E&M exklusiv Newsletter:
E&M gratis testen:
Energie & Management > Österreich - ENBW-Aufsichtsratsvorsitzender wird Aufsichtsratschef der OMV
Quelle: Fotolia / YuI
Österreich

ENBW-Aufsichtsratsvorsitzender wird Aufsichtsratschef der OMV

Lutz Feldmann leitet nun auch das Kontrollgremium des österreichischen Öl-, Gas- und Chemiekonzerns. Nachträglich entlastet wurde Ex-Generaldirektor Rainer Seele.
 
Lutz Feldmann, Aufsichtsratschef der ENBW, ist nun auch Vorsitzender des Aufsichtsrats des österreichischen Öl-, Gas- und Chemiekonzerns OMV. Er wurde bei der Hauptversammlung (HV) am 31. Mai erwartungsgemäß in den Aufsichtsrat gewählt. Bei dessen anschließender Sitzung kürten ihn seine Kollegen zum Vorsitzenden. Sein Mandat läuft bis zum Ende der Hauptversammlung, die das Geschäftsjahr 2026 behandelt und um die Jahresmitte 2027 stattfindet.

In seiner Unbefangenheitserklärung gemäß dem österreichischen Aktienrecht konstatierte Feldmann, „dass es in Einzelbereichen eine Überschneidung der Geschäftstätigkeiten des ENBW-Konzerns und des OMV-Konzerns geben kann (insbesondere bei Handel und Vertrieb von Erdgas sowie bei E-Mobilität). Sollte im Einzelfall eine Situation eintreten, die einen Interessenkonflikt begründen könnte, finden die erforderlichen Vorgaben zur Lösung eines Interessenkonflikts Anwendung.“

Feldmann folgte auf Mark Garrett, der mitgeteilt hatte, nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Mutmaßungen, die OMV-Mehrheitseigentümer − die Österreichische Beteiligungs-AG (ÖBAG, 31,5 Prozent) sowie die Adnoc aus Abu Dhabi (24,9 Prozent) − seien mit seinem Agieren im Zuge der Gaskrise im vergangenen Jahr unzufrieden gewesen und hätten seinen Abgang verlangt, hatte Garrett in den vergangenen Monaten mehrfach zurückgewiesen. Das Zurücklegen seines Aufsichtsratsmandats sei ausschließlich seine eigene Entscheidung gewesen.

Entlastung für Seele

Nachträglich entlastet wurde der vormalige Generaldirektor der OMV, Rainer Seele. Bei der Hauptversammlung im Jahr 2022 war ihm die Entlastung wegen angeblicher Verletzung von Compliance-Regeln verweigert worden. Diese betrafen die Verlängerung der Gaslieferverträge mit der russischen Gazprom bis 2040, Sponsoring für den angeblich dem russischen Präsidenten Wladimir Putin nahestehenden Fußballklub Zenit St. Petersburg sowie Zahlungen an einen ehemaligen Compliance-Manager der OMV.

Bei einer Untersuchung hatte sich herausgestellt, dass Seele diese Regeln in Hinblick auf Zenit sowie den Compliance-Manager zwar möglicherweise etwas großzügig handhabte. Rechtlich relevante Verfehlungen waren ihm indessen nicht nachzuweisen. Was die Verlängerung der Gaslieferverträge betrifft, agierte Seele der OMV zufolge „im Rahmen seiner Ermächtigungen.“ Überragend war die Zustimmung zu seiner Entlastung allerdings nicht: Sie erfolgte mit 185,7 Millionen Ja-Stimmen gegenüber 67,6 Millionen Nein-Stimmen bei 1,3 Millionen Enthaltungen. Somit können außer der ÖBAG und der Adnoc nur wenige Aktionäre zugunsten Seeles gestimmt haben.

Beschlossen wurde ferner, den Aktionären eine Dividende von 2,80 Euro je Aktie sowie eine Sonderdividende von 2,25 Euro je Aktie auszuzahlen. Insgesamt erhalten diese somit 5,05 Euro je Aktie, was die OMV etwa 1,65 Milliarden Euro kostet. Zum Vergleich: Für das Jahr 2021 hatte die OMV eine Dividende von 2,30 Euro je Aktie ausgeschüttet. Eine Sonderdividende gab es nicht.
 

Gerüchte und Proteste am Rande

Gerüchte, die Adnoc wolle von der OMV die Mehrheit des Kunststoffkonzerns Borealis erwerben, dementierte OMV-Generaldirektor Alfred Stern: Ein Verkauf von Anteilen der OMV an der Borealis stehe nicht zur Debatte. Die OMV hält 75 Prozent an dem Kunststoffkonzern. Stern hatte sich seit Bekanntwerden der Gerüchte stets gegen die Veräußerung der Borealis-Mehrheit ausgesprochen. In der von Stern im März vergangenen Jahres präsentierten Konzernstrategie wird die Chemiesparte und damit nicht zuletzt die Borealis als Wachstumsmotor der OMV bezeichnet.

Am Rande der Hauptversammlung äußerten Vertreter umweltpolitischer Interessengruppen ihren Unmut. Unter anderem kritisierten sie die „Milliardenprofite“ der OMV, die zulasten der Energiekunden gingen. Ferner forderten sie die „Enteignung“ des Unternehmens.

