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Im ersten vollen Monat des Ukrainekrieges haben sich mit den Graustrom-Spotpreisen auch die spezifischen Erlöse aus gefördertem Ökostrom fast verdoppelt.
Eine beschleunigte Strompreisrallye hat im März sowohl den durchschnittlichen Spotpreis als auch die Marktwerte deutschen EEG-Grünstroms in etwa verdoppelt, teilweise auf Rekordniveaus. Aus der monatlich nachlaufenden Veröffentlichung der Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) geht hervor, dass der nicht gewichtete Durchschnitt der Stundenpreise in der Day-ahead-Auktion gegenüber Februar von umgerechnet
128,80 auf 252,01
Euro pro MWh mehr als verdoppelt hat. Der März war der erste ganze Monat des Ukrainekrieges gewesen und war von entsprechender Nervosität an den Energiemärkten geprägt.
Im Gefolge der Graustrom-Verteuerung auf Handelsebene verdoppelten sich auch die Marktwerte der Erneuerbaren beinahe. Solarstrom erwies sich dabei − wie immer im Winterhalbjahr − pro eingespeiste MWh als im Schnitt erlösträchtigste Technologie: Ihre durchschnittlichen Erlöse kletterten zeitgleich von 118,71 auf 207,12 Euro pro MWh. Nur im Dezember 2021 war der Marktwert
PV mit
270,75 Euro pro MWh noch höher gewesen.
Die hohen Erlöse erzielen die ÜNB mit der großen Masse der kleinen und mittleren PV-Anlagen bis 100
kW, die nicht der Direktvermarktung unterliegen, sowie größeren Anlagen, die zwar direktvermarktet (also nicht von den ÜNB vermarktet) werden, deren Betreiber aber Anspruch auf die Subvention "Marktprämie" haben. Diese füllt die Lücke zwischen garantiertem Abnahmepreis ("Anzulegender Wert") und den Erlösen des jeweiligen Direktvermarkters. Da die Erlöse seit Dezember in aller Regel über der garantierten Höhe liegen, wird an die Direktvermarkter insoweit auch keine Marktprämie ausbezahlt. Die Mehrerlöse oberhalb des Garantiesatzes dürfen sie behalten.
PV-Ausbeute so hoch wie noch nie in einem MärzDer März 2022 war der sonnenstromreichste März überhaupt in Deutschland: 5,71
Mrd. kWh wurden erzeugt. Im März 2020, dem bisherigen Rekordmonat, waren es noch 4,27
Mrd. kWh, im März 2016 erst 2,51
Mrd. kWh. In den Wintermonaten reicht die Menge allerdings bei Weitem nicht aus, damit sich das System selbst finanziert, und in den Sommermonaten ist sie so hoch, dass sie die Spotpreise zu den Erzeugungsstunden kannibalisiert.
Und die Windkraft?Erstmals auf über 200
Euro pro MWh oder 20
Cent pro kWh kletterte im März geförderter Offshore-Windstrom: auf durchschnittlich
207,01
Euro pro MWh. Im Februar waren es noch
118,45
Euro gewesen.
Knapp unter den 20
Cent blieb die subventionierte Windkraft an Land: Die ÜNB erlösten mit ihr in der Day-ahead-Auktion im Mittel
197,66
Euro pro MWh. Das ist ebenfalls fast das Doppelte der spezifischen Erlöse im Februar (108,25
Euro pro MWh).
Was das bedeutetDas hohe Marktwert-Niveau seit Beginn der Strompreisrallye im September 2021 vermehrt das Plus im EEG-Umlagekonto. Die Erlöse der ÜNB mit den geförderten Grünstrommengen am Markt sind einer der Einnahmeposten auf diesem Konto. Gleichzeitig verringern hohe spezifische Erlöse den Ausgabeposten der EEG-Auszahlungen, da weitgehend die Ausschüttungen der Marktprämie überflüssig werden.
Erstmals seit Oktober 2021 gab es im März − ungeachtet des sonst so hohen Preisniveaus − wieder einen Zeitraum, in dem sechs Stunden in Folge in der Day-ahead-Auktion negative Preise herrschten. Für diesen Zeitraum wird Direktvermarktern grundsätzlich keine Marktprämie ausbezahlt. Dies soll ein Anreiz dafür sein, in jenen Stunden nicht einzuspeisen.
Die ÜNB haben die Marktwerte-Zeitreihen bis März 2022
auf ihrer gemeinsamen Transparenzseite veröffentlicht.
Mittwoch, 20.04.2022, 10:05 Uhr
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