E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > Bilanz - Operatives Ergebnis in Oldenburg sinkt um 20 Prozent
Quelle: alexmat46, Fotolia
Bilanz

Operatives Ergebnis in Oldenburg sinkt um 20 Prozent

Das Oldenburger Versorger EWE bilanziert für das Jahr 2021 ein operatives Ergebnis von 355 Mio. Euro. Die Erdgasspeicher des Konzerns sind überdurchschnittlich gefüllt.
„In der Gesamtbetrachtung“ sieht das Oldenburger Versorgungsunternehmen EWE für 2021 ein „solides Ergebnis erreicht“. Ein Ergebnis, das nicht den Erwartungen entspricht, und das liege an Corona-Pandemie und Energiepreiskrise. „Die enormen Preiseffekte und deren Auswirkungen auf den Energiehandel zeigen sich in vielen Bereichen unserer Bilanz und stellen teilweise ein etwas verzerrtes Bild dar“, erklärte Stefan Dohler bei der Vorstellung der Zahlen für 2021. Der Vorstandsvorsitzende sprach von „Einmaleffekten mit teilweise sehr hohen Auswirkungen“. Und er wies darauf hin, dass EWE als Grundversorger „mehrere zehntausend Kunden“ nach Insolvenzen oder Lieferstopps von Discountern aufgenommen habe.

Den Umsatz im vergangenen Jahr beziffert das Unternehmen auf 6,1 Mrd Euro, das bedeutet einen Anstieg um fast 9 % im Vergleich zu 2020. Ausschlaggebend für das Plus ist neben dem kühlen Wetter in den ersten Monaten die Jahres die „anteilig vorgenommene Berücksichtigung“ der Erlöse des Windenergie-Tochter Alterric“. Das operative Geschäft des Konzerns (Ebit) steht mit 355 Mio. Euro zu Buche, das sind um 87 Mio. Euro oder knapp ein Fünftel weniger als 2020.

Starke Sondereffekte

Doppelt so hoch wie im Vorjahr fällt das Konzernperiodenergebnis aus: 598 Mio. Euro. Grund dafür ist die Bewertung von Derivaten. Deren Stichtagsbewertung für 2021 ergibt laut Finanzbericht rund 1 Mrd. Euro, für das Vorjahr weist die Bilanz nur 77 Mio. Euro aus. „Belastende Absatzverträge mit gegenüberstehenden derivativen Beschaffungsgeschäften“ schlugen 2021 mit minus 493 Mio. Euro zu Buche.

Die Investitionen machen 1,2 Mrd. Euro aus, das ist auch etwa zweimal so viel wie 2020. Das Plus rührt von der Gründung von Alterric. Es ist ein Gemeinschaftsunternehmen, an dem EWE und die Aloys Wobben Stiftung (AWS) – ihr gehört der Windkraftanlagenhersteller Enercon – zu jeweils 50 % beteiligt sind.

Im Geschäft mit erneuerbaren Energien verbucht EWE nun einen Umsatz von 268 Mio. Euro - fast das Doppelte von 2020 (144 Mio. Euro). Das operative Ebit sank von 78 auf 55 Mio: Euro; das Ebit von 79 auf 27 Mio. Euro. Im Vergleich zum Vorjahr werde das Ebit „insbesondere durch Bewertungseffekte im Zusammenhang mit Preissicherungsgeschäften der Alterric belastet“, heißt es im Finanzbericht.

Gut gefüllte Gasspeicher

Stark in den Fokus gerückt hat das Unternehmen eigenen Angaben zufolge die Frage der Versorgungssicherheit. Bereits im Herbst vergangenen Jahres habe man zusätzliche Mengen Erdgas eingespeichert, heißt es. Jetzt würden die eigenen Erdgasspeicher in Jemgum, Huntorf, Nüttermoor und Rüdersdorf laufend gefüllt. Derzeit habe man einen Füllstand von 71 % mit Erdgas von EWE und anderen Speicherkunden.