Donnerstag, 1.06.2023, 11:17 Uhr
Klaus Fischer
Energie & Management > Österreich - ENBW-Aufsichtsratsvorsitzender wird Aufsichtsratschef der OMV
Quelle: Fotolia / YuI
Österreich
ENBW-Aufsichtsratsvorsitzender wird Aufsichtsratschef der OMV
Lutz Feldmann leitet nun auch das Kontrollgremium des österreichischen Öl-, Gas- und Chemiekonzerns. Nachträglich entlastet wurde Ex-Generaldirektor Rainer Seele.
 
Lutz Feldmann, Aufsichtsratschef der ENBW, ist nun auch Vorsitzender des Aufsichtsrats des österreichischen Öl-, Gas- und Chemiekonzerns OMV. Er wurde bei der Hauptversammlung (HV) am 31. Mai erwartungsgemäß in den Aufsichtsrat gewählt. Bei dessen anschließender Sitzung kürten ihn seine Kollegen zum Vorsitzenden. Sein Mandat läuft bis zum Ende der Hauptversammlung, die das Geschäftsjahr 2026 behandelt und um die Jahresmitte 2027 stattfindet.

In seiner Unbefangenheitserklärung gemäß dem österreichischen Aktienrecht konstatierte Feldmann, „dass es in Einzelbereichen eine Überschneidung der Geschäftstätigkeiten des ENBW-Konzerns und des OMV-Konzerns geben kann (insbesondere bei Handel und Vertrieb von Erdgas sowie bei E-Mobilität). Sollte im Einzelfall eine Situation eintreten, die einen Interessenkonflikt begründen könnte, finden die erforderlichen Vorgaben zur Lösung eines Interessenkonflikts Anwendung.“

Feldmann folgte auf Mark Garrett, der mitgeteilt hatte, nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Mutmaßungen, die OMV-Mehrheitseigentümer − die Österreichische Beteiligungs-AG (ÖBAG, 31,5 Prozent) sowie die Adnoc aus Abu Dhabi (24,9 Prozent) − seien mit seinem Agieren im Zuge der Gaskrise im vergangenen Jahr unzufrieden gewesen und hätten seinen Abgang verlangt, hatte Garrett in den vergangenen Monaten mehrfach zurückgewiesen. Das Zurücklegen seines Aufsichtsratsmandats sei ausschließlich seine eigene Entscheidung gewesen.

Entlastung für Seele

Nachträglich entlastet wurde der vormalige Generaldirektor der OMV, Rainer Seele. Bei der Hauptversammlung im Jahr 2022 war ihm die Entlastung wegen angeblicher Verletzung von Compliance-Regeln verweigert worden. Diese betrafen die Verlängerung der Gaslieferverträge mit der russischen Gazprom bis 2040, Sponsoring für den angeblich dem russischen Präsidenten Wladimir Putin nahestehenden Fußballklub Zenit St. Petersburg sowie Zahlungen an einen ehemaligen Compliance-Manager der OMV.

Bei einer Untersuchung hatte sich herausgestellt, dass Seele diese Regeln in Hinblick auf Zenit sowie den Compliance-Manager zwar möglicherweise etwas großzügig handhabte. Rechtlich relevante Verfehlungen waren ihm indessen nicht nachzuweisen. Was die Verlängerung der Gaslieferverträge betrifft, agierte Seele der OMV zufolge „im Rahmen seiner Ermächtigungen.“ Überragend war die Zustimmung zu seiner Entlastung allerdings nicht: Sie erfolgte mit 185,7 Millionen Ja-Stimmen gegenüber 67,6 Millionen Nein-Stimmen bei 1,3 Millionen Enthaltungen. Somit können außer der ÖBAG und der Adnoc nur wenige Aktionäre zugunsten Seeles gestimmt haben.

Beschlossen wurde ferner, den Aktionären eine Dividende von 2,80 Euro je Aktie sowie eine Sonderdividende von 2,25 Euro je Aktie auszuzahlen. Insgesamt erhalten diese somit 5,05 Euro je Aktie, was die OMV etwa 1,65 Milliarden Euro kostet. Zum Vergleich: Für das Jahr 2021 hatte die OMV eine Dividende von 2,30 Euro je Aktie ausgeschüttet. Eine Sonderdividende gab es nicht.
 

Gerüchte und Proteste am Rande

Gerüchte, die Adnoc wolle von der OMV die Mehrheit des Kunststoffkonzerns Borealis erwerben, dementierte OMV-Generaldirektor Alfred Stern: Ein Verkauf von Anteilen der OMV an der Borealis stehe nicht zur Debatte. Die OMV hält 75 Prozent an dem Kunststoffkonzern. Stern hatte sich seit Bekanntwerden der Gerüchte stets gegen die Veräußerung der Borealis-Mehrheit ausgesprochen. In der von Stern im März vergangenen Jahres präsentierten Konzernstrategie wird die Chemiesparte und damit nicht zuletzt die Borealis als Wachstumsmotor der OMV bezeichnet.

Am Rande der Hauptversammlung äußerten Vertreter umweltpolitischer Interessengruppen ihren Unmut. Unter anderem kritisierten sie die „Milliardenprofite“ der OMV, die zulasten der Energiekunden gingen. Ferner forderten sie die „Enteignung“ des Unternehmens.

Donnerstag, 1.06.2023, 11:17 Uhr
Klaus Fischer

Haben Sie Interesse an Content oder Mehrfachzugängen für Ihr Unternehmen?

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Nutzung von E&M-Inhalten oder den verschiedenen Abonnement-Paketen haben.
Das E&M-Vertriebsteam freut sich unter Tel. 08152 / 93 11-77 oder unter vertrieb@energie-und-management.de über Ihre Anfrage.