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Energie & Management > Österreich - 21 Mrd. Euro für Wiener Klimaneutralität
Quelle: Fotolia / YuI
Österreich

21 Mrd. Euro für Wiener Klimaneutralität

Österreichs Bundeshauptstadt Wien möchte ihre Energieversorgung ab 2040 weitestgehend ohne CO2-Emissionen bewerkstelligen. Etliche Rahmenbedingungen fehlen aber noch.
Ein umfassendes Programm mit rund 21 Mrd. Euro Investitionsvolumen ist notwendig, um die Stadt Wien bis 2040 „klimaneutral“ zu machen, das heißt, ihre Energieversorgung weitestgehend ohne CO2-Emissionen zu bewerkstelligen. Das zeigt eine Studie im Auftrag der Stadt, die Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (Sozialdemokratische Partei Österreichs, SPÖ) und der Vorsitzende der Geschäftsführung des Energiekonzerns Wien Energie, Michael Strebl, am 14. Oktober präsentiert haben.

Von der Gesamtsumme entfallen 18,6 Mrd. Euro auf die thermische und energetische Sanierung von Gebäuden sowie den Aus- und Umbau der Fernwärme, 1,3 Mrd. Euro auf die Installation von Photovoltaikanlagen und die Umrüstung der Kraft-Wärme-Kopplungen (KWK) auf klimaneutrale Gase sowie weitere 1,3 Mrd. Euro auf den Mobilitätssektor, insbesondere die Erweiterung des Ladenetzes für Elektrofahrzeuge.

Als eine der größten Herausforderungen bezeichnete Strebl die Umstellung der rund 411.000 Gasthermen zur Heizung und Warmwasserbereitung auf CO2-freie Systeme. Etwa ein Drittel der Geräte kann ihm zufolge durch den Anschluss der betreffenden Wohneinheiten an das Wiener Fernwärmenetz ersetzt werden. Zur Fernwärmebereitstellung will die Wien Energie statt des derzeit dominierenden Erdgases Geothermieanlagen und Großwärmepumpen einsetzen. Für die verbleibenden zwei Drittel der Gasthermen ist der Ersatz durch Wärmepumpen in den jeweiligen Häusern vorgesehen.

Strom: Mehr Bedarf, weniger Erzeugung

Infolge der Umstellungen wird der Strombedarf in Wien bis 2040 voraussichtlich um etwa 63 % auf rund 15,5 Mrd. kWh pro Jahr steigen. Gleichzeitig ist mit einem Rückgang der Stromerzeugung der Wiener Energie um 40 % auf nur mehr 4,2 Mrd. kWh zu rechnen. Der Grund: Die alternde KWK-Anlage Simmering 1 mit 840 MW Leistung geht außer Betrieb, als Ersatz ist nur eine neue KWK-Anlage mit 400 MW geplant. Der Ausbau der Photovoltaikanlagen von derzeit gerade einmal 80 MW auf etwa 1.300 MW Gesamtleistung kann die entstehende Erzeugungslücke nicht decken. Somit müssen ab etwa 2040 rund 74 % des Strombedarfs durch „Importe“ aus anderen Bundesländern gedeckt werden. Zu diesem Zweck müssten diese etwa 7,3 Mrd. Euro in die Ökostromerzeugung investieren – zusätzlich zu den 21 Mrd. Euro, die Wien selbst für seine Klimaneutralität aufwenden möchte. Ob dies erfolgt, ist offen.

Mit dem Programm ließen sich die CO2-Emissionen in Wien von derzeit etwa 6,9 Mio. Tonnen auf 4,7 Mio. Tonnen im Jahr 2030 und auf 3 Mio. Tonnen im Jahr 2035 verringern. In den dann verbleibenden fünf Jahren 2040 soll dieser Wert auf 300.000 Tonnen fallen. Dabei handelt sich im Wesentlichen um das CO2 aus den Abgasen der Wiener Müllverbrennungsanlagen. Dem Programm zufolge ist vorgesehen, dieses zu „sequestrieren“, also in unterirdischen Gesteinsformationen dauerhaft zu speichern. Sicher ist das aber noch nicht, teilte Strebl der Redaktion mit. Wie er einräumte, ist die Sequestrierung in Österreich verboten. Eine Änderung der diesbezüglichen Bestimmungen gilt als unsicher. Zu bevorzugen wäre laut Strebl ohnehin die stoffliche Nutzung des aus den Abgasen abgeschiedenen Kohlendioxids („Carbon Capture and Utilzation“, CCU). Und diese werde auch überlegt, teilte er der Redaktion mit.

Strebl räumte ein, dass zur Umsetzung des gesamten Klimaneutralitäts-Programms etliche Rahmenbedingungen auf rechtlicher und regulatorischer Ebene nötig sind, von denen viele erst geschaffen werden müssten. Die Wien Energie wolle und könne aber jedenfalls einen wesentlichen Beitrag zur angestrebten Klimaneutralität leisten.