Wichtig sei, die Versorgung auf eine breite Basis zu stellen, sagte Konzern-Chef Dohler. „Die enorme Abhängigkeit von einem Anbieter wie Russland ist ein Fehler und darf sich nicht wiederholen“. Aktuell wäre ein Lieferausfall bei Gas für Deutschland nicht zu kompensieren, so EWE.

Als kurzfristige Alternative zu Russen-Gas, zu deren Nutzung EWE beitragen kann, sieht Dohler den Import von verflüssigtem Erdgas (LNG). „Wir können bei der Anbindung des LNG-Terminals in Wilhelmshaven auf vorhandene Infrastruktur zurückgreifen“, erläuterte er mit Blick auf die eigenen Gasspeicher. Daher benötige man nur eine kurze zusätzliche Gasleitung, „um unsere Speicher in unserem Netzgebiet anzubinden“.

Ärmel rauf für Wasserstoff-Kavernenspeicher

Zügig vorangehen soll es auch bei anderen Alternative. Ziel sei es, „einen deutlichen Beitrag zur Entwicklung einer grünen Wasserstoffwirtschaft zu leisten: von der Erzeugung aus Erneuerbaren über den Transport zur Speicherung und (zum) Einsatz in Industrie und im Schwerlastverkehr“, heißt es aus Oldenburg. EWE verfügt über 37 Salzkavernen. Sie machen nach Unternehmensangaben 15 % aller deutschen Kavernenspeicher aus, „die sich perspektivisch zur Speicherung von Wasserstoff eignen könnten. Derzeit stehe die Wasserstoff-Testkaverne in Rüdersdorf vor der Aussolung. „Wir gehen davon aus, dass die Vorbereitungsarbeiten im Herbst abgeschlossen sind und der Solprozess starten kann“, sagte Dohler.
 
Kennzahlen der EWE AG
(in Mio. Euro)20212020
Umsatz6.119,85.624,6
Ebit896,2 525,1
Operatives Ebit354,7 442,0
Periodenergebnis597,5293,9
(Quelle: EWE)


 

Mittwoch, 15.06.2022, 16:22 Uhr
Manfred Fischer
Energie & Management > Bilanz - Operatives Ergebnis in Oldenburg sinkt um 20 Prozent
Quelle: alexmat46, Fotolia
Bilanz
Operatives Ergebnis in Oldenburg sinkt um 20 Prozent
Das Oldenburger Versorger EWE bilanziert für das Jahr 2021 ein operatives Ergebnis von 355 Mio. Euro. Die Erdgasspeicher des Konzerns sind überdurchschnittlich gefüllt.
„In der Gesamtbetrachtung“ sieht das Oldenburger Versorgungsunternehmen EWE für 2021 ein „solides Ergebnis erreicht“. Ein Ergebnis, das nicht den Erwartungen entspricht, und das liege an Corona-Pandemie und Energiepreiskrise. „Die enormen Preiseffekte und deren Auswirkungen auf den Energiehandel zeigen sich in vielen Bereichen unserer Bilanz und stellen teilweise ein etwas verzerrtes Bild dar“, erklärte Stefan Dohler bei der Vorstellung der Zahlen für 2021. Der Vorstandsvorsitzende sprach von „Einmaleffekten mit teilweise sehr hohen Auswirkungen“. Und er wies darauf hin, dass EWE als Grundversorger „mehrere zehntausend Kunden“ nach Insolvenzen oder Lieferstopps von Discountern aufgenommen habe.

Den Umsatz im vergangenen Jahr beziffert das Unternehmen auf 6,1 Mrd Euro, das bedeutet einen Anstieg um fast 9 % im Vergleich zu 2020. Ausschlaggebend für das Plus ist neben dem kühlen Wetter in den ersten Monaten die Jahres die „anteilig vorgenommene Berücksichtigung“ der Erlöse des Windenergie-Tochter Alterric“. Das operative Geschäft des Konzerns (Ebit) steht mit 355 Mio. Euro zu Buche, das sind um 87 Mio. Euro oder knapp ein Fünftel weniger als 2020.

