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Energie & Management > Gas - Wissenschaftler mahnen klare Pläne im Falle der Gaszuteilung an
Quelle: Shutterstock / Mike Mareen
Gas

Wissenschaftler mahnen klare Pläne im Falle der Gaszuteilung an

Der Staat sorgt mit dem Notfallplan Gas vor, um die Versorgung in der Krise notfalls zu steuern. Experten aus der Wissenschaft verlangen nun klare Pläne für den Kollaps des Gasmarktes.
Hoffnung und Erwartung gehen dieser Tage Hand in Hand, wenn von der Versorgungssicherheit mit Gas im Winter die Rede ist. Sollte es gemäß Eskalationsstufe 3 im Notfallplan Gas der Bundesregierung zum Eingriff der Bundesnetzagentur kommen, fehlt Experten ein klarer Kurs für den Fall der dann notwendig werdenden Gas-Zuteilung.

Das Mannheimer Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) fordert daher konkrete Maßnahmen, sollte der Gasmarkt kollabieren und der Staat zum Handeln gezwungen sein. Die Autoren des fünften „Policy-Briefes“ des ZEW, Wirtschaftswissenschaftler Axel Ockenfels (Universität Köln) und ZEW-Präsident Achim Wambach, fordern „gut kommunizierte Pläne für den Ernstfall“, selbst wenn die Wahrscheinlichkeit für einen Kollaps gering sei.

Zertifikate für den Gasbezug fördern den Handel

Wichtig ist es aus Sicht der beiden Professoren, dass die Bundesnetzagentur ihr Handeln im Falle des Marktzusammenbruchs deutlich mitteile. Die Experten sparen nicht mit Vorschlägen, welche Instrumente tauglich sein könnten. Ihnen schwebt der Einsatz preisbasierter Anreize vor. Darunter stellen Ockenfels und Wambach sich Zertifikate für den Gasbezug vor. Sobald die Bundesnetzagentur diese Zertifikate zugeteilt habe, könnten Unternehmen auch mit ihnen handeln.

Ein Kollaps des Gasmarktes zeichnet sich nach Erkenntnissen der Wissenschaftler auch dadurch aus, dass der Verbrauch nicht automatisch bei steigenden Preisen zurückgehe. Im privaten Bereich liege dies daran, dass längerfristig abgeschlossene Bezugsverträge erst verzögert teurer würden. Die Folge: Nachfrage und Angebot ließen sich von immer höheren Preisen kaum beeindrucken. Dadurch könne der Markt keinen Preis mehr ermitteln, der Angebot und Nachfrage zum Ausgleich bringt.

Um die Versorgung sicherzustellen, sei aber Verzicht nötig. Gerade energieintensive Unternehmen sollte die Bundesregierung daher dazu bewegen, den Verbrauch zu reduzieren. Dies gelinge am besten durch eine Kombination aus Push- und Pull-Anreizen.

Auktionen helfen, Produktion zu drosseln oder umzustellen

Ein Push-Anreiz wäre es nach Ansicht der ZEW-Autoren, Unternehmen spezielle Geldzahlungen zu versprechen. Etwa für die Bereitschaft und Vorbereitung darauf, nach Aufforderung ihre Gasnachfrage zu drosseln. Dies ließe sich über Umschalt- und Abschaltauktionen regeln. Den Zuschlag gebe es zum Beispiel für eine geringere Produktion (Abschalten) oder für den Einkauf anderer Energieträger (Umschalten), den so genannten Fuel-Switch.

Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass die Bundesnetzagentur mit ihren bisherigen Planspielen zu schnellen Rationierungen der Gaslieferungen vermutlich zu kurz greife. Das Reduzieren des Gasverbrauchs sollte „nicht nur stunden- oder tageweise erfolgen, sondern für Wochen oder gar Monate“, so die Autoren. Realistisch sei schließlich, dass die Gasmangellage den ganzen Winter und nicht nur ein paar Tage andauere.

Positiver Effekt der Auktionen sei es in diesem Zusammenhang auch, darüber die Unternehmen zu identifizieren, die das Abschalten oder Umschalten zu den geringsten Investitions- und Vorbereitungskosten zu leisten vermögen.

Der fünfte Policy-Brief des ZEW trägt den Titel „Was tun, wenn der Markt kollabiert?“ und ist im Internet als PDF verfügbar.

