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Energie & Management > Bilanz - Eon-Regionalgesellschaft Süwag lebt von der Substanz
Quelle: Fotolia / Eisenhans
Bilanz

Eon-Regionalgesellschaft Süwag lebt von der Substanz

Die Frankfurter Süwag Energie hat im vergangenen Jahr einen Gewinneinbruch erlitten. Um die Dividende an Eon und die Kommunen auszuschütten, musste sie an die Rücklagen heran.
Vorstandsvorsitzender Markus Coenen hält den Eon-Regionalversorger Süwag Energie aus Frankfurt am Main in einer Mitteilung über das Geschäftsjahr 2022 für "wirtschaftlich gut aufgestellt" − "trotz schwieriger Rahmenbedingungen". Die in der Mitteilung weggelassenen Geschäftszahlen, die die Süwag an anderer Stelle ebenfalls veröffentlicht hat, sprechen eine andere Sprache.

Demnach brach der Jahresüberschuss der AG gegenüber 2021 von 54,6 auf 8,3 Millionen Euro zusammen. Damit hätte die Süwag ihren Aktionären aus dem operativen Geschäft heraus die Zieldividende von 52,8 Millionen Euro bei Weitem nicht mehr ausschütten können − was 2021 gerade noch so funktioniert hatte. Daher entnahm der Vorstand im Folgejahr 45,6 Millionen Euro aus den Gewinnrücklagen und bewirkte damit, dass der Bilanzgewinn bei 52,8 Millionen stehen blieb.

Laut Beschluss der Hauptversammlung am 23. Mai auf Vorschlag des Vorstandes ging dieser komplett als Dividende an die Aktionäre. Diese sind zu knapp 78 Prozent Eon und zu gut 22 Prozent 22 Kreise, Gemeinden und Stadtwerke im Verbreitungsgebiet der Süwag und ihrer Netztochter Syna.

Einmaleffekt mit dem Pensionsvermögen

Die Syna, die 2021 noch 17 Millionen Euro Gewinn an die Süwag beigesteuert hatte, geriet 2022 mit 43 Millionen Euro tief in die roten Zahlen. Ebenso vergrößerte die Süwag Grüne Energien und Wasser ihren Verlust von 4 auf 12 Millionen Euro. Bei beiden Töchtern stecken dem Geschäftsbericht zufolge Neubewertungen des Pensionsvermögens dahinter.

Auf Nachfrage bekräftigte die Pressestelle die Bewertung des Vorstandes, operativ sei das Geschäftsjahr 2022 "sehr positiv" gewesen, und die Süwag sei "nach wie vor wirtschaftlich gut aufgestellt". Die "Aufweichung" des Jahresüberschusses liege hauptsächlich an diesen außerordentlichen bilanziellen Sondereffekten. Die stichtagsbezogene Bewertung des Pensionsdeckungs-Vermögens sei handelsrechtlich vorgeschrieben und habe 2022 eine Belastung von 100 Millionen Euro ergeben. Im ersten Quartal 2023 sei das Vermögen schon wieder höher bewertet worden. Man rechne fürs Gesamtjahr mit einem höheren Jahresüberschuss als 2022.

Hagen Peschke von der Süwag erläuterte dieser Redaktion, seit 2009 decke die Süwag Rückstellungen für Treuhand-Pensionsfonds (CTA) mit Anleihen- und Aktienfonds. Stets habe sie die Gewinne daraus in die Rücklage gesteckt. 2022 sei erstmals entnommen worden. In den Gewinnrücklagen steckten Ende 2022 immer noch 378 Millionen Euro und die Eigenkapitalquote sank bis dahin auf immer noch überdurchschnittliche 48 Prozent. Die Süwag finanziere sich seit ihrem Bestehen selbst, ohne Kredite.

Die Süwag Vertrieb dagegen behauptete einen Großteil ihres Ergebnisbeitrags von 42 Millionen Euro aus dem Vorjahr und landete 2022 bei plus 36 Millionen Euro. Im Laufe des abgelaufenen Jahres steigerte sie die Zahl ihrer Strom- und Gaskunden um mehr als 30.000. Dies geschah auch, indem Verbraucher durch Versorgungseinstellungen von Wettbewerbern nahtlos in die Ersatz- und Grundversorgung der Süwag gelangten. Die Süwag hat jetzt 867.000 Kunden. Der Stromabsatz ging von 7,6 im Jahr 2021 auf 5,9 Milliarden kWh iJahr 2022 zurück, der Gasabsatz sank von 6,7 auf 5,1 Milliarden kWh.

