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Energie & Management > Dena-Kongress 2025 - Energiesicherheit europäisch angehen
BMWE-Staatssekretär Stefan Rouenhoff beim Dena-Kongress Quelle: Susanne Harmsen
Dena-Kongress 2025

Energiesicherheit europäisch angehen

Wege zu einer sicheren und bezahlbaren Energieversorgung stehen im Fokus des Jahreskongresses der Deutschen Energieagentur (Dena) in Berlin am 3. und 4. November. 
Ein zentrales Thema des diesjährigen Kongresses der Deutschen Energieagentur (Dena) in Berlin ist die Sicherheit der Energieversorgung. Diese sei sowohl durch physische Angriffe, ausbleibende Brennstoffe wie russisches Erdgas oder Cyberattacken gefährdet. 

Die Botschafterin der Republik Estland, Marika Linntam, forderte, die Schattenflotte Russlands besser zu überwachen. Schiffe, die unter anderen Flaggen fahren, aber auf Befehle von Moskau hören, hätten bereits mehrfach Energieinfrastruktur wie Pipelines und Kabel unter dem Meer beschädigt. Das müsse unterbunden werden.

Ende 2024 wurde das Stromkabel Estlink 2 zwischen Estland und Finnland beschädigt, wahrscheinlich durch den Anker des russischen Öltankers „Eagle S“. Der Schaden am Kabel führte zu 10  Prozent höheren Stromkosten und knapp 60 Millionen Euro Reparaturkosten, erinnerte Linntam. Auch die Abwehr hybrider Bedrohungen sei eine Aufgabe der EU-Kooperation im Ostseeraum.

Stefan Rouenhoff, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundeswirtschaftsministerium (BMWE), will Energieeffizienz vorantreiben. Dafür setze sein Ministerium künftig mehr auf die Eigeninitiative der Unternehmen und weniger auf Regulierung, kündigte er an. Für die Resilienz der Energieversorgung sei auch die Diversifizierung der Zulieferer wichtig. Darum kümmere sich die Bundesregierung beispielsweise um neue Energiepartnerschaften mit Australien. Dafür seien teilweise auch Subventionen möglich, damit deutsche Unternehmen international agieren können, trotz Strafzöllen oder staatlichen Subventionen wie für chinesische Produkte.

Siemens Gamesa setzt auf diverse Zulieferer

Carina Brehm, Senior Vice President Operations bei Siemens Gamesa, erläuterte die Abhängigkeiten für den Bau von Windkraftanlagen ihres Unternehmens. So würden alle Magnete von China geliefert und wichtige andere Teile. Dies sei kurzfristig nicht zu ändern. Allerdings sehe sie in den chinesischen Fabriken sehr oft Maschinen aus Deutschland oder der Schweiz, auf denen produziert wird, was die Vorteile internationalen Austauschs unterstreiche. 

Die Stahlbausegmente für die Türme werden überwiegend direkt in der Nähe des künftigen Standortes gefertigt, auch wegen der Transportwege. Rotorblätter würden wegen der technischen Vorgaben vorwiegend selbst gefertigt. „Es ist der Job eines jeden guten Einkäufers, bei Produkten, die sie nur von einer Quelle beziehen, Alternativen in petto zu haben und über gegenseitig vorteilhafte Verträge verlässliche Lieferanten zu sichern“, sagte Brehm.

Komplette Rohstoffabhängigkeit von China, beispielsweise für Germanium, macht erpressbar, erinnerte Kira Vinke, Leiterin der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik. „Es wäre eine Möglichkeit, selbst Rohstoffe durch Recycling zu gewinnen, das rechnet sich aber noch nicht“, sagte sie. Hier müsse ein regulatorischer Rahmen geschaffen werden, wenn man die Resilienz der Rohstoffversorgung für strategisch wichtig hält. Dies sei ein Rahmen, der EU-weit geschaffen werden sollte.
 
Diskussionsrunde auf dem Dena-Kongress: (v.li.) Moderatorin, BMWE-Staatssekretär Stefan Rouenhoff, Marika Linntam (Estland), Kristina Haverkamp (Dena), Alexandra von Bernstorff (Luxcara), Carina Brehm (Siemens Gamesa) und Kira Vinke (Dt. Gesellschaft für Auswärtige Politik)
Quelle: Susanne Harmsen

Cybersicherheit durch Vielfalt

Alexandra von Bernstorff, Geschäftsführerin des Investmenthauses Luxcara, berichtete, dass sie Tausende Online-Attacken pro Tag haben, obwohl sie kein Unternehmen der kritischen Infrastruktur sind. Teilweise wollten die Angreifer nur E-Mail-Adressen abgreifen, aber auch Ransomware solle eingeschleust werden. Aus der Erfahrung aus anderen Angriffen, beispielsweise Anfang 2021 auf das dänische Energiesystem, plädiert sie dafür, eine große Vielfalt an Firewallanbietern und Antivirensoftware aufrechtzuerhalten. Denn damals zielte der erfolgreiche Angriff genau auf die einheitliche ABB-Steuerungssoftware der Dänen.

Die Geschäftsführerin der Dena, Kristina Haverkamp, unterstrich die Unterstützung von Regulatorik und Beratung, um Unternehmen bei der Abwehr von Cyberangriffen zu helfen. Allein die Koordination aller Verantwortlichen von den Bundesministerien über die Länder und Sicherheitsbehörden sei herausfordernd. Das werde Teil des NIS-2-Dachgesetzes, das jetzt in Kraft treten werde. Die Dena organisiere auch internationalen Erfahrungsaustausch zur Abwehr von Cyberangriffen, so mit Israel, den USA und künftig auch Moldawien und anderen Partnern.

