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Energie & Management > E&M Vor 20 Jahren - Mehr Bewegung an den Zapfsäulen
Bild: E&M, Jonas Rosenberger
E&M Vor 20 Jahren

Mehr Bewegung an den Zapfsäulen

Schon immer ist der Spritpreis ein Aufreger. Das war auch im Jahr 2001 nicht anders.
Im Mai vor 20 Jahren waren Schlagzeilen zu lesen wie „Benzin so teuer wie noch nie“. Die Preise an den Tankstellen hatten erstmals die 1-Euro-Marke übersprungen. Normalbenzin kostete mindestens 2,17 DM pro Liter, während für Super mindestens 2,21 DM pro Liter verlangt wurde. Diesel blieb mit rund 1,70 DM noch unter der magischen Grenze von 2 DM.

Angesichts der raschen und deutlichen Preissteigerungen nahm die Diskussion über alternative Kraftstoffe an Fahrt auf. Die Energieversorger beteiligten sich daran und brachten sich als Lieferanten für Erdgastankstellen − damals gab es knapp 200, heute sind in Deutschland rund 850 Erdgastankstellen − ins Spiel. E&M-Redakteur Peter Focht berichtete im Juni 2001 darüber.
 
Anhaltend hohe Benzinpreise machen Erdgas als Kraftstoff nicht nur für Autofahrer zunehmend attraktiv.
 
Mineralölkonzerne und Erdgasversorger wittern ein lukratives Geschäft. Der BP-Konzern hat Anfang Mai der Erdgaswirtschaft angeboten, an seinen Tankstellen Platz für zusätzliche Erdgaszapfsäulen zu machen. Und vor wenigen Tagen hat die RWE Gas AG in Dortmund, nach eigenen Angaben immerhin Deutschlands zweitgrößter Gasversorger, das Förderprogramm „E=Motion“ aufgelegt, das dem „umweltschonenden und preiswerten Kraftstoff Erdgas neue Impulse verleihen“ soll.
 
Egal, ob es an den ziemlich guten Geschäftsergebnissen des BP-Konzerns in der letzten Zeit, an den Diskussion der deutschen Mineralölwirtschaft über notwendige Tankstellenschließungen oder schlicht und einfach an höherer Einsicht lag. Jedenfalls hat die Deutsche BP AG, Hamburg, vor wenigen Wochen öffentlichkeitswirksam erklärt, dass sie 130 Unternehmen der Erdgaswirtschaft eine Kooperation angeboten habe: Die Gasversorger könnten auf BP-Tankstellen unter eigenem Namen und auf eigene Rechnung Erdgas verkaufen. Unklar bleibt dabei vorerst, wer die Kosten von schätzungsweise 300 000 bis 400 000 DM pro Zapfsäule tragen sollte.
 
Der Bundesverband der deutschen Gas- und Wasserwirtschaft (BGW), Bonn, begrüßte den Vorstoß des Mineralölkonzerns. Die richtige Servicestruktur beim Tanken gehöre einfach dazu, und deshalb sei es sinnvoll, die Erdgaszapfsäulen in bestehende Tankstellen zu integrieren. „Wir haben 1000 Tankstellen und wissen, wie man sie managt“, hieß es dazu bei BP. Ende Mai erfuhr powernews.org aus Hamburg, dass der BP-Vorschlag von Gasversorgern sehr positiv aufgenommen worden sei und dass bereits Gespräche angelaufen seien. Nicht jede BP-Station wird indes für eine Erdgaszapfsäule in Frage kommen, weil es ihr der nötige Anschluss an das Erdgasnetz fehlt.

Bis Ende 2001 soll es 230 Erdgastankstellen in Deutschland geben

Derzeit gibt es in Deutschland insgesamt erst 184 Erdgas-Tankstellen, die nur zum Teil in Markentankstellen integriert sind. Bis Ende des Jahres sollen es nach BGW-Planungen 230 sein, bis Ende 2002 dann 300,hieß es Mitte Mai bei einem Symposium des Tanktechnik-Herstellers m-tec Gastechnologie GmbH im bayerischen Türkenfeld. Erdgassprit kostete im Mai 2001 in der Regel weniger als halb so viel wie Benzin. Die dem Energiegehalt nach einem Liter Benzin entsprechende Menge Gas war an Tankstellen für etwa 90 Pfennige zu haben. Der Liter Benzin kostete trotz aller Preisschwankungen meist mehr als 2 DM.
 