Starke Sondereffekte

Doppelt so hoch wie im Vorjahr fällt das Konzernperiodenergebnis aus: 598 Mio. Euro. Grund dafür ist die Bewertung von Derivaten. Deren Stichtagsbewertung für 2021 ergibt laut Finanzbericht rund 1 Mrd. Euro, für das Vorjahr weist die Bilanz nur 77 Mio. Euro aus. „Belastende Absatzverträge mit gegenüberstehenden derivativen Beschaffungsgeschäften“ schlugen 2021 mit minus 493 Mio. Euro zu Buche.

Die Investitionen machen 1,2 Mrd. Euro aus, das ist auch etwa zweimal so viel wie 2020. Das Plus rührt von der Gründung von Alterric. Es ist ein Gemeinschaftsunternehmen, an dem EWE und die Aloys Wobben Stiftung (AWS) – ihr gehört der Windkraftanlagenhersteller Enercon – zu jeweils 50 % beteiligt sind.

Im Geschäft mit erneuerbaren Energien verbucht EWE nun einen Umsatz von 268 Mio. Euro - fast das Doppelte von 2020 (144 Mio. Euro). Das operative Ebit sank von 78 auf 55 Mio: Euro; das Ebit von 79 auf 27 Mio. Euro. Im Vergleich zum Vorjahr werde das Ebit „insbesondere durch Bewertungseffekte im Zusammenhang mit Preissicherungsgeschäften der Alterric belastet“, heißt es im Finanzbericht.

Gut gefüllte Gasspeicher

Stark in den Fokus gerückt hat das Unternehmen eigenen Angaben zufolge die Frage der Versorgungssicherheit. Bereits im Herbst vergangenen Jahres habe man zusätzliche Mengen Erdgas eingespeichert, heißt es. Jetzt würden die eigenen Erdgasspeicher in Jemgum, Huntorf, Nüttermoor und Rüdersdorf laufend gefüllt. Derzeit habe man einen Füllstand von 71 % mit Erdgas von EWE und anderen Speicherkunden.

Wichtig sei, die Versorgung auf eine breite Basis zu stellen, sagte Konzern-Chef Dohler. „Die enorme Abhängigkeit von einem Anbieter wie Russland ist ein Fehler und darf sich nicht wiederholen“. Aktuell wäre ein Lieferausfall bei Gas für Deutschland nicht zu kompensieren, so EWE.

Als kurzfristige Alternative zu Russen-Gas, zu deren Nutzung EWE beitragen kann, sieht Dohler den Import von verflüssigtem Erdgas (LNG). „Wir können bei der Anbindung des LNG-Terminals in Wilhelmshaven auf vorhandene Infrastruktur zurückgreifen“, erläuterte er mit Blick auf die eigenen Gasspeicher. Daher benötige man nur eine kurze zusätzliche Gasleitung, „um unsere Speicher in unserem Netzgebiet anzubinden“.

Ärmel rauf für Wasserstoff-Kavernenspeicher

Zügig vorangehen soll es auch bei anderen Alternative. Ziel sei es, „einen deutlichen Beitrag zur Entwicklung einer grünen Wasserstoffwirtschaft zu leisten: von der Erzeugung aus Erneuerbaren über den Transport zur Speicherung und (zum) Einsatz in Industrie und im Schwerlastverkehr“, heißt es aus Oldenburg. EWE verfügt über 37 Salzkavernen. Sie machen nach Unternehmensangaben 15 % aller deutschen Kavernenspeicher aus, „die sich perspektivisch zur Speicherung von Wasserstoff eignen könnten. Derzeit stehe die Wasserstoff-Testkaverne in Rüdersdorf vor der Aussolung. „Wir gehen davon aus, dass die Vorbereitungsarbeiten im Herbst abgeschlossen sind und der Solprozess starten kann“, sagte Dohler.
 
Kennzahlen der EWE AG
(in Mio. Euro)20212020
Umsatz6.119,85.624,6
Ebit896,2 525,1
Operatives Ebit354,7 442,0
Periodenergebnis597,5293,9
(Quelle: EWE)


 

Mittwoch, 15.06.2022, 16:22 Uhr
Manfred Fischer

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.