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Energie & Management > Wasserstoff - Die schwierige Suche nach dem Wasserstoff-Wunderland
Uwe Langenmayr vom Karlsruher Institut für Technologie. Quelle: Volker Stephan
Wasserstoff

Die schwierige Suche nach dem Wasserstoff-Wunderland

Deutschlands Hunger auf grünen Wasserstoff ist nur über Importe zu stillen. Ein Forschungsmodell aus Karlsruhe hat die Produktionsbedingungen in Übersee analysiert.
Dänemarks Elektrolyseverfahren mitten im Offshore-Windpark – das ist eine Idee für die Produktion von grünem Wasserstoff, der schlussendlich nicht mehr ganz so teuer ist. „Für die Mengen, die wir brauchen, müssen wir aber über Europa hinaus denken“, so Uwe Langenmayr.

Der Wissenschaftler vom Karlsruher Institut für Technologie, Lehrstuhl für Energiewirtschaft, stellte bei der DGMK-Tagung für Wasserstoff und Syngase am 28. Oktober in Essen eine vergleichende Forschungsarbeit vor, die Power-to-X-Ideen für überschüssigen Ökostrom untersucht. Die Produktionsbedingungen in Chile (Südamerika), Namibia (Afrika) und Saudi-Arabien (Asien) inklusive der Treibhausgasbilanz gingen in die Betrachtung ein.

Uwe Langenmayr betonte, es gebe keinen eindeutigen Gewinner in diesem Vergleich. Es sei immer eine standortabhängige Entscheidung zu treffen. In Patagonien zum Beispiel, einer windreichen Gegend im Süden Chiles, spreche eine Vielzahl von Argumenten für die Ansiedlung von Windkraftanlagen und das Umwandeln des Ökostroms in grünen Wasserstoff.

Saudi-Arabien und Namibia hätten als Sonnenstaaten zwar Vorteile bei der Solarenergie. Hier bestehe aber immer das Tag-Nacht-Problem, also der Produktionsausfall während der Dunkelheit. „Der Wind in Patagonien dagegen bläst immer“, so der Wissenschaftler, zudem sei der Windstrom günstiger zu produzieren. Namibia schneide auch wegen der Kapitalkosten nicht so gut ab.

Wer Wasserstoff-Projekte im Ausland in Betracht zieht, müsse darüber hinaus weitere Faktoren beachten. Dazu zählen die Verfügbarkeit von Wasser (Elektrolyse) und von Grundstücksflächen (für Solar- und Windparks), Speicherkapazitäten für H2 oder CO2, die politische Stabilität im Partnerstaat sowie die globale Transport-Infrastruktur und die Transportkosten für Wasserstoff, Ammoniak und andere Produkte.

Je umfassender der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft erfolge, desto intensiver werde auch der Wettbewerb um geeignete Standorte. Die Modellrechnung setzte für Chile bei einer Windfarm-Kapazität von 1.000 MW einen Platzbedarf von 63 Quadratkilometern an. Ein Projekt auf 20.000 MW zu skalieren, erhöht die Menge der erforderlichen Fläche also um ein Vielfaches − für weite Teile Europas eine unlösbare Rechenaufgabe.

Auch sind Kooperationsprojekte – wie die E-Fuel-Entwicklung von Porsche in Patagonien (wir berichteten) – vor dem Hintergrund der Transformation vor Ort zu sehen: Chile selbst sei beispielsweise längst nicht klimaneutral, so Uwe Langemayr. Dadurch empfehle sich ein „Nehmen und Geben“, also sei neben dem Vorantreiben des eigenen Vorhabens auch eine Unterstützung der Energiewende am jeweiligen Standort geboten.

Dienstag, 28.10.2025, 16:48 Uhr
Volker Stephan
Energie & Management > Wasserstoff - Die schwierige Suche nach dem Wasserstoff-Wunderland
Uwe Langenmayr vom Karlsruher Institut für Technologie. Quelle: Volker Stephan
Wasserstoff
Die schwierige Suche nach dem Wasserstoff-Wunderland
Deutschlands Hunger auf grünen Wasserstoff ist nur über Importe zu stillen. Ein Forschungsmodell aus Karlsruhe hat die Produktionsbedingungen in Übersee analysiert.
Dänemarks Elektrolyseverfahren mitten im Offshore-Windpark – das ist eine Idee für die Produktion von grünem Wasserstoff, der schlussendlich nicht mehr ganz so teuer ist. „Für die Mengen, die wir brauchen, müssen wir aber über Europa hinaus denken“, so Uwe Langenmayr.

Der Wissenschaftler vom Karlsruher Institut für Technologie, Lehrstuhl für Energiewirtschaft, stellte bei der DGMK-Tagung für Wasserstoff und Syngase am 28. Oktober in Essen eine vergleichende Forschungsarbeit vor, die Power-to-X-Ideen für überschüssigen Ökostrom untersucht. Die Produktionsbedingungen in Chile (Südamerika), Namibia (Afrika) und Saudi-Arabien (Asien) inklusive der Treibhausgasbilanz gingen in die Betrachtung ein.

Uwe Langenmayr betonte, es gebe keinen eindeutigen Gewinner in diesem Vergleich. Es sei immer eine standortabhängige Entscheidung zu treffen. In Patagonien zum Beispiel, einer windreichen Gegend im Süden Chiles, spreche eine Vielzahl von Argumenten für die Ansiedlung von Windkraftanlagen und das Umwandeln des Ökostroms in grünen Wasserstoff.

Saudi-Arabien und Namibia hätten als Sonnenstaaten zwar Vorteile bei der Solarenergie. Hier bestehe aber immer das Tag-Nacht-Problem, also der Produktionsausfall während der Dunkelheit. „Der Wind in Patagonien dagegen bläst immer“, so der Wissenschaftler, zudem sei der Windstrom günstiger zu produzieren. Namibia schneide auch wegen der Kapitalkosten nicht so gut ab.

Wer Wasserstoff-Projekte im Ausland in Betracht zieht, müsse darüber hinaus weitere Faktoren beachten. Dazu zählen die Verfügbarkeit von Wasser (Elektrolyse) und von Grundstücksflächen (für Solar- und Windparks), Speicherkapazitäten für H2 oder CO2, die politische Stabilität im Partnerstaat sowie die globale Transport-Infrastruktur und die Transportkosten für Wasserstoff, Ammoniak und andere Produkte.

Je umfassender der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft erfolge, desto intensiver werde auch der Wettbewerb um geeignete Standorte. Die Modellrechnung setzte für Chile bei einer Windfarm-Kapazität von 1.000 MW einen Platzbedarf von 63 Quadratkilometern an. Ein Projekt auf 20.000 MW zu skalieren, erhöht die Menge der erforderlichen Fläche also um ein Vielfaches − für weite Teile Europas eine unlösbare Rechenaufgabe.

Auch sind Kooperationsprojekte – wie die E-Fuel-Entwicklung von Porsche in Patagonien (wir berichteten) – vor dem Hintergrund der Transformation vor Ort zu sehen: Chile selbst sei beispielsweise längst nicht klimaneutral, so Uwe Langemayr. Dadurch empfehle sich ein „Nehmen und Geben“, also sei neben dem Vorantreiben des eigenen Vorhabens auch eine Unterstützung der Energiewende am jeweiligen Standort geboten.

Dienstag, 28.10.2025, 16:48 Uhr
Volker Stephan

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