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Energie & Management > Aus Der Aktuellen Zeitung - Turm vom einen, Turbine vom anderen
Quelle: E&M
Aus Der Aktuellen Zeitung

Turm vom einen, Turbine vom anderen

VSB Neue Energien Deutschland kommt bei einem der größten Repowering-Projekte Europas weiter. Und hat die Hauptkomponenten getrennt beschafft, so Geschäftsführer Thomas Winkler.
Die Dresdener VSB-Gruppe hat jüngst die Baugenehmigung für das Repowering des Windparks „Elster“ im Landkreis Wittenberg (Sachsen-Anhalt) bekommen. Es handelt sich um das größte Onshore-Projekt des Windturbinenherstellers Siemens Gamesa und um eines der größten Repowering-Vorhaben in Europa überhaupt: 50 der 57 alten Windräder von Enercon wurden bereits abgebaut und werden voraussichtlich 2024 durch 16 neue ersetzt. Die installierte Leistung steigt auf mehr als das Dreifache, von 30 auf 105 MW. Die Stromausbeute versechsfacht sich auf 235 Millionen kWh pro Jahr.

Gleichzeitig wird ein Drittel der ursprünglichen Fläche renaturiert und teilweise wieder landwirtschaftlich genutzt. Hier das ganze E&M-Interview mit Thomas Winkler, Geschäftsführer der VSB Neue Energien Deutschland. 

E&M: Herr Winkler, um welche Genehmigung handelt es sich?

Winkler: Wir haben nun die immissionsschutzrechtliche Genehmigung, in der die Baugenehmigung inkludiert ist, von der Unteren Immissionsschutzbehörde des Landkreises Wittenberg erhalten. Davor haben wir bereits erforderliche Genehmigungen für den Rückbau bestehender Anlagen, Fällarbeiten und die Durchführung von Naturschutzmaßnahmen eingeholt.

E&M: Wenn Sie die BImschG-Genehmigung in der Tasche haben, können Sie sich jetzt an einer Onshore-Windkraftausschreibung beteiligen. Die zweite von vieren in diesem Jahr ist am 1. Mai.

Winkler: Wir werden uns 2023 an einer Ausschreibung der Bundesnetzagentur beteiligen. 
 
Thomas Winkler, Geschäftsführer der VSB Neue Energien Deutschland GmbH
Quelle: VSB

E&M: Ist die Renaturierung von einem Drittel der ursprünglichen Fläche branchenüblich bei Repowering? Warum wird dieses Drittel nicht weiter für die Windkraft genutzt?

Winkler: Genau genommen ist es mehr als ein Drittel der Fläche. Zum einen benötigt der neue Windpark an sich weniger Fläche als der alte, zum anderen werden auf der nun genutzten Vorrangfläche weniger Anlagen errichtet als zuvor. Die für die Renaturierung zur Verfügung stehende Fläche variiert von Projekt zu Projekt, da sie von Faktoren wie Standort, Größe und Gestaltung abhängt. Die nicht mehr genutzten Flächen des alten Windparks liegen außerhalb des Vorranggebiets Listerfehrda und stehen der Windenergienutzung daher nicht mehr zur Verfügung. Es sind Flächen, die nach Rückbau der Altanlagen komplett der Landwirtschaft zurückgegeben werden. Erste Flächen können schon jetzt wieder landwirtschaftlich genutzt werden. 

E&M: Ist die Reduzierung von 50 auf 16 Windräder darauf zurückzuführen, dass die größeren Windräder größere Abstände voneinander haben müssen, um sich gegenseitig den Wind zu lassen?

Winkler: Ja, die Reduzierung der Turbinenanzahl ergibt sich aus der Notwendigkeit, größere und effizientere Turbinen mit größerer Nabenhöhe und Rotorlänge zu installieren. Dadurch wird sichergestellt, dass sich die Turbinen nicht gegenseitig ‚beschatten‘, was zu einem geringeren Ertrag und geringerer Stabilität führen würde. Durch die Erzeugung von mehr Energie mit weniger Turbinen wird der Windpark produktiver und nachhaltiger.

E&M: Sie sind in dem Park von Enercon auf Siemens Gamesa umgestiegen. Was bewog Sie dazu? Warum keine E-175 EP5? Warum keine Nordex, GE, Eno Energy, Vestas, keine chinesischen Hersteller?

