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Energie & Management > Aus Der Aktuellen Zeitungsausgabe - Hin zum Wettbewerb auf dem Netz
Quelle: E&M
Aus Der Aktuellen Zeitungsausgabe

Hin zum Wettbewerb auf dem Netz

Verschiedene Verbände raten ihren Mitgliedern, in das Geschäftsfeld Glasfaser einzusteigen − am besten mit einem Partner.
In Osnabrück sind die Glasraser am Start: Die Netztochter der örtlichen Stadtwerke, SWO Netz, und die Glasfaser Nordwest, ein Joint Venture der Deutschen Telekom und des Versorgers EWE, wollen mit der „Mission Glasraser“ in der Kommune ein flächendeckendes Glasfasernetz errichten. Noch im laufenden Jahr sollen 13.000 Haushalte in den ersten beiden Ausbaugebieten in den Genuss von Datengeschwindigkeiten bis zu 1.000 Mbit pro Sekunde kommen. Bis 2027 soll die gesamte Stadt versorgt sein − über ein 650 Kilometer langes Netz. Die Investition beträgt laut Matthias Hackmann, Leiter Netzausbau bei der SWO Netz, „mehr als 100 Millionen Euro“.

Die Arbeitsteilung sieht wie folgt aus: Die Glasfaser Nordwest errichtet mit den Netzknoten das „aktive Netz“ und wird auch die Installation der Hausanschlüsse übernehmen. Den Ausbau des „passiven Netzes“, also die Tiefbauarbeiten, laufen über die SWO Netz GmbH.
 
In Osnabrück ist im März die „Mission Glasraser“ gestartet
Quelle: Stadtwerke Osnabrück/Swaantje Hehmann

Nach seiner Fertigstellung soll das Glasfasernetz dann dem gesamten Telekommunikationsmarkt diskriminierungsfrei zur Verfügung gestellt werden. Damit gehen die Osnabrücker einen Weg, den auch der Verband der kommunalen Unternehmen (VKU) und der Bundesverband Glasfaseranschluss (Buglas) vorschlagen.
 
Weg vom Wettbewerb zwischen den Netzen
 
Kein Marktakteur schaffe den flächendeckenden Glasfaserausbau allein. Daher seien Ausbaukooperationen und der marktverhandelte „Open Access“ ein effizienter Weg hin zur bestmöglichen Nutzung und Amortisation von Netzinvestitionen, erklärten Buglas-Geschäftsführer Wolfgang Heer und Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des VKU, unisono im Februar im Nachgang zu einer Befragung ihrer Mitglieder.

Open Access bedeutet, dass nur ein Unternehmen die Infrastruktur baut und sie dann verschiedenen Telekommunikationsfirmen anbietet. „Weg vom Wettbewerb zwischen den Netzen, hin zum Wettbewerb auf dem Netz“ ist für Liebing und Heer deshalb das Motto für die künftige Stoßrichtung beim Ausbau. Dies könne ihrer Ansicht nach den Glasfaserausbau erheblich beschleunigen und werde den volkswirtschaftlich unsinnigen Überbau von Netzen stoppen. Gleichzeitig werde die Netzauslastung erhöht und damit die Refinanzierung erleichtert. Unterm Strich sei damit der Glasfaserausbau zu geringeren Kosten zu realisieren.

Dass dies offensichtlich ein Modell für die Zukunft ist, lässt sich an der Bereitschaft von 85 % der Unternehmen erkennen, beim Ausbau zu kooperieren. Und fast 80 % der kommunalen und regionalen Telekommunikationsunternehmen bieten den Verbänden zufolge Wettbewerbern einen diskriminierungsfreien Zugang zu ihren Netzen an beziehungsweise planen dies in den nächsten drei Jahren.
In der Umfrage gaben 80 % der Mitglieder außerdem an, mit einem weiteren Nachfrageanstieg nach hohen Bandbreiten zu rechnen − besonders stark bei den Privathaushalten. Deshalb investieren 93 % in den Ausbau von Glasfasernetzen bis in den Keller oder in die Wohnung der Nutzer.

Auch wenn die Branche die Aussichten insgesamt positiv bewertet, hat die Corona-Pandemie ihre Spuren hinterlassen. Strukturelle Tiefbauengpässe und zeitweise Ausfälle von Baukolonnen machten jeweils 32 % der Befragten zu schaffen, während 30 % unter Lieferengpässen und 25 % unter langsamen Planungs- und Genehmigungsverfahren litten.