Montag, 3.11.2025, 15:04 Uhr
Susanne Harmsen
Energie & Management > Dena-Kongress 2025 - Energiesicherheit europäisch angehen
BMWE-Staatssekretär Stefan Rouenhoff beim Dena-Kongress Quelle: Susanne Harmsen
Dena-Kongress 2025
Energiesicherheit europäisch angehen
Wege zu einer sicheren und bezahlbaren Energieversorgung stehen im Fokus des Jahreskongresses der Deutschen Energieagentur (Dena) in Berlin am 3. und 4. November. 
Ein zentrales Thema des diesjährigen Kongresses der Deutschen Energieagentur (Dena) in Berlin ist die Sicherheit der Energieversorgung. Diese sei sowohl durch physische Angriffe, ausbleibende Brennstoffe wie russisches Erdgas oder Cyberattacken gefährdet. 

Die Botschafterin der Republik Estland, Marika Linntam, forderte, die Schattenflotte Russlands besser zu überwachen. Schiffe, die unter anderen Flaggen fahren, aber auf Befehle von Moskau hören, hätten bereits mehrfach Energieinfrastruktur wie Pipelines und Kabel unter dem Meer beschädigt. Das müsse unterbunden werden.

Ende 2024 wurde das Stromkabel Estlink 2 zwischen Estland und Finnland beschädigt, wahrscheinlich durch den Anker des russischen Öltankers „Eagle S“. Der Schaden am Kabel führte zu 10  Prozent höheren Stromkosten und knapp 60 Millionen Euro Reparaturkosten, erinnerte Linntam. Auch die Abwehr hybrider Bedrohungen sei eine Aufgabe der EU-Kooperation im Ostseeraum.

Stefan Rouenhoff, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundeswirtschaftsministerium (BMWE), will Energieeffizienz vorantreiben. Dafür setze sein Ministerium künftig mehr auf die Eigeninitiative der Unternehmen und weniger auf Regulierung, kündigte er an. Für die Resilienz der Energieversorgung sei auch die Diversifizierung der Zulieferer wichtig. Darum kümmere sich die Bundesregierung beispielsweise um neue Energiepartnerschaften mit Australien. Dafür seien teilweise auch Subventionen möglich, damit deutsche Unternehmen international agieren können, trotz Strafzöllen oder staatlichen Subventionen wie für chinesische Produkte.

Siemens Gamesa setzt auf diverse Zulieferer

Carina Brehm, Senior Vice President Operations bei Siemens Gamesa, erläuterte die Abhängigkeiten für den Bau von Windkraftanlagen ihres Unternehmens. So würden alle Magnete von China geliefert und wichtige andere Teile. Dies sei kurzfristig nicht zu ändern. Allerdings sehe sie in den chinesischen Fabriken sehr oft Maschinen aus Deutschland oder der Schweiz, auf denen produziert wird, was die Vorteile internationalen Austauschs unterstreiche. 

Die Stahlbausegmente für die Türme werden überwiegend direkt in der Nähe des künftigen Standortes gefertigt, auch wegen der Transportwege. Rotorblätter würden wegen der technischen Vorgaben vorwiegend selbst gefertigt. „Es ist der Job eines jeden guten Einkäufers, bei Produkten, die sie nur von einer Quelle beziehen, Alternativen in petto zu haben und über gegenseitig vorteilhafte Verträge verlässliche Lieferanten zu sichern“, sagte Brehm.

Komplette Rohstoffabhängigkeit von China, beispielsweise für Germanium, macht erpressbar, erinnerte Kira Vinke, Leiterin der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik. „Es wäre eine Möglichkeit, selbst Rohstoffe durch Recycling zu gewinnen, das rechnet sich aber noch nicht“, sagte sie. Hier müsse ein regulatorischer Rahmen geschaffen werden, wenn man die Resilienz der Rohstoffversorgung für strategisch wichtig hält. Dies sei ein Rahmen, der EU-weit geschaffen werden sollte.
 
Diskussionsrunde auf dem Dena-Kongress: (v.li.) Moderatorin, BMWE-Staatssekretär Stefan Rouenhoff, Marika Linntam (Estland), Kristina Haverkamp (Dena), Alexandra von Bernstorff (Luxcara), Carina Brehm (Siemens Gamesa) und Kira Vinke (Dt. Gesellschaft für Auswärtige Politik)
Quelle: Susanne Harmsen

Cybersicherheit durch Vielfalt

Alexandra von Bernstorff, Geschäftsführerin des Investmenthauses Luxcara, berichtete, dass sie Tausende Online-Attacken pro Tag haben, obwohl sie kein Unternehmen der kritischen Infrastruktur sind. Teilweise wollten die Angreifer nur E-Mail-Adressen abgreifen, aber auch Ransomware solle eingeschleust werden. Aus der Erfahrung aus anderen Angriffen, beispielsweise Anfang 2021 auf das dänische Energiesystem, plädiert sie dafür, eine große Vielfalt an Firewallanbietern und Antivirensoftware aufrechtzuerhalten. Denn damals zielte der erfolgreiche Angriff genau auf die einheitliche ABB-Steuerungssoftware der Dänen.

Die Geschäftsführerin der Dena, Kristina Haverkamp, unterstrich die Unterstützung von Regulatorik und Beratung, um Unternehmen bei der Abwehr von Cyberangriffen zu helfen. Allein die Koordination aller Verantwortlichen von den Bundesministerien über die Länder und Sicherheitsbehörden sei herausfordernd. Das werde Teil des NIS-2-Dachgesetzes, das jetzt in Kraft treten werde. Die Dena organisiere auch internationalen Erfahrungsaustausch zur Abwehr von Cyberangriffen, so mit Israel, den USA und künftig auch Moldawien und anderen Partnern.

Montag, 3.11.2025, 15:04 Uhr
Susanne Harmsen

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