Die RWE Gas AG will mit ihrem Förderprogramm E=Motion die bestehenden Tankstellenstandorte in ihrem Versorgungsgebiet stärken. Das Angebot richtet sich an alle Kunden, die bereits direkt von RWE mit Gas für Heizung oder andere Anwendungen beliefert werden. Es ist nicht auf Privatkunden beschränkt, sondern kann auch von Gewerbebetrieben in Anspruch genommen werden. Wer von ihnen ein neues Erdgasfahrzeug besitzt oder ein maximal zwei Jahre altes Auto auf Erdgasbetrieb umrüsten lässt, erhält dafür vom Energielieferanten einen Gutschein und kann es zwei Jahre lang an den fünf Tankstellen in Nordrhein-Westfalen (Arnsberg, Drolshagen, Lüdinghausen, Recklinghausen, Werne), die von RWE direkt beliefert werden, kostenlos mit Erdgassprit versorgen.
 
Einzige Bedingung: Der Autobesitzer muss einen Aufkleber am Fahrzeug anbringen, der für Erdgas wirbt. Das Gratisangebot ist an ein bestimmtes Auto gebunden und auf 2.000 kg Erdgas beschränkt. Diese Menge entspricht laut RWE etwa 2.500 Litern Benzin im Gegenwert von derzeit 5.250 DM. Anträge müssen bis Ende dieses Jahres bei der RWE GAS AG in Dortmund eingegangen sein. Positiv aufgenommen wurde bei RWE Gas das BP-Angebot.
 
Noch mehr Schwierigkeiten als deutsche Unternehmen, ins Treibstoffgeschäft zu kommen, haben Gasversorger in der Schweiz. Bei den Eidgenossen gibt es nämlich keine Steuerermäßigung für Erdgas. Dagegen ist sogenanntes Kompogas, das durch Vergärung organischer Abfälle erzeugt wird, von der Mineralölsteuer befreit, weil es als CO2-neutral und erneuerbare Energie eingestuft ist. Die kommunale Erdgas Zürich AG nutzt diesen Vorteil und speist aufbereitetes Kompogas in ihr Erdgasnetz ein. Die Mischung aus Kompogas und Erdgas, in der Schweiz als Naturgas bezeichnet, kann der Versorger dann kostengünstiger an Autofahrer abgeben. Im Großraum Zürich sollen bis Ende 2001 bereits 13 Tankstellen eingerichtet sein, an denen Autobesitzer ihr Erdgasfahrzeug mit Naturgas, das von seinen Eigenschaften her mit Erdgas identisch ist, betanken können.
 
 

Freitag, 21.05.2021, 16:02 Uhr
Peter Focht und Fritz Wilhelm
Energie & Management > E&M Vor 20 Jahren - Mehr Bewegung an den Zapfsäulen
Bild: E&M, Jonas Rosenberger
E&M Vor 20 Jahren
Mehr Bewegung an den Zapfsäulen
Schon immer ist der Spritpreis ein Aufreger. Das war auch im Jahr 2001 nicht anders.
Im Mai vor 20 Jahren waren Schlagzeilen zu lesen wie „Benzin so teuer wie noch nie“. Die Preise an den Tankstellen hatten erstmals die 1-Euro-Marke übersprungen. Normalbenzin kostete mindestens 2,17 DM pro Liter, während für Super mindestens 2,21 DM pro Liter verlangt wurde. Diesel blieb mit rund 1,70 DM noch unter der magischen Grenze von 2 DM.

Angesichts der raschen und deutlichen Preissteigerungen nahm die Diskussion über alternative Kraftstoffe an Fahrt auf. Die Energieversorger beteiligten sich daran und brachten sich als Lieferanten für Erdgastankstellen − damals gab es knapp 200, heute sind in Deutschland rund 850 Erdgastankstellen − ins Spiel. E&M-Redakteur Peter Focht berichtete im Juni 2001 darüber.
 
Anhaltend hohe Benzinpreise machen Erdgas als Kraftstoff nicht nur für Autofahrer zunehmend attraktiv.
 
Mineralölkonzerne und Erdgasversorger wittern ein lukratives Geschäft. Der BP-Konzern hat Anfang Mai der Erdgaswirtschaft angeboten, an seinen Tankstellen Platz für zusätzliche Erdgaszapfsäulen zu machen. Und vor wenigen Tagen hat die RWE Gas AG in Dortmund, nach eigenen Angaben immerhin Deutschlands zweitgrößter Gasversorger, das Förderprogramm „E=Motion“ aufgelegt, das dem „umweltschonenden und preiswerten Kraftstoff Erdgas neue Impulse verleihen“ soll.
 
Egal, ob es an den ziemlich guten Geschäftsergebnissen des BP-Konzerns in der letzten Zeit, an den Diskussion der deutschen Mineralölwirtschaft über notwendige Tankstellenschließungen oder schlicht und einfach an höherer Einsicht lag. Jedenfalls hat die Deutsche BP AG, Hamburg, vor wenigen Wochen öffentlichkeitswirksam erklärt, dass sie 130 Unternehmen der Erdgaswirtschaft eine Kooperation angeboten habe: Die Gasversorger könnten auf BP-Tankstellen unter eigenem Namen und auf eigene Rechnung Erdgas verkaufen. Unklar bleibt dabei vorerst, wer die Kosten von schätzungsweise 300 000 bis 400 000 DM pro Zapfsäule tragen sollte.
 