Obwohl der Glasfaserausbau ein ganz wesentlicher Erfolgsfaktor für die Transformation einer Kommune zur Smart City ist, verfügen noch längst nicht alle 68 Unternehmen, die an der Studie zu den „Digitalisierungs- und Konnektivitätsperspektiven 2022“ teilgenommen haben, über ein eigenes Smart-City-Konzept. Lediglich 63 % haben bereits eines erarbeitet oder planen zumindest, dies zu tun.

Dabei, so sagt Stephan Albers, können Stadtwerke im Zusammenspiel mit Smart-City-Anwendungen zu zentralen Akteuren des digitalen Wandels werden und die Digitalisierung in den Städten und Kommunen prägen. Der Geschäftsführer des Bundesverbands Breitbandkommunikation (Breko) verweist in einem Beitrag zur Studie „Glasfaser als Bestandteil eines fortschrittlichen Stadtwerkeportfolios“ der Beratungsgesellschaft Micus darauf, dass derzeit über 80 Stadtwerke und Stadtwerketöchter unter den 400 Breko-Mitgliedern auch ein Glasfasernetz bauen beziehungsweise schon betreiben.

Allerdings sieht er noch Eintrittshürden, etwa die Dynamik des Telekommunikationsmarktes. Dieser sei sehr wettbewerbsintensiv und durch große internationale Player geprägt, die mit bestehenden Kabel- und Kupfernetzen als Konkurrenz zum Glasfaserausbau in Erscheinung treten. Und zahlreiche Neueinsteiger hätten Finanzinvestoren im Rücken, die Kapital für den Ausbau bereitstellen. „Stadtwerke sind deshalb gut beraten, sich einen Partner zu suchen, der in diesem Markt erfahren ist“, so Albers.

Gleichzeitig sind er und seine Kollegen beim Verband überzeugt, dass es keinen besseren Zeitpunkt gibt, als jetzt in das Geschäftsfeld Glasfaserausbau einzusteigen. „Neue Anreize von außen braucht es dafür nicht mehr, mittlerweile sind sich alle, auch die Politik, einig, dass wir den Glasfaserausbau in Deutschland brauchen und dieser neben der Energiewende das größte Infrastrukturprojekt hierzulande ist“, sagt der Breko-Geschäftsführer.
 
Nur 12 % sehen ein hohes Potenzial
 
Die von Micus insgesamt befragten 105 Stadtwerke und Energieversorger sind selbst allerdings nicht völlig vom Potenzial des Geschäftsfelds „Glasfaser“ überzeugt. Bei 69 Rückmeldungen liegt der Anteil derer, die ein niedriges Potenzial sehen, immerhin bei 33 % und 38 % antworteten mit „teils, teils“. Nur 12 % gehen von einem hohen Potenzial aus.

Während 69 % der Unternehmen bei der Möglichkeit von Mehrfachnennungen angeben, sich mit dem Glasfaserausbau auf künftige Entwicklungen und Herausforderungen bei der Digitalisierung vorbereiten zu wollen, sehen 60 % die Möglichkeit, das Angebot an ihre Endkunden zu erweitern. Insgesamt 46 % erwarten eine Umsatzsteigerung durch das neue Geschäftsfeld.

Es ist wenig verwunderlich, dass die Strategieberater von Micus am Ende ihrer Studie alles in allem zum Fazit kommen, „Glasfaser stellt für Stadtwerke und EVU eine sinnvolle Ergänzung des Angebots- und Produktportfolios dar“. Allerdings hat die Untersuchung ergeben, dass die Unternehmen durchaus Hemmnisse und Hürden für ein Glasfaserengagement sehen.

Insbesondere die Planung und Finanzierung des Glasfaserausbaus gelten als Herausforderung − sowohl bei den Versorgern, die bereits eine Netzinfrastruktur haben, als auch bei denen, die kein eigenes Netz besitzen. Dagegen fallen offensichtlich die Themen „Engpass bei Tiefbaukapazitäten“ und „fehlender Zugriff auf personelle Ressourcen“ kaum ins Gewicht und stehen dem Aufbruch in das neue Geschäftsfeld nicht im Weg.