Freitag, 15.10.2021, 15:14 Uhr
Klaus Fischer
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Österreich
21 Mrd. Euro für Wiener Klimaneutralität
Österreichs Bundeshauptstadt Wien möchte ihre Energieversorgung ab 2040 weitestgehend ohne CO2-Emissionen bewerkstelligen. Etliche Rahmenbedingungen fehlen aber noch.
Ein umfassendes Programm mit rund 21 Mrd. Euro Investitionsvolumen ist notwendig, um die Stadt Wien bis 2040 „klimaneutral“ zu machen, das heißt, ihre Energieversorgung weitestgehend ohne CO2-Emissionen zu bewerkstelligen. Das zeigt eine Studie im Auftrag der Stadt, die Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (Sozialdemokratische Partei Österreichs, SPÖ) und der Vorsitzende der Geschäftsführung des Energiekonzerns Wien Energie, Michael Strebl, am 14. Oktober präsentiert haben.

Von der Gesamtsumme entfallen 18,6 Mrd. Euro auf die thermische und energetische Sanierung von Gebäuden sowie den Aus- und Umbau der Fernwärme, 1,3 Mrd. Euro auf die Installation von Photovoltaikanlagen und die Umrüstung der Kraft-Wärme-Kopplungen (KWK) auf klimaneutrale Gase sowie weitere 1,3 Mrd. Euro auf den Mobilitätssektor, insbesondere die Erweiterung des Ladenetzes für Elektrofahrzeuge.

Als eine der größten Herausforderungen bezeichnete Strebl die Umstellung der rund 411.000 Gasthermen zur Heizung und Warmwasserbereitung auf CO2-freie Systeme. Etwa ein Drittel der Geräte kann ihm zufolge durch den Anschluss der betreffenden Wohneinheiten an das Wiener Fernwärmenetz ersetzt werden. Zur Fernwärmebereitstellung will die Wien Energie statt des derzeit dominierenden Erdgases Geothermieanlagen und Großwärmepumpen einsetzen. Für die verbleibenden zwei Drittel der Gasthermen ist der Ersatz durch Wärmepumpen in den jeweiligen Häusern vorgesehen.

Strom: Mehr Bedarf, weniger Erzeugung

Infolge der Umstellungen wird der Strombedarf in Wien bis 2040 voraussichtlich um etwa 63 % auf rund 15,5 Mrd. kWh pro Jahr steigen. Gleichzeitig ist mit einem Rückgang der Stromerzeugung der Wiener Energie um 40 % auf nur mehr 4,2 Mrd. kWh zu rechnen. Der Grund: Die alternde KWK-Anlage Simmering 1 mit 840 MW Leistung geht außer Betrieb, als Ersatz ist nur eine neue KWK-Anlage mit 400 MW geplant. Der Ausbau der Photovoltaikanlagen von derzeit gerade einmal 80 MW auf etwa 1.300 MW Gesamtleistung kann die entstehende Erzeugungslücke nicht decken. Somit müssen ab etwa 2040 rund 74 % des Strombedarfs durch „Importe“ aus anderen Bundesländern gedeckt werden. Zu diesem Zweck müssten diese etwa 7,3 Mrd. Euro in die Ökostromerzeugung investieren – zusätzlich zu den 21 Mrd. Euro, die Wien selbst für seine Klimaneutralität aufwenden möchte. Ob dies erfolgt, ist offen.

Mit dem Programm ließen sich die CO2-Emissionen in Wien von derzeit etwa 6,9 Mio. Tonnen auf 4,7 Mio. Tonnen im Jahr 2030 und auf 3 Mio. Tonnen im Jahr 2035 verringern. In den dann verbleibenden fünf Jahren 2040 soll dieser Wert auf 300.000 Tonnen fallen. Dabei handelt sich im Wesentlichen um das CO2 aus den Abgasen der Wiener Müllverbrennungsanlagen. Dem Programm zufolge ist vorgesehen, dieses zu „sequestrieren“, also in unterirdischen Gesteinsformationen dauerhaft zu speichern. Sicher ist das aber noch nicht, teilte Strebl der Redaktion mit. Wie er einräumte, ist die Sequestrierung in Österreich verboten. Eine Änderung der diesbezüglichen Bestimmungen gilt als unsicher. Zu bevorzugen wäre laut Strebl ohnehin die stoffliche Nutzung des aus den Abgasen abgeschiedenen Kohlendioxids („Carbon Capture and Utilzation“, CCU). Und diese werde auch überlegt, teilte er der Redaktion mit.

Strebl räumte ein, dass zur Umsetzung des gesamten Klimaneutralitäts-Programms etliche Rahmenbedingungen auf rechtlicher und regulatorischer Ebene nötig sind, von denen viele erst geschaffen werden müssten. Die Wien Energie wolle und könne aber jedenfalls einen wesentlichen Beitrag zur angestrebten Klimaneutralität leisten.

Freitag, 15.10.2021, 15:14 Uhr
Klaus Fischer

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