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Energie & Management > Wärme - Leitfaden für beherzteres Vorgehen bei der Wärmewende
Quelle: Fotolia / sasel77
Wärme

Leitfaden für beherzteres Vorgehen bei der Wärmewende

Um die Wärmewende in Städten schneller und effektiver voranzutreiben, haben die Projektpartner des Vorhabens "Urbane Wärmewende" einen Maßnahmenmix vorgelegt.
Auf der nächsten Heizkostenabrechnung bekommen Mieterinnen und Mieter zu spüren, wie teuer die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen derzeit ist. Selbst wenn sich die Märkte beruhigen, der CO2-Preis auf fossile Energieträger wird steigen. Wie Bundesländer, Städte und Kommunen bei der Wärmeversorgung schnellstmöglich aus Öl und Erdgas aussteigen können, skizziert ein Maßnahmenmix des Projektes "Urbane Wärmewende" unter dem Projektkoordinator IÖW (Institut für ökologische Wirtschaftsforschung).

Verbundpartner des vom Bundesforschungsministerium geförderten Projektes waren die Berliner Wasserbetriebe, die Wirtschaftskanzlei Becker Büttner Held (BBH) sowie kommunale Vertreter der Berliner Senats- und Bezirksverwaltung. Zusammen nahmen die Partner in den vergangenen zweieinhalb Jahren zentrale Aspekte einer klimaneutralen Wärmeversorgung am Beispiel Berlins unter die Lupe.

Zum Status Quo der deutschen Hauptstadt: Der Wärmebereich wird durch fossile Energieträger abgedeckt: zwei Drittel von Erdgas, 17 % von Heizöl und 5 % von Kohle. Bei der Wärmewende steht die Stadt exemplarisch vor ähnlichen Herausforderungen wie andere Städte, führt Projektleiterin Elisa Dunkelberg vom IÖW an: "Steigende Mieten schüren Angst vor teuren Sanierungsprojekten, der Wandel kommt trotz Fördertöpfen noch nicht in den Quartieren an und Technologien wie die Nutzung der Abwasserwärme kommen nur langsam in die Umsetzung." 

Insbesondere zwei Lösungsansätze sind es, die laut der Partner "in keiner städtischen Wärmeplanung fehlen sollten":
  • Sanierungen ambitionierter angehen: Um die Wärmemiete stabil zu halten oder sogar zu senken, empfehlen die Projektpartner ein beherzteres Vorgehen bei Sanierungsmaßnahmen, vor allem in Milieuschutzgebieten. "In den gut 70 sozialen Erhaltungsgebieten Berlins werden ambitionierte energetische Sanierungen bisher selten genehmigt", erklärt Charlotta Maiworm vom BBH. Gleiches gelte für einen Wechsel von Gasetagenheizungen zu erneuerbaren Energien oder Fernwärme. "Um die Mieten langfristig günstig zu halten, sollten diese Projekte genehmigt werden – allerdings nur unter bestimmten Auflagen oder Bedingungen, etwa dass die Kosten für Mieterinnen und Mieter nicht höher sein dürfen als die Maßnahmen nach dem ordnungsrechtlichen Mindeststandard."
  • Lokale und alternative Wärmequellen umfassender nutzen: Vereinzelte Städte haben hierbei große Potenziale, wie etwa München bei der Geothermie oder Hamburg bei der industriellen Abwärme. Andere Städte wie Berlin müssen laut der Partner "alle Potenziale ausschöpfen" und einen breiten Wärmequellenmix anstreben − aus Umweltwärmepumpen, gewerblicher Abwärme, Direktstromnutzung und Biomasse. 
    Eine alternative Wärmequelle, die in allen Städten ganzjährig zur Verfügung steht und nur noch "angezapft" werden muss, ist laut dem Projekt die Abwasserwärme. Bis zu 5 % des Wärmebedarfs könnte sie zum Beispiel in Berlin künftig decken, so die Partner. Sie appellieren, den Städten für ihre kommunale Wärmeplanung Informationen darüber bereitzustellen, wo und in welchem Umfang Abwasserwärme zur Verfügung steht und wie sie sich nutzen lässt.
Beide Punkte will das Projekt "Urbane Wärme" in seinen Publikationen abdecken: zum einen mit einem Leitfaden, worauf Kommunen und Quartiersmanager bei Sanierungsmaßnahmen achten müssen, zum anderen mit einem geobasierten Tool, dem Abwasserwärmeatlas, den die Partner aktuell in einer Testphase erproben.

Öffentliche Gebäude spielen bei der Erschließung der lokalen Wärmequellen eine besondere Rolle, wie das IÖW mitteilt. Projektleiterin Dunkelberg sagt: "Wenn dort zum Beispiel eine große Abwasserwärmepumpe installiert wird, kann diese über ein Quartierswärmenetz auch umliegende Häuser mitversorgen." Wann immer bei öffentlichen Gebäuden Heizungswechsel oder Sanierungen anstünden, sollte daher geprüft werden, ob ein Quartierswärmesystem möglich ist.

Anhand von Beispielberechnungen zeigen die Projektpartner, dass mit der geplanten Bundesförderung für effiziente Wärmenetze Quartierswärme in der Nachbarschaft zu wettbewerbsfähigen Preisen angeboten werden kann. Die Forschenden schlagen zudem Maßnahmen für eine erleichterte Umsetzung vor – etwa Musterverträge und Kriterienkataloge.

Die Erkenntnisse seiner Untersuchungen aus dem Projekt "Urbane Wärme" haben das IÖW und seine Partner auf der gemeinsamen Projektseite im Internet publiziert. 