​Rekordnachfrage nach grüner Energieerzeugung

Die Süwag sieht sich einer Rekordnachfrage nach Photovoltaik-Anlagen, Wärmepumpen und Batteriespeichern bei gleichzeitigem Fachkräftemangel konfrontiert. Die Zahl der Anschlussbegehren für Einspeiseanlagen bei der Netzgesellschaft Syna soll sich in diesem Jahr von 9.000 auf 20.000 mehr als verdoppeln. Seit Oktober 2022 wird dies in einem digitalen Portal abgewickelt.

Die Syna investierte 2022 in den Netzausbau und -erhalt 150 Millionen Euro. In den fünf Jahren bis 2027 soll mehr als 1 Milliarde Euro in die Netzinfrastruktur gesteckt werden.

70 Ortsnetzstationen "smartifiziert"

Eine Strategie ist dabei wie in der gesamten Süwag-Gruppe − neben der Dekarbonisierung − die Digitalisierung. Markus Coenen sprach vom "Smartifizieren". 2022 startete die Syna ihre bislang größte Digitalisierungsmaßnahme: den Rollout der digitalen Ortsnetzstationen ("digiONS"). Begonnen wurde in Ilsfeld bei Heilbronn. Im Laufe des Jahres wurden mehr als 70 weitere Ortsnetzstationen umgestellt. Für die neuen Herausforderungen hat die Syna vergangenes Jahr ihre Belegschaft um mehr als 100 auf 1.362 Menschen ausgebaut. In der Gruppe arbeiten 1.950 Beschäftigte.

Quartiersversorgung ohne Erdgas

Im Bereich Quartierslösungen hat die Süwag bisher zwei erdgasfreie Energieversorgungen projektiert, und zwar in den Taunusgemeinden Idstein und Kriftel. In Kriftel erzeugen zwei Wärmepumpen demnächst Wärme und vier PV-Dachanlagen Strom für vier neue Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 48 Wohneinheiten. Ein Batteriespeicher nimmt überschüssig erzeugten Strom auf und gibt ihn ab, wenn er gebraucht wird.

Dienstag, 23.05.2023, 17:10 Uhr
Georg Eble
Energie & Management > Bilanz - Eon-Regionalgesellschaft Süwag lebt von der Substanz
Quelle: Fotolia / Eisenhans
Bilanz
Eon-Regionalgesellschaft Süwag lebt von der Substanz
Die Frankfurter Süwag Energie hat im vergangenen Jahr einen Gewinneinbruch erlitten. Um die Dividende an Eon und die Kommunen auszuschütten, musste sie an die Rücklagen heran.
Vorstandsvorsitzender Markus Coenen hält den Eon-Regionalversorger Süwag Energie aus Frankfurt am Main in einer Mitteilung über das Geschäftsjahr 2022 für "wirtschaftlich gut aufgestellt" − "trotz schwieriger Rahmenbedingungen". Die in der Mitteilung weggelassenen Geschäftszahlen, die die Süwag an anderer Stelle ebenfalls veröffentlicht hat, sprechen eine andere Sprache.

Demnach brach der Jahresüberschuss der AG gegenüber 2021 von 54,6 auf 8,3 Millionen Euro zusammen. Damit hätte die Süwag ihren Aktionären aus dem operativen Geschäft heraus die Zieldividende von 52,8 Millionen Euro bei Weitem nicht mehr ausschütten können − was 2021 gerade noch so funktioniert hatte. Daher entnahm der Vorstand im Folgejahr 45,6 Millionen Euro aus den Gewinnrücklagen und bewirkte damit, dass der Bilanzgewinn bei 52,8 Millionen stehen blieb.

Laut Beschluss der Hauptversammlung am 23. Mai auf Vorschlag des Vorstandes ging dieser komplett als Dividende an die Aktionäre. Diese sind zu knapp 78 Prozent Eon und zu gut 22 Prozent 22 Kreise, Gemeinden und Stadtwerke im Verbreitungsgebiet der Süwag und ihrer Netztochter Syna.

Einmaleffekt mit dem Pensionsvermögen

Die Syna, die 2021 noch 17 Millionen Euro Gewinn an die Süwag beigesteuert hatte, geriet 2022 mit 43 Millionen Euro tief in die roten Zahlen. Ebenso vergrößerte die Süwag Grüne Energien und Wasser ihren Verlust von 4 auf 12 Millionen Euro. Bei beiden Töchtern stecken dem Geschäftsbericht zufolge Neubewertungen des Pensionsvermögens dahinter.

