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Energie & Management > Gas - Bis Jahresende kann russische Gasquote auf 30 Prozent sinken
Quelle: Shutterstock / Mike Mareen
Gas

Bis Jahresende kann russische Gasquote auf 30 Prozent sinken

Bis Sommer 2024 kann Deutschland "weitgehend" auf russisches Gas verzichten, wenn vorbereitete Maßnahmen greifen. So steht es im dritten Fortschrittsbericht Energiesicherheit des BMWK.
Durch verschiedene weitere Maßnahmen lässt sich der Anteil von Erdgas aus Russland am deutschen Gasverbrauch bis Ende des Jahres auf etwa 30 % senken. "In einem gemeinsamen Kraftakt" ist die weitgehende Unabhängigkeit von russischem Gas bis Sommer 2024 möglich. Das schreibt das Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) in seinem dritten "Fortschrittsbericht Energiesicherheit", der am 20. Juli veröffentlicht wurde. In ihm hält das BMWK Rück- und Ausblick über die sichere Versorgung mit Gas, Öl und Kohle und den Ersatz des russischen Anteils sowie die gesetzgeberischen Maßnahmen seit der zweiten Ausgabe des Berichts am 1. Mai. Die Versorgung sei "aktuell gewährleistet", wurde wiederholt, aber die Lage sei "angespannt".

Demnach ist der Russland-Anteil bei Gas bis Ende Juni von 55 % im historischen Mittel auf 26 % mehr als halbiert worden. Dies war auch eine Folge der Drosselung bei der Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 auf 40 % durch Gazprom "unter dem Vorwand von technischen Fragen". Durch die am 11. Juli begonnene Wartung wird der Anteil im Juli noch weiter sinken, prognostiziert das BMWK. 2021 hatte Deutschland 46 Mrd. m3 russisches Erdgas bezogen.

Als Alternative wurden bereits die Pipeline-Importe aus Norwegen und Holland sowie die Flüssigerdgas(LNG)-Importe aus aller Welt - noch über Terminals im Ausland wie Rotterdam und Zeebrugge - "signifikant gesteigert".

Knapp 1 Mrd. kWh Gas beschafft

Mit der Fertigstellung der ersten deutschen LNG-Terminals des Bundes in Wilhelmshaven und Brunsbüttel rechnet das BMWK zum Jahreswechsel. Das dritte in Stade soll "voraussichtlich ab Ende 2023" zur Verfügung stehen, das vierte in Lubmin in Vorpommern frühestens dann. Alle vier sind schwimmende Terminals (FSRU), die der Bund mit Etatmitteln von knapp 3 Mrd. Euro bei RWE und Uniper angemietet hat. Schon Ende diesen Jahres soll ein privates fünftes FSRU-Terminal entstehen, ebenfalls vor Lubmin. Weitere Terminals werden an Land schon geplant und sollen von 2026 an bereitstehen.

Mittlerweile befüllt der Gasmarktbetreiber Trading Hub Europe (THE) den größten deutschen Gasspeicher, Rehden bei Bremen, sowie den einzigen bayerischen, Wolfersberg. Die deutschen Speicher waren am 19. Juli zu 65 % gefüllt, der EU-Schnitt lag einen Punkt darunter. Das Ankaufprogramm der Bundesregierung vom März über THE ist abgeschlossen; es wurde knapp 1 Mrd. kWh beschafft. Zusätzlich hat der Haushaltsausschuss 15 Mrd. Euro für die Speicherbefüllung zur Verfügung gestellt. Die treuhänderisch übernommene Gazprom Germania, die jetzt SEFE heißt, erhielt eine "Stützung" von 10 Mrd. Euro.

Ein zusammen mit THE und der Netzagentur entwickeltes Gasauktionsmodell ermöglicht industriellen Gasverbrauchern, die Reduzierung ihres Konsums auf einer Plattform der THE zu vermarkten. Kohlekraftwerke aus den Kohleausstiegs-Auktionen von 2021 und 2022 dürfen, befristet bis März 2023, in den Verstromungsmarkt zurückkehren.

"80 Millionen für den Energiewechsel"

Zur Senkung des Gasverbrauchs und Hebung der Energieeffizienz hatte das BMWK Mitte Mai einen "Arbeitsplan Energieeffizienz" vorgelegt, der aus regulatorischen Maßnahmen und Förderungen besteht. Der Hochlauf von Wärmepumpen, die Gasheizungen ersetzen, wird subventioniert. Hierzu hat das Ministerium ein breites Bündnis von Verbänden geschmiedet. Die Info-Kampagne "80 Millionen für den Energiewechsel" ist gestartet.

Der Verbrauchsanteil russischer Steinkohle ist von 50 % - im Kraftwerksbereich sogar noch höher - seit Jahresbeginn auf 8 % gesunken. Dies führt das Ministerium auf das Auslaufen von Importverträgen zurück, die sukzessive wegen der seit April geltenden EU-Kohlesanktionen auslaufen. In der Industrie macht russisches Koks 11 % am Kohlekoksverbrauch aus. In Kürze würden weitere Maßnahmen ergriffen, hieß es, um für Kraftwerke Kohle aus anderen Ländern zu beschaffen und Reserven zu bilden.