Der Bundesverband der deutschen Gas- und Wasserwirtschaft (BGW), Bonn, begrüßte den Vorstoß des Mineralölkonzerns. Die richtige Servicestruktur beim Tanken gehöre einfach dazu, und deshalb sei es sinnvoll, die Erdgaszapfsäulen in bestehende Tankstellen zu integrieren. „Wir haben 1000 Tankstellen und wissen, wie man sie managt“, hieß es dazu bei BP. Ende Mai erfuhr powernews.org aus Hamburg, dass der BP-Vorschlag von Gasversorgern sehr positiv aufgenommen worden sei und dass bereits Gespräche angelaufen seien. Nicht jede BP-Station wird indes für eine Erdgaszapfsäule in Frage kommen, weil es ihr der nötige Anschluss an das Erdgasnetz fehlt.

Bis Ende 2001 soll es 230 Erdgastankstellen in Deutschland geben

Derzeit gibt es in Deutschland insgesamt erst 184 Erdgas-Tankstellen, die nur zum Teil in Markentankstellen integriert sind. Bis Ende des Jahres sollen es nach BGW-Planungen 230 sein, bis Ende 2002 dann 300,hieß es Mitte Mai bei einem Symposium des Tanktechnik-Herstellers m-tec Gastechnologie GmbH im bayerischen Türkenfeld. Erdgassprit kostete im Mai 2001 in der Regel weniger als halb so viel wie Benzin. Die dem Energiegehalt nach einem Liter Benzin entsprechende Menge Gas war an Tankstellen für etwa 90 Pfennige zu haben. Der Liter Benzin kostete trotz aller Preisschwankungen meist mehr als 2 DM.
 
Die RWE Gas AG will mit ihrem Förderprogramm E=Motion die bestehenden Tankstellenstandorte in ihrem Versorgungsgebiet stärken. Das Angebot richtet sich an alle Kunden, die bereits direkt von RWE mit Gas für Heizung oder andere Anwendungen beliefert werden. Es ist nicht auf Privatkunden beschränkt, sondern kann auch von Gewerbebetrieben in Anspruch genommen werden. Wer von ihnen ein neues Erdgasfahrzeug besitzt oder ein maximal zwei Jahre altes Auto auf Erdgasbetrieb umrüsten lässt, erhält dafür vom Energielieferanten einen Gutschein und kann es zwei Jahre lang an den fünf Tankstellen in Nordrhein-Westfalen (Arnsberg, Drolshagen, Lüdinghausen, Recklinghausen, Werne), die von RWE direkt beliefert werden, kostenlos mit Erdgassprit versorgen.
 
Einzige Bedingung: Der Autobesitzer muss einen Aufkleber am Fahrzeug anbringen, der für Erdgas wirbt. Das Gratisangebot ist an ein bestimmtes Auto gebunden und auf 2.000 kg Erdgas beschränkt. Diese Menge entspricht laut RWE etwa 2.500 Litern Benzin im Gegenwert von derzeit 5.250 DM. Anträge müssen bis Ende dieses Jahres bei der RWE GAS AG in Dortmund eingegangen sein. Positiv aufgenommen wurde bei RWE Gas das BP-Angebot.
 
Noch mehr Schwierigkeiten als deutsche Unternehmen, ins Treibstoffgeschäft zu kommen, haben Gasversorger in der Schweiz. Bei den Eidgenossen gibt es nämlich keine Steuerermäßigung für Erdgas. Dagegen ist sogenanntes Kompogas, das durch Vergärung organischer Abfälle erzeugt wird, von der Mineralölsteuer befreit, weil es als CO2-neutral und erneuerbare Energie eingestuft ist. Die kommunale Erdgas Zürich AG nutzt diesen Vorteil und speist aufbereitetes Kompogas in ihr Erdgasnetz ein. Die Mischung aus Kompogas und Erdgas, in der Schweiz als Naturgas bezeichnet, kann der Versorger dann kostengünstiger an Autofahrer abgeben. Im Großraum Zürich sollen bis Ende 2001 bereits 13 Tankstellen eingerichtet sein, an denen Autobesitzer ihr Erdgasfahrzeug mit Naturgas, das von seinen Eigenschaften her mit Erdgas identisch ist, betanken können.
 
 

Freitag, 21.05.2021, 16:02 Uhr
Peter Focht und Fritz Wilhelm

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