 

Donnerstag, 5.05.2022, 09:03 Uhr
Fritz Wilhelm
Energie & Management > Aus Der Aktuellen Zeitungsausgabe - Hin zum Wettbewerb auf dem Netz
Quelle: E&M
Aus Der Aktuellen Zeitungsausgabe
Hin zum Wettbewerb auf dem Netz
Verschiedene Verbände raten ihren Mitgliedern, in das Geschäftsfeld Glasfaser einzusteigen − am besten mit einem Partner.
In Osnabrück sind die Glasraser am Start: Die Netztochter der örtlichen Stadtwerke, SWO Netz, und die Glasfaser Nordwest, ein Joint Venture der Deutschen Telekom und des Versorgers EWE, wollen mit der „Mission Glasraser“ in der Kommune ein flächendeckendes Glasfasernetz errichten. Noch im laufenden Jahr sollen 13.000 Haushalte in den ersten beiden Ausbaugebieten in den Genuss von Datengeschwindigkeiten bis zu 1.000 Mbit pro Sekunde kommen. Bis 2027 soll die gesamte Stadt versorgt sein − über ein 650 Kilometer langes Netz. Die Investition beträgt laut Matthias Hackmann, Leiter Netzausbau bei der SWO Netz, „mehr als 100 Millionen Euro“.

Die Arbeitsteilung sieht wie folgt aus: Die Glasfaser Nordwest errichtet mit den Netzknoten das „aktive Netz“ und wird auch die Installation der Hausanschlüsse übernehmen. Den Ausbau des „passiven Netzes“, also die Tiefbauarbeiten, laufen über die SWO Netz GmbH.
 
In Osnabrück ist im März die „Mission Glasraser“ gestartet
Quelle: Stadtwerke Osnabrück/Swaantje Hehmann

Nach seiner Fertigstellung soll das Glasfasernetz dann dem gesamten Telekommunikationsmarkt diskriminierungsfrei zur Verfügung gestellt werden. Damit gehen die Osnabrücker einen Weg, den auch der Verband der kommunalen Unternehmen (VKU) und der Bundesverband Glasfaseranschluss (Buglas) vorschlagen.
 
Weg vom Wettbewerb zwischen den Netzen
 
Kein Marktakteur schaffe den flächendeckenden Glasfaserausbau allein. Daher seien Ausbaukooperationen und der marktverhandelte „Open Access“ ein effizienter Weg hin zur bestmöglichen Nutzung und Amortisation von Netzinvestitionen, erklärten Buglas-Geschäftsführer Wolfgang Heer und Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des VKU, unisono im Februar im Nachgang zu einer Befragung ihrer Mitglieder.

Open Access bedeutet, dass nur ein Unternehmen die Infrastruktur baut und sie dann verschiedenen Telekommunikationsfirmen anbietet. „Weg vom Wettbewerb zwischen den Netzen, hin zum Wettbewerb auf dem Netz“ ist für Liebing und Heer deshalb das Motto für die künftige Stoßrichtung beim Ausbau. Dies könne ihrer Ansicht nach den Glasfaserausbau erheblich beschleunigen und werde den volkswirtschaftlich unsinnigen Überbau von Netzen stoppen. Gleichzeitig werde die Netzauslastung erhöht und damit die Refinanzierung erleichtert. Unterm Strich sei damit der Glasfaserausbau zu geringeren Kosten zu realisieren.

Dass dies offensichtlich ein Modell für die Zukunft ist, lässt sich an der Bereitschaft von 85 % der Unternehmen erkennen, beim Ausbau zu kooperieren. Und fast 80 % der kommunalen und regionalen Telekommunikationsunternehmen bieten den Verbänden zufolge Wettbewerbern einen diskriminierungsfreien Zugang zu ihren Netzen an beziehungsweise planen dies in den nächsten drei Jahren.
In der Umfrage gaben 80 % der Mitglieder außerdem an, mit einem weiteren Nachfrageanstieg nach hohen Bandbreiten zu rechnen − besonders stark bei den Privathaushalten. Deshalb investieren 93 % in den Ausbau von Glasfasernetzen bis in den Keller oder in die Wohnung der Nutzer.

Auch wenn die Branche die Aussichten insgesamt positiv bewertet, hat die Corona-Pandemie ihre Spuren hinterlassen. Strukturelle Tiefbauengpässe und zeitweise Ausfälle von Baukolonnen machten jeweils 32 % der Befragten zu schaffen, während 30 % unter Lieferengpässen und 25 % unter langsamen Planungs- und Genehmigungsverfahren litten.

