck Versorgungssicherheit, Bezahlbarkeit und Nachhaltigkeit betrachte „das Pendel in Richtung der Bezahlbarkeit“ ausschlagen werde. Man müsse jetzt darüber nachdenken, ob es noch günstiger gehe, um Antworten zu haben, wenn die künftige Bundesregierung diese Frage an die Behörde und die Branche stelle.
Sören Patzack zeigte sich im Rahmen einer Podiumsdiskussion bei den Metering Days deutlich optimistischer als Müller. „Mein Glas ist deutlich voller“, sagte der Leiter des Kompetenzteams Netzinfrastruktur bei der Beratungsgesellschaft BET. „Wir haben die Standards und Technik, nicht nur für das Messen, sondern auch für das Steuern“, so Patzack. Viele IT-Systeme seien angepasst worden und die Prozesse „massengeschäftstauglich“ ausgerichtet. Er sei überzeugt, dass im kommenden Jahr die Marke von 2,5 Millionen intelligenten Messsystemen im Netz erreicht werden könne. Nach seiner Erfahrung wollen alle Messstellenbetreiber den Smart Meter Rollout vorantreiben. Niemand wolle jetzt abwarten. Daher zweifle er auch daran, ob es gut sei, nun alternative Technik zu verbauen. „Dies wirft uns zurück“, warnte Patzack.
Alternative Technik würde Rückschritt bedeuten
Bundesnetzagentur-Präsident Müller hatte zuvor die jüngsten Zahlen der Behörde zum Rollout bekannt gegeben und dafür geworben, „pragmatische Denkräume zu eröffnen“. Schnell, pragmatisch und kostengünstig müsse Transparenz und Steuerbarkeit im Netz erreicht werden, sonst drohe „Stress“ – technischer Stress, finanzieller Stress, und letztlich sieht er dann auch politischen Stress auf die Akteure der Energiewende zukommen. Deshalb empfahl er, für eine Übergangszeit über sogenannte Dedicated Measurement Devices nachzudenken, also Geräte, die noch nicht alle Anforderungen an die intelligenten Messsysteme erfüllen, aber beispielsweise über Updates nachgerüstet werden können.
Lösungen, die hinter den Anforderungen an intelligente Messsysteme zurückbleiben, treffen bei Dennis Laupichler auf wenig Gegenliebe. Der Leiter des Referats Cyber-Sicherheit für die Digitalisierung der Energiewende beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) verwies auf die aktuelle geopolitische Lage sowie den Bericht des BSI zur Cybersicherheit in Deutschland und betonte, Cybersicherheit sei elementar. „Wir brauchen eine sichere Digitalisierung und arbeiten hier auch eng mit der Bundesnetzagentur zusammen. Und natürlich wollen wir keine Parallellösungen“, so Laupichler in Fulda.
Im nächsten Jahr liege der Fokus der Messstellen- und Netzbetreiber klar auf dem Steuern. Von intensiven Vorbereitungen berichtete der Referatsleiter, der die Marktteilnehmer dafür bereit sieht, im kommenden Jahr in die Feldtests zu gehen und dann das Steuern im Netz auch zügig umzusetzen. „Geräte und Standards sind da. Jetzt kommen die Backendsysteme und die Prozessanpassung in den Fokus“, betonte Laupichler.
ZVEI: Errungenschaften nicht infrage stellen
Auch Beatrix Brodkorb, Leiterin der Unterabteilung Netze beim Bundeswirtschaftsministerium, wollte Müllers Pessimismus nicht teilen. Sie wies auf die Dynamik des Smart Meter Rollouts hin, insbesondere nach der Verabschiedung des Gesetzes zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende. Der Anstieg von 50.000 intelligenten Messsystemen im Jahr 2021 auf aktuell rund 700.000 Geräte im Netz könne sich durchaus sehen lassen.
Klar sei aber auch, dass Digitalisierung und Netzausbau mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien schritthalten müssen, denn das Netz müsse jederzeit stabil sein. Dies ist für sie die Grundvoraussetzung für die allgemeine Akzeptanz der Energiewende. Deshalb müsse der Smart Meter Rollout nun auch von einem Mess-Rollout zu einem Steuerungs-Rollout werden, so Brodkorb. „Denn wir brauchen eine Smart-Grid-Infrastruktur. Dafür reicht das Messen allein nicht aus“, betonte sie.
Dass die Unternehmen der Elektroindustrie für den weiteren Rollout vorbereitet sind, unterstrich Claudia Lorenz vom ZVEI. Die Produktionskapazitäten seien ausgebaut, Skaleneffekte können gehoben werden. Die enge Zusammenarbeit, etwa der Smart-Meter-Gateway-Hersteller mit dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) sei sehr positiv. Nun gelte es, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen und gerade das, was mit dem BSI in den letzten Jahren erreicht worden ist, nicht infrage zu stellen.
Montag, 25.11.2024, 16:42 Uhr
Fritz Wilhelm
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