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Energie & Management > Baden-Württemberg -
Quelle: Martina Berg, Fotolia.com
Baden-Württemberg

"KWK ist keine Brückentechnologie"

„Als Land Baden-Württemberg setzen wir uns für eine moderne KWK ein“, sagte Staatssekretär Andre Baumann vom Umweltministerium Baden-Württemberg bei der KWK-Tagung der KEA BW.
Eine flexible und systemdienliche Kraft-Wärme-Kopplung ist neben den erneuerbaren Energien ein wesentlicher Pfeiler eines zukünftigen klimafreundlichen Energiesystems. So das Credo bei der 11. KWK-Tagung der KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg, die am 22. September in Karlsruhe sowie virtuell, stattfand. Wenn Deutschland aus Kohle- und Atomstrom aussteige, müsse man auch wo einsteigen, sagte Staatssekretär Baumann in seinem Grußwort. „Die Kraft-Wärme-Kopplung ist eine wichtige Brückentechnologie“ – mittelfristig sicherlich noch mit Erdgas, langfristig jedoch mit erneuerbaren Brennstoffen.

Das Land Baden-Württemberg bekennt sich zu dieser Technologie. Um die im Klimaschutzgesetz des Landes genannten Ziele zu erreichen, komme dem Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung eine wichtige Rolle zu. Grund für die Schlüsselrolle der KWK in einem nachhaltigen Energiesystem der Zukunft sei die hohe Effizienz der gekoppelten Strom- und Wärmeerzeugung bei gleichzeitig sehr großer Flexibilität hinsichtlich Anlagengröße und Einsatzart.

Über die Kompetenzzentren der KEA BW werden in Baden-Württemberg daher unter anderem umfangreiche Beratungsleistungen angeboten. Das Land fördert zum Beispiel eine KWK-Begleitberatung sowie Beratungsleistungen bei Contracting-Projekten. Ein Arbeitskreis Dezentrale Energietechnik (AK Dezent) beschäftigt sich außerdem mit allen Fragen rund um das Thema dezentrale Energiebereitstellung. Ein wesentlicher Fokus liegt auch beim AK Dezent auf der Kraft-Wärme-Kopplung. Mitglieder des Arbeitskreises sind Planer und Berater sowie Verbands-Vertreter, des Umweltministeriums und des Kompetenzzentrums KWK.

Damit die KWK ihre angedachte Rolle auch wahrnehmen kann, muss sie sich allerdings verändern, betonten sowohl Volker Kienzlen, Geschäftsführer der KEA BW, als auch Bernd Thomas vom AK Dezent auf der KWK-Tagung. Die KWK müsse systemverträglich ihren Beitrag leisten – ohne den „Erneuerbaren-Strom aus dem Netz zu drücken“, sagte Kienzlen. Das heiße viel kürzere Laufzeiten der Blockheizkraftwerke, kombiniert mit Wärmespeichern.

Die Rolle der KWK sehen Referenten der Tagung vor allem darin, den Netzbetrieb zu stabilisieren, Restlast effizient abzudecken sowie die Versorgungssicherheit zu erhöhen. Damit ist die KWK „keine Brückentechnologie“, betonte Gunnar Kästle vom Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung. Vielmehr sei die KWK ein dauerhafter Partner für die erneuerbaren Energien.

KWK unabdingbar für die Wärmewende

Insbesondere im Wärmebereich sei die KWK auch künftig unverzichtbar. „Nach wie vor liegt der Fokus zu sehr auf dem Strommarkt. Aber die Hauptaufgabe der Energiewende ist eigentlich der immer noch sträflich vernachlässigte Wärmemarkt“, sagte Christoph Zeis als Referent. Er ist Geschäftsführer der kommunalen Energie Dienstleistungsgesellschaft Rheinhessen-Nahe sowie Vorstandsvorsitzender des Landesverbandes Erneuerbare Energie Rheinland-Pfalz/Saarland.

Gerade im Wärmebereich „ist die ‚All-electric-World‘ eine Utopie“, so Zeis. Die Fokussierung auf den flächendeckenden Einsatz von Wärmepumpen verkenne, dass der Großteil der Wärmeverteilsysteme im Gebäudebestand auf Heizkörperheizung beruhe. „Wärmepumpen sind sicherlich richtig und wichtig, aber nicht überall sinnvoll.“ Hier müsse die KWK stärker in den Fokus.

Als Beispiel nannten sowohl Zeis als auch Stefan Bärwald von der ZEAG Energie die Kombination von KWK und Photovoltaik für Mehrfamilienhäuser und Quartiere. Photovoltaik mit einem Speicher würde vor allem in den Sommermonaten die Energie liefern. „Die Nutzung der KWK schiebt sich mehrheitlich in die Wintermonate“, erklärte Bärwald. Die KWK führe zudem zu einem niedrigen Primärenergiefaktor.

Insgesamt sehen die Referenten die KWK als wichtige Technologie für die Sektorenkopplung. KWK könne bereits heute mit biogenen Brennstoffen betrieben werden und sei wasserstofffähig. Als brennstoffunabhängige Technologie, müsse sie in Zukunft eine entscheidende Rolle im Energiesystem einnehmen als hochflexibles und dezentrales Back-Up-System für das Stromnetz, wenn die Energie aus Sonne und Wind nicht ausreicht – etwa bei kalten Dunkelflauten.

Außerdem wurde bei der KWK-Tagung dafür plädiert, dass der Gesetzgeber zum einen mehr Planbarkeit schaffen muss – das KWKG hat beispielsweise lediglich eine Laufzeit bis 2026. Und zum anderen müssten Verordnungen für Erneuerbare, KWK oder Wärmepumpen besser aufeinander abgestimmt werden.