Obwohl der Glasfaserausbau ein ganz wesentlicher Erfolgsfaktor für die Transformation einer Kommune zur Smart City ist, verfügen noch längst nicht alle 68 Unternehmen, die an der Studie zu den „Digitalisierungs- und Konnektivitätsperspektiven 2022“ teilgenommen haben, über ein eigenes Smart-City-Konzept. Lediglich 63 % haben bereits eines erarbeitet oder planen zumindest, dies zu tun.

Dabei, so sagt Stephan Albers, können Stadtwerke im Zusammenspiel mit Smart-City-Anwendungen zu zentralen Akteuren des digitalen Wandels werden und die Digitalisierung in den Städten und Kommunen prägen. Der Geschäftsführer des Bundesverbands Breitbandkommunikation (Breko) verweist in einem Beitrag zur Studie „Glasfaser als Bestandteil eines fortschrittlichen Stadtwerkeportfolios“ der Beratungsgesellschaft Micus darauf, dass derzeit über 80 Stadtwerke und Stadtwerketöchter unter den 400 Breko-Mitgliedern auch ein Glasfasernetz bauen beziehungsweise schon betreiben.

Allerdings sieht er noch Eintrittshürden, etwa die Dynamik des Telekommunikationsmarktes. Dieser sei sehr wettbewerbsintensiv und durch große internationale Player geprägt, die mit bestehenden Kabel- und Kupfernetzen als Konkurrenz zum Glasfaserausbau in Erscheinung treten. Und zahlreiche Neueinsteiger hätten Finanzinvestoren im Rücken, die Kapital für den Ausbau bereitstellen. „Stadtwerke sind deshalb gut beraten, sich einen Partner zu suchen, der in diesem Markt erfahren ist“, so Albers.

Gleichzeitig sind er und seine Kollegen beim Verband überzeugt, dass es keinen besseren Zeitpunkt gibt, als jetzt in das Geschäftsfeld Glasfaserausbau einzusteigen. „Neue Anreize von außen braucht es dafür nicht mehr, mittlerweile sind sich alle, auch die Politik, einig, dass wir den Glasfaserausbau in Deutschland brauchen und dieser neben der Energiewende das größte Infrastrukturprojekt hierzulande ist“, sagt der Breko-Geschäftsführer.
 
Nur 12 % sehen ein hohes Potenzial
 
Die von Micus insgesamt befragten 105 Stadtwerke und Energieversorger sind selbst allerdings nicht völlig vom Potenzial des Geschäftsfelds „Glasfaser“ überzeugt. Bei 69 Rückmeldungen liegt der Anteil derer, die ein niedriges Potenzial sehen, immerhin bei 33 % und 38 % antworteten mit „teils, teils“. Nur 12 % gehen von einem hohen Potenzial aus.

Während 69 % der Unternehmen bei der Möglichkeit von Mehrfachnennungen angeben, sich mit dem Glasfaserausbau auf künftige Entwicklungen und Herausforderungen bei der Digitalisierung vorbereiten zu wollen, sehen 60 % die Möglichkeit, das Angebot an ihre Endkunden zu erweitern. Insgesamt 46 % erwarten eine Umsatzsteigerung durch das neue Geschäftsfeld.

Es ist wenig verwunderlich, dass die Strategieberater von Micus am Ende ihrer Studie alles in allem zum Fazit kommen, „Glasfaser stellt für Stadtwerke und EVU eine sinnvolle Ergänzung des Angebots- und Produktportfolios dar“. Allerdings hat die Untersuchung ergeben, dass die Unternehmen durchaus Hemmnisse und Hürden für ein Glasfaserengagement sehen.

Insbesondere die Planung und Finanzierung des Glasfaserausbaus gelten als Herausforderung − sowohl bei den Versorgern, die bereits eine Netzinfrastruktur haben, als auch bei denen, die kein eigenes Netz besitzen. Dagegen fallen offensichtlich die Themen „Engpass bei Tiefbaukapazitäten“ und „fehlender Zugriff auf personelle Ressourcen“ kaum ins Gewicht und stehen dem Aufbruch in das neue Geschäftsfeld nicht im Weg.

 

Donnerstag, 5.05.2022, 09:03 Uhr
Fritz Wilhelm

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