Mittwoch, 27.04.2022, 12:30 Uhr
Davina Spohn
Energie & Management > Wärme - Leitfaden für beherzteres Vorgehen bei der Wärmewende
Quelle: Fotolia / sasel77
Wärme
Leitfaden für beherzteres Vorgehen bei der Wärmewende
Um die Wärmewende in Städten schneller und effektiver voranzutreiben, haben die Projektpartner des Vorhabens "Urbane Wärmewende" einen Maßnahmenmix vorgelegt.
Auf der nächsten Heizkostenabrechnung bekommen Mieterinnen und Mieter zu spüren, wie teuer die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen derzeit ist. Selbst wenn sich die Märkte beruhigen, der CO2-Preis auf fossile Energieträger wird steigen. Wie Bundesländer, Städte und Kommunen bei der Wärmeversorgung schnellstmöglich aus Öl und Erdgas aussteigen können, skizziert ein Maßnahmenmix des Projektes "Urbane Wärmewende" unter dem Projektkoordinator IÖW (Institut für ökologische Wirtschaftsforschung).

Verbundpartner des vom Bundesforschungsministerium geförderten Projektes waren die Berliner Wasserbetriebe, die Wirtschaftskanzlei Becker Büttner Held (BBH) sowie kommunale Vertreter der Berliner Senats- und Bezirksverwaltung. Zusammen nahmen die Partner in den vergangenen zweieinhalb Jahren zentrale Aspekte einer klimaneutralen Wärmeversorgung am Beispiel Berlins unter die Lupe.

Zum Status Quo der deutschen Hauptstadt: Der Wärmebereich wird durch fossile Energieträger abgedeckt: zwei Drittel von Erdgas, 17 % von Heizöl und 5 % von Kohle. Bei der Wärmewende steht die Stadt exemplarisch vor ähnlichen Herausforderungen wie andere Städte, führt Projektleiterin Elisa Dunkelberg vom IÖW an: "Steigende Mieten schüren Angst vor teuren Sanierungsprojekten, der Wandel kommt trotz Fördertöpfen noch nicht in den Quartieren an und Technologien wie die Nutzung der Abwasserwärme kommen nur langsam in die Umsetzung." 

Insbesondere zwei Lösungsansätze sind es, die laut der Partner "in keiner städtischen Wärmeplanung fehlen sollten":
  • Sanierungen ambitionierter angehen: Um die Wärmemiete stabil zu halten oder sogar zu senken, empfehlen die Projektpartner ein beherzteres Vorgehen bei Sanierungsmaßnahmen, vor allem in Milieuschutzgebieten. "In den gut 70 sozialen Erhaltungsgebieten Berlins werden ambitionierte energetische Sanierungen bisher selten genehmigt", erklärt Charlotta Maiworm vom BBH. Gleiches gelte für einen Wechsel von Gasetagenheizungen zu erneuerbaren Energien oder Fernwärme. "Um die Mieten langfristig günstig zu halten, sollten diese Projekte genehmigt werden – allerdings nur unter bestimmten Auflagen oder Bedingungen, etwa dass die Kosten für Mieterinnen und Mieter nicht höher sein dürfen als die Maßnahmen nach dem ordnungsrechtlichen Mindeststandard."
  • Lokale und alternative Wärmequellen umfassender nutzen: Vereinzelte Städte haben hierbei große Potenziale, wie etwa München bei der Geothermie oder Hamburg bei der industriellen Abwärme. Andere Städte wie Berlin müssen laut der Partner "alle Potenziale ausschöpfen" und einen breiten Wärmequellenmix anstreben − aus Umweltwärmepumpen, gewerblicher Abwärme, Direktstromnutzung und Biomasse. 
    Eine alternative Wärmequelle, die in allen Städten ganzjährig zur Verfügung steht und nur noch "angezapft" werden muss, ist laut dem Projekt die Abwasserwärme. Bis zu 5 % des Wärmebedarfs könnte sie zum Beispiel in Berlin künftig decken, so die Partner. Sie appellieren, den Städten für ihre kommunale Wärmeplanung Informationen darüber bereitzustellen, wo und in welchem Umfang Abwasserwärme zur Verfügung steht und wie sie sich nutzen lässt.
Beide Punkte will das Projekt "Urbane Wärme" in seinen Publikationen abdecken: zum einen mit einem Leitfaden, worauf Kommunen und Quartiersmanager bei Sanierungsmaßnahmen achten müssen, zum anderen mit einem geobasierten Tool, dem Abwasserwärmeatlas, den die Partner aktuell in einer Testphase erproben.

Öffentliche Gebäude spielen bei der Erschließung der lokalen Wärmequellen eine besondere Rolle, wie das IÖW mitteilt. Projektleiterin Dunkelberg sagt: "Wenn dort zum Beispiel eine große Abwasserwärmepumpe installiert wird, kann diese über ein Quartierswärmenetz auch umliegende Häuser mitversorgen." Wann immer bei öffentlichen Gebäuden Heizungswechsel oder Sanierungen anstünden, sollte daher geprüft werden, ob ein Quartierswärmesystem möglich ist.

Anhand von Beispielberechnungen zeigen die Projektpartner, dass mit der geplanten Bundesförderung für effiziente Wärmenetze Quartierswärme in der Nachbarschaft zu wettbewerbsfähigen Preisen angeboten werden kann. Die Forschenden schlagen zudem Maßnahmen für eine erleichterte Umsetzung vor – etwa Musterverträge und Kriterienkataloge.

Die Erkenntnisse seiner Untersuchungen aus dem Projekt "Urbane Wärme" haben das IÖW und seine Partner auf der gemeinsamen Projektseite im Internet publiziert. 

Mittwoch, 27.04.2022, 12:30 Uhr
Davina Spohn

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