Mittwoch, 22.09.2021, 13:49 Uhr
Heidi Roider
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Baden-Württemberg
"KWK ist keine Brückentechnologie"
„Als Land Baden-Württemberg setzen wir uns für eine moderne KWK ein“, sagte Staatssekretär Andre Baumann vom Umweltministerium Baden-Württemberg bei der KWK-Tagung der KEA BW.
Eine flexible und systemdienliche Kraft-Wärme-Kopplung ist neben den erneuerbaren Energien ein wesentlicher Pfeiler eines zukünftigen klimafreundlichen Energiesystems. So das Credo bei der 11. KWK-Tagung der KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg, die am 22. September in Karlsruhe sowie virtuell, stattfand. Wenn Deutschland aus Kohle- und Atomstrom aussteige, müsse man auch wo einsteigen, sagte Staatssekretär Baumann in seinem Grußwort. „Die Kraft-Wärme-Kopplung ist eine wichtige Brückentechnologie“ – mittelfristig sicherlich noch mit Erdgas, langfristig jedoch mit erneuerbaren Brennstoffen.

Das Land Baden-Württemberg bekennt sich zu dieser Technologie. Um die im Klimaschutzgesetz des Landes genannten Ziele zu erreichen, komme dem Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung eine wichtige Rolle zu. Grund für die Schlüsselrolle der KWK in einem nachhaltigen Energiesystem der Zukunft sei die hohe Effizienz der gekoppelten Strom- und Wärmeerzeugung bei gleichzeitig sehr großer Flexibilität hinsichtlich Anlagengröße und Einsatzart.

Über die Kompetenzzentren der KEA BW werden in Baden-Württemberg daher unter anderem umfangreiche Beratungsleistungen angeboten. Das Land fördert zum Beispiel eine KWK-Begleitberatung sowie Beratungsleistungen bei Contracting-Projekten. Ein Arbeitskreis Dezentrale Energietechnik (AK Dezent) beschäftigt sich außerdem mit allen Fragen rund um das Thema dezentrale Energiebereitstellung. Ein wesentlicher Fokus liegt auch beim AK Dezent auf der Kraft-Wärme-Kopplung. Mitglieder des Arbeitskreises sind Planer und Berater sowie Verbands-Vertreter, des Umweltministeriums und des Kompetenzzentrums KWK.

Damit die KWK ihre angedachte Rolle auch wahrnehmen kann, muss sie sich allerdings verändern, betonten sowohl Volker Kienzlen, Geschäftsführer der KEA BW, als auch Bernd Thomas vom AK Dezent auf der KWK-Tagung. Die KWK müsse systemverträglich ihren Beitrag leisten – ohne den „Erneuerbaren-Strom aus dem Netz zu drücken“, sagte Kienzlen. Das heiße viel kürzere Laufzeiten der Blockheizkraftwerke, kombiniert mit Wärmespeichern.

Die Rolle der KWK sehen Referenten der Tagung vor allem darin, den Netzbetrieb zu stabilisieren, Restlast effizient abzudecken sowie die Versorgungssicherheit zu erhöhen. Damit ist die KWK „keine Brückentechnologie“, betonte Gunnar Kästle vom Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung. Vielmehr sei die KWK ein dauerhafter Partner für die erneuerbaren Energien.

KWK unabdingbar für die Wärmewende

Insbesondere im Wärmebereich sei die KWK auch künftig unverzichtbar. „Nach wie vor liegt der Fokus zu sehr auf dem Strommarkt. Aber die Hauptaufgabe der Energiewende ist eigentlich der immer noch sträflich vernachlässigte Wärmemarkt“, sagte Christoph Zeis als Referent. Er ist Geschäftsführer der kommunalen Energie Dienstleistungsgesellschaft Rheinhessen-Nahe sowie Vorstandsvorsitzender des Landesverbandes Erneuerbare Energie Rheinland-Pfalz/Saarland.

Gerade im Wärmebereich „ist die ‚All-electric-World‘ eine Utopie“, so Zeis. Die Fokussierung auf den flächendeckenden Einsatz von Wärmepumpen verkenne, dass der Großteil der Wärmeverteilsysteme im Gebäudebestand auf Heizkörperheizung beruhe. „Wärmepumpen sind sicherlich richtig und wichtig, aber nicht überall sinnvoll.“ Hier müsse die KWK stärker in den Fokus.

Als Beispiel nannten sowohl Zeis als auch Stefan Bärwald von der ZEAG Energie die Kombination von KWK und Photovoltaik für Mehrfamilienhäuser und Quartiere. Photovoltaik mit einem Speicher würde vor allem in den Sommermonaten die Energie liefern. „Die Nutzung der KWK schiebt sich mehrheitlich in die Wintermonate“, erklärte Bärwald. Die KWK führe zudem zu einem niedrigen Primärenergiefaktor.

Insgesamt sehen die Referenten die KWK als wichtige Technologie für die Sektorenkopplung. KWK könne bereits heute mit biogenen Brennstoffen betrieben werden und sei wasserstofffähig. Als brennstoffunabhängige Technologie, müsse sie in Zukunft eine entscheidende Rolle im Energiesystem einnehmen als hochflexibles und dezentrales Back-Up-System für das Stromnetz, wenn die Energie aus Sonne und Wind nicht ausreicht – etwa bei kalten Dunkelflauten.

Außerdem wurde bei der KWK-Tagung dafür plädiert, dass der Gesetzgeber zum einen mehr Planbarkeit schaffen muss – das KWKG hat beispielsweise lediglich eine Laufzeit bis 2026. Und zum anderen müssten Verordnungen für Erneuerbare, KWK oder Wärmepumpen besser aufeinander abgestimmt werden.

Mittwoch, 22.09.2021, 13:49 Uhr
Heidi Roider

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