Mittwoch, 20.07.2022, 17:42 Uhr
Georg Eble
Energie & Management > Gas - Bis Jahresende kann russische Gasquote auf 30 Prozent sinken
Quelle: Shutterstock / Mike Mareen
Gas
Bis Jahresende kann russische Gasquote auf 30 Prozent sinken
Bis Sommer 2024 kann Deutschland "weitgehend" auf russisches Gas verzichten, wenn vorbereitete Maßnahmen greifen. So steht es im dritten Fortschrittsbericht Energiesicherheit des BMWK.
Durch verschiedene weitere Maßnahmen lässt sich der Anteil von Erdgas aus Russland am deutschen Gasverbrauch bis Ende des Jahres auf etwa 30 % senken. "In einem gemeinsamen Kraftakt" ist die weitgehende Unabhängigkeit von russischem Gas bis Sommer 2024 möglich. Das schreibt das Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) in seinem dritten "Fortschrittsbericht Energiesicherheit", der am 20. Juli veröffentlicht wurde. In ihm hält das BMWK Rück- und Ausblick über die sichere Versorgung mit Gas, Öl und Kohle und den Ersatz des russischen Anteils sowie die gesetzgeberischen Maßnahmen seit der zweiten Ausgabe des Berichts am 1. Mai. Die Versorgung sei "aktuell gewährleistet", wurde wiederholt, aber die Lage sei "angespannt".

Demnach ist der Russland-Anteil bei Gas bis Ende Juni von 55 % im historischen Mittel auf 26 % mehr als halbiert worden. Dies war auch eine Folge der Drosselung bei der Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 auf 40 % durch Gazprom "unter dem Vorwand von technischen Fragen". Durch die am 11. Juli begonnene Wartung wird der Anteil im Juli noch weiter sinken, prognostiziert das BMWK. 2021 hatte Deutschland 46 Mrd. m3 russisches Erdgas bezogen.

Als Alternative wurden bereits die Pipeline-Importe aus Norwegen und Holland sowie die Flüssigerdgas(LNG)-Importe aus aller Welt - noch über Terminals im Ausland wie Rotterdam und Zeebrugge - "signifikant gesteigert".

Knapp 1 Mrd. kWh Gas beschafft

Mit der Fertigstellung der ersten deutschen LNG-Terminals des Bundes in Wilhelmshaven und Brunsbüttel rechnet das BMWK zum Jahreswechsel. Das dritte in Stade soll "voraussichtlich ab Ende 2023" zur Verfügung stehen, das vierte in Lubmin in Vorpommern frühestens dann. Alle vier sind schwimmende Terminals (FSRU), die der Bund mit Etatmitteln von knapp 3 Mrd. Euro bei RWE und Uniper angemietet hat. Schon Ende diesen Jahres soll ein privates fünftes FSRU-Terminal entstehen, ebenfalls vor Lubmin. Weitere Terminals werden an Land schon geplant und sollen von 2026 an bereitstehen.

Mittlerweile befüllt der Gasmarktbetreiber Trading Hub Europe (THE) den größten deutschen Gasspeicher, Rehden bei Bremen, sowie den einzigen bayerischen, Wolfersberg. Die deutschen Speicher waren am 19. Juli zu 65 % gefüllt, der EU-Schnitt lag einen Punkt darunter. Das Ankaufprogramm der Bundesregierung vom März über THE ist abgeschlossen; es wurde knapp 1 Mrd. kWh beschafft. Zusätzlich hat der Haushaltsausschuss 15 Mrd. Euro für die Speicherbefüllung zur Verfügung gestellt. Die treuhänderisch übernommene Gazprom Germania, die jetzt SEFE heißt, erhielt eine "Stützung" von 10 Mrd. Euro.

Ein zusammen mit THE und der Netzagentur entwickeltes Gasauktionsmodell ermöglicht industriellen Gasverbrauchern, die Reduzierung ihres Konsums auf einer Plattform der THE zu vermarkten. Kohlekraftwerke aus den Kohleausstiegs-Auktionen von 2021 und 2022 dürfen, befristet bis März 2023, in den Verstromungsmarkt zurückkehren.

"80 Millionen für den Energiewechsel"

Zur Senkung des Gasverbrauchs und Hebung der Energieeffizienz hatte das BMWK Mitte Mai einen "Arbeitsplan Energieeffizienz" vorgelegt, der aus regulatorischen Maßnahmen und Förderungen besteht. Der Hochlauf von Wärmepumpen, die Gasheizungen ersetzen, wird subventioniert. Hierzu hat das Ministerium ein breites Bündnis von Verbänden geschmiedet. Die Info-Kampagne "80 Millionen für den Energiewechsel" ist gestartet.

Der Verbrauchsanteil russischer Steinkohle ist von 50 % - im Kraftwerksbereich sogar noch höher - seit Jahresbeginn auf 8 % gesunken. Dies führt das Ministerium auf das Auslaufen von Importverträgen zurück, die sukzessive wegen der seit April geltenden EU-Kohlesanktionen auslaufen. In der Industrie macht russisches Koks 11 % am Kohlekoksverbrauch aus. In Kürze würden weitere Maßnahmen ergriffen, hieß es, um für Kraftwerke Kohle aus anderen Ländern zu beschaffen und Reserven zu bilden.

Mittwoch, 20.07.2022, 17:42 Uhr
Georg Eble

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