Auf Nachfrage bekräftigte die Pressestelle die Bewertung des Vorstandes, operativ sei das Geschäftsjahr 2022 "sehr positiv" gewesen, und die Süwag sei "nach wie vor wirtschaftlich gut aufgestellt". Die "Aufweichung" des Jahresüberschusses liege hauptsächlich an diesen außerordentlichen bilanziellen Sondereffekten. Die stichtagsbezogene Bewertung des Pensionsdeckungs-Vermögens sei handelsrechtlich vorgeschrieben und habe 2022 eine Belastung von 100 Millionen Euro ergeben. Im ersten Quartal 2023 sei das Vermögen schon wieder höher bewertet worden. Man rechne fürs Gesamtjahr mit einem höheren Jahresüberschuss als 2022.

Hagen Peschke von der Süwag erläuterte dieser Redaktion, seit 2009 decke die Süwag Rückstellungen für Treuhand-Pensionsfonds (CTA) mit Anleihen- und Aktienfonds. Stets habe sie die Gewinne daraus in die Rücklage gesteckt. 2022 sei erstmals entnommen worden. In den Gewinnrücklagen steckten Ende 2022 immer noch 378 Millionen Euro und die Eigenkapitalquote sank bis dahin auf immer noch überdurchschnittliche 48 Prozent. Die Süwag finanziere sich seit ihrem Bestehen selbst, ohne Kredite.

Die Süwag Vertrieb dagegen behauptete einen Großteil ihres Ergebnisbeitrags von 42 Millionen Euro aus dem Vorjahr und landete 2022 bei plus 36 Millionen Euro. Im Laufe des abgelaufenen Jahres steigerte sie die Zahl ihrer Strom- und Gaskunden um mehr als 30.000. Dies geschah auch, indem Verbraucher durch Versorgungseinstellungen von Wettbewerbern nahtlos in die Ersatz- und Grundversorgung der Süwag gelangten. Die Süwag hat jetzt 867.000 Kunden. Der Stromabsatz ging von 7,6 im Jahr 2021 auf 5,9 Milliarden kWh iJahr 2022 zurück, der Gasabsatz sank von 6,7 auf 5,1 Milliarden kWh.

​Rekordnachfrage nach grüner Energieerzeugung

Die Süwag sieht sich einer Rekordnachfrage nach Photovoltaik-Anlagen, Wärmepumpen und Batteriespeichern bei gleichzeitigem Fachkräftemangel konfrontiert. Die Zahl der Anschlussbegehren für Einspeiseanlagen bei der Netzgesellschaft Syna soll sich in diesem Jahr von 9.000 auf 20.000 mehr als verdoppeln. Seit Oktober 2022 wird dies in einem digitalen Portal abgewickelt.

Die Syna investierte 2022 in den Netzausbau und -erhalt 150 Millionen Euro. In den fünf Jahren bis 2027 soll mehr als 1 Milliarde Euro in die Netzinfrastruktur gesteckt werden.

70 Ortsnetzstationen "smartifiziert"

Eine Strategie ist dabei wie in der gesamten Süwag-Gruppe − neben der Dekarbonisierung − die Digitalisierung. Markus Coenen sprach vom "Smartifizieren". 2022 startete die Syna ihre bislang größte Digitalisierungsmaßnahme: den Rollout der digitalen Ortsnetzstationen ("digiONS"). Begonnen wurde in Ilsfeld bei Heilbronn. Im Laufe des Jahres wurden mehr als 70 weitere Ortsnetzstationen umgestellt. Für die neuen Herausforderungen hat die Syna vergangenes Jahr ihre Belegschaft um mehr als 100 auf 1.362 Menschen ausgebaut. In der Gruppe arbeiten 1.950 Beschäftigte.

Quartiersversorgung ohne Erdgas

Im Bereich Quartierslösungen hat die Süwag bisher zwei erdgasfreie Energieversorgungen projektiert, und zwar in den Taunusgemeinden Idstein und Kriftel. In Kriftel erzeugen zwei Wärmepumpen demnächst Wärme und vier PV-Dachanlagen Strom für vier neue Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 48 Wohneinheiten. Ein Batteriespeicher nimmt überschüssig erzeugten Strom auf und gibt ihn ab, wenn er gebraucht wird.

Dienstag, 23.05.2023, 17:10 Uhr
Georg Eble

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