Quelle: E&M / Jonas Rosenberger
Mit Haustürgeschäften zum Erfolg: Ein kleines Gemeindewerk zwischen Kiel und Lübeck ist quicklebendig. Auf die Mitarbeitenden umgerechnet ergibt sich ein stattlicher Gewinn für 2023.
Welches Stadtwerk kann schon von sich behaupten, im Jahr 2023 mit jedem Beschäftigten 157.500 Euro Gewinn eingefahren zu haben? Die Gemeindewerke Malente GmbH kann dies. Das liegt allerdings auch an ihrer Größe: Im vergangenen Geschäftsjahr arbeiteten dort der Geschäftsführer und ein Angestellter im Bereich Strom- und Gasvertrieb.
Die kleine ostholsteinische Gemeinde verfügt über 12.500 Einwohner und erst seit 2018 wieder über einen lokalen Energieversorger. Bis dato konzentrierte die Gemeindewerke Malente AöR sich auf das Wassergeschäft im Ort und im Kreis Ostholstein. Entsprechend begann für die von der Kommune neu gegründete GmbH im Bereich Strom und Gas der Betrieb bei Null – und mit lediglich zwei Mitarbeitenden.
Die Kundenakquise erfolgte weitgehend auf klassische Art. „Du musst an die Tür gehen“, sagt Mario Lüdemann. Er ist Geschäftsführer sowohl der AöR als auch der Energie-GmbH. Mit privater Kontaktaufnahme oder auch Aushängen an Laternenmasten machte das junge Unternehmen auf sich aufmerksam. Ergebnis: Heute nehmen 2.000 Stellen Strom oder Gas der GmbH ab, Tendenz steigend. Auch marktfähige Preise unterhalb der Tarife des Grundversorgers macht Malentes Geschäftsführer dafür verantwortlich.
Zuschlag für das Stromnetz aktuell ein Fall fürs Gericht
Die Zahlen für 2023 lesen sich wie folgt: 4 Millionen Euro Umsatz und 315.000 Euro Gewinn nach Steuern. Damit liege die Gemeindewerke GmbH ein Jahr vor der Zeit. Für Mario Lüdemann ist dies kein selbstverständlicher Zuwachs, schließlich hätten die Corona-Monate die Akquise zum Erliegen gebracht. Andererseits sei die GmbH auch nicht ins Wanken geraten.
Die nächste Entwicklung liege derweil auf Eis, sagt der Geschäftsführer auf Nachfrage unserer Redaktion. Die Gründung der GmbH erfolgte auch zu dem Zweck, die Stromnetze wieder in die Hände der Kommune zu bekommen. Bei der Neuausschreibung der Konzession ab dem Jahr 2020 war die Gemeindewerke Malente GmbH schließlich auch erfolgreich. Der Zuschlag liegt allerdings zur Prüfung beim Verwaltungsgericht Schleswig. Die SH Netz AG, mehrheitlich Tochter von Eon und bisheriger Konzessionär, hat den Rechtsweg beschritten, Ausgang offen.
Die Übernahme des Stromnetzes würde für die Gemeindewerke nicht unbedingt eine Vervielfachung der Beschäftigten nach sich ziehen, sagt Mario Lüdemann. Denn die neue Netz GmbH Malentes würde die Betriebsführung der Leitungen einem benachbarten Stadtwerk übertragen. Der Vorteil ist für den Geschäftsführer aber deutlich: Malente hätte mehr Einfluss auf den Ausbau, „wir könnten das Netz nach unseren Bedürfnissen erweitern und damit zum Beispiel die Voraussetzungen für mehr eigene Solaranlagen schaffen“.
Die GmbH wächst dennoch aktuell personell an. Zum 1. August macht ein Auszubildender den Strom- und Gasversorger zum Trio. Kommende Gewinne sind also ab sofort auf mehr Köpfe umzurechnen.
Donnerstag, 8.08.2024, 16:55 Uhr
Volker Stephan
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