Freitag, 11.11.2022, 16:32 Uhr
Volker Stephan
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Quelle: Shutterstock / Mike Mareen
Gas
Wissenschaftler mahnen klare Pläne im Falle der Gaszuteilung an
Der Staat sorgt mit dem Notfallplan Gas vor, um die Versorgung in der Krise notfalls zu steuern. Experten aus der Wissenschaft verlangen nun klare Pläne für den Kollaps des Gasmarktes.
Hoffnung und Erwartung gehen dieser Tage Hand in Hand, wenn von der Versorgungssicherheit mit Gas im Winter die Rede ist. Sollte es gemäß Eskalationsstufe 3 im Notfallplan Gas der Bundesregierung zum Eingriff der Bundesnetzagentur kommen, fehlt Experten ein klarer Kurs für den Fall der dann notwendig werdenden Gas-Zuteilung.

Das Mannheimer Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) fordert daher konkrete Maßnahmen, sollte der Gasmarkt kollabieren und der Staat zum Handeln gezwungen sein. Die Autoren des fünften „Policy-Briefes“ des ZEW, Wirtschaftswissenschaftler Axel Ockenfels (Universität Köln) und ZEW-Präsident Achim Wambach, fordern „gut kommunizierte Pläne für den Ernstfall“, selbst wenn die Wahrscheinlichkeit für einen Kollaps gering sei.

Zertifikate für den Gasbezug fördern den Handel

Wichtig ist es aus Sicht der beiden Professoren, dass die Bundesnetzagentur ihr Handeln im Falle des Marktzusammenbruchs deutlich mitteile. Die Experten sparen nicht mit Vorschlägen, welche Instrumente tauglich sein könnten. Ihnen schwebt der Einsatz preisbasierter Anreize vor. Darunter stellen Ockenfels und Wambach sich Zertifikate für den Gasbezug vor. Sobald die Bundesnetzagentur diese Zertifikate zugeteilt habe, könnten Unternehmen auch mit ihnen handeln.

Ein Kollaps des Gasmarktes zeichnet sich nach Erkenntnissen der Wissenschaftler auch dadurch aus, dass der Verbrauch nicht automatisch bei steigenden Preisen zurückgehe. Im privaten Bereich liege dies daran, dass längerfristig abgeschlossene Bezugsverträge erst verzögert teurer würden. Die Folge: Nachfrage und Angebot ließen sich von immer höheren Preisen kaum beeindrucken. Dadurch könne der Markt keinen Preis mehr ermitteln, der Angebot und Nachfrage zum Ausgleich bringt.

Um die Versorgung sicherzustellen, sei aber Verzicht nötig. Gerade energieintensive Unternehmen sollte die Bundesregierung daher dazu bewegen, den Verbrauch zu reduzieren. Dies gelinge am besten durch eine Kombination aus Push- und Pull-Anreizen.

Auktionen helfen, Produktion zu drosseln oder umzustellen

Ein Push-Anreiz wäre es nach Ansicht der ZEW-Autoren, Unternehmen spezielle Geldzahlungen zu versprechen. Etwa für die Bereitschaft und Vorbereitung darauf, nach Aufforderung ihre Gasnachfrage zu drosseln. Dies ließe sich über Umschalt- und Abschaltauktionen regeln. Den Zuschlag gebe es zum Beispiel für eine geringere Produktion (Abschalten) oder für den Einkauf anderer Energieträger (Umschalten), den so genannten Fuel-Switch.

Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass die Bundesnetzagentur mit ihren bisherigen Planspielen zu schnellen Rationierungen der Gaslieferungen vermutlich zu kurz greife. Das Reduzieren des Gasverbrauchs sollte „nicht nur stunden- oder tageweise erfolgen, sondern für Wochen oder gar Monate“, so die Autoren. Realistisch sei schließlich, dass die Gasmangellage den ganzen Winter und nicht nur ein paar Tage andauere.

Positiver Effekt der Auktionen sei es in diesem Zusammenhang auch, darüber die Unternehmen zu identifizieren, die das Abschalten oder Umschalten zu den geringsten Investitions- und Vorbereitungskosten zu leisten vermögen.

Der fünfte Policy-Brief des ZEW trägt den Titel „Was tun, wenn der Markt kollabiert?“ und ist im Internet als PDF verfügbar.

Freitag, 11.11.2022, 16:32 Uhr
Volker Stephan

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