Winkler: Wir planen grundsätzlich typenoffen. Bevor wir in das Genehmigungsverfahren gehen, muss ein Anlagentyp festgelegt werden. Dazu holen wir Angebote verschiedener Hersteller ein. Sowohl bei Repowering-Projekten als auch bei Greenfield-Projekten (neuen Windparkstandorten; d. Red.) prüfen wir sorgfältig, welche Komponenten für die Windparkkonfiguration am besten geeignet sind. Eine gründliche Standortbewertung mit Analyse der lokalen Windverhältnisse, der Topografie und der Umweltauswirkungen bestimmt die optimale Konfiguration. Die Komponenten und die Gesamtkonfiguration des Windparks sind entscheidend für die Wirtschaftlichkeit des Projekts. Gemeinsam mit Max Bögl können wir zum ersten Mal das innovative Split-Scope-Konzept anwenden. Die getrennte Beauftragung von Siemens Gamesa für die Turbinen und der Max Bögl Wind AG für Fundamente und Turmbau erhöht die Wirtschaftlichkeit des Repowering-Projekts.

E&M: Was bedeutet ‚Split Scope‘?

Winkler: Mit dem Split-Scope-Konzept verfolgen wir den Ansatz, die Projektpartner getrennt zu beauftragen, in diesem Fall Siemens Gamesa für die Turbinen SG 6.6-155 und die Max Bögl Wind AG für den Fundament- und Betonturmbau. Ziel dieser Strategie ist die Optimierung der Ressourcen, die Senkung der Kosten und die Erhöhung der Wirtschaftlichkeit des Repowering-Projekts. 

E&M: Was geschieht mit den alten E-40 inklusive Rotorblättern unter besonderer Berücksichtigung lhrer Mitgliedschaft in der Industrievereinigung RDR Wind e.V. − Repowering, Demontage und Recycling? Sind sie überhaupt kaputt?

Winkler: Durchgeführt wurde der Rückbau der 50 Altanlagen vom Typ Enercon E-40 von der Firma KSR Wind Solutions (mit Hauptsitz in Husum; d. Red.), die auf den Rückbau und das Recycling von Altanlagen spezialisiert ist. Für eine Vielzahl der Altanlagen beginnt nun ein zweites Leben im Ausland. Darüber hinaus lagert KSR einen Teil der Anlagen aus dem alten Windpark ein, um sie als Pool für gut erhaltene Gebrauchtteile zu nutzen, die nach Prüfung und Reparatur wieder eingesetzt werden können. 

E&M: Im RDR Wind versammeln sich eigentlich spezialisierte Unternehmen der Kreislaufwirtschaft. Ist die VSB-Gruppe aktiv in diesem Sektor tätig?

Winkler: Die VSB-Gruppe hat den Verein RDR Wind bei der Entwicklung einer neuen Industrienorm, der Din Spec 4866, unterstützt, um einen standardisierten und sicheren Prozess für den Rückbau, die Demontage, das Recycling und die Entsorgung von Windenergieanlagen zu ermöglichen. Die am 17. Juli 2020 veröffentlichte Norm enthält Empfehlungen für einen sicheren und geordneten Rückbauprozess sowie Richtlinien für Sicherheit, Überwachung und Dokumentation.
Als planender und bauausführender Projektierer sind wir bei Repowering-Projekten auch für den Rückbau der Altanlagen verantwortlich. Dabei greifen wir auf erfahrene Dienstleister zurück, die ihren Fokus auf Wiederverwendung legen.

E&M: Gehörte der alte Windpark lhrer Gruppe?

Winkler: Die VSB Neue Energien Deutschland GmbH hat am Windenergiestandort ‚Elster‘ im Landkreis Wittenberg zwischen 2000 und 2012 in mehreren Planungs- und Ausbaustufen den alten Windpark realisiert. Nach Abschluss des Projekts befanden sich die Anlagen in Fremdbesitz.

E&M: Möchten Sie den neuen Park behalten oder verkaufen?
Winkler: Für die Umsetzung des Repowering-Projekts kaufte VSB 50 der 57 Anlagen zurück. Der Plan sieht vor, den Windpark für den weiteren Betrieb im eigenen Besitz zu behalten. 
 
Das Repowering des Windparks „Elster“ in Sachsen-Anhalt. Zu sehen ist die Demontage von 50 alten Enercon E-40 im vergangenen Jahr. Bis Juni werden die alten Fundamente zurückgebaut
Quelle: VSB Neue Energien Deutschland GmbH

Montag, 24.04.2023, 09:30 Uhr
Georg Eble
Energie & Management > Aus Der Aktuellen Zeitung - Turm vom einen, Turbine vom anderen
Quelle: E&M
Aus Der Aktuellen Zeitung
Turm vom einen, Turbine vom anderen
VSB Neue Energien Deutschland kommt bei einem der größten Repowering-Projekte Europas weiter. Und hat die Hauptkomponenten getrennt beschafft, so Geschäftsführer Thomas Winkler.
Die Dresdener VSB-Gruppe hat jüngst die Baugenehmigung für das Repowering des Windparks „Elster“ im Landkreis Wittenberg (Sachsen-Anhalt) bekommen. Es handelt sich um das größte Onshore-Projekt des Windturbinenherstellers Siemens Gamesa und um eines der größten Repowering-Vorhaben in Europa überhaupt: 50 der 57 alten Windräder von Enercon wurden bereits abgebaut und werden voraussichtlich 2024 durch 16 neue ersetzt. Die installierte Leistung steigt auf mehr als das Dreifache, von 30 auf 105 MW. Die Stromausbeute versechsfacht sich auf 235 Millionen kWh pro Jahr.

Gleichzeitig wird ein Drittel der ursprünglichen Fläche renaturiert und teilweise wieder landwirtschaftlich genutzt. Hier das ganze E&M-Interview mit Thomas Winkler, Geschäftsführer der VSB Neue Energien Deutschland. 

E&M: Herr Winkler, um welche Genehmigung handelt es sich?

Winkler: Wir haben nun die immissionsschutzrechtliche Genehmigung, in der die Baugenehmigung inkludiert ist, von der Unteren Immissionsschutzbehörde des Landkreises Wittenberg erhalten. Davor haben wir bereits erforderliche Genehmigungen für den Rückbau bestehender Anlagen, Fällarbeiten und die Durchführung von Naturschutzmaßnahmen eingeholt.

E&M: Wenn Sie die BImschG-Genehmigung in der Tasche haben, können Sie sich jetzt an einer Onshore-Windkraftausschreibung beteiligen. Die zweite von vieren in diesem Jahr ist am 1. Mai.

Winkler: Wir werden uns 2023 an einer Ausschreibung der Bundesnetzagentur beteiligen. 
 
Thomas Winkler, Geschäftsführer der VSB Neue Energien Deutschland GmbH
Quelle: VSB

E&M: Ist die Renaturierung von einem Drittel der ursprünglichen Fläche branchenüblich bei Repowering? Warum wird dieses Drittel nicht weiter für die Windkraft genutzt?

Winkler: Genau genommen ist es mehr als ein Drittel der Fläche. Zum einen benötigt der neue Windpark an sich weniger Fläche als der alte, zum anderen werden auf der nun genutzten Vorrangfläche weniger Anlagen errichtet als zuvor. Die für die Renaturierung zur Verfügung stehende Fläche variiert von Projekt zu Projekt, da sie von Faktoren wie Standort, Größe und Gestaltung abhängt. Die nicht mehr genutzten Flächen des alten Windparks liegen außerhalb des Vorranggebiets Listerfehrda und stehen der Windenergienutzung daher nicht mehr zur Verfügung. Es sind Flächen, die nach Rückbau der Altanlagen komplett der Landwirtschaft zurückgegeben werden. Erste Flächen können schon jetzt wieder landwirtschaftlich genutzt werden. 

E&M: Ist die Reduzierung von 50 auf 16 Windräder darauf zurückzuführen, dass die größeren Windräder größere Abstände voneinander haben müssen, um sich gegenseitig den Wind zu lassen?

Winkler: Ja, die Reduzierung der Turbinenanzahl ergibt sich aus der Notwendigkeit, größere und effizientere Turbinen mit größerer Nabenhöhe und Rotorlänge zu installieren. Dadurch wird sichergestellt, dass sich die Turbinen nicht gegenseitig ‚beschatten‘, was zu einem geringeren Ertrag und geringerer Stabilität führen würde. Durch die Erzeugung von mehr Energie mit weniger Turbinen wird der Windpark produktiver und nachhaltiger.

E&M: Sie sind in dem Park von Enercon auf Siemens Gamesa umgestiegen. Was bewog Sie dazu? Warum keine E-175 EP5? Warum keine Nordex, GE, Eno Energy, Vestas, keine chinesischen Hersteller?

Winkler: Wir planen grundsätzlich typenoffen. Bevor wir in das Genehmigungsverfahren gehen, muss ein Anlagentyp festgelegt werden. Dazu holen wir Angebote verschiedener Hersteller ein. Sowohl bei Repowering-Projekten als auch bei Greenfield-Projekten (neuen Windparkstandorten; d. Red.) prüfen wir sorgfältig, welche Komponenten für die Windparkkonfiguration am besten geeignet sind. Eine gründliche Standortbewertung mit Analyse der lokalen Windverhältnisse, der Topografie und der Umweltauswirkungen bestimmt die optimale Konfiguration. Die Komponenten und die Gesamtkonfiguration des Windparks sind entscheidend für die Wirtschaftlichkeit des Projekts. Gemeinsam mit Max Bögl können wir zum ersten Mal das innovative Split-Scope-Konzept anwenden. Die getrennte Beauftragung von Siemens Gamesa für die Turbinen und der Max Bögl Wind AG für Fundamente und Turmbau erhöht die Wirtschaftlichkeit des Repowering-Projekts.

E&M: Was bedeutet ‚Split Scope‘?

Winkler: Mit dem Split-Scope-Konzept verfolgen wir den Ansatz, die Projektpartner getrennt zu beauftragen, in diesem Fall Siemens Gamesa für die Turbinen SG 6.6-155 und die Max Bögl Wind AG für den Fundament- und Betonturmbau. Ziel dieser Strategie ist die Optimierung der Ressourcen, die Senkung der Kosten und die Erhöhung der Wirtschaftlichkeit des Repowering-Projekts. 

E&M: Was geschieht mit den alten E-40 inklusive Rotorblättern unter besonderer Berücksichtigung lhrer Mitgliedschaft in der Industrievereinigung RDR Wind e.V. − Repowering, Demontage und Recycling? Sind sie überhaupt kaputt?

Winkler: Durchgeführt wurde der Rückbau der 50 Altanlagen vom Typ Enercon E-40 von der Firma KSR Wind Solutions (mit Hauptsitz in Husum; d. Red.), die auf den Rückbau und das Recycling von Altanlagen spezialisiert ist. Für eine Vielzahl der Altanlagen beginnt nun ein zweites Leben im Ausland. Darüber hinaus lagert KSR einen Teil der Anlagen aus dem alten Windpark ein, um sie als Pool für gut erhaltene Gebrauchtteile zu nutzen, die nach Prüfung und Reparatur wieder eingesetzt werden können. 

E&M: Im RDR Wind versammeln sich eigentlich spezialisierte Unternehmen der Kreislaufwirtschaft. Ist die VSB-Gruppe aktiv in diesem Sektor tätig?

Winkler: Die VSB-Gruppe hat den Verein RDR Wind bei der Entwicklung einer neuen Industrienorm, der Din Spec 4866, unterstützt, um einen standardisierten und sicheren Prozess für den Rückbau, die Demontage, das Recycling und die Entsorgung von Windenergieanlagen zu ermöglichen. Die am 17. Juli 2020 veröffentlichte Norm enthält Empfehlungen für einen sicheren und geordneten Rückbauprozess sowie Richtlinien für Sicherheit, Überwachung und Dokumentation.
Als planender und bauausführender Projektierer sind wir bei Repowering-Projekten auch für den Rückbau der Altanlagen verantwortlich. Dabei greifen wir auf erfahrene Dienstleister zurück, die ihren Fokus auf Wiederverwendung legen.

E&M: Gehörte der alte Windpark lhrer Gruppe?

Winkler: Die VSB Neue Energien Deutschland GmbH hat am Windenergiestandort ‚Elster‘ im Landkreis Wittenberg zwischen 2000 und 2012 in mehreren Planungs- und Ausbaustufen den alten Windpark realisiert. Nach Abschluss des Projekts befanden sich die Anlagen in Fremdbesitz.

E&M: Möchten Sie den neuen Park behalten oder verkaufen?
Winkler: Für die Umsetzung des Repowering-Projekts kaufte VSB 50 der 57 Anlagen zurück. Der Plan sieht vor, den Windpark für den weiteren Betrieb im eigenen Besitz zu behalten. 
 
Das Repowering des Windparks „Elster“ in Sachsen-Anhalt. Zu sehen ist die Demontage von 50 alten Enercon E-40 im vergangenen Jahr. Bis Juni werden die alten Fundamente zurückgebaut
Quelle: VSB Neue Energien Deutschland GmbH

Montag, 24.04.2023, 09:30 Uhr
